Unterkünfte der Cohortes Urbanae

  • Subrius bemerkte, dass Rufus erstaunt war, und antwortete ihm so:


    "Mein Großvater war bei einer Legion und hat sich von seinem Entlassungsgeld ein Grundstück in Griechenland gekauft. Nun bewirtschaftet mein dies mein Vater. Ich bin vor kurzem nach Rom gekommen, um mich den Cohortes Urbanae anzuschließen."


    Kurz musste er an das abgeschiedene Landgut denken, auf dem er aufgewachsen war. Dies war schon ein Unterschied zu Rom - aber Rom unterschied sich von jeder anderen Stadt.

  • Er ist froh nicht der Einzige zu sein, der sich hier in Rom nicht so gut auskennt und hier neu war, auch wenn Subrius bereits einige Zeit in der Castra lebt und sich einigermaßen in Rom zurechtfindet.


    Für Quintus waren die Erinnerungen an seine Heimat in Tarraco noch sehr lebendig. Die salzige Meeresluft, die abends über den Hafen in die Stadt strömte und sich wie ein Tuch über die Stadt legte. Die Morgensonne, die dann am nächsten Tag wie ein roter Apfel über dem Horizont weit draußen im Meer gezogen von Apoll, dem Himmelsboten ihren Weg über das Firmament antrat. Hier in Rom herrschten andere Eindrücke vor. Es waren die Eindrücke einer Stadt, die nicht zur Ruhe kommt, die den Mittelpunkt der Welt darstellt. Nur Abends, wenn sich der Himmel rot zu färben begann dachte Quintus öfters an die Zeit in Tarraco zurück. In seine Gedanken versunken, und vielleicht auch bereits leicht angeheitert vom Wein seufzt er kurz auf, um sich dann wieder gewohnt umgänglich zu geben.


    Er bemerkt den leeren Becher vor Subrius und greift zum Krug mit dem Wein um nachzuschenken.
    "Komm, hier ich schenke dir nach" noch bevor Subrius etwas dagegen sagen konnte hat Quintus ihm den Wein eingeschenkt. "Es ist doch immer wieder interessant woher die Menschen hier nach Rom kommen. "


    Quintus beschließt nicht mehr weiter darauf einzugehen. Er nimmt sich seinen Becher und spült den letzten Innhalt in seine Kehle. Er greift abermals zum Krug und lässt den letzen Rest, der sich noch im Krug befand in seinen Becher fließen.

  • Subrius' Gedanken schweiften zurück an den Ort seiner Kindheit, wo er oft mit seinen Brüdern Römer und Barbar bespielt hat, ein Spiel, wo sie mit kleinen Holzschwertern aufeinander eingeschlagen hatten und das immer mit viel Geschrei verbunden war. Schon damals hatte er den Entschluss gefasst, irgendwann in der Armee des Augustus zu dienen, und diesen Wunsch hatte er sich vor einiger Zeit erfüllt.


    Doch langsam spürte er den langen Tag und er wurde immer müder und unaufmerksamer. Deshalb trank er den Wein nur zur Hälfte leer und antwortet Rufus geistig abwesend:


    "Ja, es ist interessant."


    Das der Krug nun leer ist, bemerkt er nicht mehr richtig, denn kurze Zeit später ist er eingeschlafen.

  • Ein Becher mit Wein, ein schönes Vergnügen, kurzweilig und angenehm kann es auch stürmisch und aufbrausend sein. Heute war es eher ermüdend. Quintus hob an um den letzten Becher zu leeren. Eine Bewegung, die er schon hunderte Male gemacht hatte, doch diesmal schien sie ihm nicht so ganz zu gelingen. Beinahe war er rücklings über den Stuhl gefallen. Nur eine Säule, an der er sich noch irgendwie festhalten konnte bremste den Fall. Der Wein, der eigentlich in seiner Kehle landen sollte ergoss sich über seine Tunica, was ihm nur ein schwaches Was ist das? Herauslockte. Er stellt den Becher zurück, wobei er bemerkte, das Subrius wohl an Ort und Stelle eingenickt war. Na das wird wohl ein anstrengender Tag gewesen sein. Hig… ohne ein weiteres Wort zu verlieren steht er auf um sich in Richtung seiner Pritsche zu begeben.
    Auf halbem Weg hält er inne. Ein Gefühl kommt in ihm hoch, was er sonst oft vor der Bettruhe verspürte, mit dem er jetzt jedoch weniger gerechnet hatte. Er schaut misstrauisch zurück, sieht die offene Tür, die er ohnehin schließen müsste, und trottet so im flinken Gang hinaus zu den Latrinen um sich Erleichterung zu verschaffen.

