Valetudinarium - Lazarett

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Aulus Asconius Rusticus

Der medicus schwelgte in Erinnerungen. Derartige Explikationen waren ihm seit seiner Ausbildung nicht mehr zu Gehör gebracht worden. Die Talente dieses Jungen sollten vielleicht nicht gerade beim Militär verbraucht werden.

"Und wie steht es mit dem Gleichgewicht?"

Er deutete mit der Hand auf eine freie Stelle mitten im Raum.

"Stell' dich da hin, Arme ausbreiten, Augen zu, auf dem linken Bein stehen und laut und langsam bis 15 zählen, dann dasselbe mit dem rechten Bein."

medicus ordinarius - LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

Titus stellte sich in die Mitte des Raumes, breitete die Arme aus und begann mit der Übung

Eins, Ich fürchte meine Kräfte Zwei, lassen nach Drei und ich werde nicht Vier in der Lage sein Fünf Kommentare abzugeben Sechs

als er bein Fünfzehn angekommen war wechselte er dass Bein

nachdem er mit dem Zweiten Satz Übungen fertig war sah er den Medicus wieder an

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Aulus Asconius Rusticus

"Sehr gut!"
konstatierte der medicus und nachdem er die Zähne des jungen Mannes für in Ordnung befunden hatte wandte er sich wieder an diesen.

"Gehe 10 Schritte zurück und sieh` dir die Tafel davorne an. Dann halte dein linkes Auge zu und lies mit dem rechten Auge laut vor. Anschließend das gleiche, rechtes Auge zuhalten und mit dem linken lesen. So, dann lies vor!"

medicus ordinarius - LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

Titus tat was der Medicus im befohlen hatte und las laut vor
Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende

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Aulus Asconius Rusticus

"Gut, deine Augen sind auch in Ordnung."

Damit nahm er die tabula des Neuen zur Hand, vermerkte die erforderlichen Angaben und hielt sie dem Untersuchten hin.

"Damit gehst du zur Rüstkammer, so wie dir der Rekrutierungsoffizier bestimmt befohlen hat. Du bist gesund, also sieh zu, daß du es auch bleibst. Vale."

medicus ordinarius - LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

Titus bedankte sich, nahm das Schreiben und ging

Vale Medicus

Nachdem sich Thalatio bei einem Soldaten nach dem richtigen Weg erkundigt hatte, fand er auch recht schnell das Lazarett, um sich dort untersuchen zu lassen. Das schien also nun die letzte große Hürde zu sein, doch Thalatio ging sicher davon aus, dass er sie meistern würde. Er wüsste jedenfalls nicht, was dagegen sprechen sollte.
Also trat er ein und schaute sich zuerst einen Moment lang um, bis er dann auf einen Mann zuging, welcher ebenfalls beschäftigt wirkte....so wie scheinbar alle im Lager.
Thalatio entschloss sich aber dazu, ihn trotzdem anzusprechen.
"Salve, ich bin Caius Quintilius Thalatio und mir wurde gesagt, dass ich mich hier zur Untersuchung melden soll." Dabei hielt er dem Mann die tabula hin, welche ihm im Rekrutierungsbüro ausgehändigt wurde.

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Aulus Asconius Rusticus

"Salve",

grüßte der medicus freundlich zurück und nahm die tabula an sich.

"geh` da in den Nachbarraum, zieh dich schon mal bis auf den Lendenschurz aus. Bin gleich bei dir."

Er eilte weiter, offenbar hatte er noch etwas Dringendes zu erledigen.
Nach einigen Minuten betrat er dann den Nebenraum und wusch sich zunächst die Hände in einer bereitstehenden Waschschüssel. Während er die Hände dann abtrocknete, stellte er bereits seine üblichen Eingangsfragen.

