Die Ställe

  • Er sah, dass sie langsam unsicher zu werden schien. Gut! Er wollte sie von ihrem hohen Roß runter bringen, sie nachdenken lassen, sie vielleicht sogar etwas Angst haben lassen. Sie sollte lernen, dass man nicht ungestraft versuchte eines der Pferde zu stehlen.
    "Das bliebe abzuwarten!"
    Fragte er im unveränderten Tonfall.



    [SIZE=7]/edit: naja...[/SIZE]

  • "Du müsstest verdammt viel von mir kennen um vom Gleichen zu sprechen."


    Sie musterte ihn einen Augenblick und versuchte sich zusammenzunehmen. Verdammt nochmal, sie wollte endlich weiter. Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu. Die Jungen waren ihr gleich, warum sollte sie diese fürchten. So hielt sie sich rechts...


    "Ich muss los..."

  • Er reagierte blitzschnell. Das Seil löste sich von seiner Hand, schlang sich um ihre Waden und er zog mit einem Ruck daran. Da das Ende so unter einem Stück des hinteren Seils klemmte, zog sich das Seil fester um ihre Beine und brachte sie zu Fall.
    "Ich denke, noch gehst Du nirgendwohin,"
    sagte er drohend.
    Mit wenigen Schritten war er bei ihr und packte sie grob. Ein Blick zu den Jungen und ein grollendes:
    "Verschwindet!"
    brachte diese nach kurzem Erstaunen dazu alles stehen und liegen zu lassen und erst einmal zu gehen. Und zwar ziemlich schnell.
    Er hielt die Rotzgöre ziemlich fest und achtete nicht auf mögliche Tritte, Schläge und Gezeter.

  • Was aber auch nicht eintrat. Kaum dass sie auf dem Boden gelandet war, hatte sich die eiserne Faust um ihr Herz geschlossen. Jetzt klärte sich für sie natürlich einiges. Eines ihrer Knie war wieder aufgeplatzt und da sie den Verband nicht mehr trug, rann es warm ihr Bein hinunter. Außerdem schmerzte ihr Bein seltsam, denn sie war schmerzhaft aufgekommen. Sie vermutete, es ausgerenkt zu haben, zumindest überdehnt.

    "Du kannst mich hier nicht feshalten, Lügner!"


    zischte sie wütend. Das erklärte auch, warum er wusste, dass sie ein Mädchen war. Gerade als sie sich aufrichten wollte, packte er sie schmerzhaft. Sie versuchte sich schweigsam und erst recht sacht loszureißen. Doch als sie die Härte seines Griffe spürte, unterließ sie es.

  • Wortlos trug er sie mit sich, ehe er an einem der Böcke ankam, wo immer Gurte, Zügel und Trensen und anderer Kram den man brauchte aufgereiht war. Er setzte sich auf den Bock, zog sie mit dem Gesicht nach unten auf seine Oberschenkel, so dass ihre vier Buchstaben unweigerlich nach oben reckten und schlug mit der flachen Hand zu. Einmal, zweimal, dreimal, so lange, bis selbst ihm die Hand weh tat. Und ihr Hintern vermutlich wie die Hölle brannte. Dann setzte er sie ab, liess sie stehen und kam wenig später mit einem Eimer Wasser und zwei sauberen Tüchern wieder.
    "Wasch Dich, verbinde Dein Knie und dann komm. Ich habe Arbeit für Dich!"
    Er sagte nicht, warum er ihr den Hintern so derbe versohlt hatte, aber er war sich sicher, dass sie wusste, dass es für den Versuch des Diebstahls war.
    Er entfernte sich ein Stück, behielt sie aber im Auge, falls sie noch einmal abzuhauen gedachte.

  • Sie wherte sich nicht. Es schien nun alles vorbei zu sein. Sie fühlte sich schrecklich gedemütigt, doch diese Genugtuung verweigerte sie ihm. Sie würde es nicht zeigen. Aus eiskalten Augen sah sie ihn an, als er mit den Eimern wieder kam. Sie dachte nicht daran, sich zu waschen.


    "So gehen Römer also mit Flüchtlingen um. Nette Methoden."