  • Als ich meine privaten Übungen auf dem Exe beendet hatte, war ich nun zu den Unterkünften zurückgekehrt. Wie mechanisch lief ich die Korridore entlang, genau wissen, wo ich hin musste, wobei ich traf einen eindeutig schwer alkoholisierten Probatus, der sich seinen Weg durch die Gänge regelrecht kämpfte, schien es ihm doch schwierig den Weg zu finden.:D
    Seine Tunica war von oben bis unten mit Wein begossen, was bestimmt nicht mehr so einfach rausgehen wird...Aber sowas war mir meiner bisherigen Erinnerung nach nicht passiert als junger Probatus, aber römische Sitten verfallen nunmal schnell.... :P

    "Ich bin der Geist der stets verneint!
    und das mit Recht; denn alles was entsteht
    Ist wert dasss es zugrunde geht;
    Drum besser wär's dass nichts entstünde.
    So ist denn alles was ihr Sünde,
    Zerstörung, kurz das Böse nennt
    Mein eigentliches Element."

  • Quintus der es eilig hatte seinem Bedürfnis den nötigen Freiraum zu verschaffen war auf den nur schwach mit Fackeln erhellten Korridor, der IV Cohorte gestürmt und versuchte den Korridor entlang zu laufen. Am Ende des Korridors, irgendwo zwischen den Säulen meinte er verschwommen eine Gestalt ausmachen zu können. Das wird doch wohl nicht Bibulus sein? Wenn sein Princeps Prior ihn hier so antreffen würde, dann hätte er nichts zu lachen.
    Jetzt noch wegzurennen hatte keinen Sinn.


    Als Quintus näher kommt erkennt er im flackernden Schein der Fackeln einen Miles, Tiberius Iulius Solinus. " Ave, Tiberius Iulius … Du noch .. so späht hier draußen? W… hmm…" Doch da machte sich auch schon sein Blase bemerkbar und er stob davon, so gut er es eben konnte, über die Via Decumana zu dem Ort wo sich eben die Latrinen befanden. Mit einer flüchtigen Handbewegung versucht er sich noch von ihm zu verabschieden, bevor er im Dunkel einer schwülen Spätsommernacht verschwand.

  • Ein Miles betrat die Unterkünfte der Cohortes Urbanae und verteilte den Männern die Post. Unter den Briefen befand sich auch ein Schreiben an den Probatus Quintus Atius Rufus.


    "Probatus Atius Rufus du hast Post."

  • Quintus hat es sich wie oft wenn nichts Dringendes zu erledigen war auf seiner Pritsche gemütlich gemacht und versuchte seinen Pugio zu pflegen. Er hatte dieses Stück, da es ihm besonders gut gefiel mit einem anderen Miles getauscht, zu Bedingungen wie er meinte die besonders günstig waren. Er hatte ihm dafür einige Plättchen für den Cingulum gegeben, die er einige Tage zuvor auf dem Exerzierplatz gefunden hatte. Sie waren wie er feststellte nachdem er sie poliert hatte aus Silber gefertigt, trugen Motive des Apolls und des Mars Ultors. Sie mussten einem Centurio gehört haben, der sie wohl bei einem Übungskampf verloren hatte.


