• Maximian hatte Verus und Gallus mit dem Entladen des ganzen Gepäcks allein gelassen und war ins Atrium geschlendert. Wenn man dazu noch schlendern sagen konnte. Es sah beinahe aus, als wäre er dorthin gehüpft. Und als er dort ankam, fiel ihm natürlich sofort das reparierte Dach ins Auge. Martinus hatte wirklich ganze Arbeit geleistet!


    Schließlich blickte Max sich in alle Richtungen um und fragte in das Haus, das ruhig dalag, ob jemand da war.


    "Hallo?"


    Seine Traurigkeit war der Freude gewichen, die einen Reisenden überfiel, wenn er Daheim ankam. Dabei trug er Julia und die schönen und auch schmerzliche Erinnerungen stets im Hinterkopf, während er gespannt ins Haus hineinhorchte und den ein oder anderen Schritt tätigte.

  • Valeria hatte sich gerade im Garten des Hauses aufgehalten, als sie aus dem nahen Atrium eine Stimme vernahm. 'Wer das wohl ist?' ging es ihr durch den Kopf. Sie erhob sich in einer fließenden Bewegung von der Steinbank, auf der sie gesessen hatte, und ging leichten Schrittes in Richtung Atrium, denn von dort hatte sie die Stimme vernommen.
    Als sie die Halle erreichte, sah sie einen jungen Mann, der sich suchend umsah. Sie kannte ihn noch nicht, hoffte jedoch, dass sich das bald ändern würde.


    "Hallo", sagte sie freundlich und ging auf ihn zu.
    "Ich bin Valeria."

  • Maximian hatte den Kopf gerade in einen abgehenden Raum gesteckt, als er von hinter sich eine Stimme vernahm und freudig zu ihr herumfuhr. Das strahlende Gesicht sah sicherlich überrascht aus, hatte er die Stimme doch beinahe für die seiner Tante Lucilla gehalten. Doch die junge Frau, die vor ihm stand, war definitiv nicht Lucilla. Zum einen war sie jünger, blonder und vor allem Maximian fremd. Er kam ein paar Schritte näher, musterte die Frau dabei und hatte immer noch ein freundliches Lächeln auf den Wangen.


    "Ave, Valeria. Mein Name ist Maximian. Ich bin der Sohn des pater familias. Und wer bist du?"


    Maximian hielt Valeria für einen Gast. Vielleicht von Martinus oder Mattiacus, oder gar als Freundin von Lucilla.

  • Valeria lächte erfreut.


    "Ich bin die Tochter des Praetorianus, doch davon weiß er noch nichts", gab sie galant und mit schief gelegtem Kopf zurück. Ihre leicht gewellten Haare umspielten das zierliche Gesicht. Valeria überlegte. Der junge Mann vor ihr konnte noch nicht sehr alt sein. Siebzehn vielleicht, höchstens aber zwanzig.


    "Ich freue mich, dich kennenzulernen. In den zwei Tagen, die ich hier bin, habe ich noch nicht viele Bekanntschaften gemacht. Alle scheinen ausgeflogen zu sein."

  • Ungeniert kratzte Maximian sich am Kopf. Einen Praetorianus hatte er noch nicht kennengelernt. Bestimmt war er Soldat und mit Meridius unterwegs oder zumindest in einer anderen Einheit.
    Aber er lächelte gleich noch ein bisschen breiter.


    "Das heißt dann ja, dass wir verwandt sind. Ich kenne Praetorianus ebenfalls noch nicht, heiße dich aber nachtäglich in der Gens willkommen."


    Über die Anmerkung, dass alle ausgeflogen schienen, musste Maximian schmunzeln. Mal war es so, dass man sich vor Besuchern und Familienmitgliedern kaum retten kann, dann mal war es so, dass die Casa ruhig und friedlich dalag und sich entweder von den Anstürmen zu erholen schien oder sich aber auf das nächste, große "Gewitter" vorzubereiten.


    "Nun, das wird sich sicherlich bald ändern. Wenn erst einmal der Feldzug beendet ist und die Kämpfer wieder daheim, wird die Casa vom Leben erfüllt sein."


