[Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer

  • "Herr Witjon", sagte Albin gelangweilt, nachdem er angeklopft hatte und hereingebeten worden war. "Ein gewisser Wolfram hat einen Brief von einem gewissen Asius abgegeben." Womit er den Brief auf den Schreibtisch legte und sich zum gehen wandte. Albin brummte ein deklaratorisches "Habe dann noch zu tun" und verließ den Raum wieder.



    Procurator Civitatium
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Ducia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve Numerius Duccius Marsus,


    Ich schreibe dir aus dem Flottenstützpunkt der classis Misenensis in Misenum um mein plötzliches Verschwinden zu erklären. Ich habe mich wie du weißt zum Magister Vici wählen lassen. Mein Ziel war es, eine kleine Karriere in der Stadtverwaltung zu beginnen. Leider ist mir dabei ein Fehler unterlaufen, genau genommen sogar zwei. Ich habe bei der Anmeldung im Büro des Duumvir beim Scriba Pacatus nicht angegeben, dass ich den Cursus Res Vulgares nicht abgelegt habe. Ohne diese Ausbildung darf ich meines Wissens gar nicht zur Wahl antreten, was mir damals nicht klar war. Ich befürchte also, dass meine Wahl, aufgrund dieses formellen Fehlers ungültig ist. Darüber hinaus habe ich erfahren, dass man ohne diesen Kurs selbst gar nicht stimmberechtigt ist. Zum Wahltermin wusste ich das nicht, und habe daher damals meine Stimme abgegeben. Um allen Beteiligten, also dem Scriba, den Wahlhelfern, dir Patron, dem Duumvir und letztlich mir Unannehmlichkeiten zu ersparen, dachte ich, dass es besser sei Mogontiacum zu verlassen. Ein öffentlicher Skandal bleibt der Stadt so erspart.
    Ich beabsichtig der Flotte in Misenum beizutreten, um dann eines Tages ehrenvoll nach Mogontiacum zurückzukehren.
    Ich weiss natürlich, dass du unter diesen Umständen kein Interesse daran haben kannst, weiter mein Patron zu sein.
    Vale,


    Asius
    ~~Magister Vici Mogontiacum~~
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  • Witjon nahm das Schreiben wortlos nickend entgegen, wunderte sich allerdings innerlich sehr, von Asius zu hören. Seine Verwunderung wurde immer größer, je näher er dem Ende des Briefes kam. Zum Schluss zeichnete völliges Unverständnis Witjons Blick aus. Was war das denn für ein Murks? Witjon zweifelte in diesem Moment stark an der Richtigkeit der Entscheidung, diesen Mann zum Klienten zu nehmen. Er las den Brief noch einmal, wodurch sich seine Verwunderung langsam in Ärger wandelte. Asius hatte offensichtlich nichts verstanden. Und dazu: Wo hatte er überhaupt diese Informationen über eine angebliche Falschheit der Wahl her? Alles Quark, entschied Witjon und erhob sich. Er musste ein Wörtchen mit dem Duumvir wechseln.

  • Witjon hörte bedächtig zu und versuchte sich die einzelnen Punkte halbwegs zu merken. Pacatus hatte sich schon so seine Gedanken gemacht, aber offenbar auch noch nicht allzu konkret. Und ausgerechnet Witjon sollte jetzt seinen Senf dazu geben?


    "Also, das 'ob' kann ich schonmal bejahen. Ich halte es für wichtig, dass wir langsam mal einen Rahmen bekommen für die groben Abläufe und Regeln des Marktes. Die Frage des 'wie' ist dagegen eine andere. Da kommt es eben darauf an, ob und aus welchem Grund die eine Handwerks- oder Kaufmannsgruppe gegenüber einer anderen benachteiligt oder bevorteilt wird. Und das wird passieren, das hat man schon an von dir genanntem Krach gesehen. Ich kann dir also sagen: Eine Marktordnung ist auch in meinem Sinne. Nur: Wie viel Ordnung ich will, das werden wir an den einzelnen Punkten feststellen müssen, denke ich."