    Als er die Stimme des Miles vernahm fährt er hoch, beinahe so heftig das er sich an einem Balken seinen Kopf gestoßen hätte. Doch zum Glück hatte er den Balken gesehen und rechtzeitig innegehalten. Er wirbelt herum und hat sich mit einem Satz aus der Pritsche erhoben.
    "Post? Für mich?" Mit fragenden Blick ging er auf den Miles zu. Sein Bruder konnte es nicht sein. Er würde sich nicht herablassen ihm zu schreiben. Sein letzter Brief den er an ihn gereichtet hatte war auch nur deshalb geschrieben worden, weil er darum ausdrücklich gebeten wurde. Er sah das zusammengerollte Stück Papyrus in der Hand des Miles. Er hielt es Quintus hin, der es mit einer raschen, fast überhasteten Bewegung an sich nimmt. Als er den Brief sah, und erkannte dass er aus Confluentes kommt wusste er wer ihm geschrieben hatte.
    "Ah! Romanus, dieser alte Germane." Er lachte. Erwartungsvoll öffnete er den Brief und begann zu lesen.
    Salve Rufus ich hoffe dir geht es gut …


    Sim-Off:

    die liebe Rechtschreibung :D

  • Zitat

    Original von Quintus Atius Rufus


    Ein wenig überrascht Atius Rufus im Dunkeln erkannt zu haben, dazu noch einen leicht angetrunkenen, erstaunte mich. Eigentlich ebschäftigte mich vor allem die Frage, wie man Wein in die Castra bekam :D
    Ich für meinen Teil jedenfalls, machte mich auf den Weg in Richtung Bett.
    Ich putzte meine Rüstung. Wusch mich anständig und hüpfte auchs chona uf meine Pritsche.

    "Ich bin der Geist der stets verneint!
    und das mit Recht; denn alles was entsteht
    Ist wert dasss es zugrunde geht;
    Drum besser wär's dass nichts entstünde.
    So ist denn alles was ihr Sünde,
    Zerstörung, kurz das Böse nennt
    Mein eigentliches Element."

  • Am nächsten morgen stand ich, nachdem ich geschlafen hatte wie ein Stein, auf und begann meine Rüstung auf Hochglöanz zu polieren, denn ich wollte heute dem PP noch Bericht über den Mord in der Spelunke erstatten.

    "Ich bin der Geist der stets verneint!
    und das mit Recht; denn alles was entsteht
    Ist wert dasss es zugrunde geht;
    Drum besser wär's dass nichts entstünde.
    So ist denn alles was ihr Sünde,
    Zerstörung, kurz das Böse nennt
    Mein eigentliches Element."

  • Quintus fuhr mit einen Satz auf und wurde durch einen dumpfen heftigen Schlag, der ihm von der Liege seines Zimmerkollegen über ihm verpasst wurde, unsanft wieder in seine Pritsche zurück gedrückt. Mit Stöhnen griff er sich auf die Stirn und brachte nur ein müdes "merda" über seine Lippen. Er schaute auf um die Ursache seiner Kopfschmerzen zu ergründen.
    Er würdigte dem Balken einen verächtlichen kurzen Blick, spuckte aus um seinem Zorn Nachdruck zu verleihen. Er wusste, dass der Balken nicht daran schuld sein konnte dass er nun Kopfschmerzen verspürte. Dafür gab es andere Gründe. Einerseits war es ein Ausflug zu den Freuden des Bacchus der ihm nicht gerade gut tat. Doch das würde er wegstecken. Viel mehr bewegte ihn ein anderes Ereignis, das sich offenbar zu dieser Stunde zugetragen haben musste. Vor seinem Contubernium musste etwas vorgefallen sein, dass ihm so unsanft aus seinen Träumen riss.


    Langsam schlug er seine Augen auf, ließ den Blick durch die Stube gleiten wie ein Jäger der gerade einem Wildschwein im Unterholz nachpirschte. Auf dem ersten Blick konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken. Der Tisch war wo er immer stand, die Stühle standen an den ihnen zugewiesenen Stellen und waren mit den Kleidungsgegenständen behangen die auch sonst dort zu sein pflegten. Die Feuerstelle verbreitete wie immer zu dieser Zeit einen leicht rußigen Geruch und kündete davon dass das Feuer während der Nacht ausgegangen war. Und auch der schwache Schein der kaum den Raum zu erhellen vermag erregte nicht seine Aufmerksamkeit, da er wusste dass er vom Mondlicht herrührte. Er beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.


