Cohortes Praetoriae - Torwache

  • Obtusus, ein kleiner Scriba, der fast breiter als hoch war, tippelte vor die Castra Praetoria hin. Er war noch einige Schritte vom Tor entfernt, da brach ihm schon der Schweiß aus. Natürlich war der Weg hierher aus der Mitte Roms ziemlich anstrengend gewesen und man könnte vermuten, dass er aus dieser Anstrengung heraus so sehr schwitzte. Darauf würde auch sein heftiges Schnaufen hindeuten. Doch das war es nicht, zumindest nicht nur.
    Er hätte sich nicht von den Tabellarii Dispositi für dumm verkaufen lassen sollen. Die Preafecta Vehiculorum hatte ihn mit dem Brief in die Mansio hinüber geschickt, doch die anwesenden Tabellarii hatten ihn nur ausgelacht und gesagt, für einen Brief, der zu Fuß ausgetragen werde seien sie nicht zuständig. Der einzige, der so wahnsinnig war, ständig durch die Gegend zu laufen, das sei Lucius Celeripes, doch der ist noch auf seiner Postroute in Germania unterwegs. Also war Obtusus nichts anderes übrig geblieben, als den Brief selbst zuzustellen, wollte er nicht den Zorn der Praefecta auf sich ziehen.
    Ausgerechnet er. Wo er doch erst letzte Woche bei seinem Schwager über den Kaiser geschimpft hatte. 'Wenn ich Kaiser wäre,' hatte Obtusus gesagt, 'dann würden diese ganzen faulen Schwäzter von der Rostra mal zum Arbeitsdienst herangezogen werden! Aber das traut sich der Kaiser ja nicht!' Ja, das hatte er gesagt. Zugegeben, er war schon ziemlich betrunken gewesen, aber wen störte das schon? Die Männer in Schwarz ganz sicher nicht.
    Obtusus wischte sich die Tropfen von der Stirn und versuchte ruhig zu bleiben. Ganz langsam, betont unaufällig ging er auf den Eingang der Castra zu und setzte ein freundliches Gesicht auf - als Scriba des Cursus Publicus hat man soetwas perfektionniert, daher gelang ihm das sogar.
    "Salve, guter Mann! Ich komme mit einer dringlichen Nachricht direkt aus dem Officium des Cursus Publicus. Ich würde diesen Brief gerne abgeben, ich möchte also nur ganz kurz in die Castra hinein und dann auf jeden Fall auch wieder hinaus."

  • Balbus war auf einem Kontrollgang und kam am Tor vorbei, als der Scriba die Wache ansprach. Er kam dazu und nach einem Nicken war der Wache klar, dass sicher der Princeps selbst darum kümmern würde.


    "Salve, du hast einen Brief? An wen und von wem denn?"

  • Obtusus erschrak im ersten Moment, als plötzlich noch ein schwarzer Mann auftauchte. "Uah, öhm, ja, salve, ich... ja, ein Brief." Nervös zuppelte er an dem Lederriemen herum, der die Transportbox verschlossen hielt. "Ich äh... einen Moment... also... ich... von wem er ist, weiß ich nicht." Endlich öffnete sich die Box und Obtusus holte den Brief heraus. "Ich hab ihn ja nicht aufgemacht. Aber... also... er kommt direkt aus dem Officium der Praefecta Vehiculorum. Sie hat ihn mir ganz sicher ganz persönlich übergeben. Ich habe nichts damit zu tun. Ich bin nur ein einfacher Scriba auf einem Botengang, ein einfacher Mann, nichts weiter."


    Er schaute auf den Brief, er hatte ja keine Ahnung, an wen der Brief gehen sollte, die Praefecta hatte nur gesagt zur Castra Praetoria. Also las er vor. "Marcus Vinicius Hungaricus, Praefectus Praetorio, Castra Praetorio - Roma... oh!" Obtusus erschrak und stammelte los. "Das... das habe ich nicht geschrieben... das ist nicht mein Fehler. Ich weiß doch, dass es Castra Praetoria heißt... ich wohne schon mein Leben lang in Rom... ich bin hier aufgewachsen... ich würde niemals... ich bin doch nur ein einfacher Mann... aber Schreiben kann ich trotzdem... ich bin doch Scriba... also Castra Praetoria, so muss es heißen... aber der Brief ist nicht von mir. Er ist von irgendwem, ich weiß es nicht."

