• Auch Minna hatte es noch einmal versucht, die Tür zu öffnen, indem sie sich mit aller Kraft dagegenstemmte. Jedoch blieb auch ihr Versuch ohne Erfolg. Als die Herrin vorschlug, durch das Fenster zu klettern, war sie wie Aintzane ebenfalls überrascht. Aber nun gut, ihr fiel im Moment keine bessere Lösung ein, also nickte sie nur und stellte sich vor ihrem geistigen Auge vor, wie es für Fremde aussehen müsste, wenn sie wie Diebe durchs Fenster einsteigen würden. Das Augenrollen von Aintzane bemerkte sie und musste unweigerlich grinsen. Deandra hatte wirklich gut reden!


    Schließlich machten sich die beiden Sklavinnen auf den Weg nach draußen. Im Garten angekommen, standen sie nun vor der hohen Hauswand. Minna schaute an der Wand hoch und überlegte, wie sie das am besten anstellen könnten. Das Zimmer lag im Obergeschoss und war durch mehrteilige Fensterläden verschlossen. An der Mauer hochklettern schien nicht möglich zu sein, dafür war die Wand zu glatt. "Aintzane, hast du vielleicht eine Idee, wie wir da hoch kommen sollen?" Fragend schaute sie die andere Sklavin an.

  • In der Zwischenzeit kehrte Fiona aus dem Keller wieder zurück. Ihre Ausbeute an Eßbarem war eher spärlich! Außer ein wenig Wein und einigen Kräutern gab es hier nichts, womit man seinen Hunger und Durst hätte stillen konnte.
    Also ging sie zurück zu Deandra, die ganz alleine, offensichtlich auf etwas wartend, vor einer Tür stand. Verwundert schaute sich Fiona um, ob sie die anderen beiden Sklavinnen erblicken könnte, doch die waren beide verschwunden.


    "Herrin, es ist... ähm, wo sind denn Minna und Aintzane...nun es ist nichts eßbares mehr zu finden, Herrin. Außer ein wenig getrockneten Kräutern, konnte ich nichts in der Culina entdecken. Lediglich im Keller bin ich auf eine Amphore gestoßen, in der sich noch ein weing Wein befindet. Wir müssen wohl oder übel noch einige Lebensmittel in der Stadt besorgen!"
    Über die Tatsache, daß keine Lebensmittel im Haus waren und das deshalb jemand welche besorgen mußte, war sie in Wirklichkeit eigentlich weniger betrübt, als es sich für ihr Gegenüber anhören mußte.
    Tief in ihrem Inneren hätte sie große Lust gehabt, diese fremde Stadt ein wenig zu entdecken.

  • Die Beobachtung des unbewohnten Zimmers war werden langfristig spannend noch in der gebückten Haltung beim Blick durch das Schlüsselloch bequem, also setzte ich mein ohnehin vorhin gefasstes Vorhaben um, die Sklavinnen bei ihrem Einstiegversuch zu beobachten. Auf dem Weg nach draußen kam mir Fiona entgegen, weswegen ich im Schritt verhielt und mir zunächst ihren Bericht anhörte.


    „Na prima, Wein ist so ziemlich das Letzte, was ich zum Überleben brauche“, resümierte ich seufzend. „Dann muss nachher jemand einkaufen gehen, aber zunächst müssen wir erst einmal in diese Villa kommen.“


    Ich zuckte mit den Schultern. Zwar verlief bei weitem nicht alles nach Wunsch, aber entmutigen ließ ich mich von dergleichen Widerständen nicht so schnell.


    „Komm mit, ich muss sehen, wie weit die beiden mit ihrem Vorhaben gekommen sind.“
    Mit Fiona im Schlepptau fand ich nach kurzem Suchen Minna und Aintzane, die offensichtlich über Beratschlagungen noch nicht hinausgekommen waren. Auch Minnas skeptischer Blick nach oben fiel mir auf.


    „Fiona, hole mal den Kutscher mitsamt Reisegefährt.“ Zwar würde sich zeigen, wie nahe die Kutsche überhaupt an die Hauswand zu lenken war, aber einen Versuch war es immerhin wert. In der Zwischenzeit verschaffte ich mir eine günstige Sichtposition, denn ein solches Schauspiel, das unweigerlich folgen musste, bekam ich nicht aller Tage zu sehen.

  • Zitat

    Original von Minna
    ..."Aintzane, hast du vielleicht eine Idee, wie wir da hoch kommen sollen?"


