[Centuria] Cohors II, Centuria IV

  • In der Unterkunft angekommen, schnappte sich Hadamar das Bündel mit der Ausrüstung, das auf seinem Bett lag. Noch unberührt, so wie er es bekommen hatte, hatte er doch keine Zeit gehabt bisher, sich damit zu beschäftigen. Er breitete die verschiedenen Sachen aus und begann, die Teile anzulegen. „Uhm. Sagen. Wiederholen.“ Er kratzte sich am Kopf und wich den Blicken der anderen aus. Konnte hier denn jeder lesen und schreiben? Bei ihm daheim konnten das die wenigsten. Betont gleichgültig zuckte er die Achseln. „Schreiben ist nicht meine Stärke. Hatte nie Lust, das richtig zu lernen.“ Er zog ein Teil zu sich, eine Armschiene, augenscheinlich, und hielt es sich probeweise an den Arm. „Das so? Mit was fängt man denn am besten an?“ fragte er.

  • "Deswegen fragte ich ob du dir besser etwas merken kannst wenn du es liest oder es vorgesagt bekommst und es dir dann merken musst. Die Lorica Segmentata besteht aus 34 verschiedenen Segmenten. Dazu kommen noch diverse Gelenke, eine wirklich gute Rüstung die allerdings tägliche Pflege braucht. Am einfachsten lässt sie sich zu zweit anlegen indem der eine steht und die Arme abstehen lässt und der andere nach und nach alles ... anbaut. Doch diesen Luxus hat man natürlich unterhalb der hohen Ränge nur selten und muss daher lernen wie es alleine geht. Das ganze dann natürlich auch noch recht schnell. Dazu hat mein Vater mir ein kleines Lied beigebracht... naja kein richtiges Lied aber so Verse halt der einem immer sagt was man machen soll und was als nächstes drann ist. Bevor wir aber soweit sind kommen wir erstmal zu dem was man drunter trägt. Zeig mal deine ausgegebenen Tuniken, wo hast du deinen Focale und wie sitzen deine Calligae?"

  • Zitat

    Original von Lucius Terentius Thyrsus
    Wenn du nicht zuhröst bekommst nicht nur du Ärger, sondern wir alle. Das läuft hier eben so, und ich hab keine Lust dass du am Ende dafür sorgst dass die ganze Cohorte darunter leiden muss.
    Thyrsus war nun wirklich sauer, der junge hatte weder Sinn für die Sache, noch Anstand, noch Ausdauer, noch sonst irgendeine Tugend die einen Römer ausmachte.


    In Ordnung. Nicht nur Spaßbremse, sondern auch noch empfindliche Spaßbremse. Hadamar runzelte leicht die Stirn. „Ist ja gut! State, ad dextram, ad sinistrem, so schwer ist das doch nun wirklich nicht. Dasselbe sag ich auf der Straße nem Fremden, wenn ich ihm beschreiben soll wie er irgendwohin kommt…“ Na gut, nicht jedem Fremden, aber jedem Römer. Eben jedem, der Latein bevorzugte.


    Kopfschüttelnd wandte Hadamar sich Corvinus zu. Da war die Sache mit der Rüstung und sie richtig anzulegen schon was ganz anderes. 34 Teile… die wollten erst mal sortiert werden. „Ein Lied?“ Er grinste flüchtig. „Kannst du mir das beibringen? Lässt sich dann wahrscheinlich leichter merken…“ Er zog die Klamotten hervor, die ihm gegeben worden waren, und zog sich rasch um – das immerhin war nicht allzu schwer, auch wenn es ungewohnt war für ihn, eine Tunika zu tragen. „Passt alles. Was kommt als nächstes?“

  • Corvinus prüfte kurz mit einem kritischem Blick die an Ferox ausgegebenen Kleidungsstücke.
    "Du musst dir immer eines merken, von deinem Sold werden die Kosten für deine Ausrüstung und Bekleidung abgezogen. Auch wenn man es nicht denken mag aber der größte Posten entfällt dabei immer auf die Tunika. Wenn du alle 2 Monate eine verschleißt ist das normal. Ist die Zeit länger ist es besser für dein Konto und weniger anders rum. Kannst du nähen? Falls nicht kann ich dir es in Grundzügen zeigen. Am besten behält man immer eine Tunika in Reserve, für große Antreten, wenn man mal das Lager verlässt und so weiter. Die anderen dann sollte man so lange tragen und flicken wie es eben geht.
    Wegen dem Lied, lesen kannst du aber schon oder? Ich werde es dir gleich vorsingen aber da es recht lang ist denke ich wird es mit einem mal vorsingen nicht drinn bleiben. Zumal wie ja wahrscheinlich nach jeder Zeile recht lange Pause machen müssen damit du das passende Teil finden und anlegen kannst. Bevor wir aber damit weitermachen ist noch wichtig das du dein Focale richtig bindest."

