• Niobe hob den Blick und sah Gallus mit ihren dunklen Augen an. Dann nickte sie. "Wie ihr wünscht...Herr... Gallus"


    Sie wusste nicht, ob sie ihn so anreden sollte oder nicht, doch entschied sie sich vorerst dafür, so höflich wie möglich zu sein und eine gewisse Untertänigkeit zu demonstrieren. Schließlich wollte sie nicht am ersten Tag den Unmut von irgendjemandem auf sich ziehen. Alles weitere würde sich später ergeben, denn was niemand sonst wissen konnte, war, dass sie weiterhin fieberhaft einen Ausweg aus ihrem ungewollten Sklavendasein suchte. Gedankenverloren berührte sie leicht das Messer, welches Ganymed ihr gegeben hatte und das versteckt in ihrer Tunika steckte.

  • "Nenn mich einfach nur Gallus"


    Die Neue war höflich, zurückhaltend und wirklich ein guter Kauf. Soviel konnte ich jetzt schon sagen. Verus hatte genau die Richtige erwischt.


    "Hat man Dir schon gesagt, was Deine zukünftige Arbeit sein wird?"


    fragte ich sie.

  • "Gut...Gallus", antwortete Niobe und lächelte leicht. "Dieser Mann, Verus sagte in Rom, dass ich hier im Haushalt eingesetzt werde, als Gesellschafterin einer der Damen des Hauses. " Sie blickte Gallus prüfend an, ob er ihre Worte bestätigen würde und dachte zum ersten Mal insgeheim, dass es sie wirklich schlimmer hätte erwischen können. Denn zumindest schien niemand hier irgendwelche anderen Dinge von ihr zu verlangen und sie hoffte, dass es auch so blieb. Immerhin hatte sie den Herrn des Hauses bisher noch nicht kennengelernt.

  • "So ist es."


    Ich nickte mit dem Kopf.


    "Der Hausherr hat Verus angewiesen, seiner zukünftigen Gattin und der Mutter seines Sohnes eine Gesellschafterin und Kammerdienerin zu beschaffen. Und Du darfst dreimal raten, wer das sein soll. Ein Tipp: Ich bin es nicht."


    Irgendwie war ich heute lustig drauf.

  • Sie fand Juba im Atrium. Inzwischen war sie schläfrig geworden. Bald würde sie zu Bett gehen, auch wenn ihr Haar noch feucht war. Wenigstens roch sie gut.


    "Juba, das war ausgezeichnet! Du hast einen wunderbaren Geschmack, was Düfte angeht. Ich danke dir."


    Sie lächelte ihn an und verschwand dann in ihrem Cubiculum.

  • Niobe hob leicht die Augenbrauen und sah den Sklaven abschätzend an. Dann lächelte sie erneut und nickte Gallus freundlich zu. Sie konnte nicht sagen, dass sie sich hier bisher unwohl fühlte, vielleicht würde es ja doch nicht so schlecht werden. Immerhin hatte sie in Damaskus auch nicht wirklich viel zu melden gehabt, ihr Vater war zwar wohlhabend, aber sie schließlich doch nur eine Tochter unter vielen.


    "Na da du es nicht bist, Gallus, wer könnte es dann sein? Ich etwa?" Sie entschied das Spiel mitzuspielen und lächelte Gallus erneut an. "Ist die Herrin hier, ich meine, kann ich etwas für sie tun?"

  • "Ja, sie ist im Hause. Du bist mit ihr gereist.
    Sie weiß nur noch nichts von ihrem Glück..."


    sprach ich und lächelte. Dann blickte ich mich um.


    "Vielleicht zeige ich Dir aber vorher noch die Sklavenunterkunft."

  • Nach den eingeschränkten Möglichkeiten auf dem Schiff, wäre nun ein Bad genau das richtige. Gallus machte zwar Anstalten mit der neuen Sklavin den Raum zu verlassen, aber bevor sie jemanden anderen herbeirufen musste, entschloss sie sich doch ihn darum zu bitten.


    "Gallus könntest du mir wohl ein Bad einlassen?"

  • Ich sah die Herrin hinzutreten.


    "Ja, Herrin. Ich werde mich umgehend darum kümmern."


    Dann fiel mir ein, dass ich sie gleich mit ihrer Gesellschafterin bekannt machen könnte.


    "Ach, Herrin. Ich werde ein neues Zimmer für Dich herrichten lassen. Es stehen seit dem Umzug von Mercator und seiner Familie ja einige Zimmer frei... Das Gästezimmer wäre nicht mehr angebracht.."


    Ich hielt kurz inne.


    "Und Niobe wird sich ebenfalls um Dich kümmern. Es war der Wunsch des Herrn, dass sie als Deine Kammerdienerin und Gesellschafterin in diesem Haushalt tätig würde..."


    Ich blickte zu Niobe.

  • Herrin....Es war immer noch ein komisches Gefühl in diesem Haus so genannt zu werden, wie lange es wohl dauern würde, bis es nicht mehr fremd klang?