"So, nun habe ich Zeit für dich. Also nochmal deinen Namen. Was hast du schon so an Krankheiten und Verletzungen gehabt? Gibt es Erbkrankheiten in der Familie? Und woran sind die letzten drei verstorbenen Familienangehörigen gestorben?"

medicus ordinarius - LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

Thalatio ging, genau wie es im aufgetragen wurde, in den Nebenraum und zog sich darin bis auf den Lendenschurz aus und legte die Kleidung auf einen Stuhl, der dort stand. Dann wartete er noch einen kurzen Moment, bis der Medicus auch schon bei ihm war.
Thalatio musste gestehen, dass er schon etwas nervös war, innerlich aber auf die nächste Fragewelle bereits vorbereitet.
"Ich bin Caius Quintilius Thalatio. An schwere Krankheiten kann ich mich nicht erinnern. Höchstens mal eine leichte Erkältung. Und Schwere Verletzungen, die die normalen kleinen Blessuren des Lebens übersteigen auch nicht. " Bei den nächsten beiden Fragen musste er einige Momente überlegen: "Von Erbrankheiten wüsste ich nichts und die letzten drei Todesfälle. " Thalatio hielt noch einen Moment inne: "Natürliche Ursachen, würde ich sagen. Jedenfalls keine KRankheiten, soweit ich weiß." Zufrieden nickte er, um seine Antwort zu unterstreichen.

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Aulus Asconius Rusticus

"Hört sich gut an,"

meinte der medicus,

"... so, jetzt stell´dich mal gerade hin und strecke die Arme rechts und links so ab, daß sie waagerecht stehen, dann spreitze ein wenig die Beine!"

Er wartete bis der junge Mann soweit war und inspizierte dann genau dessen Körperbau und Muskelaufbau. Er tastete die Körperhöhlen nach Knoten ab und lauschte dem Atem mit einem Hörrohr. Abschließend einen Blick in die Mundhöhle...
Die Erkenntnisse notierte er und sagte,

"Ich prüfe jetzt ob du einen Leistenbruch hast. Wenn ich sage husten, hustet du!"

Mit einem Stück Leinentuch hob er seitlich einen Hoden an.

"Und ... Husten!..."

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Thalatio tat wie ihm geheißen und brachte sich in die richtige Position und versuchte, möglichst ruhig zu bleiben.
Während der medicus immer weiter seinen Körper untersuchte, wartete Thalatio einfach ab und hoffte, dass sein Körperbau den medicus zufrieden stellen würde.
Denn an seinem Körper sollte sein Wunsch nicht scheitern. Aber davon ging er auch wirklich nicht aus.

Als der medicus begann, seinen Hoden anzuheben, war Thalatio zuerst erschrocken und hätte fast gar nicht gehustet. Dann aber erholte er sich von dem Schreck und hustete, als der medicus es ihm sagte.

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Aulus Asconius Rusticus

Der medicus nickte und ließ den Aspiranten auf der anderen Seite nochmals husten. Er stellte keinen Leistenbruch fest und bei dieser Gelegenheit auch kein Vorliegen einer Geschlechtskrankheit. Den Gebrauch eines rectum erschien ihm überflüssig, zumal der Mann für Hämmorhoiden zu jung war.
Nachdem er das Leinentuch in einen Eimer geworfen hatte, wusch er sich ausgiebig die Hände. Hierauf wandte er sich wieder dem jungen Mann zu.

" Leistenbruch liegt nicht vor, Geschlechtskrankheiten offensichtlich auch nicht."

Er sah sich den Jungen genau an.

"Wie alt bis du ? Deine Größe?"

Während er eine Antwort abwartete ging er zu einem Regal und holte eine Art Trichter, hielt diesen dem Mann an den Rücken und legte das eigene Ohr an das schmale Ende des Trichters.

"Atme dreimal tief ein, halte den Atem kurz an und atme langsam aus. Beim Ausatmen huste jedesmal."

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Thalatio war froh, als der Punkt der Untersuchung abgeschlossen war. Aber letztlich war es einfach ein notwendiger Bestandteil der Musterung, den er über sich ergehen lassen musste. Aber das hatte er ja nun geschafft.
Außerdem war er froh, dass auch dort alles in Ordnung zu sein schien. Eine weitere, wenn auch kleine, Hürde war genommen.

Also ging es weiter mit - wen wunderte das - den nächsten Fragen, welche Thalatio auch recht schnell und ohne viel nachzudenken beantworten konnte: " 18 Sommer bin ich alt. Und in der Größe messe ich etwas mehr als 170 cm."