  • „Öh. In Ordnung...“ So ganz bewusst war ihm das nicht gewesen, dass die Ausrüstung und so vom Sold abgezogen wurde. Andererseits: er hatte bisher nie Sold bekommen. Oder Lohn. Oder sonst was. Ab und zu halt, als kleines Geschenk, wenn er irgendwas gut gemacht hatte oder so. Insofern passte das schon... dass er da überhaupt regelmäßig was bekam, war immer noch mehr als was er bisher gewohnt war. „Ja, nähen... kann ich schon.“ Nicht gern, nicht gut, aber es würde reichen. „Also das Zeug so sauber und ganz halten wie irgend möglich“, fasste er zusammen, „das sollte doch zu schaffen sein.“ Und dann... lesen. Schon wieder dieses leidige Thema. Hadamar hielt sich mit Mühe selbst davon ab, gequält das Gesicht zu verziehen. Half ja alles nichts, und scheinbar war es brauchbar hier. Also: musste er da wohl tatsächlich weiter üben. „Ja, ich kann's. Halt nur nicht so gut“, seufzte er. „Aber das wird schon. Focale, focale...“ Hadamar zog das Halstuch hervor. „Und das schlingt man sich nicht einfach um den Hals?“

  • "Ja ... nee, also alle bis auf eine normal sauber halten und so lange wie es geht tragen und immer wieder flicken. Nur eine immer so sauber halten als ob sie neu wäre und halt nur tragen wenn irgend ein großes Antreten ist. Aber halt auf keinen Fall zur Wache, zum Drill, zu den Übungsmärschen usw."


    "Gut muss ja auch nicht. Du sollst mir ja auch nicht vorlesen oder wem anders. Musst es halt nur selber begreifen. Dann besorg die ne tabula oder irgendwas wo ich es dir draufschreiben kann und dann schreib ich dir den Text auf."


    Corvinus nahm seinen Focale ab und öffnete den Knoten bis er das Tuch offen in der Hand hielt.
    "Nicht einfach nur umschlingen. Da müssen Knoten an die richtigen Stellen damit es eng anliegt, nicht verrutscht aber gleichzeitig nicht einengt."
    Corvinus fing Schritt für Schritt an seinen Focale wieder anzulegen
    "Siehst du so... so... und dann so... Gesehen?"

  • „Aaah in Ordnung“, machte Hadamar und nickte. Eine tiptop, die anderen... so gut wie halt möglich. „Mach ich... äh. Weißt du wo ich eine herkriegen kann?“ An seine Familie schreiben musste er ja auch noch, fiel ihm siedendheiß ein. Er beobachtete den anderen dabei, wie er das Halstuch aufmachte, und wiederholte danach jeden Schritt. Langsamer, ein wenig überlegend, aber es klappte. „So...“ Einmal rumschlingen. „Wie war das eigentlich mit den Briefen? Du...“ Ein Ende über das andere schlagen. „...hast doch vorhin gemeint, du könntest mir da...“ Durchstecken. „...auch helfen.“ Knoten. „Fertig.“

  • "Also entweder bei der Ausgabe wo du auch die anderen herhast oder auf dem Markt auf dem Forum. Wenn du das erste Mal Sold bekommen hast würde ich dir fast dazu raten die auf dem Forum eine gute zu kaufen. Oder meintest du ne tabula? Da kann ich dir erstmal eine leihen und du gibst mir dann eine wieder. Die müsste man auch auf dem Forum kaufen können."
    Corvinus drehte den einen Knoten noch ein Stück
    "So ist besser sonst kann er dir über das Halssegment rutschen und da nützt er ja nix!"


    "Wie meinst das mit dem helfen? Ich meinte das ich dir die Verse sagen kann und du kannst sie dir dann aufschreiben."


    Corvinus schien das Problem von Ferox nicht zu erfassen.

  • „In Ordnung...“ Hadamar kratzte sich am Kopf. „Dann werd ich mich da mal drum kümmern. So bald ich irgendwie Freizeit hab.“ Die Chance darauf schätzte er ziemlich gering ein, so wie das alles jetzt schon seinen Anfang nahm, aber gut... irgendwann am Abend vielleicht ging das.
    Corvinus rückte noch das Halstuch ein wenig zurecht, dann war das erledigt... und Hadamar griff nach dem nächsten Teil, dass der Helvetius ihm nannte, und versuchte es mit seiner Hilfe richtig anzulegen. Währenddessen korrigierte er den anderen, der ihn offenbar falsch verstanden hatte: „Nein, ich mein, ich müsste noch nen Brief schreiben... bevor ich ins Sacellum bin meintest du doch, das könnten wir nachher klären... Geht das hier irgendwo irgendwie? Oder muss ich da einen der älteren Soldaten fragen, ob sie den mitnehmen könnten in die Stadt?“

