Marius lachte. "Dann machen wir das folgendermaßen: Du filettierst den Fisch und ich bereite ihn zu. Was ist dir lieber, gebraten oder gekocht?"
Portus Traiani - Hafen
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Gebraten. In Mehl gewälzt und in Olivenöl gebraten. Ein billiges Essen, aber selbst soetwas hatte ich schon lange nicht mehr auf dem Teller gehabt. Wir waren eine wirklich arme Familie.
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"Nun denn, machen wir's so. Schneide du schon mal die Gräten raus, ich geh nur schnell Mehl und Olivenöl holen." sagte Marius und ging unter Deck.
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Mache ich. Ich schüttete den mittlerweile gebrachten Eimer mit den Fischen auf dem Tisch aus Gräten rausschneiden? fragte ich mich selber. Will der mich verarschen?
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Inzwischen saß ich mit meinen Offizieren auf dem Achterdeck und beobachtete meine Besatzung beim Essen zubereiten. "Eigentlich ist das eine ideale Situation, um sie mal etwas durch die Gegend zu scheuchen. Alexis, was hältst du von einem Notfall-Ablegen?"
Mein 1. Offizier sah mich verwundert an. "Ich weiß nicht, ob die Besatzung das mitmacht... ganz ehrlich. Außerdem würde ich gerne in Ruhe zu Ende essen."
Ich schaute ihn an. "Das war jetzt nicht dein Ernst, oder?" Ich aß etwas Brot und schaute zu Catilina herüber, der vor einer Ladung Fisch stand. "Ich wette, dem Probatus würde das nichts ausmachen." Ich stand auf. "Alle Mann an Deck! Schiff klarmachen zum Auslaufen!"
Sofort sprang Alexis auf. "Ihr habt den Kapitän gehört! Essen wegpacken, Ladung überprüfen! Planke einziehen! Fertigmachen zum Segel setzen!"
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Endlich hatte ich ihn gefunden. Den größten Fisch. Eine Stolze Handbreit war er. Ich hielt ihn verwundert gegen die Sonne und meinte wieder zu mir selber: Ob Marius davon satt wird? In dem Moment erscholl die laute Stimme des Kapitäns, was nach Alarmablegen klang. Da ich sowieso nicht wußte, was ich machen sollte, schaufelte ich nur schnell mit meinen Händen die Fische wieder zurück in den Eimer. Selbst den kleinsten heruntergefallenen Fisch hob ich von den Decksplanken auf, da es eine Verschwendung war, wenn man die Tiere wegwerfen würde.
So merkte ich gar nicht, wie sich das Schiff langsam in Bewegung setzte. -
Die Segel am Fockmast waren gehisst, und die Tempestas nahm langsam Fahrt auf. Alexis verschwendete keine Zeit und hetzte die Besatzung zum Großmast, um die Segel dieses Mastes zu hissen. Das Großtoppsegel war bereits oben, als er Catilina sah. "Probatus Catilina, komm her und hilf mit, das Großsegel zu hissen! Bewegung!"
Als Catilina vor ihm stand, gab er ihm ein Tau. "Immer weiter ziehen, bis es nicht mehr geht! Danach zeige ich dir, wie man das Tau festmacht."
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Ich zog, wie mir befohlen wurde. Zog und zog und war der reinste Zugochse.
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Nachdem das Großsegel endlich gehisst war, nahm Alexis Catilinas Tauende und wickelte es in zwei ineinander verschlungenen Schlaufen um einen Poller. Er zog einmal kurz daran, und es war fest. "Hast du gesehen, wie ich das gemacht habe?" fragte Alexis.
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Ja, das war ein Knoten Kapitän.
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Alexis entrollte einen Papyrus. "Und das sind seine Freunde."
"Du wirst sie heute üben, bis du sie mit verbundenen Augen machen kannst. Seemannsknoten gehören zu den wichtigsten Dingen an Bord."
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Ìch schaute entgeistert auf das Pergament. Dann wieder zu dem Kapitän. Ich?
