Der Himmel spiegelt die Gefühle wider

  • Es scheint so, als tauchte die Sonne direkt in den Horizont. Die Dämmerung brach herein und ein gewaltiges Farbenspiel zeichnete sich am Himmel ab.



    Der Himmel, er spiegelte all meine Gefühle wider - so rot und feurig brodelnd wie er wirkte. Ich war wütend und enttäuscht zugleich. Ich hätte Vibi ohrfeigen können und trotzdem mochte ich ihn auf eine gewisse Art.


    Wut, Verärgerung, Empörung und Erbitterung wechselten sich ständig in meinem Inneren ab. Wie konnte er sich nur so in meinem Hause daneben benehmen? Wie kam er dazu meine Feier zu stören?


    Tränen - gemacht aus Trauer und Wut, rollten unaufhörlich über mein Gesicht.



    edit: eigenes Webspace

  • Mir war nicht wohl bei dem Gedanken die Gastgeberin geärgert zu haben und ging sie suchen. Im ganzen Haus, im Garten war sie nicht. Blieben nur die Ställe, wenn sie nicht in die Stadt gerannt war. Bei den Pferden war sie auch nicht, als ich beschloß meinen Frust über mich selber bei einem Spaziergang abzureagieren. An der Koppel sah ich sie. Sie saß im Gras. Sollte ich nähergehen? Ich wollte umkehren. Mir war nicht wohl dabei. Aber feige sein? Langsam kam ich näher. Zögerlich. Sie konnte mich nicht sehen. Ungefähr 3 Schritt hinter blieb ich stehen.Wie sollte ich sie jetzt ansprechen? Sollte ich es überhaupt tun?
    Ich räusperte mich... .


    Hmmm.....

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Das Räuspern eines Mannes riss mich aus meinen Gedanken. Ich war nicht mehr allein.


    Heimlich strich ich mir über die Wangen und wischte mir die Tränenspuren ab. Ich hoffte, es war sorgfältig genug.


    „Ja? Wer ist da und was will er?“ Umdrehen wollte ich mich nicht. Sicher waren meine Augen ziemlich gerötet.

  • Vib…? Ich glaubte, ich hatte mich verhört. Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht das ausgerechnet er mich hier fand und dann auch noch ansprach. Der Mann besaß vielleicht Nerven….


    Warum gelang es mir auch nie, ihn richtig einzuschätzen? Warum war er so unberechenbar und scheinbar gefühllos gegenüber anderen.
    Und warum, zum Hades, machte ich mir überhaupt um ihn solche Gedanken? Wütend über mich selbst riss ich einen Büschel Gras aus und warf es fort.


    „Sucht man mich bereits, oder warum bist du hier?“, fragte ich schließlich. So richtig fest klang meine Stimme dabei noch nicht.

  • „Nun für den heutigen Tag hat mich die Schärfe deiner Worte auch schon ausreichend getroffen“, stellte ich bedauernd fest.


    Einen kleinen Seufzer konnte ich dabei nicht unterdrücken. Im nächsten Moment wunderte ich mich jedoch, warum Vibullius hier überhaupt erschien. Vor kurzem wollte er noch die Feier sehr verärgert verlassen.


    „Wie es scheint hat sich dein Gemüt inzwischen etwas abgekühlt. Du bist oft so hitzig und ich verstehe nicht warum“, gab ich völlig ratlos zu.

  • Es ist manchmal schwer, wenn Blut und Kopf gegensätzlich sind, sich für den Kopf zu entscheiden. Ich zuckte mit den Schultern. Was soll ich da machen? Es ist eine Schwäche von mir und ich möchte mich bei Dir entschuldigen.


    Ich griff unter meine Toga und hielt ihr ein Blümelein hin, welches ich unterwegs pflückte.
    http://www.zieratelier.de/pics/thumbs/glueck/margerite.jpg


    Frieden?fragte ich mit einem Augenzwinkern.

  • Langsam drehte ich meinen Kopf zu der gereichten Blume und anschließend blickte ich nach oben. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem Friedensangebot Glauben schenken konnte. Allein das Zwinkern von Vibullius ließ mich an der Ernsthaftigkeit seiner Worte zweifeln.


    Dennoch nahm ich die Blume an, ein Lächeln war mir dabei aber einfach nicht möglich.


    „Dein Blut wird dich eines Tages noch Kopf und Kragen kosten, wenn du es nicht beherrschen lernst“, sagte ich nachdenklich und drehte das Blümchen zwischen zwei Fingern.


    "Es wäre schade um dich", fügte ich leise an, kaum das ich mein eigenes Wort dabei verstand. Nachdenklich atmete ich den Duft der Blüte.

  • Die Natur hat es ja so eingerichtet, daß nichts die Liebe in gleicher Weise erregt und entflammt wie die Furcht vor dem Verlust, und die empfinde ich bei Dir nicht das erste Mal.