    Mehr sagte sie nicht. Sie hatte die ziemlich sicherer Vermutung, dass er kein Römer war, doch tat sie ahnungslos. Und sie war wahrlich ziemlich erbost. Sie konnte sich kaum rühren. Beinahe wären ihr Tränen der Wut in die Augen geschossen.


    Ihre Stimme war mit Spott belegt, aber für geschulte Ohren war auch ein wenig Traurigkeit in ihnen. Nun würde es sich herausstellen, ob er sie ebenfalls suchte, oder ob er einfach nur eine unhöfliche Kuh war.

  • Er musterte sie ernst. Der Großteil seines Ärgers war vergangen, aber ein wenig schwelte noch in ihm.
    "Du solltest Dich waschen und verbinden, sonst tu ich es und ich garantiere Dir, dass es dann schmerzhaft wird. Wenn Du es nicht tust, wird sich noch mehr Dreck in die Wunde schleichen, sie wird sich entzünden und Du schlimmstenfalls Dein Bein verlieren oder gar sterben. Aber wenn Du das willst, werde ich Dich nicht davon abhalten. Auch wenn ich glaube, dass es schade wäre."
    Er sprach wieder sanft und diesmal lag keinerlei Drohung darin. Auch wenn er sehr ernst plötzlich wirkte, ernster als sie ihn je zuvor gesehen hatte, hatte er nicht vor ihr noch etwas anzutun. Sie hatte ihre Strafe erhalten und nun war er bereit ihr eine Chance zu geben. Sofern sie sie annahm.
    "Ich warte bei Thunor, den Hengst, den Du versucht hast zu stehlen.
    Versuch lieber nicht fortzulaufen. Zum Einen habe ich das hier gut im Blick und würde es merken, zum Anderen würdest Du mit Deinen Verletzungen nicht weit kommen."
    Dann drehte er sich um und ging zu dem Hengst. Er war sicher, dass sie kommen würde, auch wenn sie sich viel Zeit lassen würde und wohl auch irgendwie nach einem Weg raus suchen würde.
    Die Jungen erschienen wieder vorsichtig um die Ecke und er winkte ihnen etwas unwirsch zu, dass sie endlich anfangen sollten. Wenig später hörte man ihr geschäftiges Treiben.

  • Sie sah ihm zweifelnd hinterher. Er hatte keinerlei Befugnis sie festzuhalten und sie würde es sich auch nicht gefallen lassen. Sie wischte sich das feuchte Blut vom bein und tupfte kurz über die offene Wunde am Knie selbst. Doch mehr tat sie nicht. Wie oft hatte sie schon einen solchen Kratzer gehabt, es war nicht ungewöhnlich. Nie war etwas geschehen, er wollte ihr wieder einmal nur Angst machen.


    Dann ging sie möglichst aufrecht los, wenn sie auch leicht humpelte. Sie blieb bei dem Duccia stehen und sah ihn ernst an.


    "Bist du zu dumm um es zu verstehen oder willst du es nicht verstehen? Ich kann nicht hier bleiben, ich muss weiter. Meine Familie wartet auf mich und es wird Zeit, dass ich weiter komme. Ich habe für solche aufhaltenden Sachen keine Zeit mehr!"


    Sonderlich freundlich war ihr Blick nicht. Gerade deshalb weil sie sich sehr bemühen musste, die Trauer aus ihrer Stimme fernzuhalten. Die Familie war gelogen, doch das machte keinen Unterschied. Dass sie weiter musste, war ungelogen. Wer wusste schon, was ihr sonst alles geschehen konnte.

