Tiberius Decimus Proximus

  • Wenige Augenblicke später trat Calliope ein. Sie hatte bereits aus der Minze eine Essenz erstellt und sie mit ein wenig Eukalyptus gemischt. Die Stimmung war gedrückt. Irgendetwas stimmte nicht. Sie ging an Gallus' Seite und hielt die Schale mit der Essenz vor sich, dann blickte sie in das Gesicht ihres Herren. Es war fahl, viel zu blass und etwas eingefallen. Dennoch sah es aus als würde er friedlich schlafen.
    "Was...was ist mit ihm?"

  • Ich blickte zu Calliope.


    "Er ist... zu seinen Vätern gegangen."


    Andere Worte konnte ich nicht finden. Meine Herrin weinte und ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Also beschloss ich abzuwarten. Ihr Zeit zu geben.

  • Ein schockierter Schluchzer verlies Calliopes' Mund und Tränen stiegen in ihre Augen. Zitternd stellte sie die Schale ab und hielt sich ihre Hände vor ihr Gesicht um ihre Schluchzer zu unterdrücken und die Tränen aus ihren Augen zu wischen. Ihr Körper zitterte, gebeutelt von den Schluchzern und der Trauer. Langsam sank sie vor seinem Bett auf die Knie, nahm seine Hand und streichelte sie.


    "Wir.. wir müssen den Herrschaften in Rom bescheid geben. Meine Güte..er hatte nicht einmal seine Kinder bei sich."

  • Ich nickte mit dem Kopf und legte meine Hand tröstend auf ihre Schulter.


    "Ja, ein Schreiben nach Rom. Und ich werde ihn waschen und einbalsamieren. Bis zu ihrer Ankunft soll er aufgebahrt in seinem Zimmer liegen..."

  • Von Calliopes Worten aus ihrer Starre gerissen schaute Lucilla mit tränenverschleiertem Blick auf.


    "Ja. Ich... werde einen Brief schicken... nach Rom ...heute noch."


    Lucilla dreht sich zu Gallus. "Sieben Tage, oder waren es zehn?" Ihre Gedanken sind unfassbar, genau wie das Gesehene. "Die Zeit der Aufbahrung, meine ich."


    Gäste würden ein und ausgehen um sich von Proximus zu verabschieden. Niemand war gekommen, als er noch lebte, doch nun würden sie alle an seinem toten Körper Abschied nehmen.


    "Ich werde mit Tiberia Claudia reden wegen der Bestattung. Es sollte alles für die Bestattung vorbereitet sein, wenn die Familie ankommt."


    Proximus. Und Magnus. Sie müsste auch versuchen, ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen. Vor allem Proximus. Auch wenn sie nicht glaubte, dass die beiden aus Germanien kommen würden können.

  • Lucilla lässt endlich die Hand ihres Onkels los und steht auf.


    "Ich danke dir, Gallus." Sie blickt ihn mit einem ehrlichen, aber freudlosen Lächeln an.


    Dann nickt sie auch Calliope zu und verlässt das Cubiculum um einen Brief an die Verwandten zu schreiben. Sie würde ihn direkt in die Mansio zu Vortex bringen und diesen sofort auf den Weg schicken.

  • Ich blickte der Herrin noch hinterher. Dann zu Calliope.


    "Hilfst Du mir? Wir müssen ihn waschen. Und dann gehe ich auf den Markt und besorge die nötigen Salben um ihn zu balsamieren. Er braucht eine frische Tunika und er soll in der besten Toga aufgebahrt werden, die wir auftreiben können.


    Wir müssen hier durchlüften und ausfegen. Die Bahre kommt in die Mitte des Raumes. Wir brauchen Öllampen und Räucherwerk.


    Wenn die ersten Besucher eintreffen..."


    Ich sprach nicht weiter.

  • "Sag mir einfach, welche Arbeit ich dir abnehmen soll und ich werde mich darum kümmern. Gemeinsam kommen wir besser voran und je früher alles geregelt ist, umso besser. Nicht wahr?"
    Sie schenkte ihm ein betrübtes Lächeln. Tränen standen noch immer an ihrer Wange. Die Trauer über Proximus' Tod war noch zu groß um zum richtigen Alltag wieder zurückkehren zu können.

  • "Du kannst mir beim Waschen und ankleiden helfen. Alleine kriege ich das nicht hin..."


    Ich blickte sie an.


    "Aber wenn das zu viel für Dich ist, kann ich auch Verus rufen... Ja, ich werde Verus rufen. Besorge Du in der Zwischenzeit alles was wir brauchen."

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