    Maximian deutete auf eine Steinbank und deutete an, dass sie sich setzten sollten.


    "Ich selber bin noch gar nicht so lange bei meiner Familie. Aber den Erzählungen zufolge müssen unzählige Männer der Familie Soldaten sein."


    Während er sprach, sah der junge Decimus sich um. Es wunderte ihn, dass keine weiten Familienmitglieder auftauchten. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass Maximian zurückkehren würde. Entweder es war zu früh oder zu spät. Hm. Er zuckte mit den Schultern udn wadnte sich wieder der jungen und hübschen Verwandten zu, die ihm Gesellschaft leistete. Neugierig musterte er sie.


    "Du bist Preatorius Tochter? Wo hast du denn bislang gelebt und wie hast du davon erfahren? Und warum erst jetzt?"

  • Valeria senkte verlegen den Blick, als sie Maximians Blicke auf sich spürte. Nun denn, sei es drum, wie waren verwandt. Doch wenn er der Sohn des pater familias war, dann war es lediglich eine entfernte Verwandtschaft. Fast hastig schob sie den Gedanken beiseite. Darüber konnte sie später noch grübeln, wenn sie allein war.


    "Danke, Maximian", lächelte sie, während sie sich neben ihn auf die Steinbank setzte und ihr Haar seitlich zu einem losen Zopf flocht.


    "Nun ja, ich lebte bisher in Rom bei meiner Mutter. Aber sie ist krank und wird vielleicht bald von uns gehen. Ich komme, um Praetorianus davon zu unterrichten."


    Valeria sann eine Weile nach, ehe sie Maximian eine beinahe schüchterne Frage stellte.


    "Und wie kommt es, dass ich dich noch nicht gesehen habe?"

  • Wie sie ihren Zopf flocht, entging Maximian freilich nicht. Doch kaum fing sie an ihr Haar zu verschlingen, sah er Julias schwarzes Haar im Winde wehen. Zu traurig waren die Gedanken an sie, zu sehr schmerzte das Herz. Und nun war es wahrlich kein Augenblick, um traurig zu sein. Er war daheim und es war ein gutes Gefühl. Gekonnt tröstete er sich selber, indem er sich einredete Julia schon bald wiedersehen zu können und konzentrierte sich auf das, was Valeria ihm berichtete.
    Sein Gesicht wurde betroffen, obwohl er die junge Frau kaum kannte, als sie von ihrer Mutter berichtete.


    "Dann muss es schwer für dich sein, hier Zeit zu verlieren. Möge deine Mutter stark sein und auf deine Rückkehr warten können."


    Während Valeria eine Pause machte, wanderten seine Gedanken kurz nach Valentia. Wie es seiner Mutter wohl erging? Einige Wochen hatte er sie nun schon nicht mehr gesehen, doch das Fernweh hielt sich in Grenzen. Er war ja gerade in einer Ferne gewesen und in die nächste zurückgekehrt. Und in zwei andere Fernen strebte sein Herz. In die von Julia, nach Germanien, und in die von seiner Mutter, weniger weit entfernt als Germanien.
    Doch sein gedanklicher Spaziergang wurde unterbrochen, als Valerias zierliche Stimme ihm nach dem Grund fragte, weshalb sie sich nicht früher schonmal über den Weg gelaufen waren. Sogleich schienen Maximians Augen aufzuglühen, als er an Rom dachte. An die vielen Tage, die er dort verbracht hatte, an die großartigen Bauwerke und Statuen, an das Bankett, sein "Gasthaus" und... und Julia. Ein leidenschaftliches Lächeln erschien, während die Augen wieder wacher in jene von Valeria sahen.


    "Das liegt daran, dass ich die vergangenen Wochen in Rom verbracht habe. Für mich war es der erste Besuch, musst du wissen, und es war wahrhaftig wundervoll! Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber ich fürchtete meinen Vater würde es nicht freuen, wenn er hörte, dass sein Sohn sich wochenlang als Müßiggänger in Rom auf Kosten eines Familienfreundes vergnügte."


    Schelmisch grinsend streckte Maximian die Beine aus und kicherte leise.


    "Dabei kenne ich meinen Vater beinahe genauso wenig wie du deinen."

