Livianus rannte Lucilla hinterher und im Peristylium hohlte er sie schließlich auch ein.
"Lucilla! Warte doch bitte!"
Livianus rannte Lucilla hinterher und im Peristylium hohlte er sie schließlich auch ein.
"Lucilla! Warte doch bitte!"
Lucilla bleibt zögernd stehen und wischt sich die Tränen schnell von Wange. "Ich werde abreisen." sagt sie ohne sich umzudrehen, den Blick auf den Boden gerichtet. "Ich möchte durch meine Anwesenheit nicht der Grund für Streitigkeiten in der Familie sein."
Livianus ging auf seine Cousine zu.
"Rede nicht so dummes Zeug! Du bist doch ein Teil dieser Familie und wir haben es bisher immer geschaft unsere Streitigkeiten aus den Weg zu räumen. Ausserdem kennst du doch deinen Bruder...."
Livianus seufzte.
"Er ist eben ein Dickkopf.... genau wie du!"
Livianus lächelte, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich.
"Nimm das nicht so ernst, was da drinnen gerade passiert ist. Ich weiß seine Worte waren sehr verletzend, aber er hat es bestimmt nicht so gemeint. Er liebt dich über alles Lucilla und hat einfach nur Angst um dich."
Dann lies er wieder etwas locker.
"Ich bitte dich nur, dich nicht von deiner Familie abzuwenden. Ich werde immer für dich da sein, egal was passiert oder wem auch immer du zu heiratest gedenkst."
Lucilla legt ihren Kopf an Livianus Schulter und beginnt zu weinen. Sie kommt sich vor, wie das kleine Mädchen, welches sich früher an den Schultern ihrer Brüder und Cousins ausgeweint hat.
"Er hasst ihn. Er wird immer Gründe finden, ihn zu hassen. Nur weil er ein Germanicus ist. Und er wird mich hassen, weil ich Avarus liebe. Du hast doch gehört, was er gesagt hat." Schniefend schaut sie zu Livianus auf. "Immer hat er behauptet, dass er nur will, dass ich glücklich bin. Und nun, was soll das Livianus? Was ist er nun als Familie wert, wenn er sich selbst über mein Glück stellt? Was schert ihn sein angekratzter Stolz, er ist doch der Triumphator." Sie senkt den Kopf wieder. "Ich habe Avarus gesagt, er soll keinen Brief schicken. Ich habe ihm gesagt, ich werde es meiner Familie erzählen. Ich wollte es doch allen selbst sagen, in ein paar Tagen, wenn die Stimmung nicht mehr so traurig ist. Ihr seid doch meine Familie..."
Livianus seufzte.
„Das verstehe ich Lucilla, aber du und Avarus hättet anders regieren müssen….. auch wenn er der Consul ist… oder vielleicht gerade weil er der Consul ist. Das er Meridius nicht nach Germanien nachreist ist mir schon klar, aber unsere Familie ist nicht gerade unbedeutend…. sieh dir an welche Posten und Ämter wir im Reich einnehmen. Ihr hättet es zumindest uns in Roma verkünden können…. vielleicht mir oder einen meiner Brüder…. Ich bin dir natürlich dankbar für deinen Rücksicht wegen Vaters Tod, aber ihr müsst doch schon länger etwas für einander empfinden…. Man verlobt sich ja nicht von Heute auf Morgen. Verstehst du was ich meine?“
Liebevoll sah er sie an und wischte ihr eine Träne von der Wange.
"Ich bin es leid zu warten, Livianus. Schau mich doch an wie alt ich schon bin, und immer noch nicht verheiratet. Es war nicht von heute auf morgen. Aber Meridius wusste es längst, schon seit er das letzte Mal in Rom war. Und Tertia wusste auch von meinen Absichten. Aber die Verlobung wollten wir nicht in Rom verkünden, bevor es die Familie weiß. Wie sieht das denn aus, wenn ihr es aus der Acta erfahrt! Und wir waren doch zuhause! Aber es war doch keiner da, mit dem wir unsere Freude teilen konnten! Ihr seid doch alle immer unterwegs und am arbeiten. Frag Aemilia, sie war da, sie weiß es schon längst."
