• Cursor hatte diese Nacht, seit langem wieder ein akzeptables Bett, ausnehmend gut geschlafen und stand dementsprechend wie schon lange nicht mehr, ausgeruht auf. Bis auf den sonderbaren Empfang, der ihm im Magen lag.


    Zur vereinbarten Stunde fand er sich mit Incitatus am vereinbarten Standort ein und fand sehr zu seinem Erstaunen einen völlig anderen decurio vor.


    Er ging auf ihn zu und erwiderte dessen Morgengruß.


    "Einen guten Morgen wünsche ich dir ebenfalls, decurio Terentius. Die, wie ich annehme, aufgrund irgendwelcher angenommener Voraussetzungen daneben gegangene Einlage von gestern war nun mal gestern. In meinem Auftrag bist du mein Partner und diesem habe ich, ebenfalls auf Befehl meines praefectus, dieses Schreiben zu übergeben."


    Er reichte dem decurio das Schreiben des praefectus.



    Salve Cousin,


    der Mann der vor dir steht ist Decurio Decimus Cursor. Er hat von mir den Auftrag bekommen, dir einige Pferde für die Legion abzukaufen. Wir müssen unsere Bestände wieder auffüllen. Ich hoffe du machst ihm einen guten Preis.
    Ansonsten bitte ich dich ihm einen Brief mitzugeben, wie es dir geht und was es neues mit. Du sparst das Porto und der Brief kommt sicherlich an. Ich will ja immerhin wissen, wie es meiner Familie im kalten Germanien geht.
    Hier in Ägypten ist es recht ruhig, sehen wir mal von den römischen beamten ab, die hier rumschnüffeln, anscheinend ist Rom nicht zufrieden wie wir mit den Griechen umgehen. Aber andererseits: Wann ist Rom schon zufrieden nicht wahr.


    Alles Gute und Vale Bene
    Appius Terentius Cyprianus

  • "Ich denke, wir beide werden uns schon vertragen...!"
    Primus nahm das Schreiben an sich und las es durch. Er lächelte und schüttelte den Kopf.
    Wie ist er denn so?...der Praefectus meine ich...?!"
    Es würde ihn schon interessieren was der Decurio sagen würde und deshalb meinte er beruhigend.
    "Keine Sorge, Decimus Cursor,...ich behalte es unbedingt für mich!"
    Er fragte sich wie er reagieren würde wenn ihn ein Verwandter seines Vorgesetzten nach seiner Meinung über ebendiesen ansprechen würde...

  • Cursor sah den decurio an und versuchte in seinem Gesicht zu lesen.
    Was sollte diese Frage? Wollte ihn der decurio prüfen, wollte er ihn aufs Glatteis führen oder seine Meinung irgendwann und irgendwo gegen ihn verwenden?


    So entgegnete er.


    "Der praefectus ist mein Vorgesetzter, zu dem ich loyal stehe, und du bist sein Cousin. Ich bitte dich, diese Antwort zu akzeptieren und es bei ihr zu belassen."


    Cursor war sich bei seiner Antwort völlig im Klaren, daß er sich hier womöglich keinen Freund geschaffen hatte.

  • Primus begann zu lachen und schlug den Decimer krachend gegen die Schulter.
    " Bei den Göttern,...es sieht so aus als hätte der alte Cypri genau den richtigen geschickt!"
    Er verstaute den Brief und wandte sich zur Pabula...aus der gerade das Pferd des Decimers geführt wurde. Neben Orcus wirkte es klein und zierlich, jedoch weniger zurückhaltend. Primus schüttelte leicht den Kopf und sagte,
    " Was hälst du davon auf einem Pferd meiner Zucht zu reiten?...wenn wir nebeneinander reiten sieht das glaube ich nicht wirklich gut aus..."
    Primus würde zwei Köpfe über dem Decimer sein.

  • "Einverstanden",


    grinste Cursor, der ahnte, was der decurio bezweckte, und der es, wenn er in der gleichen Situatuion gewesen wäre, nicht anders gemacht hätte.


    "aber, wenn möglich, ein etwas ruhigeres Tier, zumal die uns unbekannte hiesige Gegend doch etwas gewöhnungsbedürftig ist und vor allem das ungewohnte Klima in der Germania uns zu schaffen macht."


    Das zwar unauffällige aber dennoch nicht zu verbergende Kopfschütteln des decurio, nachdem er seinen Incitatus gesehen hatte, überging Cursor.