    Aintzane antwortete mit einer knappen, buendigen Antwort so schnell wie ein Pfeilschuss: "Nein, habe ich nicht." Nach einem kurzen Zoegern fuegte sie hinzu: "Hmm... eine Leiter?" Allerdings hatte sie keine Ahnung, woher man auf die Schnelle eine Leiter bekommen koennte. Ach, ihr Goetter, wieso musste das Leben immer so kompliziert sein?
    Doch bevor sie noch einfach vorschlagen konnte, wieder hinein zu gehen und Deandra das Scheitern der Mission zu beichten, sah Aintzane ihre Herrin mit jener rothaarigen Sklavin... wie hiess die doch gleich? Etwas mit F...
    Doch Zeit zum Ueberlegen blieb ihr nicht viel, da kam schon Deandra daher und betrachtete Minna und Aintzane kritisch.
    Da schien ihre Herrin eine Idee zu haben. Aus den Worten, die sie an die Sklavin richtete, erfuhr Aintzane gleich zwei wichtige Tatsachen.
    Erstens, die Sklavin hiess Fiona, natuerlich, jetzt konnte sich Aintzane wieder erinnern.
    Und zweitens, ihre Herrin wollte sie alle umbringen. Entgeistert starrte Aintzane ihre Herrin an (auch wenn sich das nicht wirklich gehoerte). "Wir sollen da drauf steigen? Was ist, wenn der Stoff reisst oder das Holz zusammenbricht? Was ist, wenn..." Haenderingend suchte Aintzane nach einem weiteren Argument, um ihre Herrin davon abzuhalten, ihre Sklavinnen auf der Kutsche Kletteraffen spielen zu lassen. "Ist das wirklich eine gute Idee, Herrin? Wieso schauen wir uns nicht einfach nach einer Leiter um?"

  • Fiona tat, wie ihr geheißen. Sie ging zum Kutscher und erklärte ihm die mißliche Lage. Doch der, statt ihr sofort zu helfen, fing nur lauthals an zu lachen.
    "Und du meinst, du kannst einfach so auf die Kutsche klettern und dann durchs Fenster einsteigen? Wenn du das schafftst, bist du reif für die Circusmanege! Hahahaha!
    Na klar, das war mal wieder typisch Mann! Große Worte, aber nichts dahinter!
    "Also, erstens war das nicht meine Idee! Und zweitens... weißt du etwa etwas besseres?!"
    "Na, laß mich mal machen, Mädchen!"
    Zielstrebig ging er an Fiona vorbei und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Sie hatte keinen blassen Schimmer, was er vor hatte!
    Er verschwand in einem Nebengebäude. Fiona wartete draußen vor der Tür. Sie hörte nur ein Scheppern und ein Poltern. Was tat der Kutscher nur in diesem Schuppen?
    Dann vernahm sie ein "So, da haben wir´s ja!
    Sie hoffte, der Kutscher würde bald herauskommen, denn sie wollte Deandras Geduld nicht überstrapazieren. An ihrem Tonfall hatte sie bereits vernehmen können, daß sie doch schon etwas gereizt war.

  • Natürlich entging mir keineswegs die verblüffte Reaktion meiner Leibsklavin. Fast mochte man meinen, sie wäre sogar entsetzt über meine Idee mit der Kutsche gewesen.


    „Wenn der Stoff reißt oder das Holz zusammenbricht?“, wiederholte ich, weil mir weder der Grund ihrer Skepsis noch die Widerworte überhaupt einleuchteten. Schließlich unterzog ich Aintzane einer gründlichen Musterung, um ihr Gewicht annähernd einschätzen zu können.


    „Dann nehmen wir eben die zarte Minna, wenn du Angst hast, dass du dafür zu schwergewichtig bist“, schlug ich im Brustton der Überzeugung vor. Ich drehte mich zu Minna, begutachtete zunächst ihre Konturen und nickte. „Das wird was. Und keine Sorge, die Wagenkonstruktionen sind durchaus stabil.“ Zumindest glaubte ich das.


    Jetzt fehlte nur noch die Kutsche. Ich blickte mich suchend um, aber weder Fiona noch der Kutscher samt Gefährt waren in Sicht. Flüchtig überlegte ich, ob Fiona mich unter Umständen missverstanden haben könnte oder ob sie den Kutscher womöglich nicht fand. Ob dieser eventuell die Pferde bereits ausgespannt und nun zunächst wieder in die Riemen schnallen musste. Irgendwie dauerte mir das alles zu lange. Ich fror, vermutlich sogar mehr innerlich als körperlich, daher wollte ich so schnell wie irgend möglich in das Haus. Zwei Minuten wollte ich Fiona noch geben, dann sollte sie eingetroffen sein.