  • Pacatus ließ sich den Kram durch den Kopf gehen, den er letzthin in dem Protokoll über den Töpferhickhack gelesen hatte. Es war ein Haufen Zeug, aber an irgendeinem verdammten Zipfel musste man ja anfangen.


    "Wenn ich mir's so ansehe, haben wir drei Gruppen von Händlern. Einmal die, die irgendwas herstellen und in ihrem Laden verkaufen. Sofern die ihr Zeug wirklich nur im Laden verkaufen, erscheinen sie gar nicht auf dem Markt. Die würde ich erst mal beiseite lassen. Dann die Händler, die aus den verschiedenen Vici der Civitas kommen. Für die ist Mogontiacum der zentrale Markt, um ihren Kram unter die Leute zu bringen. Und letztens diejejenigen, die von weiter her kommen und meistens Waren anbieten, die in Mogontiacum nicht hergestellt werden. Wenn man jetzt über eine Marktzulassung nachdenkt, dann würde ich bei den letzten beiden Gruppen keine Einschränkungen machen. Wer seinen Kram im eigenen Laden verkaufen kann, sollte dagegen nicht auf dem Markt erscheinen. Was hältst Du davon?"

  • Das Gesagte musste Witjon kurz sortieren. Ladenverkäufer, Vicihändler, Kaufleute. Er kaute einen Moment auf seiner Unterlippe herum, wobei ihn die Barthaare an der Oberlippe kratzten.


    "Ladenbesitzer sollen gar keine Möglichkeit haben, den Markt zu nutzen? Hmm...grundsätzlich wäre das jedenfalls günstig für diejenigen, die keinen festen Verkaufsplatz haben. Ich denke, man kann da schonmal unter den Vicani und fahrenden Händlern über eine gewisse Kontingentierung nachdenken. Vielleicht mit einem kleinen Vorteil für die Vicani. Und die Ladenbesitzer...für die sollte es zumindest teurere Standgebühren geben und vielleicht die Notwendigkeit einer Erlaubniserteilung durch den Aedil für einen Marktstand. Jedenfalls klingt dein Vorschlag schonmal nach einer sinnvollen Differenzierung."

  • Pacatus nickte und kramte eine Tabuls aus seiner Tasche.


    "Ja, das werd ich mir schon mal notieren". Er kritzelte einiges in das Wachs, legte die Tabula auf den Tisch und fuhr fort: "Der damalige Magister Vici hatte seinerzeit im Ordo gefordert, dass die Händler aus den Vici außerhalb der Mauern von Mogontiacum nur an Markttagen ihre Waren verkaufen dürften. Ich denke, dass die Vicani der Civitas an allen Tagen ein Recht auf Handel haben sollten. Aber wie verhält es sich mit den Bauern? In Italia verkaufen die normalerweise nur aun den Markttagen. Wie wird das hier gemacht? Und: Wie ist es mit dem Viehmarkt? Sollte der auf dem Forum stattfinden oder woanders?"

  • Witjon wartete geduldig, während Pacatus schonmal die ersten Vorschläge notierte. Der Scriba wirkte fleißig, vielleicht konnte aus dem nochmal etwas werden. Wobei der fade Beigeschmack der jüngst verlorenen Wahl zum Magister Vici noch nicht gänzlich verflogen war. Mal sehen, ob es diesmal besser klappte. Müsste der Mann nicht schon längst tief im Wahlkampf stecken?


    "Lucius Petronius Crispus", präzisierte Witjon sofort, als von dessen Antrag die Rede war. "Was die Vicani angeht, bin ich deiner Meinung, denke ich. Bei den Bauern allerdings bin ich mir nicht so sicher. Man könnte ihnen vielleicht ein Verkaufsrecht in den Vici belassen. Wobei dann die Markttage irgendwie ihren Sinn verlören." Er kratzte sich unentschlossen am Kinn. "Den Ort des Viehmarktes könnte man von dessen Umfang abhängig machen. In Rom gibt es doch auch ein gesondertes Forum für den Viehmarkt, oder? Vielleicht würde sich eine Fläche vor der Palisade des Vicus Appollinensis anbieten, wenn das Forum zu klein wird. Falls es zu klein sein sollte."

