Praefectus Vehiculorum

  • " Hmmmm...." Cerretanus kaute kurz auf seiner Unterlippe herum und legte den Kopf etwas schief.


    " Das ist schlecht." meinte der Germanicer neutral. " Es dauert nur ein paar Minuten die ich in Anspruch nehmen werde. Und ich vermute dass der Praefect keineswegs ungemütlich wird wenn ich jetzt sofort mit ihm sprechen kann. Jedenfalls werde ich ihm sagen dass du hier großartige Arbeit leistest und dieser Posten dir wie auf den Leib geschneidert ist. Einen besseren könnte er nicht finden."


    Mit einem späteren Termin wäre Cerretanus überhaupt nicht zufrieden. Ausserdem würde es ja wirklich nur ein paar Minuten dauern. Ein JA oder NEIN des Praefectus Vehiularum wären für den Germanicer Antwort genug.

  • Der Schreiber zog in einem Anflug von Gefühlsregung die Augenbrauen in die Höhe. Paullus Germanicus Cerretanus war ein Schleimer! Dennoch, der Schreiber fühlte sich schon auch geschmeichelt.


    "Worum geht's denn überhaupt?", fragte er daher etwas milder gestimmt. Vielleicht hatte der Praefectus Vehiculorum ja doch spontan Zeit für ein kurzes Gespräch. Aber bisher hatte Cerretanus ja noch nicht einmal gesagt, worüber er denn überhaupt reden wollte.

  • "Nun" Cerretanus räusperte sich knapp.


    "Also. Da ich die Kanzlei verlassen habe. Ich war für den Procurator ab Epistulis in erster Folge tätig doch war ich auch für andere als Notarius hilfreich.
    Ich bin nun hier um die Stelle als Stationarius zu besetzen. Denke dass der Praefect dafür ein Ohr haben wird.
    Und warum will ich das? Mein Neffe...Germanicus Aculeo war lange Zeit hier tätig. Ich möchte dessen Fußspuren verfolgen."


    Vermutlich würde dem Scriba die diversen Ausführungen am Allerwertesten vorbei gehen und nur das wichtigste interessieren, wie eben dass Cerretanus den Posten als Stationarius antreten möchte, aber ein paar Informationen mehr könnten doch recht hilfreich sein. Vllt kannte der Scriba sogar den Verwandten.

  • Der Schreiber horchte auf. Ein Mann mit Erfahrung in der kaiserlichen Kanzlei? Das klang vielversprechend. Mit einem Mal konnte der Schreiber sogar lächeln.


    "Ach, du möchtest dich bewerben?! Sag das doch gleich! Der Praefectus wird bestimmt einen Augenblick für dich erübrigen können. Und mit deiner Erfahrung... na, wenn ich das gewusst hätte..."


    Der Schreiber erhob sich, klopfte an einer Tür, die zu einem weiteren Raum führte, und wurde hereingebeten. Er steckte den Kopf zur Tür herein und man konnte einen gedämpften Wortwechsel vernehmen. Schließlich öffnete der Schreiber die Türe und winkte Cerretanus herein.


    "Germanicus, der Praefectus Vehiculorum Sextus Mallius Numida empfängt dich."


    Besagter Praefectus Vehiculorum saß in seinem Arbeitszimmer hinter einem gut aufgeräumten Schreibtisch. Die Wände wurden gesäumt von Regalen, die in rautenförmigen Fächern mit Papyrusrollen gefüllt waren. Zur Begrüßung erhob Mallius Numida sich.


    "Salve, Germanicus. Willkommen. Du möchtest dich also als Stationarius bewerben?" Er reichte Cerretanus die Hand zum Gruß und bot ihm einen Sitzplatz an. "Erzähl mir von dir, sei so gut. Wen habe ich vor mir?"

  • Nachdem der Schreiber des Praef. Vehiculorum überzeugt war konnte Cerretanus ohne weiterer Überzeugungsarbeit zum Praefekten eintreten.
    Dieser saß gerade hinter seinen Schreibtisch, erhob sich aber als Cerretanus das Officium betrat und freundlich begrüsst wurde.


    "Salve, Praefect Mallius. Ich bedanke mich für deine Aufmerksamkeit. Dass du es schaffst ein wenig Zeit zu erübrigen."
    Cerretanus nahm Platz und nickte. " Ja, genau. Für den Posten des Stationarius möchte ich mich bewerben." beantortete der Germanicer die Frage seines Gegenübers.