  • Sollte das römischer Humor sein oder meinte Deandra den Plan mit der Kutsche wirklich ernst? Minna hoffte inständig sich verhört zu haben, was bei ihren Lateinkenntnissen ja auch durchaus vorkommen konnte. Aber es schien tatsächlich so, als hätte die Herrin die feste Absicht, dass sie da hochsteigen sollte. Sie schluckte. "Äh... ich? Ich kann aber nicht besonders gut klettern..." Eigentlich war sie sogar richtig schlecht, was Kletterei betraf, denn sie vertrug die Höhe nicht besonders. Aber diese Tatsache behielt sie lieber für sich. Deandra hätte wahrscheinlich nur wenig Verständnis dafür gehabt. Sie klang ohnehin schon leicht gereizt und Minna wollte unter keinen Umständen ihre Laune verschlechtern. Ihr Blick glitt noch einmal die Hauswand hoch. Der Gedanke auf einer wackeligen Kutsche zu klettern und dann versuchen ins Fenster zu steigen, gefiel ihr überhaupt nicht. Hatten die denn hier keine Leiter? Und wo steckte eigentlich Fiona? Ihr würde sie es zutrauen, dass sie es mit Leichtigkeit nach oben schaffen würde.


    Angespannt wartete sie nun darauf, dass die Kutsche vorgefahren wurde. Vielleicht würde die Clauderin in der Zwischenzeit ihre Meinung noch ändern, zumindest hoffte Minna das.

  • Gespannt wartete Fiona vor der Tür. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt und sie vernahm wieder die Stimme des Kutschers.
    "Ja weißt du, ich hab zwar keine Ahnung, wie man das bei euch zu Hause macht, aber hierzulande benutzt man für solche Fälle.."
    Dann trat er heraus, grinste Fiona schelmisch an und sprach weiter.
    "...eine Leiter!, Komm hilf mir mal!"
    Fiona, die mittlerweile ihren Ärger nicht mehr verbergen konnte, rollte die Augen und schrie zurück:
    "Hey, ich weiß nicht, ob du was an deinen Ohren hast! Ich sagte bereits, es war nicht meine Idee...Ach komm, mit dir streite ich doch nicht!!!"
    Beleidigt blieb sie stehen verschränkte die Arme vor ihrem Körper.
    Der Kutscher verzog sein Gesicht und ging auf sie zu.
    "Na, komm schon, ich hab´s nicht so gemeint! Aber alleine der Gedanke, daß ihr auf meine Kutsche klettern wolltet, um ins Haus einzusteigen, fand ich doch recht lustig. schade daß ich das jetzt nicht erleben werde! Hahaha.... Na los, jetzt sei nicht beleidigt. Du hast auch was gut bei mir! Versprochen!"
    Was sollte sie denn schon bei einem Kutscher gut haben, dachte Fiona.
    Schließlich gab sie nach, denn sie wußte auch, daß Deandra nicht ewig warten wollte.
    Zusammen mit dem Kutscher holte sie eine Leiter aus dem Schuppen.
    Die sollte eigentlich ausreichen, um das Fenster damit erreichen zu können.
    Dann gingen sie zum Haus, wo bereits Deandra mit den beiden anderen Sklavinnen ungeduldig wartete.

  • Aintzane wollte ihren Ohren nicht trauen. "Wie?", fragte sie nach. Wollte ihre Herrin ihr etwa auf eine ihrer subtilen Arten vermitteln, dass sie die gertenschlanke Aintzane dick finden wuerde? Fassungslos und empoert sah sie ihren Bauch hinunter, dorthin, wo auch die Augen von Deandra gelegen waren. Der aengstlich wirkende Kommentar von Minna, dass sie nicht besonders gut klettern konnte, bestaerkte sie in ihrer Ablehnung zu jener Idee.
    Also haette sie bald etwas ziemlich Dummes getan und ihre Herrin gefragt, ob sie Aintzane fuer bloed verkaufen wollte, da sah sie aus der Ferne Fiona mit dem Kutscher kommen. "Oh, beim Lebensbaum von Gernika! Eine Leiter!", rief sie erleichtert aus. Dann drehte sie sich unauffaellig zu ihrer Herrin um. Die Baskin witterte Sturm. Hoffentlich bestand sie nicht darauf, dass ihre Sklavinnen auf der Kutsche herumturnen mussten... Das konnte man noch wirklich haben, bei jenem Missmut, den Deandra an den Tag legte.
    Noch wusste sie noch nicht aufs Vollste, ob sie schon wirklich erleichtert ausatmen durfte.