  • Pacatus schob die Unterlippe hervor und wiegte den Kopf. "Nee, die Marktfläche ist groß genug. Da hat auch ein Viehmarkt noch Platz. Aber es gibt da ein paar feine Damen, die darüber die Nase rümpfen, wenn sie drei Stände weiter an den neuesten Parfümfläschlein aus Massilia schnuppern müssen. Und die beschweren sich dann bei ihrem Ehegatten, der womöglich zufällig im Ordo Decurionum sitzt".


    Pacatus überlegte nochmal. Das mit den Markttagen hing ja mit dem Viehmarkt zusammen. Irgendwie musste man damit klarkommen. "Vielleicht fällt mir da noch was dazu ein. Ich meine, wie man feine Damen auf der einen Seite und Schweine und Kühe auf der anderen Seite etwas mehr auseinander halten kann. Jedenfalls würde ich an den den Markttagen für die Bauern festhalten wollen".


    Er notierte sich einiges auf seiner Wachstafel, schaute noch auf eine andere, dann sagte er: "Das wär's eigentlich schon von meiner Seite. Ich hab meine Punkte durch. Hast Du noch was, von dem Du meinst, dass es unbedingt in eine Marktordnung rein muss?"

  • Nicht viele Tage war es her, seit Marcus Petronius Crispus und Numerius Duccius Marsus über den Muntschatz für jenes Nichte Petronia Octavena verhandelt hatten. Nun war der Tag gekommen, an dem der Onkel und der künftige Bräutigam die Verlobung - und insbesondere auch die ausgehandelte Mitgift - schriftlich festmachen wollten.


    Im Arbeitszimmer der Casa Duccia waren fünf Stühle hergerichtet worden. Für Witjon und seinen Sohn Audaod, der eine solche Vertragsaufsetzung einmal miterlebt haben sollte, wie Witjon fand. Und für Marcus Petronius und, falls dieser mitkommen würde, für dessen Sohn. Ebenso war natürlich ein Platz für Octavena reserviert. Sollten die Petronier einen Sekretär mitbringen, so würde dieser ein Schreibpult vorfinden, an dem er Aufzeichnungen tätigen könnte. Dabei gab es Süßkram als Nervennahrung und natürlich Wohltätigkeiten in Flüssigform.


    Als die Petronier angekommen waren, ging man bald zur Vertragsaufsetzung über. Das dauerte seine Zeit. Die Rahmenbedingungen wurden größtenteils nach einem üblichen Standardformular gestaltet. Was die Einzelheiten des Muntschatzes anging, wurde es dann nochmal kurz spannend, denn die hatte Witjon sich am Abend bei den Petroniern damals nicht aufgeschrieben, sondern nur im Kopf behalten. Er fürchtete kurz sich falsch zu erinnern, was jedoch glücklicherweise nicht der Fall war. So wurde noch einmal folgendes festgelegt und dann auch in Schriftform abgefasst.


    Der Muntschatz würde umfassen: Ein Pferd aus dem duccischen Gestüt, drei Lagen Werkzeug, eine Lage Feinkeramik, drei Säcke Saatgut nach Wahl von Marcus Petronius Crispus, drei Kaninchenpelze, einen Fuchspelz, acht Fuhren Wolle und einen Pokal aus gänzlich durchsichtigem karthagischen Glas.
    Der Tag der Verlobung würde dem Eheregister in Rom als der ANTE DIEM VIII KAL IUL DCCCLXIII A.U.C. (24.6.2013/110 n.Chr.) angezeigt werden.


    All dies wurde schließlich vom duccischen Sippenoberhaupt und vom petronischen Pontifex besiegelt - per Wachsaufdruck und per Handschlag - und anschließend noch bei einem guten Essen und einem guten Tropf Wein gefeiert.

  • Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    Pacatus schob die Unterlippe hervor und wiegte den Kopf. "Nee, die Marktfläche ist groß genug. Da hat auch ein Viehmarkt noch Platz. Aber es gibt da ein paar feine Damen, die darüber die Nase rümpfen, wenn sie drei Stände weiter an den neuesten Parfümfläschlein aus Massilia schnuppern müssen. Und die beschweren sich dann bei ihrem Ehegatten, der womöglich zufällig im Ordo Decurionum sitzt".


