Das Feldlager

  • "Erst mal muss man sich so positionieren, dass zuerst nur einen Gegner unmittelbar bekämpfen muss. Diesem muss man beim Ausweichen das Handgelenk brechen und die Waffe abnehmen. Dann kann man es schon mit zwei Gegnern aufnehmen, die man eliminiert. Dabei sollte man versuchen, an ein weiteres Schwert zu kommen. Wenn ich zwei Schwerter führe, ist es fast unmöglich, an mich heran zu kommen.
    Aber, ehrlich gesagt, ist der unbewaffnete Kampf nicht für Gefechtssituationen gedacht. Es geht eher darum, Körper und Geist in Einklang zu bringen."

  • Er nickte.
    "Das dachte ich mir fast, zumal man nicht die nötige Verteidigung durch ein Schild hat, was im Gefecht schnell tödlich sein kann. Selbst das viel kleinere Schild meines Volkes ist, richtig gehandhabt, eine bessere Verteidigung."

  • "Gegen unbewaffnete Gegner kommt man allerdings ziemlich gut zurecht. Natürlich gibt es auch noch eine bewaffnete Variante dieses Kampfstils.
    Die Kunst besteht darin, die Stärke des Gegners gegen ihn zu benutzen."

  • "Ja, das habe ich gesehen. Eine effiziente Technik. Und gar nicht so verschieden zu der, die mich einst mein Vater lehrte: Ausweichen, den Schwung des Gegners nutzen um an ihm vorbei zu kommen und dann zuschlagen. Geht nur dummerweise nicht immer."
    Er grinste leicht. So wie damals kämpfte er auch heute noch hier und da, auch wenn das Scutum dazu eher hinderlich war. Mit den kleineren Schilden war das viel einfacher.

  • "Manchmal genügt es auch, den Abstand zum Gegner so weit zu verkürzen, dass er nich mehr angreifen kann. Das wichtigste ist aber, den Gegner mit einem einzigen Schlag oder Tritt kampfunfähig zu machen. Dazu muss man die Schnelligkeit und Präzision eines Falken erlangen.
    Obwohl der wahre Meister gewinnt, ohne zu kämpfen."

  • "Kaiser Sheng, als er noch Oberst war, hat in einem Feldzug gegen die Tibeter ohne Kampf gesiegt. Er hatte es geschafft, die tibetischen Truppen so hilflos zu machen, dass sie sich gezwungen sahen, zu kapitulieren. Das zeigt, dass militärische Operationen nicht zwingend zu Kämpfen führen müssen."

  • "Einige tibetische Reiter hatten eine Grenzprovinz des Reiches Han überfallen. Als Reaktion wurde Sheng mit seiner Division, etwa 5000 Soldaten, losgeschickt. Er ließ alle Soldaten mit Pferden ausrüsten, um schneller zu sein. Dann drang er nach Tibet ein und sorgte durch Spione und Erkundungstrupps dafür, dass der Gegner nie genau wusste, wo sich Shengs Truppen gerade aufhielten. Er trennte seine Division in mehrere Einheiten, wobei er sie angewiesen hatte, Feldlager zu errichten, die groß genug für die gesamte Division waren. Wenn tibetische Kundschafter diese Lager sahen, glaubten sie, die gesamte Division vor sich zu haben. Durch die eigene Aufklärung wussten Shengs Offiziere aber von den gegnerischen Aufklärern, so dass nach deren Abzug das Lager wieder abgebrochen wurde. Die Motivation der tibetischen Krieger sank immer weiter, weil sie keinen Gegner trafen, während die tibetischen Anführer verwirrt waren, weil sie nicht wussten, welches der gemeldeten Lager echt war. Bis Sheng das kaiserliche Banner in einem Lager aufstellen ließ, und es immer gut sichtbar mit diesem bewegte. Dadurch war klar, dass dort der kaiserliche Feldherr war und die Tibeter versuchten, diese Einheit zu erwischen. Diese Einheit war der Köder, und sie zog in eine Steinwüste. Nachdem die Tibeter gefolgt waren, schnitten die anderen Einheiten von Shengs Division die Nachschubwege der Tibeter ab. Jeder Versuch, einen Ausfallangriff zu starten, schlug fehl, weil sich die jeweilige Einheit jedesmal rechtzeitig zurück gezogen hatte, um dem Angriff auszuweichen.
    Die Tibeter mussten also aufgeben, weil sie einerseits keinen Nachschub hatten, aber andererseits auch keinen Gegner bekämpfen konnten. Nach der Kapitulation gaben sie Sheng den Beinamen 'Drache von Tibet'. Das ist eine hohe Auszeichnung, vor allem, wenn sie der Gegner ausspricht."