  • Bis zu dem Augenblick, als Fiona zwar mit dem Kutscher, aber ohne Reisegefährt auf uns zusteuerte, war ich trotz der unerwarteten Schwierigkeiten gut gelaunt gewesen. Die Missachtung meines ausdrücklichen Wunsches ärgerte mich jedoch, weswegen ich die Brauen runzelte und die beiden näher Kommenden mit in die Seiten eingestützten Armen erwartete. Mir entging dabei Aintzanes widerstrebendes „Wie?“ ebenso wie Minnas, wenn auch sanft geäußerte, Bedenken bezüglich der eingeplanten Klettertour.


    „So, die Leiter kannst du zunächst erst einmal ablegen“, empfing ich den Kutscher unwillig. „Anschließend siehst du zu, dass die Kutsche hier vorfährt. Oder hast du ihm das etwa nicht ausgerichtet?“, wandte ich mich mit ärgerlichem Blick an Fiona, die, sollte es tatsächlich eine Eigenmächtigkeit von ihr gewesen sein, sicherlich einiges zu erwarten hatte. Wenn ich bei Sklaven etwas nicht leiden konnte, dann waren es Unbefugtheiten. Ich hörte mir ausnahmsweise durchaus mal Einwände an, aber selbstständiges Handeln verbot sich.


    „Wie lange bist du denn schon Sklavin? Oder hat man dich etwa Widerborstigkeit und Eigenmächtigkeit in meiner Familie gelehrt? Auf jeden Fall dulde ich so ein Verhalten nicht. Also bitte, ich höre.“


    Ich fixierte die Sklavin und versuchte momentan noch aufnahmefähig für ihre Erklärungen zu sein. Die Konsequenzen würde ich später festlegen, denn auch der Kutscher war längst noch nicht aus der Sache heraus. Zudem musste ich schauen, dass ich annähernd gerecht handelte. Aintzanes vorlaute Art ließ ich inzwischen öfters einmal durchgehen, weil sie anderweitige Qualitäten besaß. Neue Sklaven konnten noch auf keinerlei Gewohnheitsrecht bei mir hoffen, daher bevorzugte ich bei ihnen eindeutig eine folgsame Art. Still und folgsam, das wäre mal angenehm, wobei gerade Assindius alles andere, aber nie still gewesen war. Manchmal war er sogar frech gewesen, aber auch bei ihm war ich mir seiner Loyalität stets sicher gewesen, was das Guthaben für gewisse Zugeständnisse dargestellt hatte.

  • Als Fiona und der Kutscher mitsamt der Leiter das Haus erreicht hatten, erwartete sie eigentlich eine zufriedene, ja freudige Bemerkung der Herrin. Doch was war das? Fiona verstand die Welt nicht mehr!
    Deandra bestand trotzdem darauf, daß die Kutsche ans Haus gefahren wurde. Und noch mehr, sie fuhr Fiona regelrecht an, weil sie ihrem Befehl nicht gefolgt war.
    Fiona haßt nichts mehr auf der Welt, als ungerecht behandelt zu werden. Sicher, sie war eine Sklavin mit keinerlei Rechten, doch ein Fünkchen Stolz war ihr trotz allem geblieben!


    (Noch) ruhig begann sie zu sprechen.
    "Ich habe getan, was du verlangt hast! Aber ist eine Leiter nicht sicherer um das Fenster dort oben zu erreichen, als auf die wacklige Kutsche zu steigen?"


    Sie sah den Ärger in Deandras Augen und sie konnte ihn auch gut im Tonfall ihrer Stimme spüren. Doch das löste bei Fiona eine Trotzreaktion aus, denn sie fühlte sich keiner Schuld bewußt. Außerdem war sie noch vom Kutscher genervt, der sie in diesen Schlamassel erst gebracht hatte. Doch damit wollte sie sich nicht rechtfertigen. Sie haßte es auch, andere Schicksalsgenossen zu verraten. Deswegen wurde auch ihr Tonfall etwas gereizter.


    "Ich bin noch nicht lange Sklavin, Herrin! Und als man mich dazu machte, habe ich meinen Verstand nicht beim Sklavenhändler abgegeben! Ich wollte dir lediglich nur behilflich sein, damit du schneller ins Haus gelangen kannst! Warum sollte also mein Handeln falsch gewesen sein, wenn es zu deinem Wohl geschah?"


    Der Kutscher, der alles wortlos mitangehört hatte, meldete sich schließlich auch zu Wort, denn er konnte es nicht ertragen, daß eine Frau für sein "Vergehen" bezahlen sollte. Außerdem dachte er, er könne vielleicht durch sein Geständnis von Fiona ablenken.


