Zurück vom Spaziergang

  • Ein echtes Bett!
    Wann hatte er zuletzt in einem richtigen Bett geschlafen?


    Sophus blinzelte den ersten Sonnenstrahlen des Tages entgegen, die in sein Schalfzimmer fielen. Er fühlte sich gut wie lange nicht mehr: Stark und voller Tatendrang lies er sich von den Sklaven ankleiden und lief in Richtung Speisesaal.
    Ob er wohl Deandra wecken sollte? Der Gedanke war zu verlockend... :D


    Letztlich entschied er sich dafür, ihr Schlafgemach aufzusuchen.
    Leiste tapste er durch den Gang und klopfte vorsichtig an die Holztüre.


    "Deandra? Bist du schon wach? Deandra?"

  • Ich lag auf einer Wiese voller Blumen und beobachtete, wie ein Adler am Himmel seine Kreise zog. Die Luft war lau und duftete nach Oleander. Die hellen Strahlen der Sonne blendeten mich etwas und so schloss ich die Augen…. hörte nur noch das Zwitschern der Vögel und das Surren der Käfer an diesem Sommertag.
    Irgendwo in der Ferne klopfte ein Specht auf der Suche nach Futter ein Loch in einen Baumstamm. Ich lauschte diesem Klopfen, bis eine Stimme zu mir drang.


    ‚Deandra’ hörte ich und plötzlich wurde das Klopfen lauter. Ich blinzelte in die Morgensonne und realisierte nur langsam, dass ich nicht auf einer Blumenwiese sondern in meinem Bett lag.
    ‚Deandra’, hörte ich noch einmal rufen und wurde nun vollends wach.


    Mir der Klarheit der Gedanken kam auch die Erinnerung an den gestrigen Tag wieder und auf mein Gesicht legte sich ein Lächeln.


    „Ja, Schatz? Inzwischen schon“, antworte ich lächelnd. „Die Tür ist auf…“

  • „Das ist wundervoll“, erwiderte ich, räkelte mich noch einmal und stand schnell auf.


    Erst in diesem Moment realisierte ich, dass ich ja nur mit einem hauchfeinen Nachtgewand bekleidet war, welches sanft meinen schlanken Körper umspielte. So sah mich Sophus bisher noch nie.


    Ich lächelte etwas verlegen, schaute kurz zu Boden, ging dann aber doch auf ihn zu. Ich hauchte ihm einen GutenMorgenKuss auf die Wange und strahlte ihn an.


    „Lass uns frühstücken und anschließend nach Ostia fahren. Heute wird ein schöner Tag – ich habe es im Gefühl.“


    Ich schob Sophus kurz zur Tür hinaus, gab ihm noch einen Kuss auf den Mund und sagte: „Ich komme gleich.“


    ‚Nun ja, viel Unterschied bestand nicht zwischen dem völlig nacktem Zustand und meinem edlen, durchscheinenden Nachtkleid, aber etwas Spannung konnte ja auch nicht schaden’, dachte ich schmunzelnd bei mir.


    Eirene half mir anschließend beim Ankleiden und Frisieren. Mit der Welt zufrieden eilte ich leichtfüßig den Gang entlang und betrat das Speisezimmer.


    „Da bin ich.“

  • Ich setzte mich an das Fußende der Liege, auf der Sophus bereits lag und legte meine Hand auf sein Bein.


    Es war die gleiche Villa und ein Morgen wie immer. Es gab ein köstliches Mahl wie üblich und doch war alles anders. Das Brot schien besser zu duften, die Sklaven schienen schneller zu laufen und die Sonne – sie schien wahrhaftig heller.


    Sanft lächelte ich den an, der all das zu bewirken schien. Mit meinen Blicken streichelte ich sein Haar, sein Gesicht und seine Arme.


    „Immer dann, wenn ich dich zukünftig mit Flavius anspreche, wirst du wissen, dass es meine Sehnsucht und eine Verlockung für dich gleichermaßen ausdrückt“, sagte ich leise.


    Eine kleine Weile hielt ich seinen Blick mit dem meinen gefangen, dann nahm ich Eirene den Teller ab, den sie mir gerade reichte. Sie hatte Brot und Obst zusammengestellt. Sie wusste, ich begann den Tag eher bescheiden.


    „Ich möchte dann auch sehr gern noch etwas mit dir besprechen“, begann ich nach ein paar Happen das Gespräch erneut.

  • Für einen Moment genoss Sophus einfach nur die Gegenwart Deandras.


