• Chio war gerade im Begriff, ihre Zurückhaltung aufzugeben und für einen Moment zu vergessen, wo sie waren, da stand plötzlich dieser Soldat vor ihnen. Erschrocken raffte sie notdrürftig ihre Tunika zusammen und hielt den Mantel fest, als sie aufstand. Aretas versuchte, die Situation zu retten und stellte sich, wie immer, nicht unbedingt geschickt dabei an. Und der Legionär? Wie konnte man hier etwas anderes sehen als das, was es war? Mit geröteten Wangen stand sie da, bloßgestellt, fast im wahrsten Sinne des Wortes. Das vor einem Fremden. Chio wurde wütend. So hatte sie sich ihr "freies" Leben nicht vorgestellt. Sie wollte gar nicht wissen, für was der Legionär sie hielt. Bevor sie loslegte, drückte sie Aretas seinen Mantel in die Hand, hielt verzweifelt den Stoff auf ihrer Haut und trat mit erhobenem Haupt dem Soldaten entgegen. "Mein Name ist Lucilla und ich bin hier, ihm einen Besuch abzustatten. Wenn das allerdings die Art ist, mit der man hier mit Frauen umgeht, dann war das mein letzter Besuch." Ihr Blick ging kurz zu Aretas, dann wieder zu dem Soldaten. "Sollte meine Fibel wieder auftauchen... er kennt meine Adresse. Und nun entschuldigt mich." Ohne auf eine Antwort ihres Gegenüber zu warten und ohne, sich um ihre Tunika oder um das Heu in ihren Haaren Gedanken zu machen, drehte sie sich um und schickte sich an, diesen Ort zu verlassen.

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus sah das Mädchen an. Bewundernd taxierte er ihre Gestalt, die der Stoff, den es davorhielt, mehr betonte als er zu verbergen vermochte, und ihre trotz des fahlen Lichts hübschen Gesichtszüge.


    Nicht schlecht, dachte er, der Mann hat Geschmack. Für einen tiro direkt zu schade!


    Mitleidig grinsend sah er diesen an,
    "Ein Mädchen ins Lager bringen, nicht schlecht, sich dann aber erwischen lassen ..."
    stultissimus

    und winkte abfällig ab.


    Freundlich aber bestimmt wandte er sich an die junge Frau, die sich anschickte, die pabula zu verlassen.
    "Um dir zu beweisen, wie man bei den equites Frauen behandelt und darauf hoffend, daß dies nicht dein letzter Besuch hier ist, werde ich dich zum Tor begleiten. Sollten wir zufällig dem decurio in die Finger laufen, das laß? meine Sorge sein. Hier, nimm` meinen Mantel."


    Er zog seinen Mantel aus und hielt ihn dem Mädchen hin.




  • Chio hätte heulen können. Die lange Zeit zwischen Vorfreude und Angst, dann nochmal warten, und kaum, dass sie endlich ungestört waren... wieder nichts. Der Legionär hätte aber auch auf Aretas Vorschlag eingehen können. Nun war es wohl zu spät. Chio sah traurig zurück. Nicht einmal einen letzten Kuss konnte sie ihm geben. Seufzend wandte sie sich wieder an den Soldaten. Dessen plötzliche Freundlichkeit ihr gegenüber minderte aber in keinster Weise ihren Ärger. Die Hand mit dem Mantel schob sie weg. "Danke, aber ich möchte hier niemandem etwas schuldig sein." Was sollte sie sonst noch sagen. Es blieb nur noch, sich hinausbegleiten zu lassen.

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus zuckte mit der Schulter. Er machte sich nicht einmal Gedanken darüber, ob ihre abweisende Haltung Stolz oder Dummheit ausdrücken sollte. Beiläufig wandte er sich an das Mädchen.


    "Mit meinem Angebot wollte ich lediglich beweisen, wie man bei uns equites Frauen egal welchen Standes entgegenkommt. Zugegeben, du bist sehr hübsch und dieser Antias kann sich mit dir sehen lassen. Aber ich will nichts von Dir und du bist hier niemandem etwas schuldig."


