• Aus ihren Gedanken gerissen schaute sie Gallus an.


    "Danke, aber ich brauche nichts."


    Dann lächelte sie dankbar und ging wortlos in ihr Zimmer. In diesem Punkt hatte eine Vernunftehe schon Vorteile...Sie verwarf den Gedanken wieder, ein Vorteil war es ja nicht wirklich. Außerdem hatte sie schon vorher gewusst, dass es immer solche Abschiede geben würde...

  • Mit Prudentius Balbus im Atrium angekommen, sah sich Maximian im Atrium nach Romanus um, der nirgends in Sicht war. Überrwaschen tat es den jungen Mann aber nicht. Er rief nach Gallus, dass dieser den Lausebengel herbringen sollte und zwar schnell.
    Dann wandte er sich dem Regionarus zu, der ja schließlich gekommen war, um Unterricht zu geben. Maximian war schon gespannt.
    "Wir könnten dennoch einfach schon beginnen."

  • Ich blickte mich um. Es war mir zwar nicht recht, dass ich alles würde zweimal erklären müssen, aber egal, ich würde es tun. Die Söhne des Senators waren die Söhne des Senators. Man konnte nie wissen wofür es gut sein würde. Einzig auf der Naserumtanzenlassen, würde ich nicht zulassen.


    "Hast Du schon einmal mit einem Gladius gekämpft? Eines in der Hand gehalten? Bist Du mit dem Ringen vertraut? Mann gegen Mann?"


    Ich blickte ihn fragend an und hoffte, es würde kein gänzliches Neuland für ihn sein. Auf der anderen Seite: Neuland war besser als verbautes Katastrophenland. Fehler wieder auszübügeln dürfte länger dauernd, als es ihm ganz neu beizubringen...

  • Maximian blickte sich auch um. Wo blieb Romanus nur wieder? Aber dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Regionarus.
    "Mit einem echten Gladius? Nein, das leider eher selten", weil sie befürchteten, dass er sich verletzte in seinem Übermut. "Sonst hatte ich mein Holzgladius. Das hat man einem Händler abgekauft, angeblich hatten gute Gladiatoren damit einst geübt. Der Lehrer, der mich elementär unterrichte, war ein alter Grieche. Es war zwar nicht oft, aber außerhalb der Regel, wenn wir die Thermen besuchten, ließ er uns Knaben manchmal ringen."
    Ja, der alte Grieche... Die vielen Schläge mit dem Stock, die er Maximian verpasst hatte, hatte er nicht vergessen.

  • Ich nickte mit dem Kopf. Wenigstens war auf die Griechen mit ihrem Ringkampf Verlass. Also musste ich in diesem Bereich nicht mehr viel tun. Das Holzschwert indess rief ein Lächeln bei mir hervor. Zwar wurde in der Legion auch mit Holzschwertern geübt, doch ohne die richtige Anleitung, hätte er genausogut mit einem Prügel Holz üben können.


    "Dann werden wir mal sehen, was wir hinbekommen."


    Ich schlug meinen Mantel zur Seite und zog das Gladius aus seiner Scheide. Vorsichtig balancierte ich es in meiner Hand, wendete die Klinge dann zu mir und reichte es ihm.


    "Hier nimm, aber schneide Dich nicht."

  • Maximian wusste ja, dass diese Dinger schwerer waren, als man es glaubte. Als er noch jünger gewesen war, wäre er beinahe im ersten Moment immer nach vorn umgekippt, wenn er das Schwert hatte nehmen wollen. Aber das war lange her und Maximian schwamm und ritt ja viel.
    So nahm er das ihm dargebotene Schwert vorsichtig entgegen, warf dem Regionarus dennoch einen Blick zu. Er war doch kein kleines Kind mehr.
    Dann suchte er nach der Balance, Freiraum und dem Gefühl für das Schwert, was er auch alles schnell fand. Bald würde er auch so eines haben, sagte er sich, und kam nicht umhin Stolz zu empfinden.


    Aber dann riss der Film scheinbar und Maximian sah zum Regionarus, das Schwert ruhig und sicher in der rechten Hand und ein paar noch recht langsame Bögen mit dem Schwertarm ziehend.
    "Das ist ein tolles Schwert. Was soll ich jetzt tun?"

  • Er stellte sich recht geschickt an. Wie er versuchte die Balance des Gladius zu finden gefiel mir. Bildete ich es mir nur ein, oder hatte er tatsächlich ein Talent? Ich konnte mich auch täuschen, hatte ich doch schon lange keine Männer mehr ausgebildet.


    "Was Du damit machen sollst?
    Stich zu!"


    sprach ich regungslos.

  • Der Regionarus sagte, er solle zustechen, und Maximian machte sich an die Ausführung. Er machte einen Ausfallschritt, federte in die Knie und ließ den Schwertarm nach vorne schnellen. Das war nicht schwer. An die tausend Mal hatte er diese Bewegung vollführt. Nur das Halten bei ausgestrecktem Arm war schwer. Das Gewicht des Gladius wog dabei fast doppelt. Aber Maximian hielt es eine Weile und wiederholte den Schritt gleich nochmal, diesmal jedoch mit unterstützender linker Hand.
    Der Spaß an der Übung war ihm bereits jetzt aufs Gesicht geschrieben. So zog er das Schwert in einem Bogen, drehte sich herum und stach noch einmal in einen nicht sichtbaren Feind.