    "Nun.....viel gibt es wohl nicht zu erzählen über meine Person. Mein Vater ist Decius Germanicus Corvus. Meine Mutter Germanica Aelia, gebürtige Didia.
    Beide sind im Stand eines Eques des Imperiums."
    Kurz überlegte Cerretanus. Er wusste nicht so recht was er nun über sich selbst erzählen sollte bzw konnte. Er blieb einfach bei der Wahrheit und versuchte sich selbst nicht besser darzustellen als er es selbst war.


    " Ich bin 19 und wuchs ohne länger Unterbrechung in Rom auf. Danke dem guten Stand meiner Eltern war auch meine Ausbildung entsprechen.
    Bis vor kurzem, also vor der Zeit meiner Tätigkeit in der Kanzlei waren meine Ziele eher niedrig gesteckt. Ich musste mich nicht verplichten meine Person in der Öffentlichkeit zu präsentieren aber die Kanzlei hatte mir gezeigt dass es ohne Ordnung nicht wirklich funktioniert.


    Nun bin ich jemand der einen Weg gefunden hat um sich etwas aufzubauen. Meine Eltern sind beide ausserhalb Roms. Schon länger habe ich sie nicht gesehen daher ist es gut selbstständig zu werden und zu sein."


    Momentan war dies alles was dem Germanicer einfiel über sich zu sagen aber er vermutete dass der Praefect sich nocht einige gezielte Fragen stellen würde.


    Ob er vllt kurz ansprechen sollte dass ein Verwandter auch schon auf den Stuhl saß auf dem der Praefect nun saß? Nach kurzem überlegen verwarf er den Gedanken und wartete nun auf eine Reaktion Mallius`.

  • Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum winkte lässig ab. Für einen Bewerber auf einen vakanten Posten hatte er immer Zeit. Anschließend hörte er neugierig zu, was Cerretanus über sich zu erzählen hatte.


    "Du warst Notarius in der Administratio Imperatoris, ist das korrekt?", fragte Mallius zunächst nach, nur um dann hinterherzuschieben: "Du kommst aus gutem Hause, so viel steht fest. Deine Familie hat schon immer verantwortungsvolle Posten im Reich besetzt und guten Dienst für Rom geleistet."


    Nachdenklich rieb Mallius sich das Kinn. Dann sagte er: "Und weshalb möchtest du nun Stationarius im Cursus Publicus werden? Sollte ein junger Mann mit deinem familiären Hintergrund nicht eine Laufbahn als Eques anstreben? Und hast du schon Fürsprecher gewonnen, die deine Laufbahn unterstützend begleiten?" Üblicherweise suchte man sich ja einen Patron, der einem gleich die wichtigen Türen öffnete.

  • " Praefect " Cerretanus lächelte.


    " Die Leistungen meiner Familie sollten meiner Meinung nach nicht gezwungenermassen den Weg vorgeben der mir bestimmt ist. Wobei du es schon richtig gedeutet hast. Ich strebe natürlich an Eques des Imperiums zu werden.
    Doch....Meine Eltern ließen mir genügend Freiraum um selbst entscheiden zu können. Manche Traditionen sind eben doch...sehr einschränkend für die Verwirklichung seiner Wünsche und Träume.


    Der Posten des Stationarius ist hinsichtlich interessant da es eben, was meine Familiengeschichte betrifft, dagegen spricht. Was bedeutet es schon viel wenn man sich nicht auf seine Familie beruft? Was bedeutet es wenn man keinen Fürsprecher hat der einem in so einem Fall weiter hilft?"


    Cerretanus stellte absichtlich diese Fragen. Er wollte wissen wie der Praefect gestrickt war. Ob dieser in alten Bahnen dachte oder doch auch Freigeister akzeptieren konnte und würde.

  • Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum nickte bedächtig. Es war seinem Gesichtsausdruck nicht eindeutig zu entnehmen, ob er die Einstellung des Germanicus guthieß oder nicht. Vielmehr hörte er bis zum Ende zu, bis er seine Meinung zu erkennen gab:


    "Keine Sorge, ich war bloß neugierig." Mallius lächelte entschuldigend. "Ich denke, du bist qualifiziert für den Posten des Stationarius. Und ich denke, dass du keinen Fürsprecher brauchst, um mich davon zu überzeugen. So oder so wirst du mit dem nötigen Ehrgeiz das Ziel - Eques Imperii - erreichen, da bin ich zuversichtlich."


