[Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer

  • "Ich denke nicht. Wenn ich es richtig aus der Acta in Erinnerung habe, wie gesagt, ich müsste es noch mal überprüfen, dann wurde er zur Legio I versetzt und das ist wohl eher eine Art Anerkennung seiner Dienste." Dann jedoch schüttelte er seufzend den Kopf. "Loki, ob es Dir passt oder nicht, aber Du lebst hier, arbeitest hier, isst und schläfst hier. Auch wenn wir im Imperium sind, haben wir unsere Wurzeln noch lange nicht vergessen und somit, auch wenn Du es nicht so siehst, bist Du längst ein Teil des Haushaltes, der Familie."

  • Loki zog die Lippen schmal als er die Worte Valentins hörte... und schüttelte sachte mit dem Kopf...


    "Herr, ich danke euch für eure Großzügigkeit... aber... meine Familie ist tot, oder? Ich stehe immernoch alleine in dieser Welt..."

  • Als er Lokis Worte hörte, verengten sich einen Moment nachdenklich seine Augen und Trauer war darin zu lesen, dachte er doch an Alrun und Leif. Ein unbewusster aber schwerer Seufzer entrang sich seinen Lippen, ehe er Loki wieder freundlich wie zuvor ansah und ihn fragte: "Denkst Du manchmal an sie? Hast Du das Gefühl, dass sie irgendwie noch bei Dir sind? Und sei es nur in Deinem Herzen und Deinen Gedanken?" Er erhob sich und ging zum Fenster, sah einen Moment hinaus und drehte sich ihm wieder zu. "Ich kann Dir nachfühlen, wie Du Dich fühlst. Auch ich habe Verluste erlitten. Verluste, die mir das Gefühl gaben, alleine in dieser Welt zu stehen. Mit dem Unterschied, dass ich noch Cousins und Cousinen habe, die mir die direkte Familie irgendwie ersetzen." Er sah Loki offen an. "Erlaube uns, erlaube mir, Dir das Gefühl zu geben wieder ein Teil von einer Gemeinschaft zu sein, eben ein Teil dieser Familie, dieser Sippengemeinschaft. Ein Teil der Gefolgschaft!"

  • Jetzt setzte Loki sich und blickte leer gegen den Tisch...


    "Ich weiss nicht... es ist nicht eure Familie, Herr, ich habe zeitweilig das Gefühl von Geborgenheit und Anerkennung, ihr habt einen Clan auf den man stolz sein kann... doch...", er stockte," es sind nicht die Menschen, die mir mein Leben schwer machen... es sind die Götter... sie kamen in Gestalt von Menschen, die ich einmal meine Freunde nannte, und sie brachten meine Familie um... wie soll ich wissen ob meine Familie in Hel ist, oder einfach nur weg? Die Römer, sie glauben auch an andere Götter, und die Christen wiederrum glauben nur an einen Gott... woher soll ich denn noch wissen was mit meiner Familie ist, wenn jeder etwas anderes erzählt, und diejenigen, denen ich bisher vertraute für den Mord an meiner Familie verantwortlich sind?"

  • Lange dachte er über diese Worte nach und glaubte zu wissen, was Loki meinte. Deshalb sah er ihn ernst an und meinte freundlich: "Horch in Dich hinein: Was sagt Dein Herz? Frag es nicht nach dem Glauben nach den Göttern, sondern frag Dich einfach, was es allgemein sagt. Und horche auf alles," lächelte er aufmunternd.

  • Loki schüttelte verzweifelt mit dem Kopf...


    "Irgendwas in mir schreit danach die Götter jeglichem Einflusses auf die Menschen zu berauben... also... wir treffen unsere eigenen Entscheidungen, oder nicht? Das Wetter ist immer wieder mal mies, auch ohne dass eine Opferung schief lief... die Römer haben das Land unserer Brüder besetzt auch ohne dass Dhonar eingriff... und meine Familie wurde ermordet, ohne dass dieser.... dieser.... Christus dafür sorgte dass er ins Himmelreich auffuhr... und erst meine Familie... ich glaube nichtmehr daran, Herr... ich kann es nichtmehr..."

  • Er stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Es ist gut, Loki, es ist gut," sagte er beruhigend. Er drückte sanft zu und sprach dann weiter. "Ich verstehe Deinen Zorn und Deine Verzweiflung. Als ich meinen Bruder und meine Schwester verloren hatte und damit jeden mir noch direkten Verwandten, habe ich gezweifelt, gehadert, verflucht," und mich tagelang mit Alkohol zugeschüttet, fügte er in Gedanken hinzu. "Ich weiss nicht, ob ich meinen Glauben verloren hatte oder nur verdrängt, auf alle Fälle habe ich ihn irgendwann wieder gehabt. Ich kann Dir nicht garantieren, dass Du ihn wiederfinden wirst, aber ich kann Dir hier und in diesem Haushalt, und Dir als Mitglied dessen, zuminest Halt und eben, wie Du es sagtest Geborgenheit und Anerkennung bieten, womit Du vielleicht eine wichtige Grundlage hast, worauf auch immer es am Ende hinauslaufen wird."