Nachdem er die Antworten gegeben hatte ging es auch schon direkt weiter mit dem nächsten Teil der Musterung. Diesmal wurde scheinbar irgendetwas an seiner Atmung kontrolliert. Thalatio tat jedenfalls wie ihm geheißen und hustete jedesmal, wenn er ausatmete, nachdem er für einen Moment den Atem angehalten hatte.

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Aulus Asconius Rusticus

"Deine Lungen sind in Ordnung,"

stellte der medicus fest,

"und nun vier mal acht Liegestütze in schneller Folge, dabei laut mitzähle und keine Müdigkeit vorschützen."

Er deutete auf den Fußboden, wo der junge Mann sich betätigen sollte. Er selbst stellte sich so, daß er jede Bewegung gut mitverfolgen konnte.

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Liegestütz waren also nun an der Reihe, nachdem seine Lungen laut medicus in Ordnung waren. Mit einer solchen Überprüfung seiner körperlichen Fitness hatte Thalatio schon gerechnet und das war eigentlich das, wo er sich am wenigsten Sorgen drüber gemacht hatte, denn in einer guten Verfassung war er in dieser Hinsicht.

Also ging Thalatio zu Boden und in die richtige Position, um die Übung zu absolvieren. Dann begann er auch schon mit den Liegestützen und begann dabei, wie angeordnet, laut mitzuzählen.

"Primus,Secundus,Tertius,Quartus........"
Thalatio erhob sich wieder, als er die erforderten Liegestütz absolviert hatte und atmete mehrmals ordentlich durch und wischte sich mit dem Arm über die Stirn, auf der sich ein paar vereinzelte Schweißperlen gebildet hatten.

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Aulus Asconius Rusticus

"Mhm,"

mehr sagte der medicus nicht,

"und du bist dir sicher, daß du so oft gepumpt hast, wie ich es angeordnet habe?"

Hatte er da nicht nonagesimus gehört?

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Thalatio schaute den medicus an und ihm war es etwas peinlich. Offensichtlich hatte er sich verhört und das fiel ihm nun auf. 40 Liegestütze hatte er absolviert, obwohl nur 32 gefordert waren.
Diesen Fehler wollte er dann gleich mal aus der Welt räumen.
"Ich glaube, ich habe mich vertan. Vier mal acht hattet ihr gefordert, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Absolviert habe ich aber 40. Ich dachte irgendwie an 5 mal 8. Ich weiß nicht, warum mir das passiert ist. Wird aber nicht nochmal vorkommen."
Thalatio musste sich innerlich schon gestehen, dass ihm das ganz schön peinlich war.

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Aulus Asconius Rusticus

Nachdenklich sah der medicus den Jungen. Hatte der falsch gehört oder nicht zugehört oder hörte er schlecht oder konnte er nicht rechnen?

"Nun ja. Dann wollen wir mal deine Rechenkünste nochmals testen. Höre gut hin und tue das, was dir gesagt wird. Im Ernstfall können derartige Fehler tödlich sein. Denke immer daran!

Also, drei mal neun Kniebeugen plus drei zur Gewöhnung, dabei die Arme vorstrecken und, nicht vergessen, laut mitzählen."

Er stellte sich hinter den Mann, um bei dieser Übung nicht nur dessen Rücken gut im Blick zu haben.

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Offenbar zweifelte der medicus nun an seinen Rechenfähigkeiten. Na bravo, dass hätte er sich wirklich sehr sehr gerne erspart. Aber es musste ja so kommen.

"Das werde ich nicht vergessen. Es wird nicht noch einmal vorkommen."

Also sollten es nun Kniebeugen sein. Nun gut, immerhin hatte er jetzt die Möglichkeit, weiterhin seine körperliche Fitness unter Beweis zu stellen. Also begann er mit der neuen Übung und wieder begann er laut zu zählen, doch diesmal hoffentlich richtig.

"Primus, secundus, tertius, quartus........tr+csimus"

Die Kniebeugen absolvierte er genau so, wie der medicus es von ihm verlangte. Und diesmal hatte er sich hoffentlich keinen Fehler erlaubt. Das hätte vielleicht sein Aus bedeuten können, befürchtete Thalatio.