• Ich wartete noch etwas, bis plötzlich die Tür geöffnet wurde und sich mir das Gesicht eines jungen Mannes entgegenstreckte. Lächelnd nickte ich diesem zu.


    "Chaire. Ich bin ein reisender Gelehrter, der sich sein täglich Brot verdienen muss. Ich bitte um eine milde Spende.", antwortete ich freundlich.


    Das Bild eines Gelehrten musste im Kopf dieses Mannes wohl sehr durcheinander gebracht sein, denn vor ihm stand ja ein armer Bettler und kein Mann in wallenden, frischen Kleidern.

  • Sein schiefer Blick wurde von meinem stets milden Lächeln erwidert.


    "Ich bitte nur um eine milde Spende. Dies kann alles sein. Und wenn es nur ein harter Rest Brot ist. Ich bin mit allem zufrieden. Wenn ich Unannehmlichkeiten bereite, so entschuldigt dies bitte!"

  • Ich nahm bescheiden die Sesterzen entgegen und verstaute sie in einem kleinen Lederbeutel am Gürtel. Dann verbeugte ich mich höchst dankbar und sah den Mann hocherfreut an.


    "Ich danke Euch vielmals. Möge die Weisheit Euch nie verlassen."


    Nachdem ich ihm meine Dankbarkeit erwiesen hatte, blickte ich ihn erstaunt an. Normalerweise nahmen die Menschen wenig Notiz von mir und wimmelten mich schnell wieder ab, nur um wieder ihren Geschäften nachzugehen.


    "Diese Frage werde ich Euch gern beantworten. Ich bin von Corinth bis hierher gereist und schon viele Jahre unterwegs. Nun will ich hier um eine Lehranstellung bitten. Ich möchte das, was ich in meinem Kopf erdacht habe, endlich Schülern vermitteln, bevor ich in die Stille der Erde eingehe."

  • "Du bist also wirklich Philosoph? Nun dann würde ich dir raten, dass du möglichst schnell als Scriba irgendwo Anstellung suchen solltest, wenn du erst einmal in höheren Positionen bist, wird man dir eher zuhören und deine Lehren akzeptieren."


    Aus dem anfänglichen Ärger über diesen Mann wurde nun Freude. "Entschuldige, ich habe mich noch nicht vorgestellt, Quintus Octavius"

  • "Ja, das bin ich.", antwortete ich ehrlich und hörte ihm weiter aufmerksam zu. Der junge Mann hatte ein gutes Herz und das zeichnete ihn schon mal aus. Auf seinen Rat hin musste ich schmunzeln, wollte ihn aber nicht verärgern. Also wählte ich meine Worte mit Bedacht.


    "Mein Name ist Theodorus. Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Quintus Octavius. Ich danke Euch für Euren Rat, ich weiß, er kommt von Herzen. Aber ich habe im Leben gelernt, dass es mich mehr mit Freude erfüllt, mein eigener Herr zu sein; auch wenn ich niemals reich sein werde, ich besitze bereits alles was ich brauche. Einen wachen Verstand und das Wissen, dass ich irgendwann zur Erkenntnis der wahren Schönheit gelangen werde. Solange streife ich durch die Lande und bin ein Suchender."

  • Ich verneigte mich noch einmal dankbar.


    "Ich wünsche Euch ebenfalls nur Gutes in Eurem weiteren Leben."


    Ich verabschiedete mich und ging zufrieden meiner Wege. Die Welt wäre um soviel schöner, gäbe es wohltätige Menschen überall.

  • Sera fand den Antonier nicht sofort. Sie war schon fast außer sich vor Sorge, die Anweisung ihrer Herrin nicht ausgeführt zu haben. Vor allem aber hatte sie Angst, dass Hadrianus die Casa verlassen hatte und sie nur die Zeit mit der Suche nach ihm verschwendete. Salve! Ihre Stimme klang erleichtert und so, als wäre ein Fels von ihrem kleinen Herzen gefallen. Meine Herrin wartet auf dich. Würdest du bitte mir folgen? Hadrianus kannte schon Sera von der ersten - und bis jetzt der einzigen - Begegnung mit Severa.

  • Die luxuriöse Sänfte mit flavischem Wappen bog in die enge Gasse ein, gefolgt von dem üblichen Klientelstamm.
    Vor dem Eingangsportal wurde die Sänfte abgesetzt und ein Sklave lief zur Tür, um an diese laut zu klopfen.

  • Die Tür wurde geöffnet und eine mürrisch dreinblickende Frau schaute heraus. Als sich dann auch noch herausstellte, dass da ein Sklave vor stand, besserte sich der Gesichtsausdruck keineswegs.


    "Ja?"

  • Nun öffnete Turia die Tür ganz, blieb aber zu dem Sklaven weiter schnippisch. Dieses rein und raus im Haus lenkte sie immer von der Pflege des Gartens ab und wer kümmerte sich da schon sonst richtig drum seit dem Tode des Begründers der grünen Pracht.


    "Dein Herr mag eintreten und in der Empfangshalle warten. Ich werde meinem dominus bescheid geben."

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