Officium Praefectus Praetorio

  • Das Commodus erst vor wenigen Tagen wieder nach Rom zurückkehrte und vorher nicht im Imperium verweilte, vergas Crassus leider zu oft. Des weiteren hatte er nicht die Zeit, wie manch andere, sich die gesamte Acta auf der öffentlichen Latrine durchzulesen.


    „Er wollte sich zum Kaiser ausrufen und wurde dabei getötet, ja? Woran ist es gescheitert? Hatte er nicht genug Geld um die Prätorianer zu bestechen?“ Commodus schüttelt seinen Kopf, langsam aber sicher fragte er sich doch wirklich, was er hier sollte. Vielleicht hatte Crassus ja so wenige Freunde, dass er Commodus gerne um sich hatte. „Wie dem auch sei, wo siehst du meine Rolle in diesem schlechten Theaterstück?“

  • Eben, statt einem Aufstand kümmerte man sich doch viel lieber um die Nussbäume. Am besten erwähnt und denkt man bei jeder Gelegenheit an diese. Schon allein, weil man von denen auch außerhalb Roms etwas hört; von Aufständen dagegen ja nicht, diese sind ja zu ordinär für alles außerhalb Roms.


    Derzeit sehe ich deine Rolle sehr nah an der des verstorbenen Protagonisten. Da der Kaiser aber nicht hier in Rom weilt, kann es durchaus dazu kommen, dass ich der einzige Theaterkritiker sein werde.


    Crassus nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher:


    Die Prätorianer ließen sich noch nie kaufen. Sie sind und waren immer einzig und allein Rom gegenüber loyal. Wenn in der Vergangenheit Kaiser zu weit von den Idealen Roms abwichen, so schritten die Prätorianer ein. Gerüchte über irgendwelche dubiose Geldzahlungen ist doch noch Gewäsch von irgendwelchen Waschweibern an das doch eh kein gebildeter Mann glaubt.
    Doch das nur kurz zu deinen Märchen, zurück zu dem Aufstand: Fangen wir doch damit an was du in der Zeit seit meinem Besuch auf deinem Landsitz so getrieben hast...


    Das war etwas schön einfaches und konnte schon die ersten Lügen entlarven. Denn natürlich hatte es sich Crassus nicht nehmen lassen den Senator zu überwachen.

  • Noch nie war der junge Octavia in diesem Flügel der Castra Praetoria, es wirkte düster und geheimnisvoll oder bildetet er sich es nur ein? Wie dem auf sei, stand er nun vorm Officium des Präfekten, des wohl mächtigsten Mannes in Rom, während der Abwesenheit des Kaisers, bestimmt und doch ein wenig beklemmt klopfte er …

  • Der Sekretär von Crassus öffnete auf Avitus Klopfen hin die Türe. Da er gerade mit Crassus in einer Besprechung gewesen war, konnte ihn Avitus nicht wie sonst vor dem Officium arbeitend sehen.


    Du willst zum Praefecten, Tribun? Wen darf ich melden und in welcher Sache? fragte der Sekretär.

  • Der Sekretär nickte, drehte sich um und ging zurück in das Officium. Dort wechselte er einige Worte mit Crassus ehe er zur Türe zurück ging:


    Er empfängt dich sofort. Du kannst eintreten.


    Er ließ den Tribunen das Officium betreten und setzte sich wieder auf seinen Platz vor dem Officium.

  • "Wie du vielleicht weißt kann mein Cousin Präfekt Victor sein Amt aus dringlichen Gründen im Moment nicht ausüben. Als Tribun habe ich dort das Kommando inne.", Avitus hielt inne, immerhin sprach er hier mit dem Präfekten der Prätorianer, "Einer meiner Offiziere hat mir berichtet, dass die CU zum Schutz der Senatoren abgestellt wurden."

  • Nun formal hat Victor, auch wenn er nicht in Rom ist, das Kommando über die Cohortes Urbanae inne. Sollten während seiner Abwesenheit aber Einsätze, Sonderaufgaben oder ähnliches anstehen, die die gesamte Cohortes Urbanae betreffen, so übernimmt der Stab der Cohortes Urbanae seine Aufgabe und findet eine Regelung, eine Übergangslösung - falls keine Rücksprache mit dem Praefectus Urbi möglich ist. Bei anderen Änderungen hat der jeweilige Tribun einer Kohorte die Entscheidungsgewalt über die ihm unstellten Kohorten; dabei aber nicht über die gesamte Cohortes Urbanae.


    Crassus nippte an seinem Wasserbecher und unterdrückte ein Seufzen. Ein junger Tribun ohne Militärerfahrung das Kommando über die Cohortes Urbanae...


    Aber davon abgesehen ist das richtig, was ist da nun das Problem?