    Noch benommen vom Schlag kroch er aus seiner Pritsche und kickte einen Würfel unter einer der Ligen. Suchend blickte er sich in der Vorstube um, doch auch hier war alles dort wo es sein musste. Keine umgefallenen Gegenstände die sich auf dem Boden wälzten, keine von den Hacken an der Wand gefallenen Helme oder Rüstungen die eine Quelle für den Lärm der ihn hochfahren ließ sein konnten.
    Da, plötzlich ein Knall, oder war es eher ein Klirren? Quintus fährt zusammen als ob ihm jemand einen Schlag verpasst hätte. Das war es also. Quintus torkelte nach draußen, trat vor den Kolonnadengang, der sich vor den Eingängen zu den einzelnen Unterkünften der IV Cohorte erstreckte und sah sich um. Doch noch konnte er nichts Außergewöhnliches entdecken. Die anderen Gebäude schienen immer noch im vertrautem Dunkel der sie umschließenden Nacht zu liegen. Quintus trat hinaus, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Zunächst schaute er dem Weg entlang zur Via Decumana, drehte sich dann um und schaute in die andere Richtung. Nichts zu erkennen. Er schaute auf, blickte in die Schwärze des Himmels doch da war nichts Außergewöhnliches zu erkennen.


    Quintus schüttelte den Kopf. Hatte nur er den Lärm gehört? Das konnte doch nicht sein. Zumindest der Nachtwache hätte der Lärm auffallen müssen und wenn es ein Vorkommnis der üblen Art gewesen währe hätten sie sicher Alarm ausgelöst. Doch nichts von alledem war passiert. Quintus sah sich die Sterne über den Nachthimmel an, erkannte einige Sternzeichen und sah auch eine Sternschnuppe, die sich quer über den Himmel erstreckte und schließlich hinter dem Giebel eines der Gebäude verschwand. Welch schöner Anblick. Keine Wolke die dieses herrliche Schauspiel zu trügen vermag, kein Lüftchen das ihm davon ablenken würde.
    So stand Quintus da um sich den nächtlichen Himmel zu betrachten um sine Langeweile zu bekämpfen.

  • Die ganze Zeit lag Terentius Tacitus schon wach auf seiner Pritsche, in der Stube die er sich mit einem weiteren Princeps Prior teilte. Er konnte einfach nicht schlafen...er hatte so lange schon von Prudentia Drusilla nichts gehört...ob ihr etwas passiert war? Nein, das durfte einfach nicht sein...aber der Princeps Prior konnte an nichts anderes denken, er hatte sie schon Wochen nicht mehr gesehen und sie hatte sich in keiner Weise bei ihm gemeldet oder ihm auch nur ein Zeichen gegeben dass sie noch lebte.
    Als es Tacitus dann zuviel wurde seufzte er und stand von der Pritsche auf bevor er seine Tunika zurecht zog und sah kurz zu seiner Ausrüstung die dort an einer Wand stand bevor er zu einem sehr kleinen Tisch ging und sich dort etwas Wasser mit der Kanne, die auf dem Tisch stand, einschenkte. Er trank das Wasser aus dem Becher aus und stellte diesen wieder ab bevor er sich streckte und, mit einer Hand vor dem Mund, gähnte. Dabei fiel ihm auf dass er mal wieder zum einem Barbier sollte...die Haare wurden wieder leicht länger.


