Mercatus Ostiae - Marktplatz

  • "Schon besser", sagte ich teilweise zufrieden, "... aber noch nicht perfekt. Etwas zu farblos wie ich meine. Zu dir würde eine lebendigere Farbe passen. Nichts kräftiges, eher dezent, aber nicht so fad wie diese hier. Dort drüben." Ich zeigte auf eine Reihe von pastellfarbenen Stoffen, die sich zurückhaltend und doch fein zwischen den anderen Kleidern ausmachten.

  • "Das ist Kleidung für die Herren," erwiderte ich entsetzt. So gute Kleidung durfte eine Sklavin doch nicht tragen. Hätte ich jemals solche getragen, ich wäre zu Tode geprügelt worden.
    "Das geht nicht."
    Ein wenig Angst war in meiner Stimme zu hören, wenn man genau hinhörte.

  • "In welchen Häusern hast du zuvor gedient?", fragte ich verwundert. "Dein Herr ist Patrizier, vergiss das nicht."


    Die Stoffe waren zwar fein, aber keineswegs übertrieben. Edle Ware eben. Klar, nicht jeder aus dem einfachen und doch freien Volk konnte sich diese Kleidung leisten.

  • "Wir.... Ich...."
    Dann schwieg ich beklommen. Solche Kleidung hätten meine beiden vorherigen Herren mir niemals zugestanden. Selbst bei meiner ersten Familie war ich mir diesbezüglich nicht sicher.
    Ich schluckte und nickte schliesslich ergeben.
    "Ja, H..."
    Ich schluckte das Herr so gerade eben noch runter und sah verlegen zur Seite.

  • Ich musste schon wieder schmunzeln. Mia kam mir vor, als käme sie aus einer anderen Welt. Offenbar traf das auch wirklich zu.


    "Such dir von diesem Stapel, den ich dir gezeigt habe, ein Kleid aus, welches dir in seiner Farbe gefällt. Wähle das, was DIR gefällt und nicht das, wo du glaubst, es ist passend aus der Sicht anderer. Tu es einfach, auch wenn es zum ersten Mal in deinem Leben ist."


    Ich bemühte mich absichtlich, eher freundlich als bestimmend zu wirken. Etwas Zuspruch konnte sie gut vertragen, fand ich.

  • Das hatte ich seit Jahren nicht mehr tun dürfen. Ich tat es, wenn auch zögernd und hatte bald ein Kleid in einem sanften apricot (hoffe solche nuance gabs da schon) gefunden.
    Ich konnte nicht vermeiden, dass meine Augen ein wneig strahlten, wenn auch in meinem Gesicht immer noch leichte Zweifel und Angst zu sehen waren.

  • "Eine gute Wahl", lobte ich.


    Ich zählte die Sesterzen ab und reichte sie der Marktfrau.


    "So, jetzt haben wir alles", sagte ich zufrieden.
    "Wir fahren jetzt in die Villa und du entledigst dich deines praktischen Hauskleides. Zukünftig wählst du die entsprechende Kleidung deiner Tätigkeit angemessen. Für die grobe Hausarbeit ein praktisches und wenn du die Herrschaften bedienst oder gar das Haus verlässt, ein besseres."

  • Zum Glück hatte er gleich weiter gesprochen und es erklärt, denn bei den Worten entledigst und Kleid zuckte ich innerlich kurz zusammen. Aber was war ich töricht. Ich schüttelte über mich selber innerlich den Kopf und hörte ihm zu und nickte.
    Nun war ich fast ein Monat nicht mehr in dem Dienst meines vorherigen Herren und dennoch verfolgten er und die Erinnerungen mich auf Schritt und Tritt. Ob das jemals aufhören würde? Selbst die Zeit bei dem Sklavenhändler, die alles andere als einfach gewesen war, hatte keine solche Spuren hinterlassen können. Aber ja, es waren nur etwas mehr als drei Wochen gewesen. Das andere waren Jahre.....
    Ich seufzte unwillkürlich traurig auf und es hörte sich an, als hätte ich eine schwere Last zu tragen, was ich ja eigentlich auch hatte.
    Ich folgte Cadior und meine Gedanken schweiften wieder einmal ab. Der Markt hatte fürs Erste seinen Reiz verloren, denn er konnte mich nicht mehr ablenken.

  • „War es so schwierig ein Kleid auszusuchen?“, fragte ich amüsiert, als ich ihr Seufzen hörte.


    Als ich sie jedoch anblickte, wurde mir klar, dass mehr hinter dem Ganzen stecken musste. Der Kauf eines Kleidungsstückes war nicht geeignet, jemanden derart bedrückt aussehen zu lassen.


    „Wir werden in der Villa ein Gespräch führen müssen“, entschied ich kurzerhand auf dem Weg zum Wagen. Aufmerksam beobachtete ich ihre Reaktion.

  • "Was...." wurde ich aus meinen Gedanken gerissen um sofort erschrocken die Hand vor den Mund zu legen.
    Ein Gespräch? Noch eins? Ich musste wohl lernen meine Gefühle im Zaum zu halten.
    Es dauerte eine Weile, ehe ich mir sicher war, dass mein Gesichtsausdruck neutral war und dann nickte ich nur. Aber manchmal reicht es nicht den Gesichtsausdruck zu neutralisieren, wenn die Augen Bände sprechen. Doch ich ging einfach weiter zum Wagen und liess mir von ihm wiedewr aufhelfen. Ich gewöhnte mich da sogar langsam dran und zögerte nicht mehr eine Ewigkeit.