  • Corvinus machte ein wenig begeistertes Gesicht als Ferox ihn danach fragte ob er ihn beim schreiben eines Briefes helfen könne und antwortete:


    "Also wenn es um das reine schreiben geht kann ich dir helfen aber komm mir jetzt nicht damit das ich irgendwelche schönen Formulierungen oder so finden kann. Ich bin Soldat und kein Poet. Ne ordentliche Meldung kann ich dir schreiben aber nicht sowas wie schön doch dies ist und was man so in seiner Freitzeit hier macht oder sowas.
    Mitnehmen kann ich den Brief aber auch nicht da ich ja auch noch keinen Ausgang bekomme aber einer aus unserem Contubernium kann ihn bestimmt mitnehmen und wird das auch tun wenn du ihn fragst und vielleicht was dafür anbietest. Aber lass uns nun zurück zur Lorica kommen der Centurio wird ja nicht ewig warten."


    Corvinus legte nun ein gutes Tempo an und schon bald drehte sich jeder Satz um ein anderes Teil und wo es hingehörte und welches danach dran war.

  • „Schreiben?“ Hadamar zog die Brauen hoch. „Neineinein, das hast du falsch verstanden. Ich hab nur keine Ahnung, wie man hier wo nen Brief nach draußen kriegt... Grad weil wir Tirones nicht raus dürfen.“ So viel wusste er grade noch... aber er zuckte die Achseln und winkte ab. Corvinus wirkte so, als wüsste er alles, aber ganz schien das doch nicht zu stimmen. „Ich frag nachher einen von den Älteren. So. Lorica...“ Und Stück für Stück legte er mit Corvinus' Hilfe die Rüstung an, bis er schließlich fertig war und sie wieder nach draußen gehen konnten.

  • „Mmmh...“ Hadamar machte ein paar Schritte, bewegte die Arme ein wenig, bückte sich. „Sitzt, wackelt und hat Luft“, kommentierte er dann zufrieden. „Ist nur ein bisschen arg schwer, das Zeug... aber es passt. Danke für die Hilfe!“ Hadamar kratzte sich an der Nasenspitze. „Lass uns lieber zurück zum Campus gehen, sonst reißt uns der Centurio den Kopf ab. Das mit dem An- und Ablegen üb ich lieber später noch mal.“

  • "Wie wat schwer... da musste dir mal ein paar Muskeln zulegen dann trägt sich das wie eine Tunika", gab Corvinus gut gelaunt zurück und spannte kurz seinen Bizeps an.
    "Üben werden wie das sicherlich noch oft genug aber wir sollten es heute Abend auf jeden Fall noch ein paar Mal machen damit du morgen halbwegs schnell genug bist."


    Corvinus ging kurz zu seinem Schrank und stopfte sich noch ein Ei was er wohl vom Frühstück überbehalten hatte in den Mund und noch halb kauend sagte er.
    "Lass uns im Laufschritt zurück. Erstens holen wir dann ein bisschen Zeit auf, zweitens trainiert es dich gleich wegen dem Gewicht und drittens macht es nen guten Eindruck!"

  • „Jaja... wie ne Tunika... von wegen...“ Hadamar grinste, aber so ganz glauben konnte er es nicht. Das Zeug war tatsächlich einfach schwer. „Dass du nen Angeber bist, weißt du aber, oder?“ lachte er dann, als Corvinus seine Armmuskeln demonstrativ vorführte, und kratzte sich am Kopf. Er war Germane und im Durchschnitt größer als viele Römer... aber das hieß nicht, dass er kräftiger war als der Durchschnitt, ganz und gar nicht. Und Corvinus war beides: größer und stärker. Irgendwie erinnerte ihn das ein wenig an Thore, auch wenn der nicht ganz so streberhaft war. Aber scherzen konnte man mit Corvinus auch gut, zumindest nach dem, wie das bisher gelaufen war. „Laufschritt... Scherzkeks...“ Hadamar seufzte, setzte sich dann aber doch in Bewegung.

  • Nachdem Hadamar vom Scriba eine Abfuhr bekommen hatte, war er jetzt auf der Suche nach dem Optio, und die führte ihn zu der Unterkunft des Hadrianus. Wie zuvor klopfte er an und wartete darauf, eingelassen zu werden.

  • Wieder wollte ich meiner Rüstung war guter tun und reinigte sie deshalb. Plötzlich klopfte es. War es der Centurio? Nein der würde einfach reinkommen. Dann war es bestimmt einer der tiros. Herein rief ich. Dabei legte ich meine Rüstung weg und stand auf.