  • Primus nickte und ließ ein Pferd für den Decimer bringen. Es war Prometheus, ein Sohn seines Orcus und ihm in Größe und Kraft fast ebenbürtig.
    Thilo hielt dem Decimer die Zügel hin und Primus meinte,
    "Das ist Prometheus,...und sei beruhigt,...er ist aus jener Zucht von der ihr die neuen Pferde bezieht, er ist perfekt ausgebildet."
    Er ging auf Prometheus zu und kraulte ihm die Kruppe. Ein leisen Schnaupen ertönteund warme intelligente Augen schauten ihn an.
    Primus wandte sich wieder an den Decimer und warf einen Blick auf dessen Pferd.Es wirkte ein wenig verloren zwischen den beiden schwarzen Schlachtrössern.
    " ...es ist nur pro forma,Decimus Cursor,...nichts gegen dein Pferd!"
    Primus war jahrelang auf den üblichen Legionspferden geritten,...er hatte keinen Grund sie gering zu achten.

  • Cursor sah die beiden Pferde mit den mythologischen Namen an. Beiden hatten, wie ihm schien, ein über das Normalmaß hinaus hohes Stockmaß und er machte sich schon jetzt Gedanken darüber, wie er, wenn alle Tiere in dieser Größe waren, diese mit seinen kleinen Pferden nach Ägyptus überführen wollte. Seine equites waren nur an diese kleineren Pferde gewöhnt.


    Fast widerwillig drückte er dem Calo seinen Incitatus in die Hand und tauschte sie gegen die von Prometheus. Dann ging er zu dem Pferd und knickte ihm, so wie er es mit ihm unbekannten Tieren zu tun pflegte, das linke Ohr ein wenig um und flüsterte ihm ein Paar Worte zu.


    Das Aufsitzen gestaltete sich etwas schwierig. Aber es klappte ohne daß ein schlechter Eindruck entstanden wäre.


    "Nun denn, Terentius Primus, ich vertraue auf die perfekte Ausbildung."

  • Primus betrachtete die Parade seines Kameraden aus Aegypthus und nickte anerkennend. Als dieser auf Prometheus saß meinte er,


    "Keine Sorge, Decimus, Cursor,bis auf die Größe unterscheidet er sich im Umgang nicht von deinem Legionspferd...er ist nur schneller, stärker und ...größer."


    Er nickte Thilo zu, der das Pferd des fremden Decurios daraufhin die die Pabula führte.
    Primus zog Orcus sanft herum und meinte,


    " Also dann,...reiten wir zum Gestüt..."


    Langsam trabte Orcus los, seine Flanken bebten vor Ungeduld. Primus fürchtete er könnte seinem alten Freund einen längeren Ausritt wohl kaum verwehren.
    So ritten sie durch das Castellum zur Porta Praetoria.

  • Primus kam schnellen Schrittes in die Pabula zurück und rief sofort seine Unterführer zu sich. Kurze Zeit später, nachdem alle angetreten waren eröffnete er ihnen,
    "Männer,...die Equites der XXII sind unter Arrest gestellt worden!"
    Laute der Verwunderung und Empörung kamen auf und Primus hob beruhigend seine Hände um sie zu dämpfen.
    "...ich bin sicher das Ganze beruht auf einem Mißverständnis!...und wir werden die Wache im Carcer für die Dauer der Untersuchungen stellen."
    Ernste Blicke der Männer ruhten auf ihm.
    "Also, ich möchte, daß wir für die nächsten 2 Wochen jeweils zwei Männer im Carcer haben um die Kameraden zu bewachen."
    Es war nicht nötig zu erwähnen warum.
    Jeder wußte, daß die Carcer Wache nicht gerade zimperlich mit den Häftlingen umging. Die Unterführer nickten und Primus entließ sie mit den Worten,
    " In einer halben Stunde habe ich eine Liste der Wachen in meinem Officium,...danke und wegtreten!"
    Die Versammlung löste sich auf und Primus ging in Gedanken in sein Officium.
    Wie sich die Dinge doch wandeln konnten.

  • Die beiden Turmae wurden beim Einritt in die Pabula bereits erwartet. Geduldig ließen die Männer das Abschlußprozedere über sich ergehen.
    Auch Primus wollte aus seinem Sattel,...
    Equites! Wir waren lange Zeit unterwegs und haben dem Legatus seinen Schutz gewährleistet! Equites, das war gute Arbeit!
    Der Legatus hat euch einen Tag Freizeit gewährt!