    Trotz des frischen Windes wurde es Obtusus auf einmal richtig heiß. "Also, ich gebe einfach den Brief dir und du kannst ihn zum..." Er schluckte heftig. "Praefectus Praetorio weiterleiten. Wäre das in Ordnung? Also ich habe viel zu tun und also, ich... du hast ja sicher auch besseres zu tun als mich durch die Castra zum Postofficum zu geleiten... und... das wäre wirklich sehr nett, weil, also... dieser Schreibfehler ist wirklich nicht von mir. Ich habe eine Frau und fünf Kinder zuhause. Es ist wirklich nicht leicht, in Rom zu leben... und ich möchte ungern wegen des Fehlers eines anderen sterben... " Er hatte ja schon genug Geschichten über den Praefectus Praetorio gehört.

  • Obtusus fiel ein Stein vom Herzen, ach was, der ganze Olymp rollte herunter. Er würde seine Frau am Abend wiedersehen, seine fünf Kinderlein und er würde nie, wirklich nie wieder über den Kaiser schimpfen. Und über den Praefectus Praetorio ganz sicher auch nicht, obwohl er über den eh noch nie geschimpft hat, höchstens vielleicht mal schlecht gedacht, aber wenn, dann auch nur ganz kurz.


    "Das ist wirklich zu gütig, danke sehr, wirklich sehr nett, ich danke dir, mein Dank wird dir immer sicher sein." Er überlegte, ob er dem guten Mann anbieten sollte, dass er es mal für ihn einfädeln könnte, dass ein Eilbrief für ihn zur Gebühr eines Normalbriefes versendet werden würde. Aber da der Cursus Publicus ja irgendwie auch zu den Praetorianern gehörte, zumindest war der Praefectus Praetorio irgendwie auch sein oberster Vorgesetzter, traute sich das Obtusus dann doch nicht. Er überreichte ihm also einfach nur den Brief.

    Marcus Vinicius Hungaricus
    Praefectus Praetorio
    Castra Praetorio - Roma


    ANTE DIEM XI KAL APR DCCCLVI A.U.C. (22.3.2006/103 n.Chr.)


    Betreff:
    Beschwerde wegen undisziplinierten Verhaltens des Miles Appius Silurius Crotilo


    Salve Vinicius,


    mit diesem Schreiben möchte ich Beschwerde gegen das Verhalten des Miles Appius Silurius Crotilo bei der Palastwache im Palatium Augusti vom ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLVI A.U.C. (20.3.2006/103 n.Chr.) einreichen. Miles Appius Silurius Crotilo hat sich trotz der Tatsache, dass er mich kennen musste - wir hatten bereits (1) mehrmals (2) das Vergnügen - unhöflich und eines Soldaten unwürdig verhalten.


    Ich hatte in Gedanken verloren vergessen beim Betreten des Palastes meinen Namen und den Grund meiner Anwesenheit anzugeben. Statt mich jedoch davon in Kenntnis zu setzen und daran zu erinnern, rief mich besagter Soldat in barschem und keinesfalls angemessenen Ton an. Durch meine Senatorentoga hätte er erkennen müssen, dass er sich um einen höflicheren Ton bemühen müsste, doch dies blieb aus. Hätte ich indess meine Legatenrüstung getragen, wäre seine Wortwahl keinesfalls besser gewesen.


    Ich gab ihm wie es die Order der Palastwache verlangt Auskunft über meinen Namen, meinen Rang und den Grund meines Besuches und verlangte Auskunft über seinen Namen, Rang und seine Einheit.


    Diese Auskunft wurde mir erst nach dem dritten Nachfragen gegeben, und obwohl er wusste, dass ich Senator und Legatus bin, drohte er mit Arrest an, sollte ich meine Wortwahl nicht ändern. Als Kommandeur einer militärischen Einheit, steht dies einem Miles jedenfalls nicht zu und ich versuchte ihn an Ort und Stelle zurecht zu weisen.


