Maximian war wie er sich vorgenommen hatte, nachdem er Tarraco erkundet hatte, in den Garten der Casa gelaufen. Auch hier hielt sich eine dünne Schneeschicht - auf den Straßen waren die Flocken schnell wieder verschwunden.
Nachdem er einen kurzen Rundgang gemacht hatte und inzwischen so sehr frohr, dass er sich wünschte nur noch ins Warme zu kommen, suchte er noch flugs die Ställe auf, wo er sein Pferd vermutete. Tatsächlich wurde er auch zu seinem Wallach geleitet. Nigidius, so hieß der inzwischen leicht gealterte, pechschwarze Wallach, stand in einer mit Heu aufgefüllten einfachen Box und fraß begierig. Als er seinen Besitzer erkannte, hob er den Kopf und schnaubte erfreut.
"Wie ich sehe, ergeht es dir hier bestens, mein Guter."
Das Pferd ließ sich den Hals abklopfen und widmete sich schließlich wieder einer der Hauptbeschäftigungen eines Pferdes. Maximian gönnte es ihm, schließlich hatte er ihn den Weg hierher auf seinem Rücken getragen.
Dieses Pferd und den jungen Mann verband eine alte Geschichte. Nigidius galt einmal als unzähmbar und sollte geschlachtet werden, nachdem er einige Besitzer verletzt oder gar mit einem kräftigen Hufschlag getötet hatte. Maximian, gerade 9 Jahre damals, hatte in seiner freien Zeit oft die Gelegenheit gehabt, das Tier zu pflegen und nie hatte er ihm irgendeine Bosheit gegenüber gezeigt. Das und der innige Wunsch nach einem eigenen Pferd hatte ausgereicht, seinen Ziehvater zu überreden, dass er Nigidius kaufte - da er eh geschlachtet werden sollte, bekam er ihn sogar recht günstig und hatte deshalb kaum Widerworte.
Seit diesem Tag an war Maximian täglich auf dem Rücken des Wallachs ein paar Stunden durch die Natur geritten, so waren sie im Laufe der Zeit ein eingespieltes Team geworden. Und immernoch war er etwas ganz besonderes, denn auch heute noch ließ er keinen anderen als Maximian aufsitzen. Jeder, der es versucht hatte, musste schnell aufgeben, um am Ende nicht das Leben auszuhauchen oder als Krüppel davonzukommen.
Noch ein paar Minuten lang hielt Maximian sich bei seinem treuen Ross auf, klopfte und tätschelte es, bis er die Kälte schließlich nicht mehr aushielt und sich schleunigst daran machte, ins warme Haus zu kommen.