    Er hielt ihr nochmals seinen Mantel hin.


    "Also zier`dich nicht und nimm`den Mantel. Es ist zu deinem Schutz und dann laß`uns gehen."




  • Der veterinarius ließ sich bei seiner Arbeit nicht stören.


    "Eques Livius mit Romanus, numerus II, veterinarius."


    "Eques Quintilius mit Victor, numerus VIII, veterinarius."


    "Eques Maelius mit Nauta, numerus X, veterinarius."


    "Eques Octavius mit Parasitus, numerus IIII, veterinarius."


    "Eques Precius mit Gallus, numerus VII, veterinarius."


    Keines der vorgestellten Tiere wies irgendwelche Mängel auf. Nach jedem Pferd diktierte er seinem Gehilfen.


    "Schreib`auf. Numerus II o.B., numerus VIII o.B. ... Numerus VII o.B. Wieviele Gäule kommen denn noch? Nimmt das gar kein Ende?"


    Theatralisch wischte er sich ein paar nicht vorhandene Schweißtropfen von der Stirn.

  • Was sollte er tun. Er wäre am liebsten auf den Eques losgegangen. Er schlug es sich aus dem Kopf, dem Eques ein paar für seine Freundlichkeit ein zu schenken.Eine Bestrafung wollte er nicht riskieren. Ein hilfloser Blick zu Chio. Er konnte nichts tun." He, dass das klar ist. Ich habe sie nicht reingeschmuggelt. Sie wurde ordnungsgemäß durch die Torwachen eingelassen." Aretas trat aus der Box.Er sah dem Eques und Chio hinterher und rief, bevor sie den Stall verließen. "SIE gehört zu MIR.Verstanden?"

  • "Ich sehe noch fünf Pferde,“
    antwortete Timarchus,
    "aber, soviel wie ich gehört habe, stehen auch noch weitere Tiere an und zwar diejenigen der equites, die der Pest zum Opfer fielen, veterinarius.“


    Densus stand wie von einem Blitz getroffen.
    "Und ich habe mir für den Nachmittag etwas anderes vorgenommen,“
    seufzte er und baute sich vor dem nächsten eques auf.
    "Also was ist, irgendwelche Auffälligkeiten in den letzten Wochen?“


    "Eques Valentinus mit Blandus, numerus XII, veterinarius."


    Densus fuhr den eques an.
    "Wohl keine Auffälligkeiten, eques?"


    Zögernd kam es zurück.
    "Er frißt seit einigen Tagen kaum. Selbst bei Äpfeln, die er nie verschmäht, dreht er sich ab."


    "Dann sehe ich mal sein Maul und die Zähne an. Halte deinem Pferd das Maul auf."
    Er faßte die Zunge des Tieres mit der Handfläche, drehte die Zungenspitze nach oben und rückwärts gegen den Gaumen und hielt sie dort, während er das Maul mit der anderen Hand durch Betasten untersuchte. Die Zähne befand er in Ordnung.
    "Dein Pferd hat eine Schwellung am Gaumen. Deswegen frißt es nicht. Man kann davon ausgehen. daß daran eine Verdauungsstörung schuld ist, die wiederum von schlechten Zähnen herrührt. Aber die Zähne sind bestens. Es könnte sich aber auch etwas Hartes wie ein Stückchen Holz eingebissen haben. Wie dem auch sei. Du gibst ihm das Fressen nur in flüssiger Form. Also das Heu so gut wie möglich einweichen. Im Notfall mußt du es ihm eben vorkauen. In drei Tagen stellst du mir dein Pferd noch einmal vor."
    Densus grinste und wartete keine Fragen ab. Dann ging er zum nächsten eques.

