"Als dein Shi muss ich es. Sonst wäre ich ein schlechter Shi." Er sah sie einen Moment lang nachdenklich an. "Außerdem ist es richtig. Und es ist wichtig, das Richtige zu tun."
Der Stadtpark
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Ich musterte ihn eine Weile, ehe ich leise fragte: !Warum bist Du so?"
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Er lächelte fragend. "Wie bin ich denn?"
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"Ich weiss nicht. Irgendwie... " Ich zögerte und musterte ihn und ohne dass ich es bewusst tat, fuhr meine Hand kurz zu seinem Gesicht, berührte die Wange und die Augenbrauen und als ich es gewahr wurde, zog ich sie schnell zurück und antwortete, leicht verzögert. "Anders als die meisten Menschen, die ich kenne. Sicher, auch Helena ist fürsorglich, aber Du bist.. anders. Du sorgst Dich, hast GEduld, bist die Ruhe in Person, ja ich würde gar sagen auf eine mir bis dato unbekannte Art Weise. Du wirkst ein wenig wie ein Fels in der Brandung. Wie machst Du das nur?"
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"Früher waren mir meine Privilegien, mein Rang, mein Geld und viele andere Belanglosigkeiten wichtig. Das war, bevor ich das alles verloren hatte. Auf meinem weg hierhin kam ich oft bei einfachen Leuten unter, Bauern oder Nomaden, die kaum etwas besaßen. Und da erkannte ich die Bedeutung der Texte, die mir als Kind beigebracht wurden. Materielles hat keinen Wert, denn es kann einem genommen werden. Ungeduld hat auch keinen Wert, denn sie verursacht nur Leiden. Gute Taten haben Wert, denn sie bereiten einem Freude. wenn man das alles und noch viel mehr erkannt hat, dann wird man wohl so... denke ich jedenfalls." Er lächelte und zuckte mit den Schultern.
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Nachdenklich sah ich drein. "Dann muss es bei mir wohl an meiner Ungeduld liegen. Materieeles ist mir nicht wichtig. ICh wollte Helena gar ausreden, dass sie mir Gehalt bezahlt, denn ch brauche kein Geld. ICh habe ein Dach über dem Kopf, Essen und alles was ich benötige. Aber sie bestand darauf.
Vielleicht aber ist es so, das manche Leute der Fels sind und andere eher die Brandung und vielleicht ist es bei uns gerade so verteilt: Du bist der Fels und ich die Brandung." -
Er legte den Kopf schief und sah sie nachdenklich an. "Interessante These. Da werde ich mal drüber nachdenken müssen."
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Ich hob eine Braue. "Worüber? Das jeder etwas ist, immer das Gegensätzliche. Also, mhm, wie könnte man das nennen? Feuer und Wasser?"
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"Wenn dem so wäre, dann müsste es eine Form des Gleichgewichts geben... irgendwie."
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"Vielleicht tut es das?" ICh lächelte ihn sachte an. "Vielleicht nicht alles geballt an einem Ort, aber über die Welt verteilt? Was, wenn ich hier nun einen aufbrausenden Menschen habe, den kein Mensch ausstehen kann, weil er ein so großes, verzeih mir das Wort, Arschloch ist, und in Deinem Reich ist sein Gegengewicht, ein freundlicher, sanfter und ruhiger Mensch, den alle Lieben, weil er ist, wie er ist. Würde er damit die Waage nicht im Gleichgewicht halten?"
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"Interessant wäre dann aber auch die Frage, ob sich die Felsen um das Wasser kümmern müssen oder nicht... du verstehst, was ich meine?"
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"Du meinst, ob der eine für den anderen wichtig ist?" ICh grübelte eine Weile nach und meinte dann laut überlegend: "Ist es nicht das Wasser, das den Felsen immer wieder verkleinern soll? Ich meine mich zu erinnern, wie ein Fischer erzählte, dass Wasser dies mit Stein tut. Nun, so muss das Wasser sich um den Fels scheren, denn es ist seine Aufgabe ihn zu formen, so auch der Fels die Aufgabe hat das Wasser zu bändigen. Sie könnten sicher ohne einander bestehen, sieht man es doch vielerorts, doch wäre dann keiner von beiden mehr das selbe."
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Cheng schaute verblüfft. "Das... also... das macht Sinn... irgendwie... ja, da ist was dran... ich danke dir. Du hast mir gerade eine neue Erkenntnis gegeben."
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Nun war es an mir verblüfft zu schauen. "Ich, wieso? Ich meine..." Ich schwieg und wusste nicht so recht, ob er mich nur auf den Arm nehmen wollte.
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"Nun, die Sache, dass das wasser den Fels formt und der fels das Wasser bändigt, das ist quasi so, wie Licht und Schatten. Beide würden so, wie wir sie kennen nicht ohne den anderen existieren. Und doch kommt bei deiner Erkenntnis noch etwas hinzu, nämlich dass sich beide gegenseitig formen können."
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Ich sah ihn an und meinte dann langsam und nachdenklich. "Es stimmt, wo Licht ist, ist immer auch Schatten, selbst in der Wüste. Und Schatten kann ohne das Licht aber nicht existieren. ICh glaube, das unterscheidet diesen von Fels und Wasser. Und die Sonne, je nach ihrem Stand und je nach ihrer Richtung, bestimmt die Form des Schattens. Selbst dort, wo kaum eine Möglichkeit des Schattens existiert. Aber auch Dünen können Schatten werfen."
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Er lächelte zufrieden. "Du bist eine gute Schülerin. Ich schätze, wir haben jetzt beide einiges zum Nachdenken und sollten das in Ruhe, jeder für sich, tun. Wir sollten uns dann vielleicht morgen wieder treffen?" Langsam begann er, die Zeichnungen wieder in seine Mappe zu sortieren.
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Ich sah ihn eine Weile an und nickte dann, ehe ich ihm das Bild der Stadt zurück gab. "Du hast wohl Recht, Shi. Wann und wo treffen wir uns wieder?"
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"Nun, ich weiß nicht, wie dein Zeitplan aussieht, aber ich denke morgen, um die gleiche Zeit wie heute, wäre nicht schlecht. Vorausgesetzt, dass du noch nichts vor hast," sagte er, während er das letzte Bild einpackte.
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Ich musste kurz überlegen, aber zu dem Zeitpunkt schliefen die Kinder und wenn sie wach wurden, kümmerten sich andere für eine Weile um sie, so nickte ich. "Ja, das würde passen. Hier oder wieder vor dem Haus?"
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