    "Oh, nur zu! Was gibt es Neues?", fragte er schließlich, während des Verzehrs eines rohen Vogeleies.


    Neugierig sah er sie an. Offenbar schienen die Götter - sogar nach dem gestrigen Tag - noch weitere Überraschungen in der Hinterhand zu haben...

  • Dankbar blickte ich Sophus an.


    „Ich erhielt einen Brief von Commodus. Er richtete eine Bitte an mich.“ Ich machte eine kurze Pause. „Es geht um die kleine Sklavin von seinem Neffen. Er bat mich sie aus Hispania zu holen und weiterhin für sie zu sorgen, jetzt, da er selbst nicht mehr in diesem Hause weilt und Vibullius unter schwerer Anklage steht.“


    Ich suchte nach Worten....


    „Ist es dir recht, wenn wir Parisaa bis auf Weiteres zu uns nehmen?“


    Meine Augen waren eine einzige Bitte.

  • Sophus war doch etwas überrascht ob Deandras Bitte.
    Wegen einem Sklavenmädchen ein solcher Aufstand?
    Als er jedoch in ihre großen, bittenden Augen blickte, blieb ihm nichts zu sagen, als:


    "Nun gut. Warum eigentlich nicht? Wenn es dein Wunsch ist und sie arbeiten kann, kann sie ja dabei helfen, die Villa in Schuss zu halten. Jemand sollte die Tiberier fragen, ob sie denn einen Boten schicken, der die Sklavin hierher schafft."


    Mit Grauen dachte Sophus an den Papyrusstapel, der sich auf seinem Schreibtisch aufgetürmt hatte. Deandra hielt ihn derart auf Trab, dass er selbst hier, in Rom, nur in der Lage war, den gröbsten Teil der Arbeit eines Quaestor Consulum zu erfüllen.


    Welche Dimensionen die Fülle an Schreiben erst angenommen haben würde, wenn er aus Ostia zurückkehrte?
    Nachdenklich trank Sophus vom Wasser aus einer der Quellen des Palatin. Egal, wie sehr sich die Arbeit auch türmen mochte - die Frau vor ihm war es wert!

  • Lange versuchte ich in dem Gesicht von Sophus zu lesen. Seine Nachdenklichkeit, sein abgewandter Blick… Mir schien es gab Dinge, die er mir nicht sagte und eine gewisse Traurigkeit erfüllte mich.


    Bekümmert blickte ich nun ebenfalls zur Seite. Ein kleiner Seufzer, ich konnte ihn nicht unterdrücken, rutschte mir fast unhörbar raus.


    „Ich werde einen Brief aufsetzen“, sagte ich leise. Dabei war es nicht das was ich wollte. Ich selbst wäre gern nach Hispania für Parisaa gereist.

  • "Gut.", bestätigte Sophus knapp.


    Wie es wohl Commodus erging?
    War Rom überhaupt ein sicherer Ort für Deandra?
    Sophus hatte mit eigenen Augen die Defizite der Legio I gesehen - würde sie mit mehreren schlagerprobten, dazu römischen, Feindverbänden fertig werden?
    Würden die Ulpier diese Krise überstehen?
    Es gab mit Ausnahme der Stamm- und Reserveeinheiten niemanden, der sich den Angreifern in den Weg stellen könnte und selbst die Stadtmauern Roms waren nicht unüberwindlich...


    "Deandra, meine Liebe, was betrübt dein sonniges Gemüt?", fragte er schließlich, um von den eigenen Gedanken abzulenken.

  • Ich kaute gedankenverloren auf einem Stückchen Kürbis herum und überlegte, wie ich es am besten anfangen sollte, Parisaa zu uns zu bringen.


    Schließlich kam mir eine ganz praktikable Idee. Ich würde einfach Cadior schicken. Ihm vertraute ich. Er war klug und er würde sich dort zurechtfinden. Außerdem kannte er die Kleine und das Gestüt würde auch eine zeitlang ohne ihn auskommen können. Bei der Anwesenheit von Sophus in Ostia, würde ich wahrlich auf die Hilfe von Cadior verzichten können.


    Ich musste schmunzeln. Ich schätze, mit Sophus wehte dort sogar ein gänzlich anderer Wind.