    Dann aber wurde es dem Urbaner doch zu langweilig und er beschloss sich die Füße zu vertreten, das würde sicher nicht schaden. So trat er aus der Stube und sah über den Gang bevor er aus dem Gebäude trat und sich streckte, dabei gähnte er noch einmal ausgiebig und rieb sich die Hände, es war ziemlich frisch in dieser Nacht.
    Auf einmal aber hörte der Terentier ein Geräusch...vielleicht ein Klirren? Still stand er da und wartete ab...es wurde kein Alarm gegeben, wahrscheinlich war eine Wache nur eingeschlafen und ihr war das Scutum hingefallen...das sollte ja wohl öfter vorkommen hatte sich Tacitus sagen lassen. Schulternzuckend ließ Lucius Terentius Tacitus seinen Blick schweifen und dachte dabei kurz wieder an Drusilla....es war wirklich schade dass sie sich nicht hatte blicken lassen die letzte Zeit...der alte Grieche war auch nicht mehr in Rom wie es schien und nach Commodus tot war allgemein der Kontakt zur Familie Prudentia für Tacitus abgebrochen was dieser wirklich schade fand.


    Tacitus unterdrückte ein paar Tränen beim Gedanken an Drusilla, er war zwar alleine und konnte hier ruhig eine Schwäche zeigen aber nein...er wollte nicht, wenn er jetzt einmal damit anfangen würde, würde es sich durch seinen ganzen Dienst ziehen und er wollte schließlich irgendwann mal Centurio und womöglich auch Tribun werden...er wollte Drusilla schließlich irghendwann einmal heiraten und dafür musste er entweder Offizier oder kein Soldat sein...ihm war dabei jedoch ersteres lieber. Sein Cousin hatte es geschafft, also würde Tacitus es auch schaffen da war er sich sicher.
    Dadurch verflogen auch wieder seine Gedanken an Drusilla und er lächelte kurz glücklich bevor er sich in Bewegung setzte...langsame Schritte trugen ihn weiter. So würde ihm schon warm werden und er würde sicher noch seinen Schlaf kriegen, schließlich standen morgen erstmal wieder Übungen vor dem Dienst auf dem Programm, da durfte er nicht umkippen.


    So ging der Princeps Prior die Wohngebäude der unteren Soldaten der Castra entlang und sah auf als er den Umriss einer Gestalt erkannte...war das jemand? Ja, eine Person, ein Mann wie es aussah, im schwachen Licht war er zu erkennen...vielleicht ein Dieb? War er für diese Geräusche vorhin verantwortlich gewesen? Tacitus betrachtete die Person weiter und diese stand nur da...wohl doch kein Dieb oder Räuber, der würde da nicht so rumstehen...und bei genauerem Hinsehen erkannte Tacitus auch ungefähr wer es war. Rufus oder so...ein Probatus den er schon öfter auf dem Exerzierplatz gesehen hatte.
    Erleichtert, aber dennoch leicht gereizt ging Tacitus auf den Probatus zu und blieb bei ihm stehen "Na Probatus...was stehen wir denn hier so rum? Vielleicht solltest Du schlafen gehen...nicht dass Du morgen noch umfällst bei den Übungen, sonst gibt es ein paar Wochen Latrinendienst." Ein leichtes, und auch böses, Grinsen konnte sich der Princeps Prior nicht verkneifen während er den Probatus ansah.

  • Quintus zuckte zusammen. Das Haupt immer noch in den Himmel gerichtet und den Kopf voller Gedanken und Träumereien hörte er nicht wie sich jemand näherte. Er erkannte die Stimme wohl, hatte den Princeps Prior schon oft am Exerzierplatz gesehen und obwohl er noch nie unter seinem Kommando stand hatte er den Mann als gestrengen aber korrekten Vorgesetzten erlebt.


    Quintus senkte den Kopf und fuhr herum. In seinem Gesicht stand die Überraschung eines kleinen Kindes geschrieben, das von seiner Mutter dabei ertappt worden ist wie es etwas aus der Küche gestohlen hatte. Er sah in die Nacht, erkannte ein Gesicht das dicht vor ihm vom Mondlicht erhellt in einem gespenstischen fahlen weiß schimmerte. Beinahe glaubte er der wahrhaftige Charon, der Fährmann der Unterwelt, stünde vor ihm und verlange seinen Obolus. Doch Quintus kam rasch wieder zu Sinnen und erkannte Tacitus, worauf sich seine Gesichtszüge deutlich entspannten.