    Der Praefectus Vehiculorum zuckte mit den Schultern. "Wie dem auch sei. Ich gratuliere dir, du hast die Stelle. Die Ernennungsurkunde werde ich zeitnah ausstellen lassen. Du kannst dich dann in, sagen wir... zwei Tagen in deinem neuen Officium einfinden. Einverstanden?"

  • " Eifer und Ehrgeiz. Genau." Mit einer simplen Geste unterstrich er seine Worte und stimmte somit auch Praefectus Vehiculorum zu.


    " Ich danke dir nochmals für die Zeit und auch nun dafür dass du vertrauen in mich setzt. Und das ohne Fürsprecher. Ich werde pünktlich in 2 Tagen hier sein. Versprochen. Vale, Praefect Mallius."
    Cerretanus erhob sich, nickte leicht Richtung Mallius und verlließ mit einem zufriedenen Lächelnn dessen Officium.


  • Sextus Mallius Numida
    Sedes administrationis Italiae
    ROMA


    Salve Praefectus Vehiculorum!


    Mein Name ist Norius Carbo, ich erbitte einen Termin bei dir für eine Bewerbung als Stationarius im Cursus Publicus Italiae. Falls du Zeit für mich hast lass es mich bitte wissen. Ich bin für eine Antwort in der Taverna Apicia erreichbar.


    Vale bene


    Norius Carbo

  • Pünktlich zur vierten Stunde erschien Carbo am nächsten Tag beim Büro des Praefectus Vehiculorum. In seinen besten Kleidern gewandet, nach einer gründlichen Waschung und frisch rasiert trat er so vor den Sekretär mit einer kleinen Mappe unterm Arm und sprach ihn an: "Salve, ich bin Norius Carbo. Ich habe jetzt, zur vierten Stunde, einen Termin beim Präfekten heute."

  • "Ah ja, Norius Carbo. Salve." Die Begrüßung fiel knapp aus, aber der Sekretär schien informiert zu sein. Tatsächlich stand er nur Augenblicke später wortlos von seinem Schemel auf und öffnete eine Tür. "Bitteschön."


    Im dahinter liegenden Raum saß der Praefectus Vehiculorum und schien den Besucher ebenfalls zu erwarten. "Salve, Norius Carbo. Du kommst, um dich zu bewerben?"

  • Freundlich nickte Carbo dem Bediensteten zu und beobachtete, wie er aufstand und für ihn die Tür öffnete. "Danke sehr!" sagte er für diese Nettigkeit und betrat Das Büro des Praefectus Vehiculorum der Provinz Italias.


    Im Inneren sah er sich im Bruchteil einer Sekunde interessiert um. Sogar die Büros des Cursus Publicus waren hier größer und prachtvoller, als in der Provinz! Ja und dort in der Mitte saß auch schon jener Mann, der darüber bestimmen würde, ob Carbo sein Geld in Rom zukünftig bei der Post verdienen würde, oder nicht. Es wäre immerhin seine Wunschposition. Auf die Frage des Präfekten antwortete er: "Salve, Präfekt Mallius Numida! Ja es stimmt, ich möchte mich um den Posten eines Stationarius bewerben!"

  • Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum musterte den Bewerber eine Weile, während dieser die Begrüßung erwiderte. Dann machte er eine bedächtige Geste und übernahm wieder die Gesprächsführung:


    "Bitte, nimm Platz. Was kannst du mir über dich erzählen, was mich davon überzeugt, dass du ein guter Stationarius sein wirst?"