Livianus lächelte.
"Also gut... aber zumindest kannst du mir nicht vorhalten das ich nicht in Roma war! Ihr hättet ja um eine Audienz bei mir anfragen können."
Sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen.
"Nimm die Sache nicht zu ernst. Meridius hat eben einen sehr ausgeprägten Stolz und wie er selbst gesagt hat, manchmal ziemlich altmodische Ansichten. Ich bin mir sicher das er sich wieder beruhigen wird. Und was Avarus betrifft...."
Er legte seinen Kopf schief.
"Wenn ich zu dir ehrlich sein soll..... mein Fall ist Avarus auch nicht gerade. Er ist ein hervorragender Redner und soweit ich es beurteilen kann und gehört habe, hat er in seinen bisherigen Ämtern immer sehr gute Arbeit geleistet. Aber er wirkt irgendwie so kühl und ernst... ganz anders als du. Zweifelsohne ist er als Consul eine gute Partie... wenn ich es mal so nennen darf...."
Livianus zwinkerte seiner Cousine zu.
"... aber ob er wirklich der Richtige ist, kannst nur du beurteilen - dazu kenne ich ihn zu wenig und ich denke die anderen aus unserer Gens kennen ihn auch nicht wirklich besser."
Dann nickte er und versuchte wieder ernst zu werden.
"Aber ich verspreche dir, dass ich meine Vorurteile.... denn es sind nur unbewiesene Vorurteile.... wegstecken werde und ihm eine faire Chance geben werden, mich vom Gegenteil zu überzeugen und mir seine menschlicheren Seiten zu zeigen..... dir zu liebe."
Dann winkte Livianus mit der Hand ab.
"Und wegen deines Bruders mach dir keine Sorgen - den werden wir mit vereinten Kräften auch noch besänftigen können."
"Ich weiß nicht wie Avarus im Senat ist, und auch nicht was er auf der Rostra anstellt. Und es ist mir auch egal, er liebt mich und ich liebe ihn. Das ist alles, was für mich zählt. Doch ich danke dir dafür, dass du ihm eine Chance lässt." Einen Augenblich wünscht sich Lucilla, dass Livianus ihr Bruder ist, und nicht Meridius. Er ist viel verständnisvoller in solchen Angelegenheiten.
Dann schüttelt sie leicht den Kopf. "Meinetwegen braucht ihr Meridius nicht zu besänftigen. Er soll denken, was er will. Zur Hochzeit braucht er auch nicht zu kommen, wenn er die Verbindung nicht billigt. Auf den Familienteil, der mir meine Mündigkeit und meinen Verstand abspricht, kann ich getrost verzichten. Aber lassen wir das." Sie seufzt.
"Ich werde mit ihm reden Cousinchen. Er hat eben manchmal das Temparament eines spanischen Stiers. Aber bleib bitte noch eine Weile hier und reise nicht gleich ab. Die anderen können nichts dafür und wir sind nicht hier um zu streiten, sondern um meinen Vater zu gedenken und ihm die letzte Ehre zu erweisen."
Ein Schmunzeln erscheint auf Lucillas Lippen "Eher das eines egoistischen Ochsen." murmelt sie leise und blickt dann auf. "Du hast Recht, wir sind wegen Onkel Mercator hier. Aber erwarte nicht von mir, dass ich mit zurück ins Tablinum komme. Ich werde mich in mein Zimmer zurückziehen."
Livianus lächelte.
"In Ordnung. Ich werde wieder zu den anderen ins Tablinium schauen und später noch einmal nach dir sehen."
Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.
"Danke, Livianus." Mit einem ehrlichen, doch halbherzigen Lächeln wendet sich Lucilla um und verlässt das Peristyl in Richtung ihres Cubiculums.
Livianus sah ihr noch kurz hinterher und ging dann wieder zurück zu den anderen Familienmitgliedern.
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