  • Chio nahm wortlos den Mantel. Er hatte ja recht, so sollte sie tatsächlich nicht hinausgehen. Trotzdem blieb sie skeptisch. Frauen egal welchen Standes... Sie wollte besser nicht wissen, für was er sie hielt. Nachdem sie den Mantel übergezogen hatte, drehte sie sich noch einmal zu Aretas um, ihre Blicke trafen sich. Wie gerne wäre sie einfach wieder zu ihm gelaufen. Chio riss sich zusammen. "Ich werde da sein." Er wußte schon, was gemeint war. Und an den Eques gewandt: "Ich bin soweit." Dann verließ sie den Stall. Im Gehen hörte sie noch Aretas Worte. Nur schade, dass er erst jetzt damit herauskam. Vielleicht hätte sie dann nicht gehen müssen. Jetzt war es zu spät. Andererseits war sie froh, dass er sich diesmal zurückhielt, sie kannte ihn auch anders. Wieso konnte er es hier? Bei Faustina hatte er es nie geschafft. Und seine letzte Bemerkung? Er dachte doch wohl nicht, sie würde mit dem Eques mehr tun, als sich hinausbegleiten lassen...

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus bemerkte den traurigen Blick des Mädchens als es seinen Mantel nahm. Die Situation kam ihm bekannt vor. Auch er war vor nicht all zu langer Zeit in einer ähnlichen Lage und auch er war froh, daß er aus dieser dank eines Kameraden heil herauskam.


    Ich werde da sein, so hatte Chaerea ihm mit einem lustigen Winken zugerufen, dann war sie verschwunden..


    Kurz entschlossen hielt er die Kleine am Arm fest ...
    "Warte hier!"


    ... und rief dann in die pabula.
    "He tiro! Auf ein Wort!"


    Dabei sah er nach allen Seiten ob nicht doch noch der decurio auftauchen würde.



  • Aretas hatte genug für heute. In die Quere durfte ihm keiner mehr kommen. Der Ruf von draußen machte ihn noch wütender. Was wollte der Eques noch von ihm ? "Auf ein Wort." brummelte Aretas und ging nach draußen.


    " Was willst du noch. Meinen Namen hast du."Sagte er nicht sehr freundlich und blieb ein Stück vom Eques weg stehen. Der hielt Chio am Arm fest, das gefiel Aretas gar nicht.

  • Der veterinarius hörte sich die Meldungen an und besah die nächsten Pferde.


    "Eques Decius mit Pullentianus, numerus I, keine Auffälligkeiten, veterinarius."


    "Eques Licius mit Catta, numerus XIIII, keine Auffälligkeiten, veterinarius."


    "Eques Ampius mit Scholasticus, numerus XV, keine Auffälligkeiten, veterinarius."


    "Eques Antonius mit Taurus, numerus XIII, veterinarius."


    Densus wandte sich an seinen Gehilfen.
    "Notier`. Numerus I, o.B., numerus XIIII, o.B., numerus XV, o.B., numerus XIII."


    Er zögerte.
    "Was war mit numerus XIII, eques? "


    Der sah ihn achselzuckend an.
    "Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Taurus hat Fieber und lahmt auf der linken Hinterhand. Ich habe ihm bereits Umschläge gemacht, aber es hilft nichts.“


    "Jetzt mach` mal langsam und berichte. Was ist los?“


    "Vor ein paar Tagen bekam Taurus ziemlich hohes Fieber und an der linken Hinterhand entstand eine deutliche Lahmheit. Auf der Innenseite konnte ich harte Knoten feststellen. Das Merkwürdige war, daß danach sein Fieber zurückging, obwohl das Bein weiter anschwoll.“


    "Keine Sorge,“ beruhigte der veterinarius den ratlosen eques.
    "Das mit deinen Umschlägen war sehr gut. Und nun paß` auf. Du holst dir bei mir eine Salbe ab. Mit der massierst du das kranke Bein. Diese Massage machst du täglich dreimal und führst Taurus jeweils danach immer eine halbe Stunde. Und das genau sechs Tage lang. Danach sehe ich mir dein Pferd noch einmal an. Hast du verstanden?“


    "Ich habe verstanden und werde es genau nach der Anweisung machen, veterinarius,“
    antwortete Antonius sichtlich erleichtert.

