[Umland] - Gestüt Aurelia - Reitunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene

  • Nach den erforderlichen Trockenübungen wollte ich heute mit dem Optio Sabellius zur Tat schreiten.


    „Cadior, ich benötige nochmals das Schulpferd für den Optio“, rief ich meinem Sklaven zu und warf Sabellius dabei einen aufmunternden Blick zu.

  • „Heute ohne Sattel, Optio Sabellius. So wie es sich für einen römischen Reiter gehört. Es kostet einige Kraft, mit Schwung auf den Rücken eines Pferdes zu kommen. Dabei sollte die Decke nicht verrutschen. Schlägt sie Falten unter deinem Gesäß, reibt es den Pferderücken wund. Bitte Sabellius, du bist am Zug“, forderte ich den Optio auf.

  • "Hübsches Pferdchen ! Warum nennst Du es nur immer einfach Schulpferd? Wie dem auch sei ... ich bin am Zug heißt wohl, ich solle hier aufspringen. Gut gut.", wollte Sabellius ablenken, er zuckte leicht mit dem Mundwinkeln.


    "Ganz schön hoch, also dann."


    Er nahm ein zwei Schritte Anlauf, sich der Gefahr des einfachen Übersprungs aus der letzten Stunde bewußt, und sprang mit einer eleganten Drehbewegung in die Höhe ... die linke Hand führte er kräftig zum Hals des ruhigen Pferdes, das rechte Bein flog sogleich über den starken Rücken des braunen Tieres, und dann landete er etwas robust auf diesem ... sofort umklammerte Sabellius den Hals, würgte das liebste Tier etwas, stabilisierte seine Position und richtete sich siegessicher auf ...


    "Na Deandra, da staunst Du, waa ... aaah...!", und das Pferd setzte kurz einen schnellen Schritt nach vorn, der Optio kippte sogleich nach hinten und fiel fast wieder herab ...

  • „Schulpferd heißt es deswegen, weil es geeignet ist, die oft noch ungeschickten Versucher diverser Möchtegernreiter auszuhalten“, erwiderte ich Sabellius scherzend und musste aus vollem Hals loslachen, als ich sein Aufreitmanöver beobachtete.


    „Lieber Optio! Habt Erbarmen mit dem Pferd das nächste Mal und schwingt Euer Bein aus dem seitlichen Stand über den Pferderücken.“Genug der förmlichen Anrede, jetzt ging es ernsthaft weiter.


    „Das A und O beim Reiten ist das Gleichgewicht. Finde also deine Mitte genau über der des Pferdes. So kippst du weder nach vorn, noch fällst du zurück. Presse nun deine Oberschenkel, die hoffentlich gut bemuskelt sind, an und halte gleichzeitig die Unterschenkel für Hilfen beweglich. Mit ersteren garantierst du dir einen festen Sitz, mit letzteren dirigierst du dein Pferd.“ Ich schmunzelte.


    „So, jetzt verschiebe ganz leicht dein Gewicht nach vorn, indem zu dich leicht vorlehnst. Du bringst damit dein Pferd aus dem Gleichgewicht und es muss automatisch einen Schritt nach vorn setzen, wenn es sein eigenes Gleichgewicht wiederfinden will.“ Auffordernd nickte ich Sabellius zu.


    „Verstehst du was ich meine? Auf diese Art bringst du es in den Schritt, ohne weitere Hilfen gegeben zu haben.“

  • "Du darfst ruhig fülen", lächelte Sabellius, die Oberschenkel an das Pferd pressend und mit der Hand drauf schlagend, der heute sehr witzigen Deandra zurück.


    Dabei bewegeten sich auch seine Unterschenkel etwas, sein Oberkörper schob sich minimal nach vorn und sogleich fing das Pferdchen an sich zu bewegen ...


    "Oahaoah...!", stöhnte Sabellius dumpf.


    Nach fünf Metern lehnte sich Sabellius wieder etwas zurück und viola, es und er stand. Alles stand. Und das schien die Farbe zurück ins Gesicht des sonst so mutigen Feuerbekämpfers zu bringen ...

  • „Solltest du vom Pferd fallen - aus Mangel an Kraft - dann werde ich wohl deine Oberschenkel kontrollieren müssen. So nehme ich erst mal an, dass sie ausreichend bemuskelt sind“, erwiderte ich auf das Angebot des Optio.


    Er machte es mir wirklich schwer, meine Rolle als Reitlehrerin ernsthaft zu spielen. Ich war ständig geneigt, in lautes Lachen auszubrechen. Selten machte ein Reitunterricht so viel Spaß.


    Nun musste es aber weiter gehen...