    Anstatt sich der Situation bewusst zu sein, bestellte er einen zweiten Miles hinzu, und ließ mich unter Begleitschutz zum Magister Officiorum führen. Ich protestierte gegen dieses Verhalten, erntete jedoch nur ein müdes Lächeln. Auf die Idee einen Vorgesetzten herbeizuholen, wie es im Zweifelsfall vorgesehen ist, kam er nicht einmal.


    Ich muss davon ausgehen, dass besagter Miles Probleme mit der militärischen Ranghierarchie hat und sich des nötigen Respekts gegenüber Senatoren und Legaten nicht bewusst ist. "Einen Moment! Nicht so schnell, ja? Wer bist du und was willst du im kaiserlichen Palast?" ist jedenfalls nicht die passende Anrede für einen an der Toga zu erkennenden Senator.


    Ich erwarte daher, dass betreffender Miles eine gängige Disziplinarmaßnahme erhält, wie sie ein Legionarius meiner Legion ebenfalls erhalten hätte, wenn er mit einem Senator und Kommandeur des Exercitus Romanum wissentlich so umgesprungen wäre. Denn spätestens nach der Nennung meines Namens und meiner Titel, war er nicht mehr unwissend. Des weiteren halte ich betreffenden Miles für den Dienst an der Pforte für nicht geeignet.


    Eine Abschrift dieses Briefes wird an den Magister Officiorum und den Kaiserpalast gehen.


    gezeichnet


    Maximus Decimus Meridius


    Legatus Augusti Pro Praetore
    und Senator


    [Blockierte Grafik: http://img65.imageshack.us/img65/3633/siegelmeri225rv.png]


    "Ich danke dir vielmals, ich muss nun aber wieder los... viel Arbeit... und so... danke nochmals, vale bene! Mögen dich die Götter schützen!"


    Eilig drehte sich Obtusus um und verließ mit einem Zügigen Schritt die Sichtweite der Praetorianer, oder zumindest dieses einen, denn die Praetorianer waren ja überall und sahen immer alles, also konnte er auch schlecht deren Sichtweite verlassen. Für diesen einen Soldaten würde er noch beten, hoffentlich überbrachte der gute Mann den Brief nicht persönlich, sondern platzierte ihn einfach nur geschickt irgendwo, wo der Praefectus ihn finden würde. Oder, wenn er klug war, dann ließ er ihn vielleicht einfach verschwinden. Was konnte schon Wichtiges stehen in einem Brief, der nicht einmal richtig adressiert war? Obtusus schauderte, als er daran dachte, was ihm alles hätte passieren können, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Und er schwor sich, dass er nie wieder einen Brief innerhalb Roms austragen würde, und wenn er einen Tabellarius Dispositus dafür mit einem Wochengehalt bestechen müsste.

  • Es gab Tage da wandelte der Senator Avarus gerne durch die Straßen Roms, doch heute war einer dieser ganz bestimmten Tage wo er sich fragte: 'Muss das sein?' und sich selbst wenig später die Antwort gab: 'Muss es nicht!'


    So ließ er die Sänfte anspannen und sich den weiten Weg vom Circus Flaminius, also seiner Casa bis vor die Tore der Praetorianer tragen. Die Straßen waren trocken, der Staub sehr unangenehm, aber die seidenen Vorhänge schluckten das Meiste weg. Und so konnte er in einer sauberen Toga bei der Wache anfragen:


    "Ave, ist der Präfect Hungaricus im Lager und wenn dies so sei, wäre dieser für einen Moment gewillt den Consul Avarus zu empfangen?"

  • Ausdruckslos kam ich vor der Porta an und atmete durch. Der Praefect, dem ich soviele Monate treu gedient hatte, würde sich verantworten müssen. Ich kam an die Wache heran.


    "Salve, ich möchte zum Praefectus Praetorio, es geht um ein Verbrechen im Bereich des Codex Militaris."

  • Decisu sauste an den Wachen vorbei, murmelte etwas von "...Forum...Geschmiere... zum Praefectus...


    Da die Wachen ihn kannten, ließen sie ihn ohne weiteres passieren, stand Decius doch selbst oft genug hier am Tor.

  • Durus und Furianus kamen, selbstverständlich mit Hilfe von Sänften, am Tor der Castra an.


    "Salve, wir wünschen ein Gespräch mit dem Praefectus Praetorii einen Rechtsstreit betreffend."


    Dabei drehte er sich kurz zu Durus.

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