  • Valeria hatte ihm stillschweigend zugehört und ihn währenddessen eingehend gemustert. Maximian hatte eine sehr einnehmende Art an sich, wie sie fand. Sie fand ihn anziehend und hoffte, dass sie gute Freunde werden konnten.


    "Du warst in Rom? Ja, es ist eine schöne Stadt. Wenn wir uns vorher begegnet wären, hätten wir beinahe zusamme reisen können", lachte Valeria fröhlich. Dabei fiel ihr eine Strähne des goldenen Haares ins Gesicht. Sie strich sie zurück und zwinkerte dann Maximian zu. Über ihre Mutter wollte sie jetzt nicht nachdenken. Zu großen Schmerz empfand sie dabei.


    "Warst du im Colosseum? Im Circus Maximus? Rom birgt viele Dinge in sich, die bewundernswert sind. Warum warst du dort?" fragte sie ihn interessiert.

  • Ich trat ins Atrium und fand die beiden jungen Herrschaften angeregt plaudernd.


    "Wenn der Herr etwas wünscht? Soll ich ein Bad einlassen?
    Oder etwas zu Essen bereiten?"


    Er musste von der langen Reise erschöpft sein...

  • Als Valeria lachte, lachte auch Maximian. Gerade erst war er Valeria im Atrium begegnet und nun schien es, als würden sie gute Freunde werden. Der Gedanke gefiel Maximian, denn immerhin war er schon nicht mehr der einzige so junge Mensch hier.


    "Ja, auch im Colloseum und im Circus. Es liefen gerade Gladiatorenkämpfe, die wirklich fesselnd waren. Aber ich fürchte, ich habe trotz der langen Zeit nur einen kleinen Teil der Stadt gesehen. Bedauerlich. Aber auch nicht schlecht, denn so muss ich gewissermaßen mindestens noch einmal drothin."


    Er grinste und schlenkerte mit den ausgestreckten Beinen. Wie gut es tat, festen Boden unter den Füßen zu haben und abgelenkt zu werden.


    "Och, ich hatte keinen besonderen Grund. Mein Großonkel wurde vom Kaiser gerufen, also begleitete ich ihn, weil ich Rom immer schon einmal besuchen wollte. Und dann ergab es sich doch, dass der Kaiser ein Bankett gab und ich als Sohn des Legatus Legionis Decimus Meridius, der ja nun wirklich keine Möglichkeit hatte zu erscheinen, anwesend sein durfte."


    Maximian nickte und er konnte nicht umhin, auch ein wenig stolz dreinzuschauen.

  • Valeria wandte sich zuerst an Gallus, damit dieser sich nicht allzu überflüssig vorkam.


    "Ich weiß nicht, wie es mit Maximian steht, aber über einige Traubem würde zumindest ich mich freuen", sagte sie freundlich.


    Dann wandte sie sich wieder an Maximian. Er war beim Kaiser? Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch und sah ihn an. Das war selbst für den Sohn des Legatus Legionis Decimus Meridius beachtlich.


    "Du warst beim Kaiser? Ich habe ihn bisher nur aus der Ferne gesehen. Rom scheint es dir angetan zu haben. Du siehst sehr glücklich aus, wie du in den Erinnerungen schwelgst", bemerkte sie, während sie nun wieder auf ihre Sandalen hinabsah, die äußerst interessant zu sein schienen.

  • Mattiacus kam gerade aus der Curia zurück in die Casa Decima. Er bemerkte Valeria und Maximian im Atrium.


    "Salve Valeria, Salve Maximian.
    Wir haben uns ja lange schon nicht mehr gesehen. Wie geht es euch ?"

  • "Savle Mattiacus", sagte Valeria.
    Eigentlich war es schade, dass sie nun unterbrochen wurden, hatte sie sich doch sehr heimisch und geborgen gefühlt, obwohl Maximian nur neben ihr gesessen hat. Irgendetwas.....ging von ihm aus. Sie vermochte nicht zu sagen, was genau es war.

  • Als Gallus ins Atrium gekommen war, sah Maximian aus. Oh ja, ihm stand es wirklich nach einem Bad und etwas für den Magen. Er nickte.