  • Loki fühlte die Hand auf seiner Schulter und fühlte sich irgendwie erleichtert.. er hatte den Tod seiner Familie durch die Menschen, die einmal seine Freunde gewesen waren vollkommen verdrängt, er dachte nurnoch an die Ungerechtigkeit des Lebens und die Tatsache dass so etwas zugelassen wurde,... und dann waren da die Duccier, ein aufrichtiger Clan, zwar etwas verrückt, aber bodenständig, und zudem mit dem Denken seiner Heimat vertraut, und gleichzeitig genauso geprägt... ihm wurde klar dass er wahnwitziges Glück hatte, im riesigen Reich gerade an diesen Clan geraten zu sein...


    "Ich danke euch, Herr, ich glaube ich werde noch eine Weile mit meinem Schicksal hadern,... ich danke euch für alles..."


    Er hatte das Gefühl weinen zu wollen, einfach loszulassen... aber da kam nichts... die Blockade in seinem inneren war zu stark...

  • Sim-Off:

    verrückt -.^ :D :P


    "Du musst mir nicht danken," erwiederte er aufrichtig und lächelte. "Wenn ich helfen kann, tu ich es gerne und Du kannst jederzeit zu mir kommen, mit was auch immer," sagte er. "Lass es mich so ausdrücken," schmunzelte er. "Ob Du es willst oder nicht, Du bist längst irgendwie hier integriert." Er lehnte sich gegen die Tischkante. "Was meinst Du? Einen Schluck Met? Und wenn Du willst, so höre ich Dir gerne weiter zu. Ich habe Zeit."

  • Er zögerte einen langen Moment, er war sich nicht sicher ob er dazu bereit war sein komplettes Seelenleben auszubreiten... schließlich kam er zu dem Schluss dass es noch nicht so weit war, zwar war Valentin ohne Frage ein Mann dem man vertrauen konnte, und er hatte zusammen mit Ancius dafür gesorgt dass Loki auch eine Zukunft im römischen Reich bekam, aber irgendwie musste er selber noch ein paar Entscheidungen treffen, bevor er mit seinen Gedanken zu jemand anderem kam...


    "Herr, mit Verlaub, aber ich glaube nicht dass ich soweit bin, ich muss selber eigene Entscheidungen treffen. Aber ich hätte andere Fragen... zum Reich... zu den Römern..."

  • Er schluckte einmal kräftig um Platz für seine folgende Rede zu schaffen...


    "Ich merke immer wieder, wenn ich in der Stadt bin, dass die Leute hier eindeutige Unterschiede zwischen den Menschen machen, zwischen Sklaven und Freien, zwischen Römern und Germanen, zwischen Soldaten und Zivilisten... und auch zwischen Bürgern und... Pärä... Prä... Prägrinusä? Wie machen die Römer das alles fest? Von Syrus hörte ich dass das ganze Land von Gesetzen überzogen sind, und dass man mit Freien machen könnte was man will, und mit Bürgern nicht... und das alles ist irgendwie fest... aber ich weiss nicht wie... was bin ich? Bin ich frei? Unfrei? Ein Bürger oder ein Päräkrinas? Was seid ihr? Und wie wurdet ihr das?"

  • Gute Fragen, eindeutig und er ließ sich etwas Zeit mit der Antwort um ihm die Fragen auch richtig zu beantworten. "Zunächst, Du bist ein freier Mensch, aber Du hast "nur" den Status eines Peregrinus, da Du nicht das römische Bürgerrecht besitzt. Dies schränkt Dich in einigen Dingen ein, ist aber in den seltensten Fällen ein Hinderniss, denn viele Leute sind Peregrini, besonders in den Provinzen. Ich bin ein Bürger, was bedeutet, dass ich das römische Bürgerrecht besitze. Aber das war nicht immer so und ist erst seit dem Tag so, seit dem mein Vater es erlangte und dadurch auf die ganze Sippe es übertrug. Mein Vater hatte das Glück oder Pech, man mag es sehen, wie man will, dass er einem reichen und einflußreichen Mann das Leben rettete und er dadurch die Fürsprache von ihm erlangte und dadurch dann das Bürgerrecht." Er machte eine kleine Pause und nickte. "Es stimmt, Rom, das Imperium ist gesät mit Gesetzen und es ist manchmal schwer den Überblick zu behalten. Ich kann ganz offen sagen, dass ich wahrscheinlich nicht mal die Hälfte kenne und immer auch noch Neue hinzubekomme. Aber die Wichtigsten werde ich wohl schon wissen," schmunzelte er. "Wenn Du jemals das Bürgerrecht erlangen willst, gibt es verschiedene Möglichkeiten dies zu tun. Eine ist, Du dienst in Classis oder Ala, verpflichtest Dich dort für viele Jahre zum Dienst und erlangst es am Dienstende. Eine weitere ist, dass Du einen einflußreichen Fürsprecher hast, der an den richtigen Stellen für Dich den Leumund macht. Und dann gibt es noch die dritte Möglichkeit, die bedeuten würde, dass Du eine Familie findest, die Dich durch Adoption aufnimmt und dadurch zu einem Bürger macht. Mein Vater hatte die zweite Möglichkeit. Er hatte eigentlich nie vor Bürger zu werden, aber er wollte seinen Kindern Möglichkeiten auftun und nahm es letztlich doch an."

