• Mit ein paar geschickten Absprachen hat Sev es letztlich so einrichten können, dass er selbst die Leibwache seines Patrons übernehmen kann. So reitet er selbst an der Spitze der zwei Turmae, die genau pünktlich am Eingang der Casa Vinicia eintreffen. Zu seiner Rechten führt er den eindrucksvollen Rappen des Praefectus, der mit einem teuren Sattel und aufwendigem Geschirr neu ausgestattet wurde. Es war nicht schwer gewesen, genügend Männer für diesen Auftrag zu finden. Jeder wollte dem Noch-Praefectus-Praetorio nur allzu gern diese Ehre erweisen. Soweit es möglich war, wurden besonders altgediente Männer eingesetzt, die den Präfekten schon lange kennen und gleichzeitig mit ihrem trainierten Körperbau und der perfektionierten Haltung ein eindrucksvolles Bild abgeben. Entsprechend sorgfältig wurden alle Paraderüstungen ausgebessert und geputzt, so dass kaum ein Makel zu entdecken ist.


    Vor der Casa Vinicia angekommen gibt Sev einen knappen Befehl und entsprechend der vorherigen Absprachen scheren die Reiter aus der Formation aus und postieren sich gleichmäßig entlang der Straße. Schwungvoll sitzt der Decurio ab und übergibt die Zügel der beiden Pferde an einen bereits wartenden Eques. Er geht zur Tür, nimmt vorsorglich Haltung an und klopft.

  • Hungi hatte den heutigen Tag damit verbracht, die Sklaven rumzuscheuchen. Einmal hatte er einen winzigkleinen Fleck auf der Tunika entdeckt, dann einen Dopper auf dem Brustpanzer, dann saß die Rüstung einmal zu weit, dann wieder zu eng, dann störten ihn die Schuhe, dann der Helm, kurz: einfach alles. Der Barbier, der für heute in die Casa bestellt wurde, wollte schon entnervt das Haus verlassen, und das, obwohl er nur ein wenig die Haare des Noch-Praefectus richten sollte. Ursus konnte ihn nur mit etwas Falerner aus dem Keller überzeugen, doch dem Wünschen des Hausherrn zu entsprechen. So war es dann auch, und als die Abordnung vor dem Hause Vinicia eintraf, trat Hungi gut gelaunt und geschniegelt vor die Türe.


    Decurio Severus. Männer. grüsste Hungi die Eskorte. Kurz stand er lächelnd vor den Männern, ein bißchen Wehmut überkam ihm. Er überlegte, aber dann entschied er sich gegen die Konvention. Ach, es ist mein Abschied. Ursus! Bring Wein heraus. Dann reitet es sich angenehmer.

  • "Salve, Praefectus!"


    Sprachlos sieht Sev den sonst so strengen Praefectus an und räuspert sich kurz. Mit einer solchen Entwicklung hat er absolut nicht gerechnet. Es widerstrebt ihm, in einer solchen Situation jetzt wirklich Wein zu trinken. Schließlich ist er definitiv im Dienst und noch dazu kurz vor einem öffentlichen Auftritt. Auch die Männer der Leibgarde haben noch einiges zu leisten und sollten dazu nicht unbedingt betrunken sein. Doch Befehl ist wie immer Befehl und er nickt gehorsam, nimmt Haltung an und salutiert förmlich. Mit einem Wink gibt Sev den Equites dann den Befehl zum Absitzen, der in der vorgeschriebenen Gleichzeitigkeit befolgt wird.


    "Wir sollten die anderen aber nicht zu lange warten lassen." wagt er doch noch mit einem schiefen Grinsen anzumerken. "Ist ansonsten alles bereit, Praefectus?"

  • Ursus hatte tatsächlich Wein herausgebracht, und ihn an die Soldaten verteilt. Selbstverständlich war es ein guter Illyrer und noch selbstverständlicher war er ordentlich mit Wasser versetzt. ;) Hungi nahm seinen Becher in die Hand und hob diesen in die Höhe.


    Prost, Männer. Es war mir eine Ehre und Freude, mit euch zu dienen.


    Er trank seinen Becher aus, gab Ursus diesen wieder zurück und grinste. So. Jetzt können wir los.

  • Nach und nach wird der Wein unter den Soldaten verteilt. Es dauert seine Zeit, bis auch die letzten von ihnen ihren Becher in der Hand haben. Alle prosten sie dem scheidenden Praefectus dennoch respektvoll zu und leeren ihren Wein jeweils zügig. Denn schnell soll es weitergehen und schon gibt es wieder den Befehl zum Aufsitzen. Sev nimmt die Zügel seines Pferds wieder von dem Eques entgegen, der dem Praefectus anschließend dessen Tier zuführt. Währenddessen bereiten sich die übrigen Equites bereits auf den Aufbruch vor und nehmen ihre Plätze in der Formation ein.