    "Ähm, Herrin, es ist alles meine Schuld! Ich hatte die Idee mit der Leiter! Die Kleine kam zu mir und hat mir alles erzählt und hat auch gesagt, ich solle mit der Kutsche vorfahren und so! Sie trifft keine Schuld, Herrin!"


    Verlegen blickte er zu Boden, während Fiona Deandra immer noch einen trotzigen Blick zuwarf.

  • Nun gut. Selbst Aintzane hatte nicht mehr wirklich damit gerechnet. Und es traf sie sehr hart, als Deandra den Kutscher befahl, die Leiter wegzustellen.
    Die Luft war dick, man konnte sie fast schon angreifen. Fiona sah aus, als ob sie sich sehr hart am Riemen reissen musste, um nicht zu explodieren.
    Aintzane ging es genau so. Was hatte das zu bedeuten? Keine Leiter? Das machte nicht nur keinen Sinn, sondern war schlicht und einfach dumm.
    Da, langsam, in ihrem Hinterkopf, daemmerte die Einsicht hervor. Deandra war nicht dumm. Das hatte Aintzane schon bei ihrem ersten Treffen mit ihrer Herrin bemerkt, und es immer wieder festgestellt. Jetzt wusste sie, wieso sie darauf bestand, dass Minna die Kutsche bestieg, und sie wusste jetzt auch, weshalb sie Fiona so anfuhr und weshalb sie Aintzane zusammen mit ihren ganzen Einwaenden ignorierte.
    Einmal glaubte sie es zu wissen. Es war ein Machtspiel, dass Deandra nicht nur gewinnen wollte, sondern auch unweigerlich musste. Deandra wollte den beiden neuen Sklavinnen zeigen, wer die Herrin war. Was sollte es denn sonst sein?, fragte sie sich, und sie war sich bewusst, dass die Antwort darauf lauten wuerde: "Nichts."
    Langsam fuhr sie sich mit der Hand zum Mund, als ob ihr die gesamte Grausamkeit und Haesslichkeit der Welt erst jetzt bewusst werden wuerde.
    Nebenbei bemerkte sie, dass der Kutscher wohl kein so uebler Kerl war, wie sie es immer gedacht hatte. Er gab sich fuer das ganze die Schuld!
    Ein anstaendiger Mensch.
    In diesem Moment fiel ihr auf, mit was fuer einem borstigen Blick Fiona Deandra anschaute. Aintzane konnte sich nicht ausdenken, was jetzt noch alles passieren koennte. Sie sah die Eskalation direkt vor sich.
    Aintzane beschloss einzugreifen.
    Sie machte ein paar Schritte zu Deandra hin. "Herrin!", rief sie, in der Hoffnung, dass Deandra sie ueberhaupt zur Notiz nahm. Doch kaum hatte dieses Wort ihren Mund verlassen, wurde ihr bewusst, dass sie jetzt auch begruenden musste, wieso sie Deandra gerufen hatte. Also improvisierte sie. "Ich steige auf die Kutsche hinauf.", meinte sie. Sie hustete es fast aus sich heraus. Indem sie vor der herrin katzbuckelte, sah sie die einzige Chance, diesen Konflikt zu beenden, auch wenn sie ihre noble Herkunft damit komplett verleugnete. In dieser Weise versuchte sie Deandra zur Vernunft kommen zu lassen, waehrend sie Fiona einen Blick zuwarf, der unzweifelhaft einer verzweifelten Frau gehoerte.

  • Als Fiona samt Kutscher und Leiter auftauchte, atmete sie erleichtert aus. Eine Leiter zu erklimmen war bei ihrer Höhenangst zwar auch nicht das Angenehmste, was sie sich vorstellen konnte, jedoch immer noch besser als diese verrückte Idee mit der Kutsche. Doch ihre Freude währte nur kurz, denn schon gleich darauf machte Deandra alles zunichte, indem sie immer noch auf die Kutsche beharrte. Ungläubig starrte Minna sie an. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie fragte sich, weshalb Deandra darauf bestand. Hatte sie die Herrin auf irgendeine Weise verärgert und sollte das damit wieder gut machen? Oder war es reine Boshaftigkeit? Sie wusste es nicht, doch bei einem war sie sich sicher: alle Römer waren gleich! Noch vorhin hatte Minna geglaubt, Deandra wäre nicht so eine arrogante Römerin, die offensichtlich daran Spaß hatte Sklaven das Leben zu erschweren. Nun wurde sie – mal wieder – eines besseren belehrt.