    Pacatus überlegte nochmal. Das mit den Markttagen hing ja mit dem Viehmarkt zusammen. Irgendwie musste man damit klarkommen. "Vielleicht fällt mir da noch was dazu ein. Ich meine, wie man feine Damen auf der einen Seite und Schweine und Kühe auf der anderen Seite etwas mehr auseinander halten kann. Jedenfalls würde ich an den den Markttagen für die Bauern festhalten wollen".


    Er notierte sich einiges auf seiner Wachstafel, schaute noch auf eine andere, dann sagte er: "Das wär's eigentlich schon von meiner Seite. Ich hab meine Punkte durch. Hast Du noch was, von dem Du meinst, dass es unbedingt in eine Marktordnung rein muss?"


    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    Pacatus wartete einen Augenblick. Nein, da war nichts mehr.


    "Duccius Marsus, ich danke Dir für Deine Geduld mit mir. Du hast mir wertvolle Hinweise gegeben. Vale".


    "Womöglich", schmunzelte Witjon über Pacatus' Überlegungen zu gewissen feinen Damen und ihren decurionischen Ehegatten. Dass der Viehmarkt seiner Einschätzung nach platztechnisch jedenfalls gleichzeitig mit dem normalen Markt auf dem Forum stattfinden könnte, war dabei nicht zu vernachlässigen. Vielleicht gab es ja später noch die eine oder andere Diskussion über diese Sache, bei der dieser Fakt genutzt werden konnte.


    Auf Pacatus' Frage hin dachte Witjon dann einen Augenblick zu lange nach, denn dieser lieferte sich schließlich selbst die Antwort, die auch Witjon sich gerade überlegt hatte. "Nein, du hast recht. Ich habe erstmal nichts mehr. Es war mir eine Freude, dir helfen zu können. Vale, Matinius." Er begleitete den Mann noch zur Tür und ließ ihn dann von Albin der Höflichkeit gemäß zur Haustür bringen. Den Mann würde er definitiv nochmal wieder sehen, davon war Witjon überzeugt.

  • An einem verregneten Novembertag setzte Witjon sich nachmittags an seinen Schreibtisch und arbeitete liegen gebliebene Post ab, die es zu beantworten galt. Besonders an seinen Vetter Alrik schrieb er einen langen Brief. Letzten Endes stellte Witjon an diesem Tag drei Briefe fertig, die er nach Rom schicken wollte.


    Eheregistratur
    Regia des Cultus Deorum | Roma


    Numerius Duccius Marsus s. d.


    Ich, Numerius Duccius Marsus, gebe hiermit meine Vermählung mit Petronia Octavena bekannt und bitte darob um folgende Eintragung.


    Sponsalia:
    ANTE DIEM VIII KAL IUL DCCCLXIII A.U.C. (24.6.2013/110 n.Chr.)


    Nuptiae (per usum, sine manu):
    ANTE DIEM III NON IUL DCCCLXIII A.U.C. (5.7.2013/110 n.Chr.)



    Vale



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    Casa Duccia| Mogontiacum | Germania Sup.


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    Centurio Coh. Urb.
    Lucius Duccius Ferox
    Castra Praetoria | Roma


    Heilsa Hadamar,


    meinen Glückwunsch zu deiner Beförderung. Ich bin stolz darauf, dass du es bis in die Offiziersriege geschafft hast. Sönke ist noch nicht hier eingetroffen, deshalb freut es mich und die anderen umso mehr dies von dir persönlich zu erfahren.


    Und was wir da lesen! Hadamar, leiste dir von deinem Lohn einen Magister!


    Abseits davon danke ich Teiwaz, dass du diesen Krieg überlebt hast. Es betrübt mich zwar, dich nicht so bald wieder in Mogontiacum begrüßen zu dürfen, aber diese Chance wirst du selbstverständlich nicht verstreichen lassen. Mach dich in Rom verdient und kehre in Ehren nach Hause zurück, dann sorgen wir dafür, dass du hier noch einiges erreichen kannst. Falls du noch höher hinaus willst.