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus sah den sich zögernd nähernden tiro an. Er ließ das Mädchen los.
    "Lauf`nicht weg!" sagte er zu ihr ...


    Zitat

    Original von Aretas
    ." He, dass das klar ist. Ich habe sie nicht reingeschmuggelt. Sie wurde ordnungsgemäß durch die Torwachen eingelassen."


    ... und meinte ein wenig freundlicher zu ihm, so, als hätte er einen Sinneswandel gehabt.


    "Ich will dir weder dein Mädchen wegnehmen noch euch etwas anhaben. Euch haben die Pferde nichts getan, im Gegenteil, in der pabula war er beinahe zu ruhig. Nur das vertraute Schnauben. Von mir habt ihr nichts zu befürchten. Also, nimm` dein Mädchen und dann, macht`s einfach besser!"





  • Die Pferde wussten instinktiv, dass sie von den beiden nichts zu befürchten hatten und wer kannte sich besser aus mit Pferden als Aretas. " Wenn man weiß wie man mit ihnen umgehen muss." murmelte er. Der Eques hatte Chio losgelassen. Das war schon besser. Trotzdem hatte er Aretas die Stunde mit Chio verdorben. " Ja, danke. Vale Eques." war seine Antwort zum Eques. " Ich bring dich zum Tor, aber erst ..." Aretas nahm ihr den Mantel ab und warf ihm dem Eques zu, dass er ihn fing. In seiner Hand lag die Fibel. Mit etwas Geschick heftete er die Tunika ihrer Schulter zusammen. " Wir können gehen." Den Eques merkte er sich.
    Es hatte keinen Sinn einen anderen Platz zu suchen. "Wir sehen uns zu den Feierlichkeiten. Ich werd's hinkriegen, dass ich nicht gleich wieder ins castellum zurück muss." Den Arm hatte er um ihre Schulter gelegt, dass sie nicht so sehr fror.

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    eques Titus Flavius Alienus



    Im Weggehen sah sich Alienus noch einmal um und rief dem sichtlich erleichterten Mann nach.


    "He, tiro! Und vergiß`nicht, du schuldest mir einen Gefallen,"


    davon überzeugt, daß der bei seinem aus Verlegenheit gemachten Versprechen nie daran denken würde, dieses bei Einforderung auch einzulösen.


    Er schüttelte unmerklich seinen Kopf und bestätigte sich, daß ihm dieser Fremde nicht geheuer war. Dann ging er in die pabula zurück, um seine unterbrochene Inspektion fortzusetzen.



  • Der veterinarius diktierte seinem Gehilfen die letzten Befunde. Dann nahm er die tabula und ging auf den decurio zu.


    "Nuntio. Ich habe mir fünfzehn Pferde deiner turma angesehen. Vier Tiere gefielen mir nicht. Ich habe den betreffenden equites für ihre Tiere weitere Maßnahmen vorgegeben, decurio."


    Der decurio nickte.


    "Vorab! Ist irgendetwas Ernstes dabei?"


    Densus zuckte bedauernd mit den Schultern.


    "Bei numerus VI sieht es so aus, daß er koppt. Und darüber werden wir uns nach ein paar Tagen, in denen ich seine Beobachtung angeordnet habe, näher unterhalten müssen."


    "Gut. Ich benötige deinen Bericht umgehend."

  • Ein vorsichtiger Blick ins innere des Stalles. Keiner da, seine Chance. Die leere Box am Ende der Gasse mied er. Mit der verknüpfte er schlechte Erfahrungen. Warum nicht eine, in der ein Pferd stand? Er ging die Reihe ab. Ein Hengst, hing seinen Kopf über die Boxentür, die Ohren spielten. Die Nüstern zuckten. " Du könntest die Bürste vertragen alter und dein Futter, da bekommt eine Ziege besseres." Antias ging, suchte eine Bürste und holte eine Gabel mit Heu. Aus der Kiste einen halben Eimer Getreide. " Dich kriegen wir wieder hin. Du wirst das beste Pferd hier im Stall." Er streichelte dem Hengst über die Blesse, den Hals und ging in die Box. Vorsichtig strich er mit der Bürste über den Rist. Der Hengst blieb stehen, kommentierte es mit einem Schnauben. Antias bürstete weiter, besah sich zufrieden sein Werk. " Ein Bad im Fluss und jeden Tag bürsten." sinnierte er vor sich hin und setzt sich ins Stroh. An die Wand gelehnt mit ausgestreckten Beinen, widmete er sich seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schnitzen. Der Puppenkopf war fast fertig. Vertieft in seine arbeit , flog die Zeit dahin.