    Zu allem Überfluss spitzte sich die Situation zu, als Deandra auch noch Fiona zurecht wies. Dabei hatte diese doch gar nichts verkehrt gemacht, zumindest sah Minna das so. Unruhig beobachtete sie die Situation und befürchtete, dass Fiona mit Trotz reagieren würde. Sie kannte sie dafür zu gut um zu wissen, dass Fiona sich solche Ungerechtigkeiten nicht auf sich sitzen lassen würde. Glücklicherweise wählte sie ihre Worte mit Bedacht und auch der Kutscher gab ihr Rückendeckung, indem er sich die Schuld gab. Als sie schon fest mit einer empörten Antwort von Deandra rechnete, griff auch noch Aintzane unvermittelt ins Geschehen ein. Sie wollte nun auf die Kutsche klettern! Minna wandte sich erstaunt zu ihr und schaute sie mit großen Augen an. "Aber Aintzane...." Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, aber sie bemerkte, wie verzweifelt Aintzane wirkte.

  • Es war eine vertrackte Situation, in der sie sie sich alle befanden. Sie schätzte es zwar sehr, daß der Kutscher sich für sie eingesetzt hatte, doch als sie hörte, wie Aintzane sich anbot, auf die Kutsche zu klettern, obwohl es ihr offensichtlich sehr unangenehm war, beschloß sie zu handeln.
    Sie hatte Deandra mittlerweile durchschaut. Es stimmte also: alle Römer waren doch gleich! Deandra war kein Deut besser als Ofella! Ihre Vermutung, die sie bei der Ankunft hatte, wurde also bestätigt.
    Diese Frau wolllte nur mit ihnen spielen. Es ging ihr nicht darum, schnellstens ins Haus zu kommen. Alles was sie wollte, war nur reines Entertainment!
    Sie konnte für sie nur noch Verachtung empfinden.


    "Laß mich hinaufklettern! Aintzane und Minna können nichts dafür, daß ich deine Befehle nicht befolgt habe!"


    Fiona konnte zwar gut klettern, doch der Gedanke, auf die wacklige Kutsche steigen zu müssen, bescherte ihr auch etwas Unbehagen.

  • Sim-Off:

    Ich hätte niieee gedacht, dass die Szene so spannend wird. Mein Dank an alle Mitspieler. :)


    Die Antwort der Sklavin Fiona war geeignet, meine ohnehin vorhandene Verärgerung noch zu steigern.


    „Nein! Du hast eben nicht getan, was ich verlangt habe. Und ja, dein Handeln war falsch! Dein Auftrag lautete, den Kutscher samt Reisegefährt zu holen. Und bitte, was hast du angebracht?“ Meine Hände wiesen auf den Kutscher. Die Antwort würde ich ihr nicht vorkauen, die sollte sie selbst finden und äußern, wofür ich ihr etwas Zeit gab. „Es interessiert einfach nicht, was du als sicher betrachtest, wenn du einen Auftrag erhalten hast. Gewöhne dir schleunigst Eigenmächtigkeiten und selbstständiges Denken ab, es wäre zu deinem eigenen Vorteil.“


    Ich hob den Zeigefinger, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Es ist die erste und einzige Chance, die ich dir gebe, deinen Fehler zu ergründen und daraus ohne weitere Folgen, die ansonsten unweigerlich in Strafen enden, aus der Angelegenheit herauszukommen. Die einzige! Lerne daraus! Du kannst allerdings auch auf Konfrontationskurs gehen, aber glaub mir, Siegerin wirst du niemals sein.“


    Es kostete mich einige Mühe, den Blick von Fiona loszureißen, denn der aufgestiegene Ärger war immens. Und doch vertrat ich stets die Auffassung, jedem wenigstens eine Chance einzuräumen. Mitunter waren auch Unkenntnis oder Überforderung in der neuen Situation als Sklavin die Ursache für Anfangsfehler. Sollten jedoch Trotz und Widerborstigkeit zum Charakter dieser Sklavin gehören, würde ich das spätestens nach ihrer Reaktion wissen.
    Sodann wandte ich mich an den Kutscher, der tatsächlich die Frechheit trotz seiner langjährigen Anstellung in meinem Gestüt besaß, Erklärungen abzugeben, wo er längst einen Arbeitsauftrag, nämlich das nachträgliche Ordern der Kutsche, erhalten hatte. Ein Blick allerdings genügte, um den Mann an seinen Auftrag zu erinnern. Eilig dampfte er ab.


