- Bibliotheka - (Tarraco)

  • Sim-Off:

    Ist ok. Bis Montag und schönes Wochenende.


    Sie nahm das Schriftstück entgegen und setzte sich damit an den Tisch um es zu lesen. "Lege die Schriftrolle bitte wieder zurück in das Regal."


    Dann machte sie sich daran es zu lesen.
    Sie musste leicht schmunzeln über den Versuch des jungen Schülers, auch wenn sie zugeben musste, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte. Sie nickte anerkennend, als sie die Lektüre beendet hatte.


    "Das hast du gut gemacht. Ich muss sagen, du hast es geschafft viele wichtige Dinge in eine recht gute Kurzform zu bringen."


    "Aber ich hoffe du weisst, dass solche Wissensaufgaben nur ein Teil deiner Ausbildung sind. Der größere und wichtigere Teil wird sich darum drehen, dass du im Dienst an den Göttern assistierst, sobald der Tempel endlich bereit ist."

  • Wie aufgetragen legt er die Schriftrolle wieder an exakt den Platz zurück, an dem er sie am Vortag aus dem Regal herausgezogen hatte. 8) Dann geht er zu Tiberia Claudia an den Tisch.


    "Jo, dat is mir klar. Als du so beschäftigt warst, da hab ich der Pontifex Hispania schon bei nem Opfer geholfen. Ich wollt da eigentlich nur bei zuschauen, weil dat nen Mars-Opfer bei der Legion war aber sie hat mich dann direkt rangenommen... also... ich mein, also, ich durft ihr direkt helfen. Dat war ne kühle Sache."

  • Sie schaute ihn recht vorwurfsvoll an.


    "Ich möchte, dass du an deiner Sprache arbeitest. Einem Priester des Mercurius, wenn er auch noch nicht ausgebildet ist, ist eine solche Ausdrucksweise nicht würdig. Denn wie du hoffentlich weisst, repräsentiert Mercurius facundus die Gewandheit des Wortes. Und ich möchte nicht, dass einer seiner Priester nicht in der Lage ist sich in adäquater Weise zu artikulieren. Haben wir uns verstanden?"

  • Vic schaut sie skeptisch an. Was meint sie damit? Was soll an seiner Sprache nich stimmen? Wahrscheinlich hat sie Vorurteile, nur, weil er mal ein Peregrinus gewesen ist.


    "Mit allem Respekt, ich weiß ja nich, was es an meiner Sprache auszusetzen gibt. Mag sein, dass ich aus einfachen Verhältnissen komm, aber die Götter haben mir dabei geholfen, dass ich meinen Weg gehe, dass ich den Feldzuch überlebt hab, dass ich mein Bürgerrecht bekommen hab und dass ich ihnen dienen kann. Und ich glaub nicht, dass sie das zugelassen hätten, wenn sie an meiner Sprache was auszusetzen hätten. Und um dat hier nochmal zu verdeutlichen, ich will auch kein Mercurius-Priester werden, dat is nich meine Aufgabe. Ich will Mars-Priester werden, Mars, M-A-R-S. Man hat mir gesagt, dat macht nix, ich soll bei der Mercurius-Priesterin lernen, weil die Grundlagen dat selbe sind. Und ich find dat nich schlecht, man muss sich ja nich gleich so versteifen. Aber, eines fernen Tages, wenn ich dat noch erlebe, dann will ich doch einfach nur Mars-Priester sein und auch wenn ich immer noch nich weiß, wat an meiner Sprache verkehrt sein soll, beim Militär hat mich noch jeder verstanden und dat sind die Jungs, die Mars brauchen und die können nix mit nem Priester anfangen, den sie nichmal verstehen, wenn er irgendwelche hochgestochene Worte artikuliert."

  • Auch wenn sie innerlich brodelte blieb sie ruhig.


