Eine kleine Bitte...

  • Langsamen Schrittes ging Victor zur Casa Didia. Sein Herz klopfte bei jedem Schritt, doch dann überwand er sich und klopfte an die Eingangstür. Schnell zupfte er noch schnell seine Tuinka zurecht und stellte sich aufrecht hin, Brust vor Bauch rein.


    //Oh Venus, mach das Falco heut einen guten Tag hat...//, dachte er. Dann wartete Victor darauf, dass die Tür geöffnet wurde.

  • Victor druckste erst noch ein bisschen herum, fast wollte er schon eoinfach wieder gehen, doch dann überwand er sich.


    "Ich möchte gerne Marcus Didius Falco sprechen und sagt ihm Gaius Octavius Victor steht an der Tür..."

  • Der Türsteher sagte zu dem Besucher: "Ich werde meinem Herrn Bescheid geben über euer Erscheinen. Bitte nehmt im Atrium solange Platz. Der Hausherr wird euch sicher bald empfangen."


    Der Sklave geleitete den Gast in das Atrium, bot ihm dort einen Platz an und gab einigen Bediensteten den Auftrag, Victor mit erfrischenden Getränken und einem kleinen Imbiß zu bewirten. Einen anderen Sklaven schickte er mit der Nachricht über das Erscheinen des Kommandeurs der CU zum Pater Familias.

  • Nervös saß Victor auf seinem Platz und wartete auf das Erscheinen Falcos. Während er mit seinen Fingerspitzen einen Marsch von Rom nach Germanien in weniger als 2 Minuten zu tackern begann, betrachtete er die überaus stilvolle Einrichtung.

  • Ich saß gerade in meinem Tablinum, um einige Briefe zu schreiben, als ich die Nachricht von der Ankunft Victors in der Casa Didia erhielt. Ich befahl meinem Sklaven, Victor aus dem Atrium hierher zu führen und uns mit Wein, Wasser und Gläsern zur versorgen. Es würde sicher eine längere Unterredung werden, dachte ich. Das gerade begonnene Schriftstück und die Schreibutensilien räumte ich zur Seite und wartete auf Victor. Ich sah dem Gespräch mit zwiespältigen Gefühlen entgegen, kannte ich doch Victors Besuchsgrund bereits. Zwar schätzte und mochte ich Victor als Freund und Offizier, jedoch blutete mir auch das Herz beim Gedanken daran, das meine geliebte Schwester Aelia die Obhut unserer Familia wahrscheinlich verlassen würde.



    Der Sklave eilte in Richtung des Atriums und führte Victor schnurstracks ins Tablinum. Ein anderer Sklave brachte derweil einen großen Krug Falerner, eine Karaffe mit Wasser und zwei Gläser in das Tablinum.

  • Der "Feind" nahte und mit jedem Schritt kam Victor ihm näher, aber nun gab es kein Zurück mehr. Tapfer versuchte er ein Lächeln aufzusetzen und hoffte, dass er nicht wie der Idiot grinste, für den er sich gerade hielt.


    //Ich opfere dir, Venus, den letzten Rest meiner Würde, aber bitte führ mich zum Sieg...//


    Dann trat er in das Tablinum und sah Falco.


    "Salve, Falco! Ich, äh ich komme mit einer schwerwiegenden Bitte zu dir..."

  • Victor erschien mir schwer nervös, als er mein Atrium betrat.


    "Salve, Victor." begrüßte ich ihn. "Schwerwiegende Dinge willst Du mit mir bereden? Ja, meinst du nicht, das sollten wir im Sitzen erledigen, bei einem Gläschen Wein?"


    In diesem Moment hätte ich fast grinsen müssen, aber das wäre unangebracht gewesen. Es ging schließlich um das Wohl meiner geliebten Schwester. Also setzte ich eine betont strenge Miene auf und bot Victor einen Sitzplatz an.


    Der Sklave, welcher Victor hineinbegleitet hatte, füllte uns beiden die Gläser mit Wein und etwas Wasser. Danach verlließ er das Zimmer.

