- Cubiculum - (Tarraco)

  • Ohne den geringsten Widerstand leisten zu können, lächelt Livia mit der kleinen um die Wette. Unfähig, ihr den Finger wieder zu entziehen, verharrt sie und betrachtet fasziniert und begeistert das kleine Menschlein.


    :]

  • ________


    Dieser Tag war einfach erschöpfend gewesen. Bis vor wenigen Minuten habe ich noch mit Livia, Metellus und meinem Vater im Triclinium gesessen. Es war schön, einfach eine familiäre Stimmung durch meinen Vater zurückzuerhalten. Ein wunderbares Gefühl.


    Eine Sklavin half mir beim auskleiden und ich zog mir ein hauchdünnes Nachtgewand an. Mit einem Lächeln dachte ich daran, dass Publius dieses neue Stück sehr gefallen würde, wenn er erst einmal wieder hier war. Und auf diesen Moment freute ich mich schon sehr. Als ich meine Haare gelöst hatte entließ ich die Sklavin mit dem Wunsch nun ungestört zu sein und legte mich unter das warme Leinen.


    Und wie gut, dass mein Vater hier war. Ich liebte ihn noch genauso wie immer und das war auch gut so. Sicher, er hatte inzwischen mal eine etwas trunkenen Tage, doch das änderte nichts an meinen Gefühlen zu ihm. Ich blickte aus dem Fenster in der Nähe hinaus. Es war eine sternenklare Nacht und ich überlegte, ob Publius wohl gerade vielleicht auch in den Himmel sah. Vielleicht sogar zum gleichen Punkt?


    Die Gens Tiberia war eine tolle Familie, doch es fehlte noch, bis ich mich hier vollkommen heimisch fühlen würde. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, eine Patrizierin zu sein. Man hat sein ganzes Leben lang in Arbeit gelebt und nun war ich von Luxus umgeben. Schon früher hatte ich es besser als manches Plebejermädchen. Ob man das an meinen Umgangsformen bemerkte? Ob deshalb unsere Hochzeit in Frage gekommen ist?


    Wie schön, fand ich, dass kein großer Skandal ausgelöst wurde, durch unsere Hochzeit zwischen den beiden verschiedenen Ständen und den beiden Factiones. Und auch, dass mein Vater diesem Bund zugestimmt hatte, war etwas besonderes. Er sprang dabei über seinen eigenen Schatten, denn die Grünen mochte er ja nun nicht sonderlich.


    Ich drehte mich auf die Seite. Und langsam mit den Gedanken in meiner Kindheit begann ich einzuschlummern.


    ___________

  • Langsam wurde ich wieder wach. Etwas verwirrt schaute ich mich um... Wo war ich? Halt, dieser Raum ist das Cubiculum. Livia stand neben dem Bett und Sklaven waren auch da.


    "Es tut mir leid.", flüsterte ich. "Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte... Ich glaube, dieser Fisch letztens hat mir den Rest gegeben. Dann dieser Stress, das war wohl zu viel."


    Ich wollte mich wieder aufrichten, doch fehlte mir die Kraft...


    "Sobald es wieder geht werde ich die Villa verlassen... Ich kann hier unmöglich länger bleiben. Das kann ich dir nicht antun - ich glaube, du willst mich nicht wieder sehen?", sprach ich immer noch leise, teils wegen fehlender Kraft, teils wegen den Sklaven, die nichts mitbekommen sollten.

  • Seufzend, jedoch mit einem beruhigenden Lächeln setzt sich Livia auf einen Stuhl am Bett.


    "Mach dir keine Gedanken. Du bleibst selbstverständlich hier bis du wieder gesund bist."


    Sie deutet auf einen abseits wartenden Sklaven.


    "Dieser Sklave soll gute medizinische Kenntnisse haben. Er wird sich um dich kümmern."


    Dann wendet sie sich wieder Quirinalis zu.


    "Solltest du allerdings persönlich stark begehren die Villa zu verlassen, so möchte ich dich nicht gegen deinen Willen festhalten. Wohin wirst du überhaupt gehen?"