    "Ave Princeps Prior Lucius Terentius Tacitus, ich weis, es ist spät, aber ich habe es nicht mehr ausgehalten, ich musste mir Erleichterung verschaffen" Quintus schien es sicherer vom wahren Grund seines nächtlichen Spaziergang abzulenken und eine vorgetäuschte Notdurft vorzuschieben. Den Lärm den er gehört hatte, er konnte auch reine Einbildung sein. Oder, und der Gedanke kam ihm auch immer wieder, die Kollegen am Zimmer hatten ihm einen Streich gespielt und sich mit ihm einen Scherz erlaubt. Das fand er zwar nicht so erquickend, aber außer Acht wollte er diese Möglichkeit nicht lassen.


    In Ruhe schauter er sich erneut um. Die Dächer schimmerten schwach im Mondlicht und das Pflaster auf dem sie Standen glänzte vom nächtlichen Tau der sich an ihnen niederschlug. Die Nacht war klar und kühl, und langsam kamen auch seine Kopfschmerzen wieder. Er hatte sie in der Träumerei erfolgreich unterdrücken können, doch nun drängten sie sich wieder in den Vordergrund. Er griff sich auf die Stirn und massierte sie.
    "Du hast Recht, ich sollte schon längst im Bett liegen. Es ist kühl geword …" Da, plötzlich war es wieder zu hören, ein Klirren, daran konnte jetzt kein Zweifel mehr bestehen. Quintus führ instinktiv zusammen, drehte sich auf die Seite von wo der Lärm an sein Ohr drang und schaute in die tiefe der Nacht.


    Doch da war nichts zu sehen. Keine wandelnden Schatten, keine aufleuchtenden Fackeln, die ihm verraten hätten dass dort wohl Männer sein mussten und sich zu schaffe machten.
    "Da, hast du gehört, da war es schon wieder" Quintus zeigte mit dem Finger in die Richtung aus der er glaubte dass der Lärm herkam und setzte sich langsam auf die Stelle zugehend in Bewegung.

  • Dann, allmählich und anscheinend erschrocken, wandte sich der Probatus dem Princeps Prior zu welcher schmunzelte da der Probatus wirklich so aussah als würde er einen Geist sehen. Jedoch schien Atius Rufus recht schnell wieder erleichtert und Tacitus nickte ihm kurz zu.


    Soso...Erleichterung hatte sich der Probatus verschaffen wollen? Wahrscheinlich war er nur der Grund für den Lärm vorhin gewesen und wollte sich nun nur rausreden...der Princeps Prior Terentius Tacitus kannte das doch zur Genüge, wieder nur ein typisches Verhalten von jemandem der Angst vor einer Strafe hatte...aber Tacitus war wie immer nachsichtig, ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen denn er war vor gar nicht allzu langer Zeit schließlich auch so gewesen.


    "Verstehe...nun gut, das ist natürlich jedem hier erlaubt aber das nächste mal solltest Du dies erledigen bevor Du Dich schlafen legst. Ich möchte nicht dass eine Wache Alarm schlägt, weil sie denkt hier läuft ein Dieb rum obwohl es ein Probatus ist der nur Erleichterung sucht..." wieder schmunzelte der Terentier und hoffte dass Atius Rufus sich auch daran halten würde, denn wer wusste schon für was die Wachen einen Herumlaufenden halten könnten. Aber nun gut...Atius Rufus schien ein kluger Mann zu sein und er würde schon keinen Ärger machen, da war sich Tacitus sicher.


    Dann nickte der Terentier kurz "Du solltest tatsächlich in Deinem Bett liegen...es wird morgen wohl wieder ein harter Tag für Dich denke ich. Befolge meinen Rat...ich konnte als Probatus auch öfter nicht schlafen weil ich nervös war...und darum wurden die Trainingseinheiten für mich umso schwieriger. Ich stamme aus einer Familie in der jeder Mann Soldat zu sein hat und in der Versagen nicht geduldet wird...dementsprechend war der Druck auf mich groß, also leg' Dich lieber schlafen..." mit einem leichten Lächeln, dass man im schwachen Licht natürlich kaum sehen konnte, sah Tacitus den Probatus auffordernd an...er wollte schließlich nur das beste für die ihm unterstellten Männer.