    "Mir ist es egal, ob du der Meinung bist, dass du hier nur eine Zwischenstation machst, solange du dem Kult des Mercurius angehörst und vor Allem, solange du mein Schüler bist, dienst du Mercurius und niemandem sonst. Und was ich an deiner Sprache auszusetzen habe ist ganz einfach. Es heisst 'DAS' und nicht 'DAT', es heisst 'NICHT' und nicht 'NICH'. Und auch wenn du bisher gut durchs Leben gestolpert bist, ohne eine vernünftige Sprache zu haben, so werde ich dafür sorgen, dass du niemals mehr als ein einfacher Schüler wirst, solange du mir und unserem Herrn Mercurius nicht den nötigen Respekt entgegenbringst indem du dich in vernünftiger Art und Weise ausdrückst."


    Sie holte Luft.


    "Du kannst von mir aus in der Taverne mit deinen Kumpanen von der Legion soviel rumpöbeln wie du willst, aber in meiner Gegenwart erwarte ich, dass du dich in einer vernünftigen Sprache ausdrückst. Wenn du das nicht kannst, sehe ich mich auch nicht in der Lage dich auszubilden."

  • Das geht Vic nun entschieden zu weit. Ja, er will Marspriester werden, und er würde auch Mercurius-Schüler sein, aber er wird dafür nicht seine Herkunft verraten.


    "Vernünftige Sprache? Und wer bestimmt dat? Also die Pontifex Hispania Helena Tiberia hat sich ziemlich viel mit mir unterhalten, für dass dat ich so furchtbar rede. Und ich frag mich wahrlich, was es die Götter kümmert, ob da ein T oder ein S steht, oder ob das T überhaupt ganz und gar fehlt. Ganz ehrlich, ich glaub nich, dass die Götter so pingelig sind und wenn doch, dann frag ich mich, warum ich überhaupt hier bin. Aber wenn du meinst, dass dat so wichtig wäre, dann werde ich nach Roma reisen und beim Pontifex Maximus vorsprechen und ihn um die Meinung der Götter bitten. Denn wenn mich die Götter nich so haben wollen, wie ich nunmal bin, dann is dat wohl alles keine gute Idee."

  • Sie musste innerlich plötzlich lachen.


    Sie stand auf und stellte sich ihm gegenüber, ihren Blick direkt in seine Augen gerichtet.
    So blieb sie einen Moment stehen und schaute ihn scharf an.


    "Du kannst dir die Drohungen mit dem Pontifex Maximus sparen. Es geht mir bei der ganzen Sache weder darum, dass ich aus dir einen anderen Menschen machen will, denn ich glaube daran, dass sich die Götter etwas dabei gedacht haben dich auszuwählen, noch geht es mir darum meine persönlichen Wünsche zu erfüllen, auch wenn es mir nur Recht wäre, wenn du mich nicht weiterhin mit deinem Gossendialekt ansprechen würdest. Es geht mir bei der ganzen Sache um zwei Dinge."


    Sie atmete tief ein.


    "Zum einen, ist wie bereits erwähnt Mercurius ein Repräsentant der Gewandtheit des Wortes und daher finde ich es angebracht, wenn auch seine Priester diesem Ideal wenigstens zum Teil entsprechen könnten."


    Sie ging zu einem Regal, holte eine lange Schriftrolle heraus, suchte darauf einen Abschnitt und hielt ihn ihm hin.
    "Zum anderen geht es mir um diesen Abschnitt des Codex."


    Codex Religiosus


    PARS PRIMA – Allgemeines
    Die meisten der sakralen Aufgaben gelten laut Gesetz des Imperium Romanum als Rang und schließen somit nichtreligiöse Zweitränge aus. Politische Ämter allerdings nur in einigen Fällen. Die Zugehörigkeit zu den Kultvereinen steht allerdings jedem götterfürchtigen Römischen Bürger frei, sofern die Statuten dieses Vereins dies zulassen.


    Bei Gebeten, Gelübden, Opfern und Weihen ist die korrekte Wortwahl ausschlaggebend dafür ist, ob die Handlung als korrekt gilt. Bei Formfehlern des zelebrierenden Priesters, sei es in Wort, Bewegung oder Geste, kann das für eine religiöse Handlung bedeuten, dass sie bis zu einem Dutzend Mal wiederholt werden muss. Im privaten Bereich sind die Auflagen nicht derart streng.