  • Sim-Off:

    Erinnert mich irgendwie an die Venezianer, die immer mit Sack und Pack auf die Schiffe sind, wenn ein übermächtiger Angriff kam *g*



    "Beeindruckend. Aber ob es auch bei den Aufständischen hier möglich wäre. Oder gar bei meinem.... bei den Germanen?"

  • "Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich kenne diese Völker nicht. Und ich bin auch kein so guter Stratege wie Sheng. Ich bin eher ein Kämpfer, auch wenn ich bis zum Rang eines Generals gebracht hatte."

  • "Bei den Germanen könnte ich es Dir beantworten, zumindest bei den Meisten. Und nein, bei den Meisten dort würde es schwierig werden, besonders anbetracht dessen, dass dort völlig andere geographische Verhältnisse sind."

  • "Wenn gar nichts anderes hilft, hilft rohe Gewalt. Das Reich Han kann mehr Soldaten aufstellen als alle seine Nachbarreiche zusammen. Und wenn sich ein Feldherr entscheidet, alles menschliche Leben, das Widerstand leistet, auszulöschen, dann wird der Gegner entweder aufgeben oder ausgelöscht. Auch das gab es schon in der Geschichte meines Reiches."

  • "Das Reich Han hat seit über 200 Jahren eine Tradition: Wenn ein anderes Reich oder Volk auf Widerstand verzichtet und unsere Überlegenheit und Führung anerkennt, dann behalten sie ihre Unabhängigkeit, haben freien Handel mit dem Reich Han und können an unseren kulturellen Errungenschaften teilhaben. Dafür müssen sie uns Tribut zahlen und auf Anfrage Truppen zur Verfügung stellen. Im gegenzug erhalten sie aber auch Truppen von uns, wenn sie angegriffen werden.
    Fast alle unserer Nachbarn haben diese Übereinkunft angenommen, und sie haben alle davon profitiert. Sie wurden wohlhabender und sicherer. Vielleiocht wäre das eine Lösung?"

  • "Roms Strategie ist nicht so sehr anders, aber Germanen sind stolz und gerne frei. Wären die Umstände nicht anders gekommen...."
    Er lächelte leicht.
    "Nein, für die Germanen ist dies keine Lösung. Jedenfalls nicht für die jenseits des Limes."

  • Zitat

    Original von Herius Hadrianus Subdolus
    Er schritt durch das Lager. Endlich fand er was er suchte und sagte:

    "Aetius, du bist mein einzigster Verwandter. Bitte kämpfe mit Obhut und stehe mit männlicher Kraft dem Feind entgegen, doch falle nicht... Die Familie mußte zu oft, zu sehr bluten in letzter Zeit und Nein ich will es nicht noch einmal erleben, ich kann es nicht."


    Er drückte dessen Kopf an seine Brust und.... hoffte einfach auf die Götter.


    Verwundert schaute ich meinen Pater Familias an und meinte leicht verwirrt.


    Herius mein Vetter, ich werde mein Bestes geben um nicht zu fallen so es die Götter so wollen. Ansonsten ist es der Götter Willen und dagegen können wir nichts anhaben. Doch habe ich es nicht vor...

  • Interessiert hatte Magnus dem Schauspiel gefolgt, das der Mann zuerst mit seinen Luftübungen, dann mit Flavius als Partner, machte. Er musste wider Willen grinsen, als Flavius fast von den Füßen gehauen worden wäre.
    Die Diskussion der beiden, die dann folgte konnte er von seinem Standpunkt aus nicht hören, doch schaute er weiter in ihre Richtung.

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