    In der Tat gab es nichts am Verhalten der Männer auszusetzen. Er sah seinen Freund Lucius an, der ihn ein wenig genervt ansah,...seine Augen schrien ihn zu daß er endlich zum Ende kommen sollte.
    Lächelnd wandte er sich wieder den Männern zu, die in Zweierreihe auf ihren Pferden saßen.
    "Equites,...descendite ex equus!...abite!
    Plötzlich erklang in der Stallgasse ungewohnter Lärm, in welchem 80 Männer versuchten ihre Angelegenheiten möglichst schnell zu regeln um endlich die ersehnte Freizeit bekommen. Denn eines war sicher, die Duplicarii würden trotz der Gelobigung darauf achten, daß Pferde und Ausrüstung ordentlich behandelt und untergebracht wurden.
    Primus glitt von Orcus´Rücken,...es war eine lange Reise.
    Lucius grinste ihn an.
    Soo,...ich werde jetzt in die Therme gehen und dann ein wenig in die Stadt begeben,...mal sehen ob sich nicht ein hübsches Mädchen findet, daß sich für meine Narben interessiert.
    Primus winkte ab und entgegnete,
    "Ich werde in die Casa reiten,...wenn du deine Narben genug präsentiert hast kannst du ja auch kommen,...
    Lucius kniopste mit einem Auge und machte sich lachend auf den Weg. Sein Pferd wurde von einem Calone weggeführt.
    Primus tätschelte Orcus den muskulösen Hals.
    "...wir beide reiten jetzt nach Hause,..."
    Er übergab Thilo seine Ausrüstung und meldete sich beim wachhabenden Decurio bis zum nächsten Tag ab. Dann ritt er zur Porta.

  • Die Turma II stand angetreten in der Stallgasse. Die Männer waren für die Witterung entsprechend ausgerüstet und voller Tatendrang.
    Primus stellte sich mit Orcus in Front zu seinen Männern.
    " Männer,...wir reiten heute in Richtung Borbetomagus und werfen einen Blick auf die Stadt und die umliegenden Dörfer. Wir schlagen unser Lager in Borbetomagus auf. Dann, nach zwei Tagen reiten wir nach Lopodunum, von dort nach Noviomagus. nach einer Woche reiten wir zurück über Vic. Altiaienses, Crucinacum und Bingium nach Mogontiacum.
    In den Gesichtern seiner Männer las er Tatendurst, aber auch Sorge vor den Wetterverhältnissen.
    "In den jeweilgen Civitates kommen wir in Auxilliarcastellen unter,...der Limes ist hierbei uninteressant und Sache der Ala."
    Das erhellte die Mienen der Männer und manch einer klopfte seinem Pferd beruhigend auf den Hals. Also nicht schanzen und die Pferde fanden geschützten Unterstand.
    Primus nickte seinem Vexillarius zu und dieser gab die Kommandos.
    Equites!
    In duos ordines,...peeergiteee!


    Die Turma verließ langsam die Stallgasse und formte beim Austreten aus der Turmae eine Zweierreihe. Sie ritt auf der via praetoria zum Haupttor.


    Vorbei an Legionären, welche sie teils verwundert, teils bewundernd ansahen.


    Als ob die Götter es so wollten erschien die Sonne durch die Wolken und hüllte die polierten Bronzehelme der Equites in goldenem Glanz ...es schien als ob alte Heldengestalten zum Leben erweckt waren und in eine mystische Schlacht zogen.
    Hochaufgerichtete saßen sie in ihren Sätteln Speer und Schild ausgerichtet.

  • Seine Arbeit als Centurio statorum brachte es mit sich, daß er kaum noch in der Pabula und seinem Quartier anzutreffen war.
    Umso mehr freute es ihn, daß sich im Grunde kaum etwas geändert hatte.
    Die Pabula befand sich in einem sehr guten Zustand, und nach einem großen Hallo von Calones und Equites erzählten sie sich den neuesten Klatsch und Tratsch. Viele fragten nach Primus und Thilo,...jedoch konnte er sie nur vertrösten und auf die Schreibfaulheit seines Cousains hinweisen.