    „Ich werde Cadior nach Hispania schicken“, teilte ich Sophus sogleich meine Gedanken mit. Zufrieden nippte ich an meinem tönernen Trinkgefäß. Doch betrübt hatte mich in der Tat etwas gänzlich anderes…


    „Ich wünschte du würdest mich mehr an deinen Sorgen teilhaben lassen. Die Art wie du dich gibst, zeigt mir deutlich, dass dich immer mal wieder etwas bewegt. Du täuschst dich auch, wenn du glaubst, dass ich nicht belastbar wäre. Ich bin kein zerbrechliches Püppchen, auch wenn ich vielleicht so aussehe und ich möchte mehr mit dir teilen als nur die Annehmlichkeiten. Ich wollte Frau und Gefährtin von dir werden und nicht nur Gespielin.“

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Ich werde Cadior nach Hispania schicken“, teilte ich Sophus sogleich meine Gedanken mit. Zufrieden nippte ich an meinem tönernen Trinkgefäß. Doch betrübt hatte mich in der Tat etwas gänzlich anderes…


    "Auch gut."
    Sophus nickte zufrieden. Cadior würde diese Angelegenheit gewiss bereinigen.


    Zitat

    „Ich wünschte du würdest mich mehr an deinen Sorgen teilhaben lassen. Die Art wie du dich gibst, zeigt mir deutlich, dass dich immer mal wieder etwas bewegt. Du täuschst dich auch, wenn du glaubst, dass ich nicht belastbar wäre. Ich bin kein zerbrechliches Püppchen, auch wenn ich vielleicht so aussehe und ich möchte mehr mit dir teilen als nur die Annehmlichkeiten. Ich wollte Frau und Gefährtin von dir werden und nicht nur Gespielin.“


    Er versuchte ein Lächeln.


    "Ach, es war mein Fehler. Ich dachte nur eben über das Gerede des Pöbels nach. Aber ich sage dir: Alles Blödsinn, was man da hört. Alles Blödsinn!"


    Sophus nahm etwas von dem feinen Hirsebrei zu sich.
    Natürlich wusste er, dass diese Gerüchte zumindest größtenteils der Wahrheit entsprachen. Immerhin hatte er vor seinem vorübergehenden Weggang aus der Legion viele Unterredungen mit hohen Offizieren aus dem Kommandostab geführt, die einen bevorstehenden Bürgerkrieg nicht nur adeuteten.
    Auch die kürzlichen Truppenbewegungen sprachen eine klare Sprache:
    Die Legio I und die Praetorianergarde bereiteten sich auf einen Schlag in Richtung Süden vor. Offenbar war auch die Flotte in Misenum in Alarmbereitschaft versetzt worden.
    Aber warum sollte er diese Dinge Deandra anvertrauen?
    Sie machte sich ja doch nur unnötigerweise Sorgen und käme ohnehin schon noch rechtzeitig in Sicherheit.


    Er lachte etwas gezwungen auf.


    "So langsam könnten wir aufbrechen, was meinst du?"

  • Ich wusste einfach nicht was ich machen sollte – sein Abwiegeln hinnehmen und damit seinen Wunsch respektieren, nicht über alles mit mir zu sprechen, oder doch weiter in ihn dringen…


    Mir kam es vor, als würde sich an dieser Stelle entscheiden, wie vertraut wir in Zukunft miteinander umgehen würden. Eine oberflächliche Beziehung wollte ich einfach nicht, also würde ich dies hier wohl klarstellen müssen.


    Ich stand auf und ging an das Kopfende der Liege. Sophus lag seitlich auf einen Arm gestützt. Ich raffte meine Tunika etwas hoch, kniete mich hin und stützte mich mit den Ellenbogen auf die Liege.


    Langsam wanderte mein Blick über sein Gesicht, bis er schließlich in seinen Augen hängen blieb. Ich lächelte und sagte mit warmer Stimme:


    „Ich wollte dir mehr schenken als nur meine Liebe und meinen Körper. Ich schenke dir auch meine Seele, wenn du mir deine dafür gibst. Deine Sorgen sollen auch die meinen sein, denn nur so können wir sie uns gegenseitig halbieren. Schließ mich nicht aus all dem aus, was dich bewegt – es träfe mich allzu hart.“

  • Aurelius seufzte.
    Nun, da sie ihn zum Reden drängte, hatte es keinen Sinn mehr, ihr die Wahrheit zu verheimlichen. Früher oder später hätte es sie aus dem Munde eines anderen sowieso erfahren.


    "Ich mache mir Sorgen um Commodus. Wir stehen vor einem Krieg, Deandra. Und dein Bruder wird in ihm kämpfen...ich hätte die Legion nicht im Stich lassen dürfen!"

  • Das hatte gesessen... Ich musste schlucken...


