• Den ganzen gestrigen Tag hatten die Legionäre gearbeitet und geschanzt und am nächsten Vormittag letzte Arbeiten vorgenommen, jetzt konnte sie ihre Zelte im provisorischen Hafenlager abbauen und in ihrem eigenem Feldlager nahe des Hafens aufstellen. Es war groß genug für den Rest der LEGIO I, dessen Ankunft man am heutigen Abend erwartete und bot zusätzlichen Platz für einige Kohorten der Praetorianer, falls diese der LEGIO I zugeordnet werden sollten.


    Macer inspizierte die Verschanzungen und war zufrieden. Er rechnete zwar nicht damit, dass seine Legion in diesem Lager angegriffen würde, aber Sicherheit ging in der aktuellen Situation vor.


    "Die Reiterei soll das umliegende Gebiet erkunden, ich will alles über die Umgebung wissen", ordnete er am Mittag an machte sich selber wieder auf den Weg in den Hafen, um sich dort nach Neuigkeiten zu erkundigen.

  • Am Abend, als der fehlende Teil der LEGIO I Misenum erreicht hatte und das Lager bezogen hatte, liess Macer die gesamte Truppe in der Dämmerung vor dem Lager antreten. Einige Fackeln erhellten ein kleines Podest und einen provisorischen, als Rasensoden errichteten Feldaltar und warfen einen flackernden Schein auf die dahinter aufgestellten vergoldeten Zeichen der Legion und das Kaiserbildnis.


    "Soldaten und Offiziere der LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS! Wir stehen hier auf diesem Feld auf dem Boden unserer Heimat Italia, um diese Heimat zu verteidigen. Zu verteidigen gegen Feinde, die wir für unsere Kameraden hielten. Zu verteidigen gegen Männer, die unser Imperator nach Africa schickte, um unsere Heimat dort zu schützen.


    Sie haben sich nun gegen ihn gewandt! Sie haben ihn verraten! Sie haben uns verraten! Sie haben sich selbst verraten und ihren Schwur gebrochen!


    Aber man wird sie stoppen! WIR werden sie stoppen! Wir werden unseren Schwur nicht brechen, wir werden unseren Imperator nicht verraten!"


    Macer trat näher an den Altar und die Feldzeichen heran.


    "Soldaten und Offiziere der LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS! Lasst uns jetzt und hier auf diesem Feld auf dem Boden unserer Heimat unseren Schwur erneuern, erneut unseren Eid auf den Imperator ablegen und die Götter um ihren Segen für unsere Mission bitten. Mögen Mars unsere Schwerter führen und der Zorn Iupiters unsere Feinde stoppen."


    Er und die anderen Staboffiziere verhüllten ihr Haupt mit ihren Mänteln, wie es die Zeremonie vorschrieb und brachten Mars und Iupiter Opfergaben dar. Während die dazu nötigen Worte gesprochen wurden, verharrten die 5.000 Soldaten der Legion in absolutem Schweigen. Jedes falsche Wort hätte die Götter verärgert und das Opfer wirkungslos werden lassen. Nur der eine oder andere Gürtelschurz klimperte leise, wenn eine Windböe aufkam.
    Doch als das Opfer seinem Ende zu ging, verstummte selbst der Wind und der Weihrauch stieg kerzengerade in den Himmel.


    Die Offiziere traten vor das Kaiserbildnis, zogen ihre Schwerter und wiederholten ihren Eid auf den Imperator:


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

  • Nach den Gesprochenen Eid der Offiziere ertönte Brüderlich aus über 5000 Kehlen fast zugleich die Worte:


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!!!!!!!


    Als auch diese Worte in die Stille der nacht untergingen erklangen Sätze von Einzelnen Soldaten die in der Menge standen.


    Nieder mit den Hunden!


    Alle Feinde des Kaiser finden den Tod!

  • Priscus reckte seinen Optiostab in den Himmel und sprach aus tiefster Seele den Eid, der ihn stolz machte:


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!


    Und dann stimmte er in die allgemeinen Rufe der Soldaten mit ein:


    "Roma victor!