  • Loki überlegte einen Moment,...


    "Was für Einschränken muss ich hinnehmen? Muss ich als Peregrinus vor jedem römischen Soldaten niederknien? Ihre Götter anbeten? Ich habe da gewisse Skrupel, immerhin ist dies hier immernoch Germanien, oder nicht?"


    Dann fiel ihm Diantha ein...


    "Was ist mit Diantha? Sie ist eine Sklaven in diesem Haus..."

  • "Du hast die Einschränkung, dass Du zum Beispiel nicht einfach in der Legion dienen kannst, Du kannst nur in Auxilien dienen. Vor jedem Soldaten niederknien? Nein, das nicht, aber gewisser Respekt muss da sein, aber den musst Du auch als Bürger haben. Allerdings ist die Rechtsprechung zum Beispiel schärfer für Peregrini. Wenn Du jemanden bestielst, wirst Du als Peregrinus mehr Probleme bekommen, als wenn Du es als Bürger tun wirst." Als er Diantha erwähnte, nickte er. "Es ist richtig, Diantha ist von rechtswegen her eine Sklavin, von römischen Recht her. Selbst von germanischem Recht her ist sie eine Unfreie. Aber niemand in dieser Familie sieht sie als solche an und sie ist ein Mitglied dieses Haushaltes. Offiziell wird sie auch nicht als Sklavin vorgestellt. Da wir hier fast nur Angestellte haben, geht auch keiner davon aus, denke ich." Und es gibt einen hier, der sieht alles andere in ihr, aber sicher keine Sklavin, dachte er innerlich schmunzelnd.

  • Loki beugte sich vor und bettete sein bärtiges Kinn auf seine Hände... dass er jemanden bestahl stand wohl vollkommen ausser Frage, aber der Status eines Bürgers schien wohl eindeutige Vorteile zu haben... andererseits verspürte er im Moment kaum Lust die Casa zu verlassen, er hatte sich hier gerade erst eingelebt, und die Duccier lagen ihm irgendwie am Herzen... der Gedanke irgendwo adoptiert zu werden war ihm sofort zuwider... nach dem Verlust seiner Familie verspürte er irgendwie das Verlangen dieser treu zu bleiben... und Fürsprecher? Wen kannte er denn schon, ausser den Ducciern? Niemanden... also würde er sich für's erste mit seinem Status als Peregrinus abfinden müssen...


    "Warum... warum lasst ihr Diantha nicht einfach frei?", meinte Loki schließlich, ihm kam es irgendwie nicht in den Sinn dass die Duccier sich Sklaven hielten, sonst aber relativ vorbildliche Mitmenschen symbolisierten...

  • Schweigend wartete er auf eine Reaktion und lächelte dann leicht, als er ihm diese Frage stellte. "Vor einiger Zeit ist Farold nach Rom aufgebrochen, dorthin sollte Diantha ihn begleiten, ehe sie dann krank wurde. Er hatte mich gebeten sie, wenn sie es wollte, frei zu lassen, was man dort vor einem entsprechenden Praetor bestätigen muss, damit es offiziell ist." Er hielt kurz inne. "Es gibt auch noch andere Wege, aber dieser war in dem Moment der wohl Einfachste, weil es auf dem Weg war. Ich weiss nicht, ob er mit ihr darüber sprach und ob sie sich entschieden hat, das wollte und will ich beiden selber überlassen. Ich weiss nur, dass ich in ihr nichts Anderes sehe wie in Lanthilta oder Marga oder all den Anderen. Naja, gut," ginste er. "Vielleicht doch was Anderes wie Marga."

  • Loki nickte, es war natürlich nicht seine Angelegenheit, Valentin konnte schließlich selbst entscheiden was mit seinen Angestellten zu tun war...


    Ihm fielen keine weiteren Fragen mehr ein, also erhob er sich aus seinem Stuhl und dankte Valentin für das Gespräch...


    Als er vor der Tür stand drehte er sich noch einmal um, ihm war etwas eingefallen...


    "Ich habe, wie ihr sicherlich merkt, mehrere Behälter hinter der Küche aufgestellt...", er machte eine Pause,"ich bin gerade Met am gären... und er dürfte bald fertig sein... ich wollte mich bei eurer Familie und bei den Menschen die hier leben dafür bedanken dass sie mich aufgenommen haben... mein Problem dabei ist nur: ich kann nicht wirklich gut kochen, und wenn ich das Essen mache könnte das als feindlicher Akt verstanden werden..."

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