  • Er war auf die Boxenstange aufgestützt und sah an Thunor vorbei zu Ziu, der wieder matt im Stroh lag und sich nicht rührte. Er wusste, dass es ihm etwas besser ging, er aber noch zu schwach war und so meist nur lag. Auf seiner Brust lag ein großes Tuch, das noch ganz leicht dampfte.
    Er ging nicht auf ihren Blick ein und liess sie auch noch eine Weile wortlos so stehen, ehe er zu sprechen begann:
    "Ein Flüchtling der zu seiner Familie will."
    Sie hörte einen unbestimmten Ton aus seiner freundlichen Stimme, der ihr sagte, dass er wusste, wovon er sprach.
    "Unbestimmtes durch die Gegend hetzen, nicht wissen, wann man wo die nächste Nahrung herbekommen soll, immer in Angst gefunden zu werden."
    Die Stimme war leise und doch gut verständlich, vielleicht zu gut.
    "Froh darüber zu sein, wenn man für eine Weile an einem Ort ist, der einem Schutz, Obdach, Nahrung und etwas Sicherheit geben kann."
    Erst jetzt drehte er sich zu ihr um.
    "Und vielleicht eine Arbeit um sich die Weiterreise zu verdienen. Und die Möglichkeit einen Boten an die Familie zu senden."
    Er musterte sie und seine Augen waren Dunkel. Sie konnte sogar ein wenig Trauer drin lesen.
    "Das biete ich Dir! Und ehe Du fragst, was für Gegenleistungen ich erwarte: vernünftige, saubere Arbeit und absoluten Gehorsam, wenn ich etwas bzgl. der Arbeit befehle. Du bekommst eine Unterkunft, drei Mahlzeiten am Tag und ein paar Asse hinzu. Ausserdem die Gelegenheit mit den Tieren zu arbeiten."
    Er wusste, dass er im Zweifel seine Kompetenzen bezüglich der Einstellung überschritt, zumindest was die Bezahlung betraf, aber das würde er mit Hergen und Venusia ausmachen müssen.
    "Nimm es an oder geh. Ohne ein Pferd. Und ohne zu wissen, wo Du die nächste Übernachtungsmöglichkeit oder das nächste Essen her bekommst."

  • "Ich werde niemals dienen!"


    antwortete sie still. Das hatte sie sich fest vorgenommen und diesen Vorsatz hielt sie seit ihrem Aufbruch ein. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme völlig normal und war kein bisschen bitter.


    "Ich habe dieses Leben gewählt, ich hatte zuvor kein schlechtes. Vielleicht solltest du lieber auf einen dieser römischen Sklavenmärkte gehen, wenn du unbedingt der Meinung bist, jemanden zum Bedienen haben zu müssen."


    Ihr Blick war klar wie auch ihre Stimme.


    "Solange ich auf meinen eigenen Beinen stehe werde ich niemanden bedienen. Niemanden. Auch nicht gegen Bezahlung, Ich werde mich selbst nicht verleugnen. Bei meinem Volk wäre es eine Selbstverständlichkeit, anderen eine Unterkunft für die Nacht anzubieten. Aber scheinbar sind die Geister jenseits des großen Wassers ziemlich verdorben."


    Man sah ihr an, dass sie es so meinte und nicht aus Wut sprach. Sie war wirklich sehr überrascht über dieses aus seinen Augen womöglich gnädigen Angebotes. Daheim hätte man noch eher das letzte Hemd verschenkt, ehe man jemanden mittellos auf die Straße schickte.

  • Er sah sie an und schwieg.
    Nach einer Weile sagte er leise, und bei einigen Worten klang Trauer mit:
    "In meiner Heimat bietet man einem Mittellosen so viel an, wie auch jedem anderen Gast. Man schenkt ihm sogar Dinge zur Begrüßung und zum Abschied. Jemandem der Pferde zu stehlen versucht bietet man jedoch nur die Verbannung und den Tot!
    Sei froh, dass wir nicht in meiner Heimat sind, so gerne ich dort auch wäre. Und sei froh, das Du von mir erwischt wurdest und von niemand anderem!"
    Er drehte sich um, ging ein paar Schritte, blieb stehen und sagte, mit dem Rücken zu ihr:
    "Du kannst heute Nacht oben im Heu schlafen. Einer der Jungen wird Dir Essen vorbei bringen. Wenn Du jedoch die weiteren Möglichkeiten ausschlagen willst, muss ich Dich bitten Morgen zu gehen."
    Er ging noch ein paar Schritte.
    "Ach und denk gar nicht daran, dass Du vielleicht die Nacht zum Pferdediebstahl benutzen könntest. Du würdest nur schwer enttäuscht werden und vielleicht würde ich vergessen, dass wir nicht mehr in meiner Heimat sind."
    Dann ging er weiter und liess sie alleine. Die jungen waren immer noch mit Stroh ausmisten beschäftigt. Er ging um neue heisse Kleie für Ziu zu besorgen und ihr Zeit zu lassen nachzudenken.