  • „Das soll wohl ein Scherz sein?!“ Iulia Cara stand in der equile vor einer der Boxen und starrte ungläubig auf das Trauerspiel, dass sich ihr bot. Ihr Hengst Pax stand vor ihr, von oben bis unten dreckig, die Hufen irgendwo zwischen dem alten, muffigen Stroh und so knapp angebunden, dass das Tier nicht einmal die Möglichkeit hatte, den Kopf zu wenden. „Das….“, Der jungen Frau fehlten schlichtweg die Worte, weil sie einfach nicht glauben konnte, wie man hier mit dem wertvollen Tier aus Hispania – Kaesos Geschenk! – umging. Noch einen Moment lang, stand sie wie angewurzelt, dann macht der Unglaube einer aufkochenden Wut breit. >Dafür muss jemand zur Verantwortung gezogen werden!< Ein Blick nach links und nach rechts in die Stallgasse zeigte, dass sich weit und breit kein Knecht befand. Mit resoluten, festen Schritten stapfte Cara auf das Tor zu. Wie es der Zufall so wollte, kam ihr zu seinem eigenen Pech ein junger, schlaksiger Mann entgegen, der ein Pferd am Strick führte. Den nahm sie sich vor. „He du da!“, fuhr sie den Mann, der beinahe noch das Gesicht eines Junges hatte, sie aber um ganze zwei Köpfe überragte, was ihr keinen Respekt einflößen zu schien. „Du da!“ Verwundert hob der Mann den Kopf und hielt, während das Pferd neben ihm unruhig ob der Lautstärke und der offensichtlich wütenden Frau nervös mit den Ohren zuckte.
    „Wer ist für den ersten Flügel verantwortlich…“ Wild funkelte Cara ihn an. Das wiederrum schien Eindruck auf ihn zu machen. „Äh…ich…hm. .Fräulein..das weiß ich nicht…“, erklärte er und fühlte sich sichtlich unwohl. „Und WER weiß es dann?“, >Muss man diesem Kerl alles aus der Nase ziehen?!<
    „Der Stallmeister…er ist da drüben…“, mit der freien Hand wies er auf einen kleinen Anbau seitlich des Stalls. So etwas nannte man auch „Verschlag“. Ohne ein weiteres Wort stapfte Cara darauf zu.


    Mit einem Krachen sprang die Tür der Hütte auf, in welchem der Stallmeister sein Quartier bezogen hatte und ein scheinbar wild gewordener Rotschopf stürmte herein. Tatsächlich war es nicht mehr als ein Verschlag, in welches gerade einmal ein Schreibtisch passte. Ende. Aber für die Einrichtung hatte sie ohnehin keinen Sinn. „Was für Leute werden hier eigentlich beschäftigt?!“, empörte sie sich umgehend und stützte die Hände auf die Tischoberfläche, um den Mann zu zwingen von der Schriftrolle, die er gerade eingehend studiert hatte, aufzusehen. Ein Paar tiefblauer Augen funkelte ihn an. „Wer ist für die Versorgung des ersten Stallflügels zuständig?“


    Sim-Off:

    Wer möchte kann gern den Stallmeister als NPC übernehmen – ansonsten schreibe ich allein munter weiter=)

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    Es hätte gar nicht all diesen Aufwands bedurft um Scarpus Aufmerksamkeit zu erregen, die Tatsache, dass diese wütende Stimme einer Frau gehörte reichte völlig aus. Wann war schon das letzte Mal eine Frau hier bei ihm im Stall gewesen? Allerdings war er auch ein Gewohnheitsmensch und er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht nicht gleich jedem Besucher seiner Räumlichkeiten seine Aufmerksamkeit zu schenken, vorallem dann nicht wenn er gerade beschäftigt war. Das war Teil seiner Art sich bei den Stallknechten Respekt zu verschaffen. Seiner Meinung nach hatte jemand der zumindest ein wenig Autorität besaß nicht gleich auf alles zu reagieren.
    Inzwischen war aber genug Zeit vergangen und er hielt es für angebracht sein Schriftstück bei Seite zulegen. Hätte er nur geahnt welcher Anblick sich ihm als Erstes bieten würde, er hätte es früher getan, denn Caras Busen befand sich genau auf seiner Augenhöhe. Ein schöner, fester Busen, genau in der richtigen Größe. Scarpus starrte ihn sicher ein wenig zu lange an, bevor er den Blick hob. Auch der Rest von Cara enttäuschte ihn nicht, eine gutaussehende, temperamentvolle Rothaarige. Hätte sie ihn nicht aus einem anderen Grund besuchen können, als sich offensichtlich über etwas zu beschweren?