    Dann aber war wieeder so ein Knall oder eher metallenes Klirren zu hören...sofort sah Tacitus in die Richtung in der er die Geräuschquelle vermutete und runzelte die Stirn "Ja ich habe es gehört...wir sollten am besten sofort nachsehen." als ob Atius Rufus diesen Satz geahnt hatte, setzte dieser sich auch schon in Bewegung und der Princeps Prior ging mit, anscheinend hatte der Probatus doch nicht gelogen...dies schätzte Tacitus aber es gab bessere Zeiten darüber nachzudenken.

  • Quintus ging die Gebäudeflucht entlang, auf die Via Decumana zu. Doch je näher er der Öffnung die zur breiten Decumana führte kam je mehr packte ihm die Angst. Was würde er dort erkennen, was konnte er dort erwarten und welche Gefahr könnte dort auf ihn lauern? Seine Schritte, die zu beginn noch hektisch und schnell waren schliefen allmählich ein. Sein Blick stechend und abwartend zu gleich. Das Mondlicht schien ihm genau ins Gesicht, und würde ihm, wenn er nun um die Ecke bog sofort verraten. Quintus hielt inne, lauschte den näher kommenden schmatzenden Schritten hinter ihm, von denen er wusste von wem sie stammten.


    Quintus war kein ängstlicher Mann, keine weibische Persönlichkeit. Seine Vorsicht war aus seiner sprichwörtlichen Skepsis vor dem Unbekannten geboren. Seine Angst daher vielmehr Vorsicht und innerlicher Drang zur Zurückhaltung. Er greift hinter sich um den näher kommenden Princeps Prior zu ertasten und sich zu vergewissern wo er war. Sein Blick schweifte hinüber zur Gebäudeflucht der gegenüberliegenden Baracken. Im Mondlicht ist deutlich die weiße Mauer der Principa auszumachen, die schweren aus Terrakotta gefertigten Dachschindeln die seidig matt in karmesinroten Glanz zu leuchten schienen, die Fenster, aus denen sonst wärmendes flackern von Öllampen zu sehen ist. An der anderen Seite der Straße konnte er das Tor erkennen, das hinaus auf die Felder vor der Stadt führte und durch die nur selten Besucher kamen. Zu dieser Stunde waren die Tore verschlossen und die Wache hatte sich in eine der Türme zurückgezogen und würde nur ungern auf die Straße hinuntergehen wollen. Höchstens noch wenn sie von den Vorgesetzten in einem durchdringenden, das Mark erschütternden Ton dazu aufgefordert werden im Laufschritt zu einem Apel anzutreten. Doch damit war nicht zu rechen, und daher breitete sich Stille aus. Auch ansonsten wurde das Tor, das auf die Via Decumana führte kaum benutzt. Höchstens wenn die Einheiten zu den in letzter Zeit selten gewordenen Kontrollgängen vor die Stadt antraten.


    Es war still geworden. Quintus blickte zurück wollte den Princeps Prior neben sich erkennen. Doch der Terentius war bereits an ihm vorbeigegangen und stand auf der Decumana und sah um sich. Für Quintus gab er keinen Grund mehr ebenfalls zu zögern, schritt auf die Straße und sah nun ebenfalls die Gebäudeflucht entlang. Die Principa lag wie gewohnt da, auch der Platz, auf dem sich die Soldaten der Cohrtes zu versammeln pflegten und sich schon allerlei Niederschmetterndes aber auch Erbauendes anhören mussten wenn Befehle und Parolen ausgegeben wurden, oder Berichte verlesen wurden, lag in einer an Ewigkeit erinnernden Stille vor ihm.
    Quintus blickte zu seiner Linken, wo die Baracken der Cohortes lagen und dahinter das Valetudinarium und die Lagerräume, die Vorratsgebäude und die Werkstätten.
    Von hier müsste der Lärm kommen. Wahrscheinlich aus den Vorratsräumen oder der Waffenkammer. Quintus sah auf, versuchte Ungewöhnliches auszumachen, doch ohne näher zu kommen werde er nichts erkennen können.

