Ankunft des Pater Familias

  • „Wer weiß?“, erwiderte ich anstachelnd.


    Was ich auch tat, ich kam einfach nicht gegen ihn an. Kein Wunder, er war um einiges größer als ich geworden und die Zeit in der Legion stählte offenbar seine Muskeln.


    „Du hast gewonnen“; sagte ich schließlich und ergab mich scheinbar in die auswegslose Situation. Der Schalk blitzte mir dabei aus den Augen.

  • Hm, Sophus hatte dazugelernt. Er fiel nicht mehr wie früher auf meine Scheinkapitulationen herein. Wie dumm, jetzt musste ich mir eine neue Taktik überlegen.


    Ich dachte angestrengt nach, während ich lachend einen letzten verzweifelten Ausbruchversuch startete. Erschöpft hielt ich inne, dann kam mir eine Idee.


    „Ich sag’s dir, ich sag’s dir, aber zuerst lass mich los.“


    Mit treuen rehbraunen Augen schaute ich meinen Cousin an und ich wusste, ich konnte mehr als unschuldig blicken.

  • „Du lässt mich ansonsten nie wieder los? Das halte ich außerdem für eine leere Drohung. Willst du mich etwa so bei deiner politischen Arbeit mitschleppen?“


    Meine Augen blitzten vor Vergnügen und ich amüsierte mich über die augenscheinliche Ratlosigkeit meines Cousins.

  • "Dich würde ich überall hin mitschleppen. An's Ende dieser Welt und wieder zurück...", dachte Sophus, als er in Deandras von Anmut, Witz und reinster Schönheit strahlenden Augen sah.


    Warum sagte er es ihr nicht?


    Warum nicht hier?


    Weshalb nicht jetzt?


    Er merkte, wie seine Arme schwach wurden und die zierlichen Glieder Aurelias spürten, ihre Lebenskraft, ihre Eleganz...


    ...er lies los.


    Nie hatte er es sich oder gar ihr eingestanden, stets überspielt, vielleicht wissend verdrängt, doch nun war alles anders.


    An jenem Abend wusste Sophus, dass sein Leben in der Hand dieser Frau lag.


    Er lächelte sein Schicksal müde an.


    Deandra oder keine!

  • Plötzlich war die lustige Stimmung verflogen. Sophus ließ mich los und etwas betreten standen wir voreinander. Ich schaute ratlos in sein Gesicht und versuchte darin zu lesen, doch es gelang mir nicht.


    Was war passiert? Hatte ich etwas falsches gesagt, ihn gar verletzt? Ich überlegte angestrengt, doch fiel mir keine Ursache dafür ein.


    „Was ist mit dir?“, fragte ich unsicher?

  • "Ach, .... ähh ... nichts ..."


    Wie sie plötzlich vor ihm stand!
    Sophus musste den Blick abwenden. Diese Frau brachte ihn völlig durcheinander. Ihn, der ansonsten vielen als Personifikation unterkühlter und berechnender Arroganz erschien.


    Warum stellte er die Frage nicht?
    Es würde ganz einfach ablaufen:
    Deandra würde das Gestottere höhnend ablehnen - ihn auslachen - und er würde ... ja, was eigentlich?


    Über sich selbst lachen?
    Über diese Dummheit, Deandra geliebt zu haben?


    Aber hätte er dann nicht endlich Gewissheit?
    Sicher, sie würde ihm größtmögliche Wunden zufügen, doch gab es eine Alternative? Mochte sie ihn überhaupt?


    Sophus verfluchte die Götter.
    Weshalb nur trugen sie ihm diese schwere Entscheidung auf? Früher oder später würde er an dieser Last, an dieser Bürde zerbrechen - zumindest dies stand fest.


    Er zitterte und starrte hilfesuchend in den Raum.


    Dann! Die Tür! Die Tür ging auf!


    EIRENE!


    Die gute Eirene...


    Ob die Zimmertemperatur genehm sei?


    "Ja, natürlich."


    Sophus wischte die Schweißperlen von der Stirn. Schweißperlen, die sicher nicht der hohen Temperatur, sondern vielmehr Amors verfluchten Pfeilen zuzuordnen waren.


    Plötzlich fühlte er sich freier, kontrollierter.


    "Nun, Deandra, was fangen wir mit dem Tag an? Rom gehört uns!"

  • Aufmerksam beobachtete ich meinen Cousin. Seine Gesundheit, an sich immer stabil, machte mir heute große Sorgen. Ich bemerkte, dass er zitterte und Schweiß stand auf seiner Stirn.


    Den Wunsch an seine Stirn zu fassen und nach seiner Temperatur zu fühlen, verdrängte ich schnell. Ich wusste, Männer schätzten solche Gesten nicht allzu sehr.


    Plötzlich dann der Umschwung als Eirene den Raum betrat. Ein völlig anderer Sophus – abgeklärt, kontrolliert und reserviert.


    Hatte er wirklich gesundheitliche Probleme, oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Kämpfte er völlig andere Kämpfe? War es Unsicherheit, die er vorhin zeigte, oder bildete ich mir alles nur ein?


    Ich schüttelte kurz den Kopf. Ich musste mich irren. Nie zuvor ließ Sophus Gefühle erkennen, manchmal zweifelte ich schon an der Existenz eines Herzens in seiner Brust. Ein Herz, dass ich lange einmal zu gewinnen suchte. Erst kürzlich gab ich dieses scheinbar sinnlose Unterfangen resigniert auf.


    „Ich würde mich von dir gern durch Rom führen lassen“, griff ich seinen angedeuteten Vorschlag endlich auf. „Schlag etwas vor, ich bin zu allen Schandtaten bereit“, flachste ich, um die Stimmung wieder herzustellen.

  • Sophus fielen Steine vom Herzen, als Deandra das Thema wechselte.
    Gezwungenermaßen lächelte er.


    Was aber sollte er tun mit einer jungen Frau?
    In Rom hatte er sich normalerweise in der Taverne dem Wein hingegeben, in den Thermen die Schriften griechischer und römischer Philosophen gelesen oder war mit Freunden über das Forum spaziert...


    All' dies könnte er unmöglich mit Aurelia tun - sie würde sich gewiss zu Tode langweilen.


    "Entscheide du! Alle Möglichkeiten stehen uns offen und der Tag ist noch lang.", meinte er und bedeutete den Sklaven, wärmere Kleidungsstücke zu holen.


    Erwartungsvoll blickte er sie an.

  • „Ich soll entscheiden? Hast du dir das gut überlegt?“, fragte ich lachend und schob erst einmal die merkwürdige Spannung zwischen uns fort.


    „Ich liebte es schon als kleines Mädchen, wenn wir gemeinsam den Geschichten über die Götter lauschten. Du hast es jetzt so gewollt“, vergnügt blitzte ich Sophus dabei an. „Ich würde gern mit dir durch die Strassen flanieren und dabei deinen Geschichten lauschen.“


    Bittend schaute ich Sophus an. „Eine Geschichte wenigstens“, lenkte ich rücksichtsvoll ein.


    „An dem Platz, wo deine Geschichte endet, schauen wir uns um und finden dort unser nächstes Ziel. Was hältst du davon? Das birgt Überraschung, weil wir selbst nicht vorher wissen was als nächstes kommt.“

  • "Freilich, lass uns durch Rom flanieren und über die Götter sprechen."


    Sophus lächelte in Erinnerung an alte Kindertage und geleitete Deandra zur Porta, wo sie sich von Eirene verabschiedeten und alsbald im bunten Treiben der ewigen Stadt verschwanden...


    Sim-Off:

    -> Neues Thema... :)

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