    "Salve junge Dame." begrüßte er Cara und versuchte sich von ihrem Auftritt möglichst unbeeindruckt zu zeigen. Es war seine Art ihr mitzuteilen, dass er es äußert unhöflich fand, dass sie ohne jede Begrüßung und ohne Anzuklopfen in sein Quatier gestürmt war. Außerdem konnte man Hitzköpfe durchaus ein wenig aus dem Konzept bringen, wenn man ihnen höflich und ruhig begegnete."Aus welchem Grund willst du das denn wissen?"

  • Der Mann hob den Blick ; Und besaß doch tatsächlich die Frechheit – denn das war es nach Ansicht der verärgerten Iulia – ihren Busen anzustarren. Atemzüge lang. Entrüstet richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf, ohne den Blick von dem Mann zu nehmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Gestandene 172 Zentimeter von Zeh bis Schopf. Es hatte ihr sichtlich ein wenig den Wind aus den Segeln genommen. Mochte der Mann es fehlinterpretieren und auf seine Gegenfrage zurück führen Von ihrem stürmischen Auftreten zeigte er sich zumindest reichlich unbeeindruckt. Doch schon hatte sich Cara wieder gefangen. „Es ist nicht sehr höflich einer Frau auf die Brust zu starren…“, entgegnete sie ohne Umschweife, jetzt aber wesentlich ruhiger. Die Iulia überging dabei, dass sie es ja erst gewesen war, die ihm dazu Gelegenheit geboten, indem sie sich so weit vorgebeugt hatte. Es kam wohl auch nicht sehr oft vor, dass sich eine Frau in diese Ställe verirrte.


    „Iulia Cara,“ stellte sie sich so würdevoll wie es ihr nur möglich war – schließlich galt es die zuvor empfundene Scham angesichts der Musterung diverser Körperteile wieder aufzuwiegen – dem durchaus als attraktiv zu bezeichnenden Mann vor. „Ich bin Gast im Hause des Legaten…“, schob sie vorsichtshalber noch nach; Nicht, dass er noch auf die Idee kam, sich zu fragen, was sie denn als offenkundige Zivilsitin in diesem Kastell verloren hatte.


    „Ich frage mich, wie oft hier wohl die Karren ein und aus fahren, um tote Tiere abzutransportieren. Mich würde es nicht wundern, wäre es bei dieser miserablen Versorgung mindestens einmal wöchentlich – was reichlich schlecht für die Kassen des Kaisers wäre“, machte sie ihrer Verärgerung Luft.

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    Das Mädchen schien wirklich nach dem Motto zu leben, dass Angriff die beste Verteidigung war, eine Eigenschaft die Scarpus durchaus gefiel und bei Frauen doch eher Seltenheitswert hatte. Statt verschämt rot zu werden, wie einige andere Frauen es sicher getan hätten, scheute sich diese kleine Furie nicht seinen Blick anzusprechen, der ihr leider doch aufgefallen war und auch sonst zog sie jetzt alle Register: Baute sich zu voller Größe auf und erwähnte nebenbei, dass sie Gast des Legaten war und somit gute Kontakte bis nach ganz Oben hatte. Er musste bei seiner Antwort zumindest irgendetwas richtig gemacht und sie aus dem Konzept gebracht haben, ansonsten hätte sie nie auf all diese Mittel zur gleichen Zeit zurückgegriffen.


