Die Ställe

  • "Ja, das ist es durchaus," meinte er halb ernst und halb amüsiert. "Und ich werde jede Sekunde dieser Entführung ausnutzen und auskosten. Du wirst mir völlig ergeben sein in dieser Zeit."
    Er kniete sich vor sie. "Weisst Du noch, was wir damals noch taten?"

  • "Ja, das könntest Du," sagte er leise und dann schaute er sie lange an und dachte so viele Dinge bei sich. Plötzlich zog er sie hoch, in seine Arme und landete kurz darauf im warmen Heu, sie halb auf sch und nicht mehr los lassend. Einfach nur haltend und an sich pressend, sanft und doch zugleich fest. Er schloß die Augen und hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und doch endlich wieder atmen zu können.

  • Er schwieg, küsste nur ihren Schopf und zog sie noch etwas näher an sich. Er spürte ihren Herschlag und hörte sie deutlich atmen. Sanft streichelte er sie und starrte zur Decke. Ja, er hatte es auch vermisst, und doch wusste er, dass noch lange nicht alles so war, wie es sein sollte. Aber daran wollte er jetzt nicht denken, sondern einfach ein bisschen die Zeit geniessen.

  • Draussen war es imme rnoch kalt, aber hier im Stall schön angenehm warm. Obwohl Nacht herrschte, herrschte Treiben in dem Gebäude, denn die Stute Vilja stand kurz davor ihr Fohlen auf die Welt zu bringen. Jedoch schien es nicht so einfach für sie zu sein, was Ancius und die beiden Stalljungen in Aktivität versetzt hatten. Einer der Jungen versuchte die Stute zu beruhigen, während der Zweite sie immer wieder sanft mit Stroh abrieb und Ancius sich nun vor der Aufgabe sah der Stute dahingehend zu helfen, dass er das Fohlen mit rausholte. Sein Arm steckte bereits bis über das Ellenbogengelenk in dem Uterus des Tieres und er bemühte sich gerade nicht daran zu denken, das die nächste Wehe ihm den Quetschen könnte, als genau jene einsetzte. Er biss sich auf die Zähne und war versucht den Arm wieder rauszuziehen, was gar nicht mehr ging, entspannte ihn aber dann stattdessen und schob ihn nach Ende der Kontraktion noch etwas tiefer rein, bis er endlich die Beine des Fohlens fand. Er tastete noch ein wenig und entdeckte, dass eines davon sich verfangen hatte und nicht loskam. Es bedeutete viel Anstrengung nur mit einer Hand den Huf zu lösen, aber nach und nach bekam er ihn in die richtige Position. Eine weitere Wehe setzte vorher noch einmal ein, ehe das Fohlen endlich bereit war.

  • Langsam und mit jeder Wehe, half er dem Fohlen aus dem Uterus, indem er sachte zog und mal hier, mal dort etwas gegen verkantete Hufe und ähnliches tat. Letzten Endes dann plumpste es in den Stroh und wurde von ihm mit Stroh abgerieben, so wie von der sichtlich erschöpften Mutter abgeleckt. Langsam kam es torkelnd auf die Beine und blieb dann letztlich etwas mühsam und mit zittrigen Gliedern, aber doch selbstständig stehen. Dann suchte es die Zitzen der Mutter und begann zu saugen. Lächelnd betrachtete er das Schauspiel und sah dann nach einer Weile an sich runter. Er sah scheußlich aus und sein Arm würde wohl über und über blau werden. Aber das war nicht wichtig. Er grinste, erhob sich und sah zu den beiden Stalljungen. "So, dann räumt mal auf, macht sauber und seht zu, dass hier alles in Ordnung kommt. Ich geh mich waschen und umziehen. Dann geht ins Bett. Morgen früh komme ich noch einmal und sehe nach den Beiden. Wenn ich meine, dass soweit alles in Ordnung ist, werde ich schon Morgen nach Confluentes aufbrechen, sonst erst, sobald ich dieser Auffassung bin."
    Die beiden Jungen nickten eilfertig und machten sich, während er mit einem letzten blick auf Mutter und Kind verschwand, daran für Ordnung zu sorgen.