  • "Danke, Präfekt" sagte Carbo und setzte sich.
    Als er dazu aufgefordert wurde etwas über sich zu erzählen und seine Referenzen aufzuzeigen, öffnete der Junge seine mitgebrachte Mappe in der er alle wichtigen Dokumente aus seiner Zeit in Mogontiacum verwahrt hatte. Doch bevor er sie dem Präfekten zur Durchsicht aushändigte, erzählte er: "Also, mein Name ist wie gesagt Norius Carbo, ich stamme von einer langen Linie norischer Häuptlinge ab und bin in Aelium Cetium in Noricum aufgewachsen. Meine Sporen jedoch habe ich mir in den letzten beiden Jahren in Mogontiacum in Germania Superior verdient. Dort war ich über ein Jahr lang als Stadtschreiber für die Curia Mogontiaci tätig. Während dieser Zeit ist es ein besonderer Verdienst von mir gewesen, dass ich das städtische Archiv in einem völlig neuen System geordnet habe, da es lange Zeit völlig vernachlässigt und durcheinander gewesen war nach einem größeren Umbau der Curia." Carbo machte eine kurze Pause und zog einige erste Dokumente hervor. Dann fuhr er fort: "Im letzten Jahr dann war ich als Magister Vici auf der ersten Stufe der mogontiacischen Ämterlaufbahn tätig. Was ich unter anderem in diesem Amt bewirken konnte, kannst du hier in einer Kopie meines damaligen Abschlussberichts nachlesen, den ich angefertigt habe."
    Mit diesen Worten überreichte Carbo jetzt die Mappe mit allen darin befindlichen Schriftstücken. "Diese Schriftstücke beweisen, dass ich dazu fähig sein werde die Aufgaben eines Stationarius zur vollen Zufriedenheit vollbringen zu können, da ich sowohl als Stadtschreiber, als auch als Magister Vici umfassend mit administrativen und organisatorischen Arbeiten konfrontiert war, ganz zu Schweigen von der Bewältigung der Logistik von Großprojekten und der Erledigung der alltäglichen Aufgaben in einem officium. Ich kann Lesen, Schreiben und Rechnen und ich spreche Latein, Griechisch und Norisch und verstehe -zumindest den Worten nach- ein paar diverse germanische Dialekte."


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    ET IN NOMINE MVNICIPIBVS INCOLARVMQVE MOGONTIACI



    ERNENNE ICH
    Norius Carbo


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII KAL MAI DCCCLXVII A.U.C. (25.4.2017/114 n.Chr.)


    ZUM
    Scriba - Mogontiacum



    Quintus Propertius Plautus - Aedil Mogontiaci


    EDICTUM DUUMVIRORUM


    Hiermit ernennen wir folgende Municipes zu Magistraten des Municipium Cornelium Mogontiacensis:



    Zu Duumviri:
    Tiberius Servilius Saxula (NSC)
    Sextus Sanquinius Serapio (NSC)


    Zum Quaestor:
    Volusus Haterius Catulus (NSC)


    Zu Aediles:
    Manius Lamponius Fusus (NSC)
    [...]


    Zu Magistri Vici:
    Norius Carbo
    [...]



    Die Vereidigung der Amtsträger findet in der Basilika Mogontiaci statt.


    Es beglückwünschen die Wahlsieger



    Titus Numicius Macatus et Volusus Haterius Catulus

    ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLXVIII A.U.C. (17.11.2018/115 n.Chr.)




    Ich, Norius Carbo, gebürtig aus der Provinz Noricum und zuletzt Magister Vici des Vicus Apollinensis des Municipium Cornelium Mogontiacensis, lege hiermit gemäß dem Decretum Decurionum ANTE DIEM VII ID IAN DCCCLXVI A.U.C. (7.1.2016/113 n.Chr.) meine Rechenschaft über meine Amtszeit ab, damit dieser Bericht in der nächsten Contio des Ordo decurionum verlesen und danach öffentlich auf dem Forum ausgehängt werden kann, gemäß unserer Gesetze.