    Falls sie sich einen Vorteil auf Grund ihrer Größe und der Tatsache das sie nun auf ihn heruntersah versprach, war dieser von ihren drei Vorstößen am einfachsten zu entkräften, er brauchte nur selbst von seinem Platz aufzustehen, was er auch tat. Für eine Frau war sie zwar recht groß, aber da er selbst über 1,80m war,stellte das kein Problem da. Auch was die Statur anging, konnte er nur gewinnen, war sie doch schlank und als Frau eher zierlich, während er kräftig und muskulös war. Es war zwar ein äußerst billiges Mittel, aber wenn sie meinte darauf zurückgreifen zu müssen, warum sollte er es nicht auch tun.
    Der Vorstoß bezüglich seines Blickes, war da schon etwas haariger. Für einen Moment hatte ihn ihre Bemerkung wirklich überrascht und er hatte sich ertappt gefühlt, wie füher als kleiner Junge wenn er irgendeinen Unsinn angestellt hatte. Glücklicherweise fing Scarpus sich schnell und er war schon lange nicht mehr in dem Alter, indem man wegen so etwas noch rot wurde, er hatte maximal für einen Moment verdattert geschaut. Dies war auch die einzige Reaktion die Cara diesbezüglich bekommen würde, denn Scarpus war zu dem Schluss gekommen, dass es am Besten war diese Bemerkung zu ignorieren. Jedwede Erwiderung oder gar Verteidigung, wäre nur als Eingeständnis seiner Schuld und eines schlechten Gewissens zu werten gewesen, diesen Erfolg wollte er dem Mädchen sicher nicht gönnen.
    Am schwersten wog sicher ihre Verbindung zum Legaten, wenn er es nicht schaffte diese Sache hier zu klären, würde sie sich dort sicher über ihn beschweren und diesen Ärger wollte er sich gerne ersparen. Aus diesem Grund verkniff er sich auch lieber die sarkastische Bemerkung ob sie denn der neue Kontrolleur des Kaisers - so führte sie sich nämlich auf - wäre, denn warum sie überhaupt hier war und weshalb und mit welchem Recht sie die Versorgung in den Ställen bemängelte war ihm immer noch nicht klar geworden. Diese Vorwürde, die immer noch belegt werden mussten, ihr überzogenes Beispiel und die Tatsache das sie seine Frage nicht wirklich beantwortet hatte, machten ihn doch etwas wütend, nur nicht so sehr, dass er die Kontrolle über seine Emotionen verloren hätte. Allerdings konnte er die Wut in diesem Moment gut einsetzen um seinen Worten etwas mehr Nachdruck zu verleihen.


    "Wenn hier ein Tier stirbt, dann sicher nicht wegen schlechter Versorgung."erwiderte Scarpus bestimmt, mit leichtem Ärger in der Stimme"Verrate mir doch endlich mal, was zu deiner Annahme geführt hat, dass die Tiere hier schlecht versorgt werden?" Dabei, warf er ihr einen Blick zu, der unmißverständlich klar machte, dass er nun eine Antwort auf die Frage erwartete.

  • Schon Iulius Drusus, Caras Vater, hatte seiner Tochter erklärt, dass Angriff stets die beste Verteidigung darstellte und diesen Grundsatz hatte sich die Iulia weitestgehend zu Eigen gemacht. Damit bewegte sie sich gleichzeitig aber auch auf dem schmalen Grad zwischen dem, was gesellschaftlich akzeptiert und dem was einer rau als Untugend galt. Manches Mal verhielt sich Cara äußerst grenzwertig – zum Leidwesen ihrer Mutter, die den äußerst unbescheidenen Auftritt glücklicherweise nicht verfolgte.


    Der Mann wuchs vor ihr in die Höhe. Zwar musste Cara ihm zugestehen, dass er sich in einer überaus ansprechenden Form befand, kräftig und muskulös, dennoch ließ sie sich von der Tatsache, dass er sie um fast anderthalb Köpfe überragte, nicht im geringsten einschüchtern. Sie selbst hatte einen größeren Bruder und war als inoffizielles Mitglied einer Jungenbande – als kleines Mädchen war sie Saturninus selbstverständlich zu dessen Leidwesen überall hin gefolgt – unter größeren aufgewachsen. Dort hatte sie auch gelernt sich durchzusetzen, wenn es nötig gewesen war. Ihre damaligen Gefährten, heute inzwischen alles junge Männer, hatten sich mittlerweile in alle Himmelsrichtungen verstreut, um wie ihr Bruder ihrer Karriere nachzugehen. Aber das tat im Moment wenig zur Sache. Mit leiser Genugtuung stellte Cara fest, dass dem Stallmeister, dessen Namen sie noch nicht kannte, für den Hauch eines Augenblicks ob ihrer Bemerkung tatsächlich das Gesicht entglitt. Ein Schmunzeln flackerte um ihre Mundwinkel auf. Er hielt es dann wohl auch besser, nichts zu der Angelegenheit zu sagen. Vermutlich um ihr gegenüber kein Schuldeingeständnis abzuleisten. Dennoch schien sie einen nicht zu leugnenden Einfluss auf ihn auszuüben. Immerhin hatte sie ihn dazu genötigt, sich zu erheben. Er wollte sich nichts gefallen lassen, etwas das ihr durchaus gefiel. Zu Schade, dass sie unter solchen Umständen aufeinander begegnet waren. Mühelos registrierte Cara den ärgerlichen Unterton und seinen festen Blick, mit dem der Mann eine detailierte Antwort regelrecht einforderte. Anders als er wohl annahm hatte die Iulia nicht vor, den Legaten einzuschalten, sondern betrachtete die Angelegenheit als eine Sache zwischen dem Mann vor sich und ihr. Der Soldat wiederrum, die Art, wie er antwortete ließ darüber keinen Zweifel, nahm seine Arbeit wohl sehr ernst und schien pflichtbewusst zu sein. Der richtige Ansprechpartner.