  • Nachdem er sich gesetzt hatte, stierte Victor eine kurze Zeit lang den Weinbecher an und suchte nach den richtigen Worten. Der strenge Blick von Falco verwirrte ihn und liess sein Herz mehr zittern, als der grimmigste Barbar in einer schummrigen Kneipe.


    "Es geht um deine Schwester, Falco. Als sie bei uns in der Casa Octavia vorbeigekommen ist, da war mir, als würde zum erstenmal die Sonne scheinen. Sie war so schön,... nein so traumhaft,... nein so göttlich,... nein so... ich kann es nicht beschreiben.


    Du musst doch wissen, wie man sich fühlt, wenn man glaubt die einzig wahre Liebe gefunden zu haben...


    Als wir uns dann ein bisschen unterhalten haben, sind wir uns glaube ich sehr nah gekommen, ..äh also geistig, wenn du verstehst was ich meine..., auf jeden Fall ist in mir ein Entschluss gereift, den ich ihr auch mitgeteilt habe und nun... nun sitze ich hier... und...versuche irgendwie...


    Falco, oh Pater Familias der Gens Didia, ich bitte dich um die Hand deiner Schwester Didia Aelia!"


    Victor blickte Falco mit einem Ausdruck schmerzhafter ungewissheit an und wartete auf die erlösende oder sein Leben vernichtende Antwort.

  • Das es in meinem Gespräch mit Victor um meine Schwester gehen würde, das wußte ich ja bereits von Aelia. Meine Überraschung über das von Victor Gesagte hielt sich also in engen Grenzen. Man kann nicht sagen, das Victor lange um den heißen Brei herumredet, dachte ich mir innerlich schmunzelnd. Seine Worten berührten durchaus mein Herz. Wieder einmal dachte ich daran, wie ich Liliana kenngelernt und wie mich die Liebe dabei wie ein Blitz, urplötzlich, ereilt hatte.


    Nun, Victor, deine Gefühle die kann ich nachvollziehen. Habe ich doch selbst die Liebe meines Lebens gefunden, Liliana und fühle mich seitdem wie der glücklichste Mann auf Erden."


    Ich nippte an meinem Glas mit stark verdünntem Wein - seit dem Spruch der Sibylle lebten Liliana und ich auf diesem Gebiet etwas asketisch. Zum Glück aber auch nur bezüglich des Weines, dachte ich kurz. 8)


    Danach fur ich fort. "Du weißt, das ich dich sehr schätze, Victor, guter Freund, der du für mich bist. Jedoch muß ich als ihr Pater Familias vor allem das Wohlergehen und das Glück meiner geliebten Schwester in Betracht ziehen."


    Prüfend schaute ich Victor an.


    "Kannst du dir nach so kurzer Zeit wirklich sicher sein, Victor, das eure Gefühle füreinander von Dauer sein werden? Es gibt in Rom schon viel zu viele geschiedene Ehen. Dieses Schicksal möchte ich Aelia ersparen."

  • Nervös lächelte Victor zu Falco hinüber. Das fing ja schon mal gut an...


    "Du kannst dir sicher sein, Falco: Wenn ich MIR mit den Gefühlen für Didia Aelia nicht völlig sicher wäre, dann würde ich bestimmt nicht hier sitzen!"

  • Ich glaubte Victor, das er in diesem Moment so empfand, wie er sprach. Aber er hatte meine Bedenken noch nicht völlig zerstreut. Etwas zweifelnd sah ich an und hörte ihm weiter zu.

  • Mittlerweile hatte auch Victor zu dem Weinbecher gegriffen und guckte sich den Inhalt an. Blutrot, wie Aelias Lippen. Diese unvergleichlichen Lippen, in diesem unvergleichlichen Gesicht. Aber wie sollte er das Falco erzählen, dafür fehlten ihm nicht nur die Worte, es gab auch Dinge die erzählte man nicht mal dem besten Freund...


    "Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll Falco. Ich liebe Didia Aelia, mehr als mein Leben... und an dem Tag, wo ich sie nicht mehr liebe soll mich Iuppiter mit einem Blitz niederstrecken...