    Für den Imperator!"

  • Langsam aber sicher begaben sich die meisten Soldaten zurück in ihre Zelte. Die Massen lösten sich auf. Noch auf den Platz stehend drehte ich mich zu meinen Männer um.
    Ich nickte Flavius zu, er sollte zu mir kommen. Er tat es und übergab mir einen kleinen Beutel. Ich öffnete ihn und sah hinein. Im Beutel befand sich ein Brot, etwas Fleisch und ein Becher für den Wein. Dieser Wein allerdings befand sich in einer Amphore die die Männer hatten.


    Also los Leute, lasst uns gehen.


    Nach wenigen Minuten waren wir bei unseren Zelten angekommen. Dort war ein provisorischer kleiner Altar aus Steinen aufgebaut.


    Wenn die Götter den sehen schlägt ein Blitz ein murmelte einer der Soldaten.


    Ach, was, es kommt auf den Guten Willen an! Das wissen die Götter!


    Wir fühlten den Becher mit Wein auf und stellten ihn auf das Altar. Die Restlichen Göttergaben taten wir ebenfalls darauf.
    Ich kniete mich vor den Altar nieder, die restlichen Soldaten taten es mir gleich.


    Ihr Götter hört uns an. Bitte nimmt diese Opfer demütigst von uns entgegen. Castor und Pollux! Euch betten wir an, uns und unsere Kammeraden in der Schlacht bei zustehen. Führte unsere Schwertarme in der Schlacht und seid unser Schild. Lasst uns niemals verzagen. Lasst es bitte nicht zu das wir und der Kaiser von diesen Halunken gedemütigt werden. Götter steht uns bei!


    Nach wenigen Minuten des stillen Schweigens vor dem Altar ging wir in unsere Zelte um uns aus zu ruhen.

  • Es brodelte. Bald währe das Fleisch in der Suppe ordentlich durch. Während der zwischen zeit Putzen wir unsere Waffen und kümmerten uns um die Pferde. Ich setze mich auf einen Holzstumpf und säuberte als erstes mein Spatha. Danach befestige ich mein Pugio wider an meinen Gürtel auf der Linken Hüftseite. Jetzt Kamm die schwerste Aufgabe des Reinigen. Der lorica ergmentata. Dieser Brustpanzer aus weichen ungehärteten Eisenplatten war leichter und bot mehr Schutz, war aber dafür schwerer zu reinigen als die normalen Kettenhemden. Nach getaner Arbeit ging es zum essen. Wir nahmen uns jeder ein Schälchen und einen Löffel aus Holz und ließen uns auffüllen als wir an der Reihe waren.


    Mehr Brühe als Fleisch und Gemüse, aber was solls. Wir hatten schon einmal schlechter gegessen. Zum Glück waren wir noch nicht so weit weg das es kein Getreide mehr gab, woraus man Brot backen konnte.

  • Noch gab es keine alarmierenden Meldungen oder auffällige Beobachtungen entlang der Küste oder in Italia und mit Meldungen der Aufklärer Richtung Africa war noch lange nicht zu rechnen, so dass macer sich um einigen Bürokram kümmern konnte.
    In der Feld-Principia legte ihm ein Schreiber ein Dokument nach dem anderen vor, welches er las und zu dem er seine Entscheidung diktierte oder notierte.
    Dabei kam ihm auch ein Überstellungsgesuch der Cohortes Praetoriae zur Vorlage. Die Schreiber hatten gute Arbeit gemacht und gleich Wechselanfragen von Legionären und die zugehörigen Dienstzeugnisse dazu gelegt, so dass Macer rasch entscheiden konnte.


    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    wird mit Wirkung zum ANTE DIEM VIII ID FEB DCCCLV A.U.C. (6.2.2005/102 n.Chr.)


    LEGIONARIUS
    Gaius Vinicius Marcellus


    aus


    LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS


    versetzt zu den


    COHORTES PRAETORIAE




    DER LEGATUS LEGIONIS



    MISENUM, ANTE DIEM VIII ID FEB DCCCLV A.U.C.