    „Stallmeister“, begann sie schließlich. „Mein Pferd steht dort drüben in deinem Stall in uraltem Einstreu. Das Tier sieht aus, als hätte es zwei Wochen lang weder Bürste noch Wasser gesehen und ist so kurz angebunden, dass es nicht einmal mehr den Kopf wenden kann“ Der betroffene Ausdruck auf ihrem Gesicht, machte deutlich, dass ihr an dem Tier viel liegen musste. „Ich habe also einen fundierten Grund zur Annahme, dass hier einige Pferdeknechte schlampige Arbeit leisten…“

  • [Blockierte Grafik: http://img5.imageshack.us/img5/2849/npci.jpg]


    Das hatte also geklappt. Endlich rückte das Mädchen mit dem Grund für ihren Besuch in seinem Quatier heraus. Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich trotzdem nicht auf Scarpus Gesicht, nicht bei dem, was Cara ihm da gerade erzählte."Bei Iunos F....Arsch!" rutschte es Scarpus heraus, nur den letzten Teil seines Fluchs konnte er gerade noch abmildern. Cara war sicher keine Frau, die schnell rot wurde, aber bestimmte Worte wollte er trotzdem lieber nicht vor ihr verwenden."Dieser Nichtsnutz von einem Stallburschen..."Hatte er seine Ausdrucksweise jetzt etwas besser unter Kontrolle, ansonsten wären ihm noch ganz andere Bezeichnungen für den Stallburschen eingefallen. Zum Ausgleich ballte Scarpus dafür seine Faust, um seiner Wut wenigstens auf diesem Wege Luft machen zu können und schlug einmal heftig mit ihr auf den Tisch vor ihm. So wie Cara es beschrieb, sollte wirklich mit keinem der Pferde in seinem Stall umgegangen werden. Leider waren die Ställe so groß, dass ihm unmöglich jeder Mißstand hier sofort auffallen konnte, auch wenn er sich bemühte seinen Stallknechten auf die Finger zu schauen."Das sind Zustände, die ich in meinem Stall nicht sehen will. In diesem Fall sind deine wahrhaftig nicht unbegründet." Fügte Scarpus hinzu, nachdem er seinen Ärger etwas unter Kontrolle gebracht hatte. Er trat um seinen Schreibtisch herum nach vorn. "Ich würde mir das gerne mal mit meinen eigenen Augen ansehen." Nicht das Scarpus an Caras Worten Zweifel gehabt hätte, er traute ihr nicht zu, mit falschen Anschuldigungen zu ihm gekommen zu sein. Aber er wollte es mit eigenen Augen sehen, um den fraglichen Stallknecht besser damit konfrontieren zu können.

  • Ein Schmunzeln kräuselten die Lippen der Iulia und sie hob erstaunt die schmalen Brauen, als der Mann auf einmal los donnerte und seine Kontenance in aufschäumender Wut und einem derben Fluch unterging wie ein Schiff in Seenot. Mit einer solch heftigen Reaktion hatte Cara dann doch nicht gerechnet und es kam ihr doch tatsächlich der unsinnigste Gedanke, der ihr angesichts dieser Situation hätte in den Sinn kommen können: >Ein attraktiver Mann<... Wer immer dafür verantwortlich gewesen war, Pax so zu vernachlässigen, der würde alsbald sein blaues Wunder erleben. Einen zornigen, 1.80 großen, austrainierten Stallmeister vor sich zu haben, war bestimmt kein Vergnügen. Erst Recht nicht einer, der so fluchen konnte. Offensichtlich war ihm der Kraftausdruck aus versehen heraus gerutscht, denn er versuchte sogleich abzumildern. Nicht, dass es ihr die Röte auf die Wangen getrieben hätte, da war sie dann doch schon einiges von ihrem älteren Bruder gewöhnt.