  • Hadamar trat ein, als er das Herein hörte. „Salve, Optio... ich...“ Hadamar räusperte sich. „Ich hab eine Bitte, ich...“ Hadamar beschloss, diesmal einfach drauflos zu reden. Vor allem weil er Angst hatte, es könnte gleich ein rigoroses Nein kommen, bevor er überhaupt die Gelegenheit hatte zu erklären, warum er frei wollte – und so fuhr er gleich fort, genauer gesagt: die Worte sprudelten regelrecht aus ihm heraus. „Das Ding ist, meine... die...“ Ja, was war Elfleda denn genau gewesen? Die Witwe des Sippenoberhaupts. Die alles im Griff hatte daheim. Die... die Herz und Seele der Familie gewesen war. Und jetzt, jetzt war sie tot. Was er immer noch nicht so wirklich glauben konnte, was ihn immer noch... fassungslos machte... „Die Hausherrin, die...“ Wie sagten die Römer noch gleich? Hadamar wollte, dass der Optio begriff, wer Elfleda gewesen war, und wie wichtig ihm die ganze Sache war. Er wusste nicht, ob das eine Rolle spielte, aber falls er ein Nein bekam, wollte er wenigstens das Gefühl haben, dass es nicht daran gescheitert war, weil er verbockt hatte zu erklären, worum es ging. „...die Mater familias der Duccii ist gestorben. Ich hab die Nachricht vorhin bekommen. Und... ich weiß noch nicht genau, wann sie bestattet wird, aber ich würd da wirklich gern dabei sein, wenn... wenn sie...“ Seine Stimme wurde leiser und verstummte, und nach einem winzigen Moment gab er sich einen Ruck, räusperte sich und fand doch noch einen Abschluss für seine kleine Ansprache, wenn auch ein wenig anders als gedacht: „Um Abschied zu nehmen.“ Wieder eine kurze Pause, und wieder redete er dann gleich weiter, bevor der Optio etwas sagen konnte. „Ich weiß, dass Tirones nicht frei bekommen. Ich... wollte nur trotzdem fragen, ob da nicht was geht... ich schieb auch Extradienste. Ich mach die Nachtwache die nächsten Wochen, oder verzicht auf meinen Sold, oder... oder übernehm den Latrinendienst freiwillig... oder alles zusammen, wenn ich da nur... irgendwie hin kann...“ Und jetzt verstummte er endgültig.

  • sofort bemerkte ich das ferox nicht ordentlich die Meldung gemacht hatte. Ich war nur ein optio aber immerhin sein vorgesetzter, auch wenn ich es im Moment nicht so eng sah. Der centurio hätte ihn bestimmt zurecht gewiesen. Aber bevor ich ihn unterbrach hörte ich mir an was er mir zu sagen hatte. Und was ich hörte war nicht schön. Wer verlor schon gern ein Familien mitglied. Außer es war ein Thyran. Aber da würde man wohl kaum nach freigang fragen. Außer um das ableben zu feiern. Nun Ferox, erst einmal möchte ich dir mein Beileid aussprechen. Es ist nie schön jemanden zu verlieren. Aber wie du selbst schon gesagt hast bekommen tiros nicht frei. Normalerweise, aber um ehrlich zu sein weiß ich nicht wie es sich mit dem tod eines verwandten aussieht. Ich muss erst mit dem Centurio reden. Im welchen direkten verwandtschafts Verhältnis stand sie zu dir. Wen es sehr na ist stehen die chancen vielleicht besser . Aber sei ehrlich .

  • „Danke“, murmelte Hadamar, um dann kurz die Augen zu schließen. Nein, ein Tiro bekam nicht frei. Nein, ... nein? Bei Tod eines Verwandten wusste er das selbst nicht? Ein wenig Hoffnung schöpfend, machte Hadamar die Augen wieder auf – und presste dann die Lippen aufeinander, als er das nächste hörte. Wie nah sie verwandt waren? Das war irgendwie ein wenig kompliziert, so genau wusste Hadamar das selbst nicht – also, er wusste, dass Elfleda eingeheiratet hatte in die Sippe, aber wie war er mit Lando verwandt? Um ein paar Ecken. Gut, Lando war von einem Cousin seines Vaters adoptiert worden, aber selbst dann war das mehr als eine Ecke. Hadamar seufzte. „Sie war die Frau... die Witwe eines Großcousins von mir. Aber... verstehst du, Lando war unser Sippenführer, und Elfleda... Elva, Duccia Elva, sie... war einfach wichtig. Für die ganze Familie, hier in Mogontiacum.“ Er zuckte ein wenig hilflos die Achseln. Daran, dass sie nicht unbedingt nah miteinander verwandt waren, konnte er nichts ändern... er konnte nur hoffen, dass es ausreichte, wenn schon nicht der Verwandtschaftsgrad, dann wenigstens das, was Elfleda bedeutet hatte für die Duccii.

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