• "Ich denke, ich kann unbedenklich sagen, dass die Chancen für eine Vigilesstation in Ostia äußerst gut stehen. Allerdings muss das Vorhaben noch vom Senat abgesegnet werden. Das erst einmal zu den Fakten."


    Ich schaute versonnen über das Meer und genoß es, dass der Wind an meinen Haar und Kleid zupfte. Ein befreiendes Gefühl. Leider wurde mein Kopf nicht gleichermaßen frei. Er schmerzte immer noch, ebenso wie mein Hals.


    "Über die Besetzung der Station habe ich mich ebenfalls schon mit dem Praefectus Vigilum Didius Falco verständigt. Ostia braucht von Beginn an eine gute Führung. Leider reicht dafür dein derzeitiger Ausbildungsstand nicht. Wie ich hörte liegt es aber ganz in deiner Macht, den nächst höheren Rang noch bis zu deiner Versetzung nach Ostia zu erlangen. Zeige Einsatz, Scipio! Es wäre nur zu deinem eigenen Vorteil. Ich kann dir dabei ebenso helfen wie Didius Falco. Du musst nur Willen und Einsatz zeigen. Ergreife die Bewährungschance und eines Tage könntest du Leiter der Vigilesstation von Ostia sein."

  • "Das klingt plausibel. Ostias Sicherheit sollte in den Händen eines erfahrenen Centurio liegen."
    Ich will nur das Beste für Ostia und als frischgebackener Vigilus ist es undenkbar eine so wichtige Aufgabe übernehmen zu können.
    "Ich werde mein Bestes geben Deandra, dessen kannst Du gewiss sein!"

  • "Zeig Initiative, Scipio. Es könnte wirklich die Chance deines Lebens sein", sagte ich nochmals eindringlich zu meinem Cousin.


    "Wie läuft dein Dienst bei den Vigiles eigentlich so ab? Ich meine, was passiert? Was erlebst du?"

  • "Es schmeichelt mir dass Dir das auffällt."
    Es ist nicht das erste Mal das Scipio auf sein ruhiges Gemüt und seine Gelassenheit angesprochen wird.
    "Ich bin meinem Vater ähnlicher, findest Du nicht, kanntest Du ihn überhaupt?"

  • "Sicher nicht so gut wie du", antwortete ich Scipio. "Mir fällt nur auf, dass dein Bruder anders ist als du. Dabei dachte ich immer, er ist meinem Onkel ähnlich.


    An eure Mutter kann ich mich gar nicht erinnern und die meine ist auch sehr früh gestorben. Das sind keine guten Aussichten für mich", fügte ich nachdenklich an. Offenbar waren beide Frauen bei der Geburt ihres letzten Kindes gestorben.

  • DIE ANKUNFT


    Callidus ging mit wackeligen Schritten über die Planke des Schiffs und betrat mit großer Erleichterung nach langer Zeit endlich wieder festen und vor allem römischen Boden. Hinter ihm drängten sich etliche griechische Gelehrte von Bord, die bereits von einem Teil der an Land Wartenden freudig begrüßt wurden. Callidus schaute sich nach bekannten Gesichtern um, denn er hatte seine Ankunft vorab angemeldet.


    Glaucus Maximus lief ihm, trotz seines enormen Bauchumfanges, freudig entgegen und drückte ihm an sich. „Willkommen in Ostria und wieder zurück in der Heimat. Du siehst gut trainiert aus. Athen scheint Dir gut bekommen zu haben, aber das Essen auf dem Schiff war wohl nicht so deine Sache. Du siehst reichlich grün im Gesicht aus. Ach Griechenland ... du mußt mir später alles in Ruhe erzählen, mein Junge." Glaucus legte Callidus vertraulich den Arm um die Schultern und gab einigen Dienern ein Zeichen sich um das Gepäck und Callidus Begleitung zu kümmern. Dann gingen sie das Hafenkai entlang.


    Callidus atmete tief durch und seine Schritte wurden wieder sicherer. „Unser Schiff ist vor Ostria in einen Sturm geraten. Der Kapitän meinte ja, daß es nur bewegte See war, aber ich schwöre bei den Göttern, daß die Wellen masthoch waren. Das ist mir etwas auf den Magen geschlagen. Aber nach einem Bad, einem guten Essen und etwas Ruhe bin ich wieder ganz der Alte. Mal sehen was Ostria zu bieten hat."


    Glaucus Maximus brach in lautes Gelächter aus. Sein fetter Bauch hüpfte auf und ab. „Mein Junge, du warst zu lange in Griechenland, wie mir scheint. Ostria hat nichts zu bieten. Das hier ist tiefste Provinz und wenn du es nicht gewesen wärst, der heute hier ankommt, dann hätte ich Rom nicht verlassen. Allerdings werden die Annehmlichkeiten des Lebens warten müssen, wenn du immer noch die Idee mit der Gladiatorenschule hast. Dann reisen wir sofort weiter nach Rom, wo du Dir noch einen Teil der Gladiatorenkämpfe anschauen kannst. Das andere hat noch Zeit. Im Übrigen habe ich vielleicht sogar schon einen Platz für die Schule gefunden. Und jetzt lass uns eilen, die Zivilisation erwartet uns: ROM.

  • Also, da sind mir doch fast die Ohren abgefallen, als ich das Gespräch der beiden Männer eben hörte.


    "Entschuldigung! Schon jemals die Straße zwischen Rom und dem Hafen verlassen? Mir scheint nicht! Denn dann würdet ihr sehen, was für unglaubliche Bauwerke Ostia zu bieten hat, welchen Flair es ausstrahlt und welche Dynamik."


    Teils lachend über so viel Unwissenheit, teils kopfschüttelnd über solche Unkenntnis wandte ich mich wieder Scipio zu.

  • Callidus schaute die Frau freundlich an und lächelte, während er Ihr höflich zunickte. Er schätzte Frauen mit Temperament. Und Ostia machte eigentlich einen angenehmen Eindruck auf ihn. Und es war endlich wieder eine Stadt in der Heimat.
    Vielleicht würde er sie sich in den nächsten Wochen mal in Ruhe anschauen und die Behauptungen der Dame überprüfen, aber die Aussage über die Gladiatorenkämpfe hatte sein Interesse geweckt.


    Glaucus Maximus dagegen brummelte sich etwas in den Bart, winkte dezent mit der Hand ab und schob Firmus Callidus zu seiner Sänfte, wo auch ein Diener mit einem Pferd für Firmus Callidus wartete. Glaucus kletterte ungeschickt in die Sänfte, während Callidus aufsaß. Dann ging es auf ein Zeichen vom Glaucus in Richtung Rom.

  • In Ostia angekommen machte ich mich sofort auf den Weg den Gubernator Obscuro zu finden. Zwar stand auf dem Brief 'im Hafen zu Rom' - doch wo sollte ein Schiff schon liegen, wenn nicht in Ostia.
    Ich lief also die Reihen der Schiffe ab und suchte, bis ich das Richtige gefunden hatte. Dort sprach ich den erstbesten Seemann an.


    "Salve! Ich bin auf der Suche nach Gubernator Marcus Prudentius Obscuro."

  • Ich stöhnte innerlich auf. Warum konnten die Leute nie da sein, wo ihre Briefe hingeschickt wurden. Wengistens musste ich keinen Umweg machen, da mich mein weiterer Weg sowieso nach Rom führen würde.


    "Es handelt sich um ein Schreiben seines Vorgesetzten. Ich kann dies jedoch nur bei ihm persönlich abgeben. Kannst du mir sagen, wo genau er in Rom zu finden ist?"

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