    Noch bevor ich weitere Entschlüsse fassen konnte, trat Aintzane auf mich zu. Ich hörte mir ihren Vorschlag an, winkte aber beruhigend ab.


    „Nein, Aintzane. Hier geht es um mehr als nur um die Frage, ob jemand und wer auf eine Kutsche steigt. Ich brauche mich deiner Verlässlichkeit nicht mehr zu versichern.“ In diesem Moment fiel mir das stille Wesen der Sklavin Minna auf. Ich betrachtete sie für Augenblicke nachdenklich, weil mir natürlich bekannt war, dass mein Vater sie an Ofella verschenkt hatte. Möglicherweise war ihre duldsame Art gerade geeignet, die exzentrische Ofella nicht mehr als nötig zu reizen. Aber wie das jemand aushalten konnte, der auf gewisse Weise sensibel war, konnte ich mir kaum erklären, wenn schon ich die Flucht vor dieser Frau ergriff, wo meine Position doch eine überaus bessere war.


    „Minna, du brauchst nicht auf die Kutsche klettern“, entschied ich aus diesem Gedanken heraus. „Ich erlaube dir, sofern wir einmal in dieses Haus kommen, nachher mit Aintzane auf den Markt zu gehen, wo ihr euch jeweils etwas Hübsches kaufen dürft. Ob euch Fiona begleiten wird und welche Aufgaben sie bei diesem Marktbesuch erhält, muss sich noch zeigen.“


    Mein Blick suchte wieder jene Sklavin, deren Reaktion auf meinen Ratschlag noch immer ausstand. Zunächst schlug sie jedoch vor, selbst auf die Kutsche klettern zu wollen. Ich erwiderte zunächst noch nichts, registrierte aber, dass ihr Ansinnen tatsächlich nur einen Vorschlag ohne jede Form von Selbstbestimmung beinhaltete.

  • Sim-Off:

    Gern geschehen! ;) Du bist aber auch die Niedertracht in Person! :D


    Das war eindeutig zu viel! Fiona mußt sich jetzt wirklich zusammenreißen, sonst wäre sie sicher hier auf der Stelle gleich explodiert. Sie atmete tief durch, um sich selbst wieder etwas ruhiger zu stellen. Am liebsten hätte sie ihr jetzt natürlich die Meinung gesagt, koste es was es wollle.
    Doch sicher gab es da auch noch andere Gelegenheiten, sich zu rächen. Sie dachte da nur mal an gewisse achtbeinige Tierchen, die es ja hier zu Hauf gab!
    Der Gedanke daran ließ ihre miese Stimmung etwas weichen und sie mußte darauf achten, daß ein Grinsen in ihrem Gesicht sie nicht verraten würde.
    Es entsprach dann auch gar nicht so ihrer Art, daß sie ohne zu kämpfen einfach aufgab und die Unterlegene spielte. Sie war sich zwar bewußt, daß Minna sich bestimmt wundern würde, doch sich sicher
    nichts anmerken ließ.
    Zum Glück kannte Deandra sie noch nicht!


    "Es tut mir unendlich leid Herrin, daß ich dich so enttäuscht habe! Es wird sicher nicht mehr vorkommen!"


    Gesenkten Blickes stand sie vor Deandra, doch in ihrem Inneren brodelte es und sie konnte es kaum erwarten, sich an ihr zu rächen.


    Ein weiterer Hintergedanke bei diesem Spiel, war natürlich auch der bevorstehende Marktbesuch, auf den sich Fiona ja schon so sehr gefreut hatte.

  • Sim-Off:

    Bitte, bitte. :D So gemein, wie Deandra ist... :]


    Aintzane hätte sich vor Erleichterung fast auf den Boden hingehockt, als Fiona klein beigab. Den Göttern sei Dank! Ihre Sturheit hätte sie noch ins Grab bringen können.
    Nun sah es aber zweifelsohne so aus, dass Deandra nun Fiona auf den Kieker hatte und für eine Zeit auch dort behalten würde. Minna schien noch davongekommen zu sein.
    Seit wann bist du so ein Angsthase und so eine Sorgentante?, fragte sie eine Stimme im Kopf. Die Antwort erübrigte sich. In Sklavenschaft musste man überleben -alles andere war egal. Irgendwie hatte Aintzane das Gefühl, dass die Katastrophe gerade noch verhindert werden konnte.
    Verlässlichkeit, dieses Wort hatte Deandra gegenüber Aintzane gebraucht. Es ging um Verlässlichkeit. Konnte man Verlässlichkeit nicht dadurch bewiesen, dass man eine Leiter hochstieg? Den Befehlen von den Römern zu folgen war keine Verlässlichkeit, sondern vielmehr Hirnverbranntheit. Dass Deandra eine hirnlose Sklavenschaft war, war ihr komplett neu.
    Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich über solche Dinge zu wundern. Die baskische Sklavin machte einen taktischen Rückzug, indem sie langsam nach hinten ging und sich neben der kleinen Minna hinstellte, die Aintzane um ein oder zwei Kopfhöhen überragte. Jetzt war sie immerhin außer Reichweite von Deandra, die heute wohl von einem ordentlichen Schuss Wahnwitz beseelt war.