  • Die Nacht brach über das Lager und Italia hinein und es wurden die ersten Wachen aufgestellt. Ich beschloss eine Runde um das Lager zugehen um die Wachen an den Toren zu Inspizieren. Mit einen Mantel gegen die Kälte gerüstet ging ich los. Ein Kalter Wind zog vom Meer aus auf das Festland. Vorboten für eine Schlacht? Ich zog mein Mantel enger an den Körper. Die Himmel war glasklar, man konnte jeden Stern erkennen. Ich blieb eine weile stehen und starrte gen Himmel. Währe kein Krieg, wie schön währe doch diese Welt die uns die Götter geschenkt haben? Ich musste an Lucia denken, was sie wohl grade macht. Ich vermisse den Duft ihrer Haare, ihre zarte Haut. Wie sie sich an mich schmiegt, mir ins Ohr zärtlich flüstert. Mein Träumen fand ein jähes ende als ich das Grölen der Soldaten hörte die sich Geschichten am Lagerfeuer erzählten. Ich neige meinen Kopf wider hinab und begab mich zu den Wachen die am Nordtor standen.


    Salve Soldaten, wie geht's euch?

  • Ein Prätorianer kam an die Porta Praetoria des Feldlagers geritten.
    “Salve! Decius Germanicus Corvus von den Cohortes Praetoriae erbittet Zutritt zum Lager und mit dringendem Auftrag zum Legaten vorgelassen zu werden.“

  • Der Wachsoldat am Tor nickte, rief den Optio der Wache hinzu und beide begleiteten den Praetorianer zum Kommandozelt. Offensichtlich herschte im Lager höchste Alarmbereitschaft.
    Vor dem Zelt stand wieder eine Wache, die den Gast genauer nach seinem Anliegen fragte. "Du willst zum Legatus? Hast Du deinen Befehl schriftlich dabei?"

  • Der Wachhabende verzog das Gesicht und verschwand im Zelt. Kurze Zeit später kam er wieder heraus und nickte. "Der Legatus hat Zeit für dich."
    Die Wache hielt den Eingang auf und begleitete den Praetorianer ins Zelt hinein. Im hinteren Teil wartete Macer hinter seinem Schreibtisch, daneben stand gerade einer der Tribune.

  • “Salve Legat!“
    Corvus salutierte.
    ”Decius Germanicus Corvus von den Cohortes Praetoriae. Ich komme im Auftrag des Praefectus Praetorio Marcus Vinicius Hungaricus.
    Es tut mir leid wenn ich hier so hereinplatze, doch ich muss eine dringliche und vertrauliche Angelegenheit mit Dir besprechen.“

    Er blickte zum anwesenden Tribun hinüber.
    “Unter vier Augen.“, fügte er hinzu.

  • Macer nickte, machte aber noch keine Anstalten, den Tribun oder die Wache nach draußen zu schicken.
    "Hungaricus schickt dich persönlich? Dann wirst Du sicher einen schriftlichen Befehl haben. Darf ich den mal sehen?"

  • Während der Legat las, ging der Prätorianer zu einem Kohlebecken, welches in einer Ecke stand und mit seiner Glut das Kommandozelt angenehm wärmte.
    “Du erlaubst doch.“
    Mit diesen Worten legte er den zweiten Teil seiner Befehle sorgfältig in das Becken und beobachtete, wie aus der trockenen Seite dünne Rauchfahnen entwichen.
    Als kleine Flammen emporschlugen wandte er sich erneut dem Legaten zu.

  • Macer las die Schriftrolle und beobachtete nebenbei die Tätigkeiten des Praetorianers. Dann blickte er zu seinem Tribun. "Lass' uns bitte allein, die Sache ist wichtig." Der Tribun salutierte und verliess das Zelt. Macer wandte sich an die Wache. "Keine Störung! Wegtreten." Als auch die Wache das Zelt verlassen hatte und der Eingang geschlossen war, bat Macer seinen Gast, Platz zu nehmen.


    "Kein leichter Auftrag, nicht wahr?"

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