  • Hungi stieg auf das Pferd auf, das ihm zugeführt wurde - im übrigen ein ganz schönes Pferd, schwarz, herrliches Tier - und machte es sich im Sattel bequem. Ein wenig wehmütig blickte er noch zurück und realisierte vollends, daß seine Tage als Praefectus Praetorio gezählt sind. Die Arbeit wird ihm sicher nicht abgehen, das wirklich nicht, aber der Status und die Macht vielleicht doch schon. Die leichte Panik, die die Leute in die Augen hatten, wenn man sich vorstellte und das Zittern, das sie an den Tag legten, das war ganz einfach etwas, was man ab und an - ja, so ehrlich mußte man sich selbst gegenüber sein - hemmungslos genoß. Wenn er da an den Schergen von Laeca dachte... wieviel Genugtuung es gemacht hatte den zu foltern... merkwürdig, dabei erinnerte Hungi sich nicht mal an dessen Namen, ah, er wird ihm schon wieder einfallen.


    Wie dem auch sei, Hungi nickte dem Decurio Severus zu, Hungi war bereit.

  • Auch Sev sitzt schwungvoll auf, kontrolliert mit einem kurzen Blick noch einmal die Formation und gibt dann den knappen Befehl zum Losreiten. Die Männer sind nach dem Wein besonders guter Laune und halten ihre Positionen genau ein. Eine Turma übernimmt die Vorhut, die zweite Turma wartet und schließt sich als Nachhut an, sobald der Praefectus Praetorio sich in Bewegung setzt. Sev reiht sich in die erste Reihe der Nachhut ein, um von dort aus beständig die Formation zu kontrollieren und auch die Umgebung im Auge zu behalten. Vier weitere Männer wurden für die direkte Leibwache des Praefectus ausgesucht und flankieren ihn zu beiden Seiten.


    Im Schrittempo durchqueren sie die Straßen Roms. Die Itinera sind für die Eskorte natürlich unpassierbar. Doch auf den Actus nutzen sie die volle Straßenbreite aus. Trotz dem wenigen Platz haben sich zahlreiche Schaulustige entlang des Weges versammelt, um sich das beeindruckende Schauspiel anzusehen. Vor allem an den Viae sehen sich die aufmerksamen Prätorianer ganzen Menschentrauben gegenüber. Speziell an diesen Stellen wurde jedoch vorgesorgt und eine Abteilung Fußsoldaten hält die Neugierigen zurück. Entsprechend einer vorher genau festgelegten Route gelangen die Prätorianer so auf das Forum Romanum, zum Startpunkt der Parade.

  • Ioshua erinnerte sich nur schemenhaft an seinen ersten Ausflug an die Casa Vinicia, kurz nach seiner ersten Ankunft in Rom. Ein merkwürdig anmutender Sklave hatte ihm damals die Tür geöffnet und ihm mitgeteilt, daß sein Herr, der ehrenwerte Senator, sich nicht gut fühlte, worauf er - Iohua - unverrichteter Dinge wieder gehen mußte.


    Jetzt wackelte er in seiner Sänfte, die von vier schwarzen, muskulösen Nubiern getragen wurde, den steilen Hang hinauf, beim letztenmal mußte er noch sich den Weh hinaufbemühen.
    Im Anhang folgte ihm eine Schar an Sklaven, die einiges an Kisten zu schleppen hatten.


    Genau vor der Casa Vinicia setzte die Sänfte sanft auf dem Boden ab, ein seidener Vorhang schob sich beiseite und Ioshua mit einem großen Fächer bewaffnet, entstieg wie ein Modezar aus dem Vehikel.


    Selbst ging er an die Pforte und einer seiner Sklaven klopfte daraufhin an.

  • Ioshuas Blick fixierte den Sklaven, der geklopft an und forderte ihn so auf, erneut zu klopfen. Der Sklave tat wie ihm befohlen und Ioshua hoffte, daß überhaupt jemand da war.

  • Von innen hörte man zuerst ein leises Trippeln zur Türe, dann ein leichtes Grummeln, bevor die Porta geöffnet wurde und ein gelangweilter Sklave sein Gesicht hervorblitzen ließ.


    Ja bitte?

  • Ioshua trat selbst nach vorne und sprach zu dem Sklaven. In seiner Hand hielt er ein Stück Pergament.


    "Ah, endlich. Sprich, Sklave, ist das hier die Casa des Senators Marcus Vinicius Hungaricus und seines Weibs ?"

  • Der Ianitor - selbst nicht wirklich der hellste - wunderte sich über die Frage des Mannes und sah unschlüssig nach links und rechts, grad so, als würde der Senator auch in einem anderen Hause als diesem wohnen.


    Äh, ja schon.

  • Erst lange nach meiner Beförderung kam ich wiedereinmal zu der Zeit "Besuche" zu machen. Je höher der Rang, desto mehr Arbeit. Ich klopfte mehrere male an der Pforte. Mein Rüstung war gesäubert und ich war stolz auf sie. Mir gefiel sie.

  • Und der Ianitor schurlte wieder an die porta und machte mit gelangweiltem Blick die Türe auf. Boah, dessen Rüstung blitzte und blinkte, daß er im ersten Moment sich wegdrehen mußte. Da hatte wer wohl viel Zeit dafür aufgebracht, sich zu kultivieren.


    Ja bitte? Den Rang ließ er weg, er hatte eh keine Ahnung vom Militär.

  • "Caius Octavius Sura, Centurio der Cohortes Urbanae, Klient des Marcus Vincius Lucianus, den ich zu sprechen wünsche.", sagte ich lächelnd. Diese Sklaven wurden auch immer fauler heutzutage. Früher war eben alles besser. Nichtsdestotrotz bleib ich freundlich. Ich war sowieso fiel zu nett um Sklaven an zu stauchen. :D

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