  • Sie lauschte seinen Worten. Und sie war ziemlich unbeeindruckt. Sie befand, dass sie eigentlich in einer Lage war, in der man durchaus Verständnis dafür haben konnte. Sie rief ihm hinterher:


    "Morden ist etwas für feige Leute!"


    Dann wandte sie sich ab und schritt aus dem Stall hinaus. Sie würde keinen Moment länger hierbleiben. Lieber noch würde sie sich einfangen lassen, als misshandelt zu werden. Oder auch nicht. Und doch fühlte sie sich nun noch einsamer als zuvor, während sie den Hof verließ.

  • Als er zurückkam und sie nicht mehr da war, seufzte er. "Elender Sturkopf," murmelte er, konnte es ihr aber auch nicht verübeln. Er hätte, in ihrer Situation, nicht gewusst, ob er das Angebot angenommen hätte oder nicht. Er ging zu Ziu, legte das heisse Tuch, dass er vorsichtig mit zwei Stöcken, aus denen er eine Tragevorrichtung gebastelt hatte, hergetragen hatte, in das saubere Stroh, was die Jungen gerade fertig gemacht hatten, überprüfte das alte Tuch, nahm es ab und sprach leise mit dem Jährling. Dabei ging er ganz sanft vor und ignorierte die beobachtenden Augen. Er rieb den Kleinen ab, sprach mit ihm und legte dann das Tuch, nachdem er geprüft hatte, dass es noch heiss, aber nicht zu heiss und die Kleie noch schön breiig war, auf dessen Brust.
    "Ganz ruhig, mein Kleines. Du wirst schon. Bald springst du draussen wieder mit den anderen über die Wiese. Bist ein Feiner,"
    murmelte er dabei sanft und kraulte ihn dabei zart hinter den Ohren.

  • Sie war eine lange Zeit weggewesen.
    Sie hatte die Zeit gebaucht um alles zu verarbeiten und ihre Tante war ihr eine große Hilfe gewesen um sich selbst wieder zu verstehen.


    Sie war ohne Thunor gegangen,warum wusste sie auch nicht.
    SIe brauchte wohl etwas abstand und sie hoffte er würde es ihr nicht übel nehmen.


    Leicht abgehetzt und in zerschlöissenen KLamotten und mit dreckigem Gesicht kam sie im Stall an.
    Als erstes wollte sie zu ihrem kleinen.
    Valentin war wohl eh sauer und machte sich bestimmt große Sorgen.


    Desi ging zu der Box und stellte sich neben Thunor.


    "Ja mein Großer,ich bin wieder da...und ich werde nicht mehr gehen."


    Dort stand sie einige Zeit und streichelte ihn.
    Er merkte das nun wohl alles wieder gut würde,er schnaubte und wiehrte leicht.

  • Als er Thunor wiehern hörte, kam er aus einer der Boxen am Ende des Ganges.
    "Heee! Weg von dem Pferd!"
    Er kam mit zornigen Blick auf die Gestalt zu.
    "Lass die Finger von dem Pferd..."
    Er sah zu Thunor und bemerkte, dass er sie nicht beissen wollte, aber er war dennoch zornig. Was bei Loki fiel diesen Leuten südlich des Limes eigentlich ein?

  • "Ich bin für die Pferde verantwortlich,"
    antwortete er ärgerlich.
    "Wer bist DU?"
    Er ging weiter auf sie zu und musterte Thunor.
    "Er neigt dazu zu beissen,"
    wohl aber nicht bei ihr. Mhm, bisher hatte er es nur bei der kleinen Diebin auch nicht getan und bei ihm und bei Venusia. Die Stallburschen hatten immer noch höllischen Respekt vor ihm.

  • "Er wird mich nicht beißen und auch nicht steigen wenn ich mich auf ihn setze!"


    Sie schwang sich auf Thunors Rücken


    "Siehst du?" sagte Desi und stieg wieder ab.



    "Mein Name ist Iduna...Desideria Duccia Germanica und dies ist mein Pferd,mein Thunor.Aber nun sag bitte wer du bist."
    entgegnete sie ihm höflich.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!