  • "Wohin? Keine Ahnung, vielleicht würde mich Gaius Didius Sevycius aufnehmen...
    Wenn ich hier nicht mehr erwünscht bin, dann gehe ich halt. Wenn man mein Dasein noch toleriert, werde ich bleiben."


    Ich fühlte mich schon besser.


    "Vielleicht war es ein Fehler... Aber ich muss dazu stehen!
    Du bist enttäuscht von mir, ich weiß. Hoffentlich sprichst du noch mit mir wenn wir uns begegnen. Und du wirst immer meine leibliche Schwester bleiben, daran wird sich für mich nichts ändern!"

  • "Nun... Wegen mir musst du selbstverständlich nicht zu irgendwelchen wildfremden Leuten ziehen. So lange nur ich noch hier bin, kannst du gerne in der Villa bleiben. Sie ist ja groß genug. Was unser Pater Familias dazu meint, das weiß ich natürlich nicht. Er wird wohl das letzte Wort in dieser Sache haben. Mit ihm wirst du sicher ohnehin noch darüber reden müssen. Oder ist das bereits passiert?"


    Mit ernster Miene sieht Livia Quirinalis an.


    "Nachdem Vater und Mutter gestorben sind, Lucidus uns verlassen hat und du nun auch noch gehst, bin ich nun wohl als einzige unserer kleinen Familie noch übrig geblieben. So schnell kann sich alles ändern..."


    Ihre Stimme wird immer leiser und trauriger. Abwesend blickt sie zur Seite und seufzt leise. Schnell richtet sie sich jedoch wieder auf und erlangt ihre Selbstbeherrschung zurück. Ein künstliches Lächeln legt sich gekonnt wie eine Maske über ihr Gesicht und verbirgt ihr aufgefühltes Innenleben perfekt.


    "Ich hoffe sehr, dass du bald wieder gesund wirst. Der Sklave sprach davon, dass du etwas schlechtes gegessen haben könntest..."

  • Ich wollte nur noch schlafen, war viel zu müde um die anderen Familienmitglieder noch zu begrüßen. Ich musste fix und fertig aussehen, meine Haare zerzottelt, doch ich war am Ende meiner Kräfte. Da sah ich, dass Quirinalis auf unserem Bett lag, ihm schien es schlecht zu gehen, er war vollkommen blass. Besorgt ließ ich meine Sachen fallen und ließ Minervina vorsichtig auf den Boden hinunter. Dann ging ich zu den beiden und fragte vorsichtig:


    "Was ist geschehen, kann ich irgendwie helfen?"

  • Helena betrat den Raum, wie ich aus den Augnewinkeln sehen konnte.


    "Nein, danke. Es geht schon wieder, es war wohl der Fisch, den ich letztens noch gegessen habe und dann der Stress dazu..."


    Traurig blickte ich zu Livia. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen - was ihr auch gelang. Aber ich kannte sie viel zu gut, als das sie mir hätte was vormachen können. Es war mir klar, wie es in ihrem Innern aussah...

  • Hier stimmte etwas nicht, dessen war ich mir sicher. Ich ließ meinen Blick fragend zwischen den beiden hin und her schweifen. Doch wenn es nur der Fisch war, warum war dann die Stimmung so gedrückt? Ich tat so, als ob mir noch etwas einfallen würde und entschuldigte mich lächelnd.


    "Da fällt mir ein, Polybios habe ich ja noch gar nicht begrüßt. Ich denke ihr haltet es ein paar Augenblicke ohne mich aus?"


    Ich zwinkerte den beiden mit gemischten Gefühlen zu und ging hinaus. Was war wohl vorgefallen? Aber es wirkte so, als wenn die Sache noch nicht geklärt war und ich wollte mich nicht aufdringen. So ging ich dann zur Bibliothek, wo ich sicher war Polybios anzutreffen, an den ich mich bereits wie an ein Familienmitglied gewöhnt hatte - merkwürdigerweise genau wie bei Chryseis. Claudia würde meinen Kopf rollen lassen, grinste ich.