    „So das war nur eine kurze Probe, damit du siehst, das Pferd folgt deinen Hilfen. Nun möchte ich wenigstens eine Runde im Rondell sehen und nicht so zaghaft mein Lieber. Wir fangen an im Schritt.“


    Ich schnalzte kurz mit der Zunge und Samira, mein Schulpferd, setzte sich in Gang. Auch auf diese Art war ein gutes Pferd zu führen.

  • "Hohoho ... immer langsam...!", entgegnete der vorsichtige Lehrling.


    Und schon ging das Pferd los ... auf das hügelige Feld oder Acker oder Übungsplatz, oder was diese Landschaft voller Dreck in der Reithalle auch darstellen sollte...


    "Ich habe ja keine Angst vom Pferd zu fallen und und dreckig zu werden, eher Angst mit ihm ins Meer zu reiten und es ungewollt zu ertränken.", schrie der etwas hilflose Passagier des inzwischen etwas entfernten Pferdes, anscheinend zu entfernt von der Herrin ...


    Es ging nämlich rasant in die Kurve ...


    Sabellius neigte es gemäß der physikalischen Gesetze nach außen ...


    Er nahm gut Winkel auf ...


    Doch er hiel sich ...


    "Aaaghhh.", hörte man es aus circa 20 Metern vom Ausgangspunkt rufen ...


    Das Pferd näherte sich mit dem Abschluß der langen Kurve am Ende der Halle wieder Deandra ...

  • „Du meine Güte Sabellius! In der Kurve legt man sich nach innen!“, rief ich ganz entsetzt, als der Optio die Kurve nahm. Es hätte nicht viel gefehlt und Pferd und Reiter wären gestürzt.


    „Also das müssen wir noch einmal üben. Deine Kurvenlage lässt sehr zu wünschen übrig“, stellte ich – nun wieder etwas entspannter - fest.


    „Alles mit sehr viel Gefühl“, beschwor ich Sabellius. „Werd locker in den Hüften und spüre den Rhythmus des Pferdes. Dann geht alles wie von ganz allein. Also noch eine Runde, wenn ich bitten darf.“


    Ich klatschte in die Hände und die Stute blieb in der Bahn.

  • "Übung macht den Meister!"


    Und noch war Sabellius noch nicht wiederholt gefallen ....


    Also er lehne sich nach vorn, dann nach links, damit ging das Pferd eine leichte Linkskurve ... alles etwas verspannt, aber es lief.


    "Wow, doch machbar.", jubelte Sabellius ...


    Dann lehnte er sich zu schnell nach rechts, das Pferd erschrack leicht, glich das Gleichgewicht wieder aus, Sabellius wankte ungewollt wieder nach links ... genau auf die Holzwand zu ...


    "SO EIN MIST ..."

  • "Vorsicht Sabellius! Ein Medicus ist nicht zugegen!", rief ich erneut erschrocken.


    Diese Reitstunde kostete Nerven, war aber zugleich auch belustigend.


    "Wäre ein leichter Trab für heute noch zu viel verlangt?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte den jungen Optio ja nicht überfordern.

  • Nichtahnend und nichthörend reitete der Optio auf die hölzerne Wand zu ...


    Angst seines Lebens : "So ein Mist. Brems. Brems." ...


    Er spannte seine Oberschenkel an ... und das war gut so ... denn das Pferd, ebenso nicht gewollt in die Wand zu reiten, bog kurz zuvor abrupt nach rechts ab, was Sabellius wieder fast aus dem Gleichgewicht bringen sollte ...


    "Puh, das war knapp.", seufzte er.


    Dann besonn er sich seines Gehörten ...


    Noch vorn lehnen, leicht nach rechts ... dann entspannt aufrecht sitzen, um nicht zuviel Fahrt auzunehmen ... Damit ging es zurück zu Deandra ...


    "Brrrrrr.", brummte Sabellius ...


    Und das Pferd hielt.


    "Was, hast Du was gesagt ? Ich war grad beschäftigt.", konnte er wieder lächeln ...

  • „Sabellius, die Stute ist doch kein Kutschpferd. Das sie auf dein „Brrrrr“ reagierte war reiner Zufall. Was mach ich jetzt bloß mit dir?“, fragte ich mich ratlos.


    „Du hast recht wenig Einfühlungsvermögen in das Tier. Dabei kann man eine Stute gut mit einer Frau vergleichen. Sie ist willig so lange man sie gut behandelt und störrisch, wenn man sie drangsaliert. Dennoch will sie den starken Willen des Reiters spüren. Das gibt ihr die nötige Sicherheit im fremden Gelände. Sie liebt es allerdings sanft geleitet zu werden und schätzt dabei die weiche Hand des Reiters. Einen Grobian wirft sie hingegen kurzerhand ab und beißt, wenn es sein muss auch mal zu.“


    Nachdenklich betrachtete ich den jungen Optio. „Jetzt frag ich mich natürlich – wenn man das eine mit dem anderen vergleichen kann – wie gehst du wohl mit Frauen um, oder kann es sein, du bist nur etwas aus der Übung?“


    Ein Grinsen konnte ich mir dabei nicht verkneifen.