  • Er war ein Einfaltspinsel. Er machte seine Übung gewissenhaft und mit Begeisterung, stach auf einen unsichtbaren Gegner ein, der gar nicht existierte. Auf dem Schlachtfeld gab ich ihm keine zwei Minuten. Die erste Welle des Gegners würde ihn über den Haufen rennen, die zweite würde ihn erschlagen.


    "Nein. Nicht so."


    sprach ich hart.


    "Du sollst zustechen! Zustechen!
    Hier!"


    Ich malte mit meiner Hand einen Kreis auf meinen Bauch.


    "Stich zu!"

  • Oh, hätte er das doch gesagt. Immern hieß es, man solle nicht auf Menschen zielen, nicht mal wirklich mit einem Holzgladius - die alte Leier.
    Er seufzte, kratzte sich mit dem linken Zeigefinger an der Schläfe, stand ja schon in die richtige Richtung gedreht, machte wieder den Schritt und stach zu. Die Klingenspitze blieb 20 cm vorm Prudentier in der Luft stecken und schwang kaum hin und her.

  • Der Ausfallschritt war nicht schlecht gewesen. Er musste in seiner Kindheit so einigen Legionären oder Kämpfern zugesehen haben, die bei den Truppen gedient hatten.


    "Du sollst richtig zustechen, hab ich gesagt. Hast Du nicht gehört?
    Richtig zustechen! RICHTIG!"


    Ich wurde lauter und schroff.

  • Richtig zustechen?! Wollte der gute Mann etwa ein Loch im Bauch haben? Maximian sah auf die Schwertspitze, als er sie zurückzog und einen kleinen Schritt zurück tat. Richtig zustechen. Er nickte, sah konzentriert auf den Bauch des Prudentiers, sammelte sich und machte seinen Schritt noch einmal, die Schwertspitze im Auge behaltend, wie sie von ihm wegsauste. Sein Herz tat einen Satz, dann war der Arm gestreckt. Die Schwertspitze zeigte ruhig mitten auf Balbus' Bauch und war vielleicht noch fünf cm vom "Ziel" entfernt.
    Prüfend sah Maximian auf. War er damit jetzt zufrieden oder wollte er doch noch ein Guckloch bekommen?

  • Der Gesichtsausdruck des Burschen verriet Verwunderung. Ich blickte ihn hart an, regte mich jedoch nicht. Wieder hatte er nur Centimeter vor meinem Bauch angehalten.


    "Ein letztesmal! Stich zu! Verdammt noch mal!"


    herrschte ich ihn an.


    "Hast Du mich nicht verstanden?
    Zustechen! Hier! Jetzt! Sofort!"

  • Ah! War der Kerl denn verrückt?! Maximian sah wieder auf die Schwertspitze, ließ die rasch zu Boden sinken und sammelte schon Mut und Konzentration, als der Regionarus noch schrie, dass es das ganze Haus in Alarmbereitschaft hätte versetzen können.
    Wenn er den Mann nun verletzte, was dann? Schließlich war er noch nicht beim Militär. Und doch war er sein Lehrer. Gedanken weniger Sekunden.
    Dann atmete Maximian tief ein, ließ sich nach vorn fallen und stach zu. Die Augen hielt er entgegen eines großen Wunsches geöffnet und auf die Schwertspitze gerichtet, die dieses Mal direkt vor dem Bauch des Prudentius erst anhielt, kein ganzer cm mehr dazwischen.


    Na also. Grimmig sah Maximian auf und drehte die Klinge hin und her.
    "Genügt das oder noch ein wenig näher?"

  • Romanus hatte mit Absicht getrödelt um das Zusammentreffen mit Balbus so weit hinaus zu zögern, wie nur möglich. Schließlich war er absolut nicht scharf darauf mit irgendwelchen Waffen kämpfen zu müssen und hoffte fast, dass die Übungen schon vorbei waren, als er eintraf. Leider schien es nicht so zu sein, denn er sah Maximian mit einem Gladius herumfuchteln und ein leises Seufzen entfuhr ihm.


    Er näherte sie langsam und blieb etwas im Hintergrund stehen, wartete mit unglücklicher Miene darauf, was als nächstes geschehen würde. Vielleicht wurde er einfach übersehen...

  • Zitat

    Original von Flavius Prudentius Balbus
    "Nein."


    Maximian hmpfte, nahm den Arm zurück und drehte das Schwert fahrig herum, dass der Regionarus es nehmen konnte. Dass er nicht zufrieden war, war ihm anzumerken.
    "Bitte."
    Dann tat er ein paar Schritte weg und hielt sich mit sich selbst hadernd das Kinn. Das nächste mal würde er zustechen, da war er sich jetzt sicher.

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