  • Warum musste sie jetzt wieder gehen... Eine bedrückende Stille füllte den Raum. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und schon wieder rann mir eine Träne die Wange hinunter. Schnell drehte ich meinen Kof weg, damit Livia dies nicht mitbekam, denn es war eigentlich nicht meine Art, mich SO emotional zu zeigen.

  • Livias inzwissen aufgebaute äußere Fassade hält und aufmunternd nickt sie Quirinalis zu.


    "Sicher wird es dir schon bald wieder besser gehen. Vielleicht solltest du Helenas Anwesenheit direkt nutzen, um mit ihr darüber zu sprechen. Je eher die Angelegenheit erledigt ist, desto besser. Sie ist ein sehr verständnisvoller Mensch und wird das Ganze sicherlich verstehen."


    Sie ist sich zwar nicht so sicher, ob Helena ihre liebe, ruhige und verständnisvolle Art beibehalten wird wenn ihr Cousin tatsächlich die Familie verlassen will, doch sie will ihm trotz allem ein wenig Mut machen.


    "Bestimmt kehrt sie gleich zurück. Ich werde euch dann mal allein lassen, damit ihr in Ruhe darüber reden könnt. Immerhin ist sie die Frau des Pater Familias und wird seine Meinung zu soetwas kennen. Ich wünsche dir viel Glück."


    Livia lächelt unverbindlich und verlässt schließlich den Raum. Beim Hinausgehen nickt sie dem Sklaven mit den medizinischen Kenntnissen noch einmal auffordernd zu, so dass der sogleich aus seiner Starre erwacht und sich um den Erkrankten zu kümmern beginnt.

  • Lange schaue ich Livia hinterher und deutete einem Sklaven an, er solle doch bitte Helena herbeibringen.


    Der in der Medizin beheimatete Sklave hatte wohl sehr gute Kenntnisse und mir ging es gleich viel besser.


    Hoffentlich würde Helena bald da sein...

  • Man hatte mich gebeten, doch noch einmal herzukommen und mit fragendem Blick betrat ich nun unser Schlafzimmer. Livia war gar nicht mehr hier und ich blickte zu Quirinalis.


    "Was kann ich für dich tun?"

  • "Danke, dass du gekommen bist!"


    Jetzt musste ich also ihr die ganze Geschichte mit dem Genswechsel erzählen...


    Sim-Off:

    Da du das ja alles kennst, muss ich das ja nicht nochmal schreiben, ne? :)


    ...und war gespannt auf ihre Reaktion. Vermutlich würde sie ausrasten, aber ich darf mich nicht beschweren.

  • Ich sah ihn bei seinen Worten stillschweigend und ernst an. Ich habe bei seinen ersten Worten schon Verdacht geschöpft, denn es wäre schon seltsam gewesen wenn sich niemand beschwert hätte. Wie sollte ich nun als Frau des Pater Familias reagieren? Ich war noch nie mit einer solchen Situation konfontiert gewesen. Langsam und mit nachdenklicher Stimme sprach ich...


    Nun, ich... verstehe dich und respektiere es. Doch du bist dir auch wirklich sicher, dass du es nicht noch einmal versuchen möchtest? Die Leute in der Veneta sind sehr nett! Nun, dass ich nicht beosnders begeistert bin, dass du gehen möchtest verstehst du sicherlich. Ich finde es sehr schade, dass du gehen möchtest, denn ich mag dich wirklich sehr. Vorallem für Livia wird es schwer werden...

  • Erstaunen kam über mich, als sie anfing zu reden... Damit hatte ich nicht gerechnet.


    "Nein, mein Weggang ist endgültig... Es tut mir leid, vielleicht bin ich ja eine so straffe Führung nicht gewohnt."


    Überflüssig, zu erwähnen, dass ich es selbst fast schon als Fehler ansah, doch ich stand zu dieser Entscheidung...


    "Ich mag dich auch sehr und ich möchte nicht den Kontakt abbrechen, nicht zu dir und nciht zu Livia und nicht zu den anderen, die mir ans Herz gewachsen sind!"