    Pass in Rom gut auf dich auf und schreibe demnächst öfter, vielleicht auch einfach als Übung? Alles Gute!



    Til ars ok frisar,



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    Casa Duccia| Mogontiacum | Germania Sup.


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    Senator
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia | Collis Esquilinus | Roma



    Heilsa Alrik,


    Dagmar und die Kinder sind gesund und munter hier angekommen und haben sich bereits gut eingelebt. Ich bin sehr froh, sie wieder hier zu haben und glaube, dass es ihr auch gut tut endlich wieder in ihrer Heimat zu leben. Danke, dass du ihr das ermöglichen konntest.


    Meine Vermählung mit Petronia Octavena ist jetzt endgültig vollzogen. Ihr Onkel ist derzeit im Rahmen einer Gesandtschaft nach Rom unterwegs. Es geht um die Genehmigung einer Lex Municipalis für Mogontiacum. Wenn möglich, kümmere dich darum, dass die Gesandten gut unterkommen. Vielleicht ist es dir ja möglich deine Kontakte am Kaiserhof spielen zu lassen, um ihnen Vorteile zu sichern?


    Hadamar schrieb mir übrigens. Wenn man das 'schreiben' nennen kann. Ich habe ihm empfohlen mal einen Magister zu engagieren, um sich angemessen ausbilden zu lassen. Schau dem Kerl mal auf die Finger, soweit es dir möglich ist. Und vielleicht findet sich ja eine geeignete Heiratspartie für den Burschen?


    Um schließlich auf deine wohl brennendste Frage zu kommen:
    Die Sippe wird dir deinen Werdegang auch weiterhin finanzieren, selbst bis zum Konsulat. Aber du sagst es selbst, das wird nicht günstig. Finde deshalb möglichst schnell Möglichkeiten für lukrative Geschäfte. Rufe dem Kaiser in Erinnerung, dass ich Hoflieferant des Ulpius Valerianus war. Vielleicht lässt sich daraus wieder vermehrt Profit schlagen. Und höre dich unter deinen Mitsenatoren um, wer Besitzungen oder Werkstätten in Germania sein Eigen nennt. Womöglich lassen sich in Rom sogar bessere Geschäftskontakte knüpfen als mir das hier möglich ist.


    Aber, Alrik, lass dir eins gesagt sein: Unsere Truhen sind keine dacische Goldmine. Dies kann nicht ewig deine einzige Finanzquelle sein. Womöglich solltest du auch einmal deinen Patron oder geneigte Gönner in Rom um Unterstützung ersuchen. Ich hoffe doch, dass du dir dort viele Verbündete Kriegsteilnehmer warmgehalten hast.


    Solltest du auf dieser Basis letztlich deinen Weg zurück in die Provinz finden, so bin ich sicher dass du wissen wirst wie du die Hilfe deiner Sippe vergelten kannst.



    Til ars ok frisar,



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    Casa Duccia| Mogontiacum | Germania Sup.


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  • Lustlos, aber seine Pflicht tuend tauchte Sönke ein paar Tage nach der 'Einladung' in der Casa Duccia auf um seinen Patron und den Anführer ihrer Gemeinschaft Rede und Antwort zu stehen. Seit der Rückkehr der Legio² war einige Zeit vergangen und er hatte sich bisher nur bei seinen Eltern gezeigt, nicht aber bei den Duccii selbst gemeldet.


    "Witjon." , grüßte er das Sippenoberhaupt als er zur verabredeten Zeit in das Arbeitszimmer eintrat, nur in die übliche Soldatentunika gekleidet, da er seinen wollenen Wintermantel unten in der Halle gelassen hatte, "Du wolltest mich sehen."

  • Witjon trug heute ganz lässig und absolut unrömisch Hose und Hemd. Es zog ein bisschen im Arbeitszimmer, weshalb er ein Kohlebecken neben dem Schreibtisch stehen hatte und einen Umhang trug. So gab er Sönke dann auch eine eiskalte Hand zum Gruß.