  • Ganz klar - in Ostia musste ebenfalls ein solches Plakat angebracht werden. Also ging ich zum Markt und plazierte es an einer gut sichtbaren Stelle.




    Aufruf!



    Es ergeht hiermit ein Aufruf an alle Bürger Roms, gleich welchen Standes, gleich welchen Geschlechts:


    Diejenigen, die sich gegen die neuen liberal - progressive Tendenzen einsetzen wollen, die unsere alte Ordnung unterwandern und die Sitten unserer Vorfahren missachten, wollen sich zusammenfinden – nicht um hier zu protestieren, sondern um sich aktiv für die Abschaffung dieser Missstände einzusetzen.


    Die Magistrata Aurelia Deandra, selbst aus einer konservativ eingestellten Familie stammend, stellt dafür in der Stadtverwaltung Ostias einen Besprechungsraum zu Verfügung.


    Ich hoffe auf zahlreiches Erscheinen, produktive Diskussionen und konstruktive Vorschläge.
    Auch wenn wir bedingungslose Loyalität unserem Kaiser gelobt haben, wir haben nicht gelobt, ihn und das Imperium ins Verderben rennen zu lassen.



    Für ein Rom, wie es unsere Vorfahren hatten!


    [/quote]

  • Der fette Lagerkommandant schleppte sich bereits jetzt, nach gut fünf Stunden stramme Fußmarsches, mühselig über den Marktplatz von Ostia.


    Der Offizier der Cohortes Urbanae spuckte aus.


    "Eh? Wie kommen wir jetzt zu der verfluchten Station?"


    Sophus kniff die Augen zusammen. Hier in Ostia kannte er sich denkbar wenig aus.


    "Hat dazu unser Ranghöchster etwas zu sagen?"


    Der Praefectus Castrorum aber winkte ab und stützte den massigen Oberkörper an den Oberschenkeln ab, während Schweißtropfen vom hochroten Kopfe auf das Plaster hinabrannen.


    "Na ja."


    Ratlos suchte Sophus die Menschenmenge ab. Am Stadttor war jedenfalls kein solches Büro zu erkennen gewesen.


    "Salve!", sprach er daher einen der Bürger Ostias an. "Kannst du mir sagen, wo hier die Beneficiarier-Station ist?"

  • Der gebeugt laufende Mann blieb stehen. Er stutzte kurz, hörte er doch nicht mehr so gut in seinem Alter. Aber mit dem Wort Beneficiarier-Station konnte er noch etwas anfangen.



    „Salve, die Straßenstation sucht ihr?“, fragte er mit dünner Stimme.
    „Die ist kurz hinter der Porta Romana. Die Mansio ist nicht groß und in einem normalen Wohnblock untergebracht. Soll ja auch die Fernwege auf unaufdringliche Art überwachen. Das erste Gebäude nach der Porta“, gab der alte Mann noch den Hinweis, dann ging er schlurfend weiter.

  • "Ah ja. Habe Dank, alter Greis."


    Sophus nickte, die drei Offiziere erreichten, den Beschreibungen des alten Mannes folgend, bald die Post- und Strassenstation, wo man ihnen nicht ohne die ein oder andere dumme Bemerkung den Wunsch, die Ankunftszeit - es war kurz vor Mittag - auf einem Wachstäfelchen zu notieren.


    Da alle die Angelegenheit möglichst rasch hinter sich bringen wollten, marschierten die Soldaten alsbald auf direktem Wege zurück nach Rom.

  • Man hatte mir gesagt, hier in Ostia würde ich einen Kontaktmann auf dem Markt treffen...


    So schlendere ich umher, sehe mir die Stände an... Unverschämt zu welchen Preisen hier die Waren angeboten werden.


    An einem Stand bleibe ich stehen und betrachte die Waren näher...

  • Das Gespräch mit dem Kontaktmann war kurz und zufriedenstellend.


    Auch für die nächste Reise ist der Zusatzverdienst gesichert....


    So kehre ich in den Hafen zurück.

  • Seit langem wieder besuchte ich die Märkte Ostias. Im Gegensatz zu denen in Rom kamen mir die ganzen Abläufe wesentlich ruhiger vor. Es befanden sich noch nicht so viele Menschen auf dem Marktplatz, aber jeder Händler hatte bereits seinen vollen Warenbestand präsentiert, um die Kunden von seinen Produkten zu überzeugen.
    Ich war noch etwas müde, schliesslich war ich erst vor kurzem hier angekommen. Aber ich unterdrückte ein Gähnen.
    Eine Weile spazierte ich noch umher, bis ich mich entschloss, zwei reife Aprikosen zu erstehen und zu geniessen.
    Der paranoide Obsthändler verkaufte mir mit einem Auge die Früchte, mit dem andern hielt er die spielenden Kinder ein paar Meter links von mir im Blick. Ich schmunzelte und suchte eine Sitzbank.

  • Tacitus und Aemilius erreichten den Marktplatz.


    "Wir sind ja schon da. Warte kurz hier. Ich werde uns etwas zu trinken besorgen."


    Tacitus ging zu einem Stand und kaufte zwei Karaffen Wein. Dann kehrte er zu Aemilius zurück.


    "Zum Wohl Aemilius. Schön dich kennengelernt zu haben."

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