    "Ich hoffe du verstehst mein Anliegen nun etwas besser."

  • Darum geht es also, warum kann sie das nicht gleich sagen. Vic geht zu der Schriftrolle mit der Religions-Fibel, zieht sie nochmals aus dem Regal und rollt sie auf.


    "Aus dem Punkt Gabe, im speziellen blutige Opfer möchte ich zitieren: Fehler sind bei der nicht korrekten Durchführung des Opfers und, beziehungsweise oder des Gebetes zu suchen. Darauf Bezug nehmend steht des weiteren im Abschnitt 'Gebet': Es ist auch von entscheidender Bedeutung, dass der genaue Wortlaut der Formel eingehalten wird, da sonst das Gebet nicht wirksam ist."


    Er hält Claudia die Rolle vor die Nase.


    "Ich habe diese Richtlinien bereits in Rom einige Male gelesen und gestern nun nocheinmal hier wiederholt. Ich bin doch nicht blöd, auch wenn du dies zu glauben scheinst. Ich bin mir durchaus der Bedeutung und des Inhaltes dieser Worte bewusst und habe sie bereits verinnerlicht. Des weiteren wird es mir wenig Mühe bereiten, zuvor gelernte Worte in Syntax und Semantik korrekt aufzusagen und dabei sogar eine gute Intonation zu finden. Denn ich spreche mir durchaus einiges an Talent im Bereich der Eloquenz zu. Was den Göttern jedoch gebührt, das gebührt niemandem sonst und Worte dieser exzellenten Sprechweise, die einen großen Respekt vor den Göttern verdeutlicht, werden daher diesen vorbehalten bleiben. Mit den übrigen Wesen dieser Welt werde ich sprechen, wie man in meiner Heimat spricht, denn ich verleugne weder meine Herkunft, noch werde ich irgendjemanden auf eine Stufe mit den Göttern stellen. Ich hoffe doch, dat leuchtet ein."


    Er rollt die Rolle wieder zusammen und legt sie an den ursprünglichen Platz zurück.


    "Und im übrigen war dat keine Drohung, ich weiß nur gern, woran ich bin. Und ich hab auch kein Problem damit da oben," er weist mit dem Finger nach oben, "nachzufragen wies aussieht. Niemand is perfekt, auch nicht, wenn er Sacerdos is."

  • Claudia begann zu lächeln.


    "Sehr gut, ich sehe, du bist durchaus in der Lage das, was in einer Schriftrolle, die du zu kopieren hast zu behalten und zu verstehen."


    Sie ging wieder zu dem Tisch und setzte sich.


    "Ausserdem erwarte ich von niemandem, dass er seine Herkunft verrät. Und noch ein Letztes: Ich hoffe, auch wenn du niemanden mit den Göttern auf eine Stufe stellst, dass du doch zumindest deinem Kaiser einen ähnlichen Respekt wie diesen entgegenbringen wirst, wenn du ihm einmal gegenüberstehst."


    Sie wies ihn mit einer Handbewegung sich zu setzen.


    "Jetzt aber genug über solche Dinge. Wir haben Wichtigeres zu tun, schliesslich bist du hier um ausgebildet zu werden, wenn auch nur von einer unperfekten Sacerdos." sie grinste.


    "Was weisst du über die Einweihung des Mercurius-Tempels in Rom am 15. Mai 495 v.Chr?"

  • Vic nimmt etwas erstaunt über den Sinneswandel seiner Lehrerin Platz. Vielleicht is sie ja doch gar nicht so übel, auch wenn er sich davor hüten würde, sie auf seine Liste der gern gesehenen Damen in seinem Lager zu setzen.


    Er überlegt kurz.


    "Hmm, also die Iden den Mai wurden gewählt, weil dat der Geburtstag des Mercurius is und er außerdem auch seiner Mutter, der Maia geweiht is. Seitdem is das ja nun der Tag der Kaufleute, weil Mercurius schließlich für die zuständig ist. Zur Einweihung selbst weiß ich aber nix."