    Das Niobe ihre Sklavin sein sollte, auf diesen Gedanken wäre sie nie gekommen. Überrascht schaute Iulia zuerst Gallus und dann Niobe an. Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine Gesellschafterin gehabt... Um einen gelasseneren Gesichtsausdrück bemüht, lächelte sie Niobe freundlich an.


    "Gut, komm bitte morgen früh zu mir."

  • Frühst kam Hraban ins Atrium gelaufen. Zielstrebig hielt er auf das Wasserbecken in der Mitte des großen Raumes zu. Gestern schon hatte es ihn fasziniert, heute wollte er einen Blick hineinwerfen. Wer wusste denn, was die Römer sich sonst noch alles einfallen ließen? Aber er fand schließlich nur Wasser darin vor. Sauberes, klares Wasser. Dann wandte er sich um. War das nicht der Sklave, an den er sich wenden sollte?
    "Ist dein Name Juba?"

  • Niobe hob leicht den Kopf und musterte ihre neue Herrin. Sie wirkte freundlich und Niobe erwiederte sachte das Lächeln. Und doch war es eine mehr als ungewohnt für sie sich in der Rolle einer Sklavin zu befinden, hatte sie doch vor nicht allzu langer Zeit selbst ihren Dienerinnen Befehle erteilt.


    "Wie ihr wünscht, Herrin". Niobe senkte wieder den Blick und dachte erneut daran, dass es sie weitaus schlimmer hätte treffen können. Und sie war sich nun sicher, dass sich früher oder später eine Gelegenheit ergeben würde, sie musste nur auf den richtigen Zeitpunkt warten. Zeit genug, um ihre Umgebung kennenzulernen.

  • ... trat ich in das Atrium, um wie immer den Raum auszufegen, bevor die Bewohner der Casa ihre Zimmer verlassen würden. Mit einem skeptischen Blick sah ich zum Himmel über dem offenen Dach. Es wurde Herbst und war morgens schon ziemlich kalt.

  • Maximian fand den Weg ins Atrium, während Gallus es ausfegte. Er hatte den Sklaven noch nicht erreicht, als er ihn schon grüßte.
    "Guten Morgen, Gallus. Hast du meinen Hauslehrer gesehen? Hat jemand nach ihm geschickt? Wenn ich mich nicht täusche, soll der Unterricht heute beginnen."

  • Als ein Salve ertönte, wandte Maximian sich um. Sogleich war sein Gesichtsausdruck überrascht.
    "Maior! Salve!", rief der junge Decima aus und umarmte den verwandten Neuankömmling freundlich.
    "Bist du auch wieder zurück. Hast du eine gute Reise gehabt?"

  • Zitat

    Original von Lucius Decimus Maximian
    Als ein Salve ertönte, wandte Maximian sich um. Sogleich war sein Gesichtsausdruck überrascht.
    "Maior! Salve!", rief der junge Decima aus und umarmte den verwandten Neuankömmling freundlich.
    "Bist du auch wieder zurück. Hast du eine gute Reise gehabt?"



    Ja das hatte ich in der Tat. Aber ich werde nicht lange verweilen, sondern meinen Wohnsitz gänzlich nach Rom verlegen....
    Es wird leer werden in der Casa, Maximian.

  • Ich hatte die beiden Herren mit einem Kopfnicken gegrüsst und dann weitergefegt. Als Maior von Wohnortwechsel sprach blickte ich kurz auf. Würde schon wieder jemand die Casa verlassen und nach Rom ziehen? Rom schien der Familie nicht gut zu tun. Alle gingen und das Haus wurde leer...

  • Zitat

    Original von Gaius Decimus Maior

    Ja das hatte ich in der Tat. Aber ich werde nicht lange verweilen, sondern meinen Wohnsitz gänzlich nach Rom verlegen....
    Es wird leer werden in der Casa, Maximian.


    Betroffen sah Maximian Maior an.
    "Nun, dann ist ja bald die ganze Familie dort. Man könnte meinen, eine Völkerwanderung sei im Gange und spüle alle Spanier nach Roma..."
    Er überlegte einen Moment und nickte nachdenklich.
    "Leer ist es jetzt schon. Dann sind nur noch ich, meine Mutter, Valeria und Romanus da."
    Er kratzte sich am Kopf. Hatte er wen vergessen? Das hörte sich in der Tat nach ziemlich wenig an. Mal von den Sklaven und Angestellten abgesehen, die natürlich da bleiben würden. Dann seufzte der junge Mann und ließ soetwas wie ein zweckoptimistisches Grinsen sehen.
    "Und euch ist wirklich klar, dass so gut wie keiner auf uns aufpassen wird? So wird es doch gar keinen Spaß machen Unsinn anzustellen..."
    Er scherzte. Freilich tat er das. ^^

  • Ich lachte.
    Ach weißt du Maximian. Ich denke Lucilla wird sich schon dementsprechend um euch Beide kümmern, solltet ihr etwas anstellen.


    Dann wurde ich wieder ernster.


    Ich glaube einfach es zieht die meisten Decimer nach Rom, weil sich dort das Wichtige abspielt.

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