    Du willst jetzt bestimmt einen Beweis, dass dieser Tag niemals kommen wird, aber ausser meiner glühenden Liebe und meinem festen Glauben daran, dass ich niemals aufhören werde sie zu lieben, habe ich nichts anzubieten..."


    Etwas trübsinnig blickte Victor wieder in den Becher. Blutrot war sein Inneres. Rot, die Farbe der Liebe... Er hoffte inständig, dass Falco ihm vertraute.

  • Nachdem das Schweigen mehr als drückend wurde, stürzte Victor den Wein seine Kehle runter und stellte sich dabei ein ums andere Mal Aelias Lippen und ihren sinnlichen Mund vor.


    Dann schaute er Falco wieder mit großen Augen an.


    "Ist etwas? Hab ich dich beleidigt...?"

  • Victor muß sich vorkommen wie auf glühenden Kohlen, dachte ich. Ich hatte eine Weile überlegt, mir seine Worte durch den Kopf gehen lassen. Mein auf ihn gerichteter prüfender Blick und dazu das Warten auf meine Antwort - all das mußte für den armen Kerl schier unerträglich sein.


    "Nein, Victor mein Freund. Keinesfalls hast du mich beleidigt." antwortete ich zunächst auf die letzte Frage von Victor. "Ich empfinde es als Ehre für die Gens Didia, das gerade du um die Hand meiner Schwester anhältst. Du selbst genießt meine Wertschätzung und die Gens Octavia hat ein hohes Ansehen im Imperium. Bitte habe jedoch Verständnis dafür, das ich dennoch zuerst deine Worte und die Ernsthaftigkeit deines Wunsches gründlich prüfen mußte. Aus Verantwortung für das Schicksal und das Wohlergehen meiner Schwester heraus."


    Nach einer kleinen Pause, in welcher ich uns Wein in die inzwischen geleerten Becher nachschenkte, fuhr ich fort zu sprechen.


    "Victor, du wartest auf meine Entscheidung. Hier ist sie. So es denn auch dem Wunsch und dem Willen meiner Schwester entsprechend sollte - ich werde in dieser Angelegenheit nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden - so lautet meine Antwort... JA."

  • Mit einem halblauten Schrei sprang Victor von seinem Stuhl auf und stieß dabei fast den Becher Wein um. Zuerst wollte er Falco um den Hals fallen, doch dann überlegte er es sich lieber anders, das hätte sonst peinlich werden können.... Also reichte Victor dem Erfüller seiner Träume nur die Hand.


    "Ich danke dir, Falco!


    Du kannst gar nicht ahnen wie sehr ich dir dafür danke...!"


    Dann setzte er sich wieder hin und griff immer noch etwas nervös nach dem gefüllten Weinbecher.


    "Wann möchtest du dich denn davon überzeugen, dass auch sie einverstanden ist? Ich würde ihr nämlich gerne die frohe Botschaft überbringen..."

  • Die Freude und Erleichterung über meine Worte standen Victor deutlich im Gesicht geschrieben. Ich ergriff die von ihm dargebotene Hand.


    Nachdem Victor wieder Platz genommen hatte, sagte ich zu ihm: "Wir sollten Aelia nicht mehr im Ungewissen über den Ausgang unseres Gespräches lassen. Sie sitzt sicher schon wie auf glühenden Kohlen. Ich werde sie sogleich zu uns bitten lassen."


    Bei diesen Worten stand ich auf, öffnete die Tür und gab einem Sklaven die Anweisung, meine Schwester Aelia zu uns zu rufen.

  • Mit klopfendem Herzen trat ich schon kurze Zeit später ein und entdeckte außer meinem Bruder noch die Person, die meinen Verdacht bestätigte: Victor.
    Er machte ein ziemlich fröhliches Gesicht, was wohl hoffentlich ein gutes Zeichen war. "Du...wolltest mich sprechen?!", sagte ich und blickte fragend von Victor zu Falco.

  • "Ja, Aelia. Ich habe dich rufen lassen. Um dir etwas mitzuteilen und um zu hören, ob du mit meiner Entscheidung einverstanden bist." antwortete ich meiner Schwester.

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