    "Heilsa Sönke. Schön, dass du kommen konntest! Lass mich dich noch einmal herzlich willkommen zurück heißen." Er bot seinem Klienten einen Stuhl und einen Becher heißen Würzwein an. "Ich bin sehr erleichtert, dass du keine Verwundung davongetragen hast." Zumindest keine dauerhaft sichtbare, dachte er bei sich. "Meine Opfer und Bitten an Teiwaz wurden erhört."


    Er rieb sich die Hände und fragte daraufhin: "Freust du dich wieder in Mogontiacum zu sein? Du hast nichts von dir hören lassen seit deiner Rückkehr..." Der Ton, den Witjon dabei wählte ließ keinen Schluss zu auf Verärgerung oder Tadel. Vielmehr könnte man meinen, dass Witjon etwas enttäuscht war.

  • "Hmhmhja... danke." , murrte Sönke, der die gute Laune seines Patrons nicht ganz teilte, einfach weil er sich nicht im klaren darüber war, was er hier jetzt eigentlich sollte. Etwas unbehaglich ließ er sich also nieder und sich den heißen Würzwein reichen (etwas, das von seinem Legionärsgehalt vielleicht einmal im Monat drin war) und rutschte auf dem Stuhl in deutlicher Unruhe hin und her. Irgendwann war ihm klar, dass er irgendwas auf die Worte Witjons erwidern musste, und da Sönke nunmal alles andere als ein verbalakrobatisch begabter Mensch war, war dies wenig mehr als ein schlichtes: "Joa... danke für deine Unterstützung, Witjon."
    Warum hatte er nichts von sich hören lassen? Das war eine verdammt gute Frage... die Sönke sich nicht ein einziges Mal selbst gestellt hatte.
    "Nun, ich hatte zu tun... das Lager wieder herrichten, der Dienst und so..." , und vor allem: was sollte ich dir schon erzählen? Ich vegetiere seit Monaten im Lager herum und funktioniere vor allem wie ein Vollautomat?
    Dass Sönke seine Eltern besuchte oder mit seinen Kameraden die Kneipen und Lupanare der Stadt unsicher machte war irgendwie auch in diesem zugegebenermaßen ziemlich tumben Programmcode enthalten. Mehr aber auch nicht..

  • Unübersehbar wanderten Witjons eine Augenbraue - völlig unkontrollierbar in diesem Augenblick - in die Höhe, während ihre Nachbarbraue das Gegenteil tat. Der Blick, mit dem Sönke somit bedacht wurde, war fragend bis kritisch. Die Frage ob Sönke schon immer so wortkarg gewesen war, beantwortete Witjon sich sehr bald mit einem klaren Ja. Dass der Klient zu viel zu tun gehabt hatte, um seinen Patron aufzusuchen, ließ dieser schließlich gänzlich unkommentiert. Immerhin war Sönke jetzt hier.


    Und so wie sich dieses Gespräch gestaltete, würde Witjon seinem Klienten noch so einiges aus der Nase ziehen müssen, wenn er mehr über Sönkes Erlebnisse auf dem Feldzug erfahren wollte. Vorsichtig bohrte er also mal nach: "Und...würdest du mir von dem Feldzug erzählen? Ich versuche mir immer von eurem Einzug in Rom Vorstellungen zu machen. Wie ist die ewige Stadt?"