  • "Nun ich denke, die Cohortes Urbanae sollten nicht zum Schutz der Senatoren abgestellt werden, welche wie ich nun selbst erfahren musste teils über eine Privatarmee verfügen. Sie täten besser daran auf Roms Straßen für Sicherheit und Ordnung zu sorgen."

  • Es sind ja auch nicht die gesamte Cohortes Urbanae für diesen Sonderschutz eingeteilt, sondern nur ein Teil davon. Ebenso wie ein Teil der Prätorianer für diese Aufgabe abgestellt wurde.
    Diese Maßnahme wurde von mir in Absprache mit dem Praefectus Urbi von eben diesem getroffen nach dem Attentat auf den Consul. Ich glaub deswegen nicht, dass es in deinen Kompetenzbereich fällt, wenn du diesen Zustand ändern möchtest. Schon allein weil diese Entscheidung erst vor kurzer Zeit gefällt wurde...

  • "Es steht mir in keinster Weise zu, an den Befehlen meines Cousins zu rütteln oder sie gar in Frage zu stellen. Ich bitte dich jedoch die Cohortes Urbanae von dieser Aufgabe zu befreien. Sicher das Attentat auf den auch mir geliebten Consul hat alles schockiert, doch dieses Dekret überfordert die Cohortes Urbanae und die Straßen Roms sind, wie dir bekannt sein dürfte, keinen falls so sicher, dass sie geringere Aufmerksamkeit dulden würden."

  • Juristisch gesehen könnte ich durchaus als oberster Reichspraefect die Cohortes Urbanae von dieser Aufgabe abziehen. Doch das werde ich nicht tun. Dein Cousin wies diese Maßnahme an und ich bin davon überzeugt, dass er die notwendigen Ressourcen und Anstrengungen der Urbaner zu dem Zeitpunkt einschätzen konnte - doch trotzdem hat er diese Entscheidung getroffen. Er muss also nach Abwägung aller Faktoren meinen, dass diese Belastung für die Urbaner ertragbar ist.


    Die Cohortes Urbanae werden vorerst weiter den Befehl des Praefectus Urbi ausführen und ich befehle, dass dieser Befehl nur durch ihn wieder abgeändert wird. Eigenmächtige Abziehung von Teilen der Cohortes Urbanae durch einen Tribun, Centurio und so weiter sind damit nicht erlaubt.

  • "Sehr wohl Präfekt.", der junge Octavia zögerte einen Moment, solle er den Vorfall beim Senatoren Avarus ansprechen?, "Ich möchte dich noch um einen Rath bitten Präfekt. Wie dir vielleicht bekannt ist, erließ mein Cousin eine Strafe gegen den Senator Germanicus Avarus. Da er unerlaubte Betriebe besitzt. Der Senator legte dagegen Widerspruch ein, was auch des Senators gutes Recht ist. In diesem Falle gab es auch eine Durchsuchung des Anwesens des Senators, einer meiner Centurionen glaubt dort bewaffnete Männer gesehen zu haben, ist sich jedoch nicht sicher. Ich lehne bisher eine erneute Untersuchung des Vorfalles ab."

  • Verfahre auch so weiter und lass diesen Verdacht einen unbegründeten Verdacht sein. Ich kann dir versichern, dass Avarus garantiert irgendwelche Art von Waffen in seinem Haus haben wird. Doch dagegen vorzugehen wäre sinnlos und reine Zeitverschwendung. Du kannst nämlich zum einen davon ausgehen, dass jeder wichtige Mann Rom bewaffnete Männer zu Hause, und zum anderen versichere ich dir, dass, sollte es zu einer Gerichtsverhandlung kommen, nichts weiter als Küchenmesser und ähnliches gefunden werden würde. Nicht nur weil vor einer eventuellen Durchsuchung - was angesichts der angelasteten Tat aber unverhältnismäßig wäre - alle Waffen aus dem Haus geschafft wurden, sondern auch weil er Anwälte haben wird, die dir selbst ein Gladius als einen Gegenstand verkaufen könnten, der nicht dazu geegeignet ist den Lebenszustand von Mitmenschen herabzusetzen - oder wie auch immer es genau im Gesetzestext heißt.


    Also kurz: in der Praxis kannst du das gerade vergessen, formal solltest du aber diesem Verdacht zumindest nachgehen.

  • Die Wache eilte vom Tor auf direktem Weg zu Crassus Officium. Dort angekommen tuschelte sie einige Worte mit dem Sekretär, der daraufhin in das Officium ging. Nach wenigen Sekunden kam er wieder hinaus und ließ die Torwache mit dem Urbaner in das Officium eintreten.

  • Der Miles der Cohortes Urbanae trat an dem Sekretär vorbei in das Officium des Präfekten, dann grüßte er vorschriftsmäßig und wartete auf die Erlaubnis sprechen zu dürfen. Dass er nichts gutes zu berichten hatte, war dem Schmutz auf seiner Kleidung und seinem Gesichtsausdruck deutlich anzusehen.

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