  • Sextus tauchte mal wieder auf. Das war schon ein Wunder für sich.
    Das Einsiedlerleben lag ihm irgendwie, aber hier hatte er sein Zuhause, ob er wollte oder nicht. Und er fürchtete, dass er wollte.
    Außerdem war diesmal Flux bei ihm gewesen, der gute Junge und Sextus waren unzertrennlich geworden in der Zeit. Nun waren sie wieder mal hier, in der Casa, nein eher in den Ställen.
    Sextus ging neben Flux her, er brauchte schon gar nicht mehr die Zügel des Tieres zu halten, er blieb eh immer ins einer Nähe. Eine freie Box war das, was sie suchten, und schließlich auch endlich fanden. Die anderen Tiere waren leicht unruhig, weil 'Fremde' da waren, aber Sextus und Flux kümmerten sic nicht wirklich darum.
    Schließlich begann Sextus Flux mit Heu abzureiben und dabei leise zu summen.

  • Einer der Stallburschen, der ihn entdeckt und nach einigem Zögern auch wieder erkannt hatte, war ins Haus geeilt und hatte Bescheid gegeben. Während also sein Sohnemann da stand und den mittlerweile groß und stattlich gewordenen Flux striegelte, tauchte er hinter ihm auf und schmunzelte. "So so, der verlorene Sohn ist also zurückgekehrt?"

  • Sextus drehte sich nicht um und summte noch die Zeile zu Ende. Es mochte so aussehen, als würde er das aus böser Absicht tun, aber er wagte es einfach nicht seinen Vater anzuschauen.
    "Ja, das bin ich. Mehr hast du dazu nicht zu sagen?"
    Seine Stimme klang etwas tiefer, wie sie geklungen hatte, bevor er gegangen war. Aus dem jugendlichen Krächzen war eine normale Männerstimme geworden. Doch hörte man, wenn man Sextus kannte, deutlich die Unsicherheit darin.
    Sextus wusste nicht, was er erwartet hatte. Aber er hatte etwas erwartet. Sei es wütendes Brüllen oder eine glückliche Umarmung. Doch nun hörte er nur diesen Satz, mit, für ihn, neutral klingender Stimme gesprochen.

  • Er musste sich ein Schmunzeln ziemlich verkneifen, als er antwortete: "Möchtest Du denn, das ich mehr dazu sage?`Ja? Nun, in Ordnung: Gehst Du noch einmal do lange weg ohne ein Ton zu sagen, mein Junge, dann garantiere ich Dir, ich werde Dir sowas von den Hintern versohlen, dass Du 4 Wochen lang nicht drauf sitzen können wirst!" Er sagte es streng, aber seine Augen funkelten amüsiert. Immerhin war Sextus mittlerweile erwachsen. "Und nun steh da nicht länger blöd rum und umarm endlich Deinen alten Vater, bei Loki!"

  • "Auf so was hab ich gehofft.", grinste Sextus erleichtert.
    Er lies das Heu auf den Boden fallen, drehte sich um und schloss seinen Vater lächelnd in die Arme.
    "Und so alt bist du nun auch wieder nicht, nur halt nicht mehr der aller Jüngste."
    Rasch löste sich Sextus von Valentin, brachte etwas Sicherheitsabstand zwischen sich und ihn und grinste ihn frech an.

  • "Oh, echt?", Sextus langte sich gespielt überrascht an das Kinn. "Tatsache!", rief er lachend aus und rieb sich über seine Stoppeln.
    "Das ist mir etwa eine Woche nachdem ich verwunden bin passiert."
    Er zuckte lachend de Schultern, doch bei der nächsten Frage verdüsterte sich sein Gesicht.
    "Ich hab meinen Erzeuger gesucht, um mich an ihm zu rächen. Für alles. Doch das Schwein vergällt mir selbst das! Der alte Sack war bereits tot!", er spuckte die Worte regelrecht aus.

  • Er seufzte und das sehr tief und laut. "Vielleicht besser so. Rache auf die Art ist nicht gut, mein Junge. Am Ende hättest Du da nur wieder drunter zu leiden gehabt, denn man hätte Dich von Seiten der Behörden zur Verantwortung gezogen und das ist nicht Sinn der Sache." Er musterte ihn eine Weile, ehe er sanft sagte. "Bleibst Du wenigstens etwas?"

  • Zu den ernsten Worten seines Vaters konnte Sextus nur Unverständliches grummeln und sauer auf den Boden zu schauen. Daran konnte und wollte er nicht glauben. Aber da er es nun eh nicht ändern konnte, wollte er wenigstens seine Wut bewahren.
    Als dann aber die sanfte Frage kam, blickte Sextus hoch, und sein Gesicht wurde wieder weicher.
    "Etwas kann und werde ich auf alle Fälle bleiben. Sofern ich denn darf.", er blickte seinen Vater fragend aber auch lächelnd an.

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