  • Jeden Tag das gleiche Bild. Ein Tiro der sich abends nach Erledigung seiner Aufgaben und Pflichten heimlich zu den Stallungen schlich. Der Hengst witterte Antias, seine Ohren spielten aufgeregt. Schnauben und ungeduldiges auf der Stelle treten. Eine Möhre oder ein Apfel wechselten den Besitzer. Die Bürste brachte das Fell wieder in Form. Antias legte Rauhfutter nach und einen halben Eimer Gerste, Wasser hatte der Hengst. Raus konnte er nicht mit ihm, was für den Hengst viel wichtiger wäre. Vielleicht das nächste Mal. Antias verschwand wieder.

  • " Beeil dich. Hier rein." Aretas sah sich um. Keiner der ihnen folgte oder Notiz von ihnen nahm. Sicher schadete es nicht die Götter hinzu zu ziehen. Chio musste es nicht hören. Er murmelte vor sich, hoffte, dass es laut genug war, dass es auch bei den betreffenden ankam. " Ihr Göttinnen Fortuna und Iuno, ich bitte euch um Beistand. Einmal möchte ich mit meiner Frau die Zweisamkeit genießen, ich opfere euch dafür mein Gebäck." Das gute Gebäck, half es blieb er gerne die restlichen Tage bei Gerste. " Hier stehen die Packtiere und älteren Pferde. Also kommt kaum jemand um die Zeit hier rein." Aretas nahm Chio bei der Hand und verschwand mit ihr hinten am Ende des Stalls im Heu. Er mied das vordere Heugatter. Das wurde zur Fütterung der Tiere genutzt. Das hintere war noch unberührt und wurde erst genutzt, wenn das vordere leer war. Er versteckte den Korb und zog Chio ins Heu. Mit strahlenden Augen sah er sie an. Es war eine Ewigkeit her, dass er sie so nah bei sich hatte. Seine Finger glitten durch ihr Haar, streichelten liebevoll ihr Gesicht. " Es ist so lange her." Waren Worte nötig? Er hielt zärtlich ihr Gesicht und gab ihr einen Kuss. Seine Hände nahmen ihren Weg, ertasteten die seit langem vermissten und wohl vertrauten Formen. Hielten sich nicht damit auf. Das Verlangen nach mehr war mehr als deutlich bei ihm zu spüren. Wie lange hatte er sie entbehrt. Heute hielt ihn keiner zurück. Zielstrebig, auf Zärtlichkeit trotz seines Dranges bedacht. Gab es nur eins für ihn, sie. Alles um ihn versank, er widmete sich ihr, drängte sich an sie. Nahm in tiefen Zügen ihren Duft in sich auf. Drang weiter vor, nahm sie sich. Wie der warme Sommerwind, der über eine Wiese strich, die Blüten sanft bewegte. Seinen Weg fort setzte, stärker wurde, die Blätter der Bäume zum rauschen brachte. Sich zum Sturm erhob, Wolken vor sich her treibt, die sich zusammenballen und sich am Höhepunkt des Sturms entladen.
    Schwer atmend, erschöpft, glücklich, müde. Nur bei ihr sein. Er drehte sich auf sie Seite, verschnaufte einen Moment. Verdrängte mit Mühe die ihn überfallende Müdigkeit. Seine Finger strichen über ihre Wange und den Hals.