    Als er darum bat, den Ort des Geschehens selbst in Augenschein zu nehmen, da war Cara im ersten Moment versucht etwas empört dagegen zu halten, ob er denn ihren Worten nicht Glauben schenke. Aber die Iulia besann sich noch ehe sie den Gedanken aussprechen konnte. Es war nur allzu verständlich, dass er sich sein eigenes Bild machen wollte. Sie selbst hätte es nicht anders getan. Und so nickte sie und bedeutete dem Mann, ihr zu folgen: „Hier entlang Stallmeister...“


    Seite an Seite verließen sie das Quartier und machten sich auf den Weg hinüber zum ersten Stallflügel. Eher beiläufig betrachtete Cara das Profil des Mannes. Ein markantes Gesicht unter dunklen Haaren und einem Dreitagebart. Dann waren sie auch schon an der Box des großen Hengstes. Es tat ihr weh, das Tier so schlecht versorgt zu sehen. Das Fell hatte bereits einen Teil seines Schimmers eingebüßt. Schon viel eher hätte sie nach Pferd sehen müssen. „Siehst du, was ich meine Stallmeister?“, Von der Seite warf sie einen raschen Blick zu ihm hinauf und betrat schließlich ungeachtet des schönen, lavendelfarbenen Kleides, welches sie trug, in das verschmutzte Stroh, um Pax loszubinden und ihn aus der Box heraus auf die Stallgasse zu führen. Steif folgte der Hengst ihrer Bewegung. „Was gedenkst du zu tun?“, erkundigte sich die Iulia und strich Pax über das weiche Maul. Was sie tun würde, war klar. Diesen Stallknecht würde sie nicht mehr an ihr Pferd heran lassen – und wenn sie sich selbst um das Tier kümmern musste.

  • Lupus führte Pollux in den Stall. Er nickte den Wachhabenden zu und bemerkte die Diskussion zwischen Scarus und einer bemerkenswert rothaarigen Frau. Seid der neue Legatus im Castellum war tauchten immer wieder mal Frauen im Castellum auf. Ein Umstand der ihn wenig störte, jedoch bei manchem Kameraden zu einem schmutzigen Grinsen und im trautem Kreise zu schlüpfrigen Reden führte.
    Er war der Meinung Frauen haben in einem Castellum nichts zu suchen...aber er war ja auch kein Legat.
    Den schien die Moral der Truppe in diesem Falle wenig zu interessieren.
    Pollux tänzelte mit für seine Größe enormer Leichtigkeit neben ihm her. Anscheinend wußte er, daß er gleich einen Ausritt vor sich hatte.
    In der Box angekommen striegelte Lupus das Fell behandelte die Hufe und salbte eine alte Verletzung, während sich Pollux an frischem Schrot und geraspelten Möhren labte.
    Wie die sich hier aufführte,...die verwöhnten Luxusweiber aus Roma glaubten tatsächlich die Welt liege ihnen zu Füßen.
    Crassus kam in seine Box und grinste Lupus an.
    Was meinst du,...ob die überall Rot ist?
    Lupus verzog das Gesicht und entgegnete,
    Crassus du blöder Fettsack,...sabber mir hier nicht in´s Stroh,... er widmete sich wieder dem Huf und murmelte,
    ...kannst ja nachsehen,...wirst schon sehen was du davon hast.
    Crassus starrte zu der Rothaarigen rüber und grinste weiter ...war das ein verdammter Ständer unter dessen Toga?
    Angewiedert schmiss er ihn aus der Box.
    Mach dich vom Acker du Idiot,...die schneiden dir glatt deinen mentula mitsammt Eiern ab wenn du die Tante da angräbst...
    Mit einem teils ungläubigen teils unsicherem Grinsen zog Crassus ab.
    Lupus dachte daran, daß dies nur passieren konnte weil Frauen hier nichts zu suchen hatten. 6000 Männer,...sicherlich konnte man errechnen wann sich einer hier vergaß und nachsah ob sie wirklich überall rote Haare hatte.

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