  • "Nunja... was soll ich da erzählen?", rieb Sönke sich ein wenig ratlos am Kopf, immerhin gab es viel und garnichts zu erzählen, wenn man so wollte, "Wir sind halt in den Süden gezogen. Über die Montes Alpes... da haben wir schlafende Steinriesen gesehen, so große hab ich noch nie gesehen. Die sind mit Sicherheit dreissigmal so hoch wie die bei uns hier... oder gar zwanzigmal. War ganz schön gefährlich, wir haben ein paar Männer da oben verloren. Dann waren wir in Italia, das war so ganz anders wie hier... viel weniger Wald, VIEL weniger. Und da wuchsen auch andere Dinge, andere Bäume und so, sehr seltsam. Naja, dann waren wir halt in Verona und haben uns mit den anderen Legionen getroffen... laut unseren Offizieren waren das... zwanzig... vierzig... auf jedenfall verdammt viele Männer. Bei Vicetia haben wir uns schließlich eingegraben und den Feind erwartet... und dann...." , stockte Sönke, als er sich der großen Mauer näherte die in seinem Geist um Vicetia herum errichtet worden war und die er tunlichst in Ruhe lassen würde, weshalb seine Erzählung einen dezenten Sprung machte: "Rom ist groß. Verdammt groß... ich habe noch nie eine größere Stadt gesehen. So große Gebäude... da waren welche, die waren dreimal oder viermal oder vielleicht auch zehnmal so groß wie die Regia des Legaten. Und gestunken hat es zum Himmel, als würden die Leute einfach auf die Straße kacken, unglaublich war das... und laut... wobei, als wir hinein sind war es erst ziemlich leise. Und ich hab den Usurpator gesehen... aber da war er schon tot." , und seinen Ring geklaut, der seitdem um seinen Hals baumelte, aber das musste er Witjon nicht sagen, sonst kam dieser noch auf die Idee er würde ihm gehören (was er muntrechtlich gesehen ja sogar tat).

  • "Mein Sohn, komm rein", bat Witjon seinen Sohn Audaod freundlich herein, als dieser klopfte und den Kopf zur Tür hereinstreckte. "Es gibt mal wieder lästige Arbeit", eröffnete Witjon das Gespräch und gebot seinem Sohn sich zu setzen. "Wir haben da einen von Eilas Betrieben, den sie - da fortgegangen - nicht mehr verwaltet." Beim Gedanken an den Weggang von Landos Schwester musste Witjon kurz schlucken.


    "Es geht um einen Schuster", kam er schließlich auf den Punkt, nachdem er aufkommende Erinnerungen abzuschütteln imstande war. "Du erinnerst dich, das Ladengeschäft lief noch eine zeitlang nach Eilas Weggang, musste dann aber dicht machen. Da die Ladenfläche aber größer ist als dein jetziges Lokal, solltest du die Chance nutzen und eine kleine Expansion vornehmen."


    Er warf Audaod einen prüfenden Blick zu. "Dein Schuster wirft doch keinen schlechten Gewinn ab, nicht wahr? Wie wäre es, wenn du einen Lehrling einstellst und für ein bisschen mehr Umsatz sorgst? Der Umzug würde dir auch einen besseren Standort einbringen..."

  • Audaod trat ein, setzte sich und hörte zu. Es ging um Eilas Schuster, aha. Audaod knibbelte ein bisschen an seinen Fingernägeln, während sein Vater ihm einen gar nicht so dummen Vorschlag machte.


    "Jap, der Laden läuft gut", bestätigte er daher erstmal die Vermutung seines Vater über den noch aktiven Schuster unter Audaods Leitung. "Klingt gut", kommentierte er daher Witjons Vorschlag. "Was muss ich tun?" An höherem Umsatz hatte er schließlich stets Interesse.

  • Witjon schmunzelte zufrieden. "Wunderbar. Du gehst zum Eigentümer des Hauses, in dem die Taberna frei ist und mietest sie an. Dann organisierst du einen zügigen Umzug und die Neueröffnung deines Schusters dort. Vergiss nicht die Kündigung des Mietvertrags deines alten Ladens."


    Er zückte nebenbei eine Wachstafel, auf der noch andere Dinge notiert waren. "Was den Lehrling angeht...mach einfach einen Aushang und lass deinen Schuster sich bei seinen Kumpanen umhören. Da findet sich schon ein fleißiger Bursche, der ein ordentliches Handwerk lernen will."


    Im Anschluss warf er einen Blick auf die soeben gezückte Wachstafel. "Achja, du kannst Rodrik ausrichten, wo er jetzt wieder hier ist, er wird bittesehr die momentan etwas stagnierende Schreinerei wieder auf Vordermann bringen und diesen Zusatzladen, den wir für unseren Goldschmied angemietet haben, mit Leben füllen."

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