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    eques Titus Flavius Alienus



    Alienus hatte einen harten Tag hinter sich. Nicht nur, daß er dazu verurteilt wurde, den calones beim Heuabladen zu helfen, er hatte, um es kurz zu machen, einfach schlechte Laune. Zudem hatte er mit Veratius einige Meinungsverschiedenheiten zu klären, die, so wie es aussah, nicht so einfach zu lösen waren. Und aus der castra konnte er auch nicht heraus, denn in Ermangelung jeglicher Möglichkeit sich etwas zu kaufen sah er hierzu keinen Handlungsbedarf. Jetzt erst kam ihm die Erkenntnis, daß es vielleicht besser gewesen wäre, seinen Sold zur Seite zu legen statt ihn durch die Kehle rinnen zu lassen.


    Mit hängendem Kopf strebte er den thermae zu. Mit seinen Gedanken war er irgendwo als er angesprochen wurde.


    "Eques Alienus, wie geht es dir?"


    Er zuckte zusammen. Er hörte das Schnauben eines Pferdes und sah an diesem nach oben. Es war sein decurio.


    "D-d-d-d-u-u-u bist wieder zurück, decurio?"
    Mehr brachte es stotternd nicht hervor.


    Der lachte.
    "Wenn du nichts dagegen hast, Alienus. Aber ich will mich nach dem langen Ritt zuerst frisch machen und denn zur Berichterstattung zum legatus. Bring` mein Packpferd in die pabula, Incitatus versorge ich selber. Anschließend meldest du dich bei mir."


    "Dein Befehl, decurio."
    Alienus nahm das Packpferd, seine schlechte Laune hatte sich verflüchtigt, und so
    nahm er den Weg zur pabula, um sich dann schnellstens bei seinem decurio wieder einzufinden.


    Er stieß das große Tor auf, stellte das Packpferd in den ersten freien Ständer und wollte wieder zurück. Aber da war etwas, was, das wußte er nicht, noch nicht.


    Er ging die Stallgasse entlang und dann sah er das, was sich vor nicht allzu langer Zeit fast ereignet hatte.


    "Nicht du schon wieder?!"
    Beinahe hätte er wie bereits vorher wieder gestottert. Schnell hatte er sich gefaßt und innerlich grinsend wandte er sich an den tiro.
    "Hast du wenigstens alles gefunden, nach dem du gesucht hast?"






  • Chio wollte protestieren, aber die Aussicht, mit Aretas alleine zu sein, war zu verlockend. Trotzdem dachte sie an das unangenehme Ende ihres letzten Aufenthaltes hier, aber spätestens, als er sie ins Heu zog, war jeglicher Widerstand gebrochen. Bei allen Göttern, die sie kannte, es war wirklich lange her. Sehnsüchtig erwiderte sie seinen Kuss, gab sich seinen Händen hin, erkundete ihrerseits, was sie so lange entbehren musste. Sie konnte ihn riechen, schmecken, fühlen, im Sturm der Gefühle alles vergessen. Es war fast wie ein erstes Mal, so neu und trotzdem vertraut. Er gab ihr alles, was sie ersehnte, führte sie zum Gipfel der Gefühle und als die letzten Wellen abklangen, lag sie glücklich in seinen Armen.

    Bevor sie etwas sagen konnte, hörte sie die Schritte. Nicht schon wieder. Mucksmäuschenstill drückte sie sich ins Heu, angelte nach ihrer Tunika und zog sie über sich, zum anziehen blieb keine Zeit. Der Kerl besaß nicht einmal den Anstand, wegzusehen. Entschlossen richtete sie sich auf, zog den Stoff bis unters Kinn. "Bitte, er kann nichts dafür. Wir haben nachher einen Termin beim Praefectus castrorum und bis dahin noch etwas Zeit. Können wir das ganze hier nicht vergessen? Ich würde dir auch bei meinem nächsten Besuch ... " Ihr Blick suchte nach dem Korb, den Aretas abgestellt hatte. "... so einen Korb voll Gebäck mitbringen. So als kleines Dankeschön?" Den hier konnte sie ihm ja nicht geben, der wurde als Kostprobe gebraucht.

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