    "Bereite mir ein Bad vor und danach das Essen. Etwas warmes am besten. Danke, Gallus."


    Natürlich waren ihm auch die Trauben, die Valeria wünschte, genehm. Das Essen auf dem Schiff war nicht sonderlich sättigend gewesen, sodass er sich nun auf etwas anständiges freute. Und in netter Gesellschaft würde er das ja dann einnehmen können. Nicht das Bad, aber das Mahl. Er schmunzelte ob der letzten Gedanken, merkte aber nichts weiter an sondern nickte wieder mit dem Kopf.


    "Ja, und außer mir noch etwa 200 andere Gäste - wenn nicht mehr. Es war wirklich beeindruckend. Und sonst... Ja, die Reise hat mir viel Freude eingebracht, ebenso Kenntnis, Freunde und... Naja, das ein oder andere noch dazu."


    Er grinste entschuldigend und leicht unbeholfen, war er doch nicht so einnehmend, dass er sofort über seine frisch gefundene Liebe reden wollte/konnte. Und das mit einer beinahe völlig Fremden.
    Da erschien Mattiacus. Hier ging es ja zu wie im Taubenschlag. Maximian war Valeria einen Blick a la "Siehst du, so verlassen ist das Haus gar nicht..." und stand dann auf, um seinem Großcousin (?) die Hand zu schütteln, wobei Maximian erfreut lachte.


    "Mattiacus! Schön dich so gesund wiederzusehen. Mir geht es gut, bin gerade aus Rom zurückgekehrt. Ah, bei der Gelegenheit kann ich dich gleich von Mercator grüßen. Wie geht es dir?"


    Valeria, die einen abwesenden Blick hatte, warf Maximian ein Lächeln zu. Da Mercator mit Max nach Rom gereist war, kannte sie ihn folglich nicht. Er würde ihr bei Gelegenheit von ihm erzählen. Dem Großonkel, der dem Kaiser zur Hand ging.

  • Zitat

    Original von Decima Valeria
    "Ich weiß nicht, wie es mit Maximian steht, aber über einige Traubem würde zumindest ich mich freuen"


    Ich nickte mit dem Kopf.


    Zitat

    Original von Lucius Decimus Maximian
    "Bereite mir ein Bad vor und danach das Essen. Etwas warmes am besten. Danke, Gallus."


    "Ja, Herr!"


    Ich begab mich sofort auf den Weg.

  • Valeria setzte dazu an, Maximian zu fragen, was sie unter dem "ein oder anderen" verstehen sollte, verwarf die Frage jedoch sogleich wieder, als er sich nun mit seinem Großcousin beschäftigte. Sie würde ihn später fragen.
    Valeria dachte an Rom und an ihre Mutter, was ihr Vater wohl sagen mochte, wenn er wieder zurück war - und daran, was Maximian wohl über sie dachte. Just in diesem Moment riss er sie mit einem schier bezaubernden Lächeln aus den Gedanken. Sie lächelte ebenso fröhlich zurück, wandte den Kopf jedoch dann und sah in den Garten hinaus.
    Ob sie vielleicht Glück hatte und neben einem Vater auch einen guten Freund oder gar mehr hier finden würde? Nun, es würde sich heraus stellen. Valeria selbst hütete sich davor, zu schnell zu viel von sich preiszugeben. Außerdem wusste sie praktisch noch nichts über Maximian.

  • Maximian nickte Gallus hinterher, der wie immer sogleich aufbrach, um alles nötige zu veranlassen und wanderte dann kurz mit den Blicken zu Valeria zurück, die in den Garten sah. Er konnte es verstehen, war das Wetter doch wunderbar und die Natur erwacht. Er schmunzelte.


    "Und bist du das erste Mal in Hispania?"

  • "Ich? Oh......äh........ja", gab Valeria etwas verspätet und leicht verlegen zurück, als sie hastig den Kopf in seine Richtung gedreht hatte. Wieso nur musste sie immer in den seltsamsten Situationen erröten, so wie jetzt?


    "Es ist schön hier, auch, wenn ich noch nicht viel gesehen habe", sagte sie dann etwas ruhiger zu Maximian.

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