  • Schließlich kam der Princeps Prior bei den Unterkünften an, wobei er natürlich das Gebäude aufsuchte in dem seine Stube war und die anderen der Princeps Priores. Er betrat die Unterkunft und ging direkt weiter zu seiner Stube die er schließlich betrat. Sie war klein und mit einfachen Gegenständen eingerichtet aber für soldatische Verhältnisse recht angenehm, besonders da es auch etwas kühler war.
    Lucius legte seinen Helm auf sein Bett und setzte sich dann auf einen Hocker an dem Tisch der dort stand, mit zwei weiteren Stühlen ehe er zu dem anderen Terentius Tacitus aufsah "Du suchst also einen gewissen...Caius Terentius Brutus sagtest Du?"

  • Tiberius sah sich in dem Zimmer um. Rustikal und pragmatisch; wenig Luxus. Lucius musste ein bodenständiger Soldat sein. Tiberius wandte sich dem fragenden Lucius zu: "Richtig. Caius Terentius Brutus, Sohn des verstorbenen Titus Terentius Brutus und der sorgvollen Terentia Fabia und mein Bruder. Darf ich?" Fragend deutete Tiberius auf die beiden freien Stühle.

  • Der Princeps Prior überlegte angestrengt und bekam fast nicht mit, dass Tiberius sich setzen wollte. Jedoch wurde Tacitus aus seinen Gedanken gerissen und nickte sofort eilig "Natürlich setz' Dich ruhig..." kurz lächelte der Urbaner und überlegte wieder.
    Schließlich sah der Terentier entschuldigend zu seinem Gegenüber und seufzte leise "Tut mir leid aber ich kann leider nicht sagen was mit Brutus ist...ich war selbst mit anderen Dingen beschäftigt und bin erst seit einigen Monaten wieder bei der Familie, ich habe die ganze Zeit nichts von Brutus gehört oder gesehen. Weiß denn in der Castra niemand etwas?"

  • Entäuscht antwortete der sitzende Tacitus: "Das ist Schade. Der Kontakt zu Brutus brach vor etwa 9 Monaten ab. Bisher habe ich mich nur bei Dir und bei Valeria Armatia erkundigt. Ich bin erst seit kurzem in der Stadt und finde mich kaum zurecht. An wen könnte ich mich noch wenden?"
    Tacitus dachte nicht daran nun schon zu resignieren. Schließlich suchte er noch nicht lang und zwei kleine Rückschläge brachten einen Terentier nicht vom Ziele ab. Auch die unwissenden gaben immer wieder neue Hinweise. Irgendwann wird Tacitus etwas über Brutus in Erfahrung gebracht haben. Nur wann??

  • Der Terentier überlegte weiter, aber ihm fiel wirklich nichts von Brutus ein...er kannte ihn zwar aber hatte sehr sehr lange nichts mehr von diesem gehört. "Da Du schon mit Amatia gesprochen hast denke ich wirst Du sowieso bei uns in der Castra bleiben...nunja, Du könntest nach Germania zur Legio II einen Brief schreiben. Quintus Terentius Alienus, ein Vetter von mir ist dort Tribun glaube ich. Er müsste mehr wissen. Dann ist da noch Appius Terentius Cyprianus, er ist in Parthia im Krieg...aber ob die Briefe dorthin auch ankommen kann ich nicht sagen...ich würde mal sagen Du solltest zur Legio II schreiben wenn Du hier nichts mehr rausfinden kannst. Ich allerdings weiß gar nichts...es tut mir wirklich leid für Dich." Ein leichtes und tröstendes Lächeln setzte der Urbaner dann auf, er fand es schade dass Tiberius noch keinen Erfolg bei seiner Suche gehabt hatte.

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