  • Ein kurzer leerer Blick ... dann blitzten Sabellius' Augen auf ...


    "Ha, hättest Du diesen einfachen Vergleich zwischen Pferd und Frau zu Beginn erwähnt, würde ich bereits viel besser reiten. Dass man sich aber immer erst das kleine ABC der Oberschenkel-Hüft-Oberkörper-Arm-Haltung anhören muss ...", sprach er grinsend und drehte eine fast perfekte Runde ...


    Danach sprang er vor Deandra ab, klopfte dem Pferdchen gefühl- und respektvoll auf den kräftigen Hals und schaute selbstsicher zur Herrin hinüber ...


    "Na, so still warst Du heut noch nicht, Liebste Deandra." - und er sah gut während er das sagte.

  • „Ja“, pflichtete ich Sabellius bei. „Still bin ich in der Tat. Es ist schon erstaunlich wie einfach solch ein Männerhirn funktioniert.“


    Amüsiert blitzten nun auch meine Augen auf. „Schieb seine Phantasie an der richtigen Stelle an und wahre Wunder kann man dann erleben.“


    „So ist es doch, Optio?“, hauchte ich ihm entgegen. Meine Augen hielten den seinen stand und ein Lächeln umspielte meinen Mund.

  • "Um nicht zu sagen : Wahrhaftige Wunder."


    Was ?


    "Machnmal denke ich etwas zu steif, zu kompliziert. Gut, dass du mir das Pferd auf diese einfache Art und Weise zugänglich machtest.", kehrte Sabellius zum Thema zurück.


    "Ist sicher auch schon rum die schöne Zeit. Irgendwie gefällt es mir immer bei Dir. Muss wohl an den schönen Pferden liegen und der ungleich schöneren Herrin. So ist das mit dem Reiten. Fängt man einmal an, wird es nur noch schöner. Herzzerreißend. --- Was ist mit Dir, Deandra? Hast Du noch was vor mit mir oder willst Du, aus welchen Gründen auch immer, lieber das nächste Mal auf heute aufbauen ?", fragte Deandra's, langsam fortgeschrittener, Reiterlehrling.

  • „Ja so eine Reitstunde vergeht wie im Fluge, vor allem, wenn man so viel Vergnügen dabei empfindet“, lachte ich Sabellius an.


    „Doch würde ich für heute den Schwierigkeitsgrad nicht mehr erhöhen. Schnell schlägt die Euphorie sonst in Enttäuschung um und das wollen wir doch beide nicht, stimmt’s?“, raunte ich dem Optio mit gedämpfter Stimme zu.


    „Lass uns an einem anderen Tag das Training erneut aufnehmen. Dann wird sich zeigen, was ich mit dir vorhabe. Ich könnte dich aufbauen zum Beispiel.“
    Ich warf dem Optio einen Blick zu, der alles und nichts sagte und schmunzelte dabei.


    „Mal sehen was du von dem bisher Gelernten dann noch weißt. Als Anreiz gewähre ich dir ab sofort einen Preisvorteil von nur 5 Sesterzen für eine ganze Übungsstunde mit mir. Gut möglich, dass du nach dem Beherrschen meiner Stuten auch noch Fähigkeiten im Umgang mit der Damenwelt erlernst. Ist es das nicht wert? Ich sehe dich also wieder, Optio?“ Fragend blickte ich Sabellius an.

  • "Ja gern. Ostia, schönes Wetter, schnelle Pferde und Du liebenswerte Deandra, warum nicht ? Ich will natürlich mein Training fortsetzen ! Am besten ich komme spontan wieder, das klappte ganz gut bis jetzt.", verlautete die Antwort des Optio.


    Damit schienen die beiden überein gekommen.


    Es war wieder sehr lustig und die Erfahrungen zu Pferd nicht zu vergessen.


    Sabellius wandte sich etwas wehmütig dem Pferde und Deandra ab, winkte noch einmal, bedankte sich ausgiebig und verließ das Gestüt in Richtung Hafen, um schnell nach Rom zurück zu kehren ... die Pflicht rief bereits nach ihm.

  • Cadior brachte das Schulpferd und hielt es am Halfter fest.


    „Ich würde vorschlagen die allererste Reitstunde auf meinem ruhigen Schulpferd abzuhalten. Die nächste Stunde versuchen wir es dann auf deinem neuen Hengst. Ist dir das recht?“


    Fragend schaute ich Commodus an.

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