    Und wieder hatte ich mit meiner Beherrschung zu kämpfen...

  • Ich schickte den Medicus hinaus, er solle wiederkommen wenn ich es verlangte. Und er solte die Tür hinter sich schließen, was er auch tat. Dann setzte ich mich zu Quirinalis.


    "Wirst du in Hispania bleiben? Und... möchtest du es Maximus selbst sagen oder soll ich das für dich übernehmen? Ich habe das Gefühl, dass auch dich das ziemlich mitnimmt... Sei ruhig offen, du weißt ich tratsche nicht und ich nutze es auch nicht aus. Vielleicht bin ich manchmal aufbrausend, doch tu ich etwas falsch entschuldige ich mich. Wo wirst du hingehen?"


    Meine Worte waren ziemlich durcheinander gesprochen, doch er verstand schon. Ich sah, dass er gerötete Augen hatte, vermutlich weil er weinen wollte oder geweint hatte. Ich lächelte ihn nur beruhigend an.

  • Sie war so zuvorkommend.


    "Ja, ich werde in Hispania bleiben und zur Flavia Catus wechseln. Als patrizischer Römer werde ich auch noch den Mut aufbringen, Maximus dies alles persönlich zu berichten. Aber ich danke dir!
    Es hat auch was mit Marcia zu tun... Der Streit mit dem Pater Factiones der Praesina, hat sicherlich dazu geführt, dass er Marcia nicht der Tiberia anvertrauen wird! Allerdings erwarte ich deswegen kein Verständnis von dir... Ich habe das Gefühl, ich tue das alles aus Liebe zu Marcia und die Factio als Grund ist nur eine Art Ausrede, die ich mir selbst einrede... Es tut mir alles so leid..."


    Ich lächelte zurück. Helena war der zuvorkommendste Mensch, der mir je begegnet ist, sie wird ein herber Verlust für mich werden...

  • Da fiel mir das alles ein, was damals geschah. Oh, auch bei meiner Hochzeit hatte es verdammt viel Ärger gegeben. Ich nahm seine hand und drückte sie beruhigend.


    "Ja, ich kann das wirklich verstehen. Es wäre vielleicht nicht fair von Falco, doch auch seine Sichtweise könnte ich nachvollziehen. Vielleicht findest du ja eines Tages zu uns zurück, du wärest mir stets willkommen. Und einer Freundschaft wird hoffentlich auch eine Factiogesinnung nicht im Wege stehen."


    Ich sah zu Boden - nun würde ich Quirinalis nie mehr sonderlich gut kennenlernen können. Nicht mehr als Familienmitglied, sondern nur noch als Freund.


    Die Liebe macht aus uns allen Narren. Vielleicht erinnerst du dich noch daran, als mein Vater Cicero Octavius Anton noch der ehemaligen Gilvus angehörte und er mich auch nicht so gern ales Grüne sehen wollte? Ich muss sagen, die Grünen haben es nicht leicht und ich möchte auch mit keinem dort nachhaltig Streit haben. Doch ich persönlich hätte mich nie an die Praesina gewöhnen können und ich habe auch Verständnis dafür, wenn du die alten freundschaften nicht verlieren möchtest! Du kamst dort immer besser aus als ich.

  • "Du hast Recht, unserer Freundschaft sollte diese Sache nicht im Wege sein..."


    Ich hielt die Hand von Helena länger fest.


    "Ich erinnere mich an unser erstes Gespräch über Marcia", sagte ich und musste schmunzeln... "Wie sehr hatte ich Angst gehabt, dass es Ärger geben könnte... Weißt du, ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der so auf die Sorgen eines anderen eingehen konnte; ich wünsche mir manchmal deine Kraft."


    Es folgte eine längere Pause, in der ich tief durchatmete.


    "Wenn ich trotzdem ein gern gesehener Gast in euerer Villa bin, dann werde ich euch natürlich öfters besuchen kommen!"


    Lächelnd blickte ich zu Helena.

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