    „Ein Krieg?“ Ungläubig und fassungslos zugleich sah ich Sophus an. Schwer vorstellbar für mich, aber wenn er es sagte...


    „Commodus?“ Nur langsam begriff ich. „... und DU? Verzeih meine Selbstsucht, aber ich danke den Göttern, dass du hier bist. Auch wenn ich sehr wohl weiß, dass du gänzlich anders denkst.“


    Ich versuchte mich zu fassen... Für alles gab es eine Lösung.


    „Ich denke, du kannst Rom auch als Quaestor sehr gute Dienste leisten, auch in diesen Zeiten braucht man kluge Köpfe und weise Entscheidungen am Nabel der Welt und nicht nur an den Brandherden im Umfeld.“


    „Ist es dir nicht möglich, dies auch so zu sehen?“


    An meine eigene Sicherheit dachte ich nicht im geringsten. Es überstieg einfach mein Vorstellungsvermögen, diese in Gefahr zu sehen.

  • "Du kannst das nicht verstehen, Deandra.
    Rom kann erobert werden in diesem Krieg - mögen uns die Götter davor bewahren. Meine Kameraden werden fallen...und ich sitze hier. Das ist die größte Strafe, die einem Soldaten widerfahren kann.
    Sollte der Fall eintreten, dass der Feind vor den Toren Roms steht, musst du fliehen. Am Besten nach Norden. Dort wirst du warten, bis sich die Lage in Italia beruhigt. Wer weiß, was mit den Legionen geschieht, die jetzt noch treu zum Kaiser stehen mögen..."


    Traurig sah er in ihre Augen.


    "Ich hätte es dir diese Dinge niemals erzählen dürfen. Verzeih'..."

  • Während er sprach wurden meine Augen immer größer, doch bei seinen letzten Worten schüttelte ich energisch den Kopf.


    Wie kannst du nur so etwas sagen? Es war sehr wohl richtig, mir davon zu erzählen!“ Nicht laut, aber eindringlich waren meine Worte.


    Was für ein Gedanke – Rom eingenommen! Nach Norden fliehen? Meine Pferde! ... und all das woran ich hing? Dennoch! Das Letzte was ich wollte war dumm sterben. Ich würde mit diesen Nachrichten umzugehen wissen.


    „Betrachte es doch einmal von der Seite. Nicht DU hast deine Kameraden verlassen, die Götter führten dich hierher. Sie hatten einen Grund...“ Ich musste lächeln, „... und wenn es nur der eine war, mich hier rechtzeitig zu treffen, bevor ich die Frau eines anderen geworden wäre.“


    Natürlich betrachtete ich die Welt mit gänzlich anderen Augen. Mein Zentrum war ein ganz anderes als seins. Beide jedoch glaubten wir an die Macht der Götter und beide sollten wir ihrem Urteil vertrauen.


    Ich griff nach seiner Hand. „Wir wissen doch beide, dass du ein guter Soldat bist. In Mantua warst du noch Optio und man beförderte dich doch nicht ohne Grund! Zweifle doch jetzt nicht an dir und denke nicht, du ließest jemanden im Stich. Ich weiß, dass dem nicht so ist. Das macht dich ja auch so liebenswert.“


    Im Überschwang der Gefühle drückte ich ihm jetzt einfach einen Kuss in seinen Handteller. In meinen Augen hatten die Götter gut gehandelt, als sie ihn hierher führten und nicht in den Krieg.

  • Sophus strich Deandra langsam über die Wange.


    "Liebste, du weißt, dass ich diese Sicht der Dinge niemals teilen kann und werde. Lass uns gemeinsam in die Zukuft, unsere Zukunft, blicken und heute nach Ostia reisen."

  • „Ich weiß“, sagte ich leise und musste lächeln. „Ich habe nicht vor, dich zu ändern.“


    In normalem Tonfall sprach ich weiter: „Ja, wir sollten aufbrechen, doch zuvor muss ich mit Eirene in den Garten gehen. Ich muss ihr zeigen wann und wie sie unsere Pflanze umsorgen muss. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dem Spross irgendetwas zustößt während meiner Abwesenheit.“


    Ich erhob mich, strich meine Tunika glatt und blickte noch einmal zu Sophus.


    „Cadior müsste uns begleiten, um dann in Ostia auf ein Schiff zu gehen. Wie reisen wir eigentlich? Ich kam mit einer Biga hierher – es scheint Ewigkeiten her zu sein.“


    Ich musste schmunzeln. Was war nicht alles seitdem geschehen...

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