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"Ja du! Geh unter Deck und hol dir ein paar Seile, und dann übst du. Wenn einer einen Fehler mit den Seemannsknoten macht, dann kann das furchtbare Auswirkungen haben. Die müssen sitzen! Worauf wartest du noch? Das war ein Befehl!"
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Das Jawohl Kapitän! kam diesmal etwas weniger zackig. Meine erste Seefahrt als Probatus und ich durfte Knoten unter Deck üben. Es war zum heulen und Mäuse melken.
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Am abend schaute ich bei Catilina vorbei. "Und, kannst du die Knoten inzwischen im Schlaf?" Ich lachte kurz. "Naja, egal, komm mit an Deck."
Kurz darauf standen wir auf dem Achterdeck. Es war eine sternenklare Nacht. "Bestimme unseren Kurs! Und bring uns zurück nach Ostia."
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Am nächsten morgen waren wir wieder im Hafen. "So, Männer, Proviant an Bord nehmen, wir fahren bald zurück nach Germanien!" Dann wendete ich mich an Catilina. "Du hast recht gute Fortschritte gemacht, aber noch einiges zu lernen. Ich muss leider wieder zurück nach Germanien, damit endet deine Zeit auf der Tempestas. Du wirst dich als nächstes beim Nauta Quintus Terentius Alienus melden. Er ist bereits informiert. Ich wünsche dir noch viel Erfolg." Ich lächelte kurz und ging dann auf die Kapitänskajüte.
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Ich salutierte und bedankte mich und brach auf.
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Unterwegs lief mir der Hafenkommandant mit dem Duumviren direkt über den Weg. Ich salutierte pflichtbewußt.
Probatus, wohin so schnell??? schallte es mir hinterher.
Zur Classis nach Misenium Kommandant!
Die Classis ist hier! Ich brauche jede Hand Probatus. Du fährst auf der Imperator als Ruderer! Melde dich sofort auf ihr! Du wirst sofort auslaufen. Nun spute dich! Das ist ein Befehl!
Zu Befehl Kommandant!
Die Imperator?
Er sah mein zögern und rief mir zu:
Die Galeere dort hinten du Tölpel oder soll ich dich noch persönlich hintragen?
Es klickte und ich rannte los...
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Als das Schiff im Hafen angelegt hatte, trat ich über die hölzerne Diele hinaus auf das Pier. Es war ein gewaltiges Durcheinander, hunderte von Schiffe lagen an den Docks, liefen ein oder aus, abertausende Amphoren wurden verladen, die Anzahl der Maultiere wagte ich nicht zu schätzen, die der Arbeiter, Sklaven, Matrosen und Seereisende ebenfalls nicht. Wohin ich blickte, ich erblickte Menschen, Menschen aus aller Herren Länder.
Ich beschloss, ersteinmal in die Stadt zu gehen und mir ein Maultier für die Reise nach Rom zu besorgen. Auf eine Fahrt flussaufwärts in einem kleinen Kahn hatte ich nicht wirklich Lust...
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Im Hafen von Ostia herrschte seit einige Stunden reger Betrieb. Unzählige Kriegsschiffe der misenischen Flotte waren von Süden kommend vor der hafeneinfahrt vor Anker gegangen und fuhren dann langsam eines nach dem anderen in den hafen ein und machten dicht an dicht neben an der Kaimauer fest. Breite Holzstege wurden ausgefahren um die Schiffe gut begehbar zu machen und die wenigen Seesoldaten, die auf de Schiffen waren, sorgten rasch für Bewegungsfreiheit auf dem Hafengelände.
Natürlich hatte jeder halbwegs informierte Bürger die Gerüchte schon gehört: ein Teil der LEGIO I war auf dem Weg hierher und sollte von der Flotte abgeholt werden. Und da das überraschende Ziel der Truppe nicht das neue lager im Norden italiens war, sondern der Aufbruch in eine ungewisse Kriegsmission, wurde die ganze Aktion mit etwas größerer Disziplin, Eile und Grimmmigkeit durchgeführt, als es sonst der Fall gewesen wäre.
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