  • Sim-Off:

    Stimmt, hätt ich auch nicht gedacht! Wir sind aber auch eine echt tolle Gruppe 8)


    Es war als würde ihr ein riesiger Stein vom Herzen fallen, als sie hörte, dass sie nun doch nicht auf die Kutsche klettern musste. Nicht auszudenken, wenn sie von da oben runtergestürzt wäre - und das alles nur wegen einer Römerin! Minna war völlig überrascht. Und es kam noch besser, sie durfte mit auf den Markt gehen und sich etwas kaufen! Hoffentlich würde Deandra auch ihr Wort halten. Es würde sie nicht wundern, wenn diese Römerin sich plötzlich umentscheiden würde, so launisch wie die war. "Vielen Dank Herrin, ich weiß das sehr zu schätzen." Anschließend zog sie sich zurück und wartete aus sicherer Entfernung ab, was nun geschehen würde.


    Allerdings schien es jetzt so, als ob Deandra besonders Fiona auf die Finger gucken wollte. Nach der scharfen Zurechtweisung befürchtete Minna schon, dass Fiona nun endgültig die Fassung verlieren und etwas Unüberlegtes tun würde. Doch zum Glück besaß Fiona neben einer gehörigen Portion Hitzköpfigkeit auch Vernunft und so entschuldigte diese sich demütig bei der Herrin. Es war ihr natürlich klar, dass Fiona das nicht im Geringsten so meinte, wie sie es vorgab. Stattdessen hätte sie dieser arroganten Claudierin liebend gern ihre Meinung an den Kopf geknallt. Beruhigt darüber, dass Fiona dennoch kleinlaut beigab, beobachtete sie wieder Deandra und wartete deren Reaktion ab. Sie hoffte, das diese durch Fionas Worte etwas besänftigt wurde und die Situation sich dadurch entschärfte.

  • Sim-Off:

    Wieso gemein und niederträchtig? Deandra ist nur k und k - kreativ und konsequent. :D


    Ich war von Fionas Einhundertachtzig-Grad-Wendung derart überrascht, dass ich erstaunt den Kopf ein Stück nach vorne und die Brauen in die Höhe schob. Zwar hatte ich mit einem Einlenken ihrerseits gerechnet, aber nicht mit derart unterwürfigen Formulierungen. Allerdings fand ich es müßig, der Sache auf den Grund zu gehen, ich nickte zufrieden und hakte die Angelegenheit „fehlende Kutsche“ ab, was allerdings nicht bedeutete, dass der Kutscher wegbleiben durfte. Sein Auftauchen mitsamt Reisegefährt stand noch auf der Liste der unerledigten Sachen.


    „Gut, das freut mich zu hören“, erwiderte ich zunächst, legte anschließend den rechten Zeigefinger an das Kinn und wandte den Kopf zur Hauswand, deren Fassade ich begutachtete. „Nun gut, dann versuchen wir es jetzt also zunächst mit der Leiter. Das wäre dann dein Part, Fiona.“


    Die Sklavin hatte sich nicht nur angeboten, ich schätzte sie auch als kompetent genug für diese Aufgabe ein. Meine Aufmerksamkeit beließ ich aber nicht bei Fionas Kletterkünsten, sondern ich wandte mich an Aintzane und Minna, die eng beieinander standen. Nebenbei registrierte ich den Dank der Sklavin Minna, die bei mir einen außerordentlich guten Eindruck hinterließ. Ich würde sicherlich bei der Festsetzung des Taschengeldes meiner Sklavinnen erhebliche Unterschiede machen.


    Bei diesem Gedanken angelangt, und weil wir ohnehin nichts zu tun hatten, plante ich bereits den Marktbesuch.


    „Aintzane, warst du eigentlich schon einmal in Ostia? Ich würde dir die Leitung der kleinen Gruppe anvertrauen, die nachher die Einkäufe tätigen muss. Und ich müsste einmal von jedem wissen, über welche Kleidung er bislang verfügt.“

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