  • "Gut. Wobei diese Wissenslücke in Bezug auf die Einweihung geschlossen werden sollte. Und damit hätten wir bereits deine neue Aufgabe. Ich möchte, dass du dich über die Einweihung informierst und mir morgen über deine Erkenntnisse berichtest."


    Sie stand auf und ging auf eines der Regale zu. Sie schaute darüber und zog dann eine extrem dicke Schriftrolle heraus.


    "Hier drin wirst du finden, was zu suchen ich dir aufgetragen habe. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass du es mir einfach nur auswendig aufplapperst, sondern ich will es in deinen eigenen Worten hören."


    Sie ging auf ihn zu und gab ihm die Schriftrolle. Dann ging sie auf die Tür zu. "Morgen treffen wir uns im Marstempel. Sei pünktlich. Auf Wiedersehen." sagte sie und verliess die Bibliothek.

  • Marstempel? Is er nun Discipulus im Auftrag des Mercurius oder nich? Irgendwie scheint sie sich nicht entscheiden zu können. Aber ihm solls recht sein.


    Er nimmt die Schriftrolle auf und schaut sie an.


    "Dat kann ja ne lange Nacht werden." murmelt er vor sich hin und verlässt die Villa.

  • "Starrst du jede Sklavin so an?" fragte Claudia, die sein Eintreffen von ihrem Platz zwischen den Regalen verfolgt hatte.


    Sie kam hervor und brachte eine, zur Abwechslung mal, kleine Schriftrolle mit, die sie auf den Tisch legte.

  • Sie musste lächeln.


    Sie ignorierte die Schriftrolle und setzte sich.


    "Da du ja eine gewisse Faszination für blutige Opfer zu haben scheinst, tu mir doch bitte einmal den Gefallen und erzähle mir in deinen Worten, wie ein solches Opfer abläuft."

  • Ein Thema, für das sich Vic tatsächlich begeistern kann. Er reibt sich die Hände und legt los.


    "Die Opferarbeit fängt schon vor dem eigentlichen Opfern an, nämlich beim Aussuchen vom Opfer. Man muss wählen, was fürn Tier man opfert, welche Farbe es hat, für Marsopfer werden beispielsweise rote Tiere herangezogen, dann ob dat ein männliches oder weibliches Tier sein soll und wie alt es sein soll. Am Tag der Durchführung kommt dann die rituelle Reinigung, das Tier wird mit Wasser bespritzt und mit Salzlake eingerieben. Das alles geschieht übrigens wie auch dat Opfer selbst auf einem Altar vor dem Tempel und nich drin. Is das Tier vorbereitet, fährt der opfernde Priester mit nem Messer über dessen Rücken, woraufhin der Opferdiener fragt, ob er handeln soll und zwar mit dem Wort Agene. Bestätigt der Opferleiter durch Age, dann führt er den Schnitt durch."


    Vics Augen fangen förmlich an zu leuchten, bei dem Thema.


    "Das Blut wird natürlich in einer Opferschale aufgefangen und wenn dat Tier ausgeblutet is, dann wird der Bauch aufgeschnitten und die Innereien werden angeschaut. Sind sie in Ordnung, dann hat die Gottheit das Opfer angenommen, dat heißt dann litatio, ansonsten muss das Opfer wiederholt werden, bis es passt. Wenn dat Opfer nich angenommen wird, dann kann das entweder daran liegen, dass der Gott es nicht will, oder auch daran, dass die gesprochenen Worte nich korrekt sind. Vielleicht hat ja jemand dat statt das gesagt, hrhr. Wenns ein größeres Tier war, dann gibts hinterher meistens nochn Opfermahl, bei dem das Fleisch verspeißt wird. Und dat wars dann. Dann folgt nur noch dat aufräumen."

  • Vic denkt kurz nach und ruft sich die dem Mercurius geweihten Tiere in Erinnerung.


    "Das is einmal die Schildkröte. Weil der Mercurius die Lyra aus nem Schildkröten- Panzer gemacht hat. Und noch die Eidechse."

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