    Ich schaute auf den Boden. Mein kurzzeitig aufgeflackertes Selbstbewußtsein war wieder irgendwo in der Erde verschwunden.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Mir war klar, ich bot gerade einen Anblick für die Götter – Tränenspuren im Gesicht, die Augen vor Ungläubigkeit geweitet und den Mund leicht aufgesperrt.


    Verhört haben konnte ich mich nicht – Vibullius sah erstmalig alles andere als souverän aus.


    Tausend Gedanken stürzten in meinem Kopf durcheinander und als mein Herz jetzt auch noch schneller zu schlagen anfing, kam erst recht keine Ordnung in meinen Kopf.


    Was sollte ich denn jetzt bloß machen? Er gefiel mir ja, er sah verdammt gut aus, aber sein Ruf war einfach nur miserabel.
    Eine von vielen? Nur ein Abenteuer? Nein, darauf hatte ich keine Lust!


    „Was ist die Liebe in deinen Augen? Eine Romanze? Ein Abenteuer? Ist sie eine Herausforderung nach der du greifst wie nach allem, nur um dich daran zu messen?“

  • Was ist die Liebe für mich? Ich überlegte Auf jeden Fall etwas Besonderes. Nicht nur schöne Worte. Selten empfand ich etwas, was mein Herz bewegte. Moverat ingenium totam cantata per urbem nomine non vero dicta Crispina mihi.


    Ich hätte im Erdboden versinken können... .

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • Ich musste schlucken. Er brachte mich jetzt vollends durcheinander. Hilflos sah ich mich um und dann blickte ich doch wieder in diese Augen.


    Was war eigentlich passiert? Wo war meine Sicherheit hin? Ich wünschte mich einerseits weit weg und dann doch wieder genau hier her.


    Wieder ein kurzer fragender Blick, dann schnell weggeschaut. Mein schneller Puls verhinderte ein klares Denken.


    „Zu viele Romanzen werden dir nachgesagt, als dass ich dir jetzt ohne weiteres glauben schenken kann“, erwiderte ich endlich leise.


    Ich ärgerte mich, warum ich nicht abweisender mit ihm umgehen konnte. Viel zu viel offenbarte ich so von meinen eigenen Empfindungen. Wer weiß, wann einer seiner nächsten Angriffe kam…

  • Jeder hat Schwächen. Mir ist mein großes Herz bekannt. Ich versuchte ein Lächeln. Doch möchte ich nicht wie der Orion enden, dem die Göttinnen begehrten und der den Frauen nicht verachtete, bis er in Liebe zur Aphrodite verfiel. Gaia schließlich sandte einen giftigen Skorpion, welcher ihn in die Ferse stach. Mein Blick wurde fester und ich sah sie an. Nein, auf den Skorpion möchte ich nciht warten. Dann ist es zu spät.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • „Und dennoch solltest du warten und zwar auf deine Aphrodite, denn mit weniger als solch einer Liebe sollte man sich nicht begnügen. Ich zumindest lebe für diesen Traum.“


    Ich musste lächeln. Wie albern meine Worte klangen und trotzdem sprach ich weiter.


    „Bist du tugendhafter als Orion bis zu jenem Moment der Wende in deinem Leben, wird dich wohl auch kein Skorpion mehr bedrohen. Du allein weißt ob dem so ist.“


    Fast klang es wie eine Abweisung, aber was sollte ich machen? Ich konnte nicht in sein Herz sehen und der Worte kamen viele über seine Lippen zu gar mancher Frau.
    Trotzdem klopfte mein Herz ziemlich laut und fast tat es auch etwas weh.

  • Manchmal habe ich das Gefühl, ob der Stachel des Scorpions mir schon in der Ferse steckt. Und alleinig mein Herz spricht, was es sonst nie tat. Ich schaute auf. Wir sollten gehen. Man sucht sicher schon nach Dir.


    Ich gab ihr gedankenverloren die Hand, um ihr aufzuhelfen.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  • ‚Welch merkwürdiger Abbruch’, dachte ich bei mir. Es war wie ein Erwachen. Ich würde diesen Mann wohl nie verstehen. Er offenbarte gewichtige Worte und handelte völlig entgegengesetzt. Gut möglich, dass alles nur dahin gesagt war. Es sollte mich nicht wundern.


    Dann reichte ich zögerlich meine Hand. Anfassen – das war jetzt auch so eine Hürde. Gern wäre ich dem aus dem Weg gegangen, doch er ließ mir ja gar keine Wahl.


    Also die Aufregung beiseite geschoben und die Unerschütterliche gespielt.

  • Ihre Hand. So weich wie die Haut eines Pfirsichs. Die Finger perfekt gepflegt. Eine wahre Patrizierin. Ich sah ihr in die Augen. Wieviele Augenblicke verstrichen?
    Ich riß mich aus dem Bann und zog sie hoch. Schon wieder hatten mich ihre Augen gefangen. Ich bückte mich und hob das Blümelein auf, welches noch im Grase lag. Lächelnd hielt ich es ihr mit der Linken dabei ihre Augen suchend und mit der Rechten noch ihre Hand haltend hin.

    quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

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