    Ich trat mit zwei großen Versprechen meine Amtszeit an, welche da wären: die Renovierung der Larenschreine meines Vicus und die wöchentliche, regelmäßige Aufführung von Theaterstücken zur kulturellen Erbauung und Unterhaltung unserer Einwohner.
    Ich kann mit Freude hiermit verkünden, dass ich beide Wahlziele vollständig erfüllen habe können. Wenden wir uns zunächst den Larenschreinen zu. Ich führte zu Beginn persönlich eine Inspektion und Sichtung des gesamten Baubestands zusammen mit meinem Scriba durch, um alle eventuell vorhandenen Mängel aufnehmen zu können. Anschließend ernannte ich mehrere Bauteams, mit jeweils speziellen Aufgaben, die sich in zwei Kategorien aufteilen ließen: Die erste Kategorie war ausschließlich für die Grundreinigungen für weniger beschädigte Schreine zuständig und dem Abriss derjenigen, die für einen Neubau vorgesehen waren, während die Teams der zweiten Kategorie aus kundigen Steinmetzen und Bildhauern bestanden, deren Aufgabe es war die abgerissenen Larenschreine neu aufzubauen. Dabei wurde streng darauf geachtet, dass immer nur ein Schrein gleichzeitig abgebaut wurde. Erst wenn der zuvorige wieder aufgebaut war, wurde der nächste angegangen. Auch sei angemerkt, dass so viel wie möglich von den alten Schreinen aufbewahrt und anschließend in den Neubauten wiederverwendet wurden. Insgesamt wurden zehn Schreine nur gereinigt, während sechs neu erbaut wurden. Als weiterer Zusatz sei auch noch erwähnt, dass ich aus eigenen Mitteln auch einen völlig neuen Schrein der Stadt Mogontiacum gestiftet habe. Sämtliche Listen, Arbeitsverträge und sonstige Aufzeichnungen im Zuge dieses Projekts sind natürlich noch vorhanden und können vom ehrenwerten Ordo decurionum bei Bedarf gerne eingesehen werden.


    Mein zweites großes Projekt war die Durchführung wöchentlicher Theateraufführungen im örtlichen Theater solange meine Amtszeit währte. Dazu ließ ich kleinere Mängel am Theater baulich beheben und engagierte eine Schauspielertruppe aus Vindonissa aus dem Süden der Provinz. Die Arbeitsverträge liegen zur Durchsicht zur Verfügung, ebenso wie alle von mir aufgestellten Spielpläne. Mein Budget ließ eine Aufführung pro Woche zu, wobei ich jedoch anmerken muss, dass es einmal zwei Wochen lang keine Aufführungen gegeben hatte, um die so frei werdenden Mittel für Gladiatorenspiele im Zuge des Fests der Compitalien verwenden zu können, was mich zu eben diesem bringt. Pflichtgemäß kümmerte ich mich um die Organisation dieser Festtage und stellte für die feiernde Menge an vielen öffentlichen Kreuzungen Bänke und Tische mit Essen, sowie Musikern bereit. Die Gladiatoren für die Spiele stammen aus dem Ludus Genucii, der Gladiatorenschule des Quintus Genucius Proculus, etwas südlich von Mogontiacum.


    Es sei auch noch gesagt, dass ich für die Vicani meines Bezirks immer ein offenes Ohr hatte, wenn sie mit Problemen zu mir kamen und ich versuchte ihnen zu helfen. Weiters leistete ich den ehrenwerten Duumvirn Beihilfe um die Aufdeckung eines germanischen Komplotts, wo jedoch die Ermittlungen noch laufen und ich deswegen nichts näheres sagen kann.


    Zum Abschluss meines Berichts einige kurze Worte zur Finanzierung. Ich bin zuvor nur bloßer Scriba im Dienste der Stadt gewesen, wie die ehrenwerten Herren Decurionen gewiss wissen werden und ich hätte mir beileibe nicht alle meine Projekte selbst leisten können. Die Renovierung der Larenscheine und alle Theateraufführungen (mit Ausnahme der ersten beiden Vorstellungen, die ich selbst bezahlte) wurden dankenswerterweise vom großzügigen und ehrenwerten Procurator rationis privatae Numerius Duccius Marsus finanziert, dem ich an dieser Stelle noch einmal besonders meinen Dank aussprechen möchte. Die von mir gestiftete Aedicula für die Laren jedoch wurde, wie schon erwähnt, von meinen eigenen Geldern bezahlt.


    Ich, Norius Carbo, schwöre hiermit, dass sich alles hier berichtete so wie dargelegt ereignet und seine Richtigkeit hat und ich einzig und alleine die Wahrheit gesprochen habe, bei meiner Ehre!


    NORIUS CARBO
    MAGISTER VICI - VICUS APOLLINENSIS


  • Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum hörte zu und griff nach den Schriftstücken, die ihm gereicht wurden. Bei der Tafel mit dem Bericht hob er die Augenbrauen. "Das muss ich jetzt aber nicht alles lesen, oder?", erkundigte Mallius sich und gab sich anschließend gleich selber die Antwort, indem er die Tafel rasch zurück gab.


    "Das hört sich alles so an, als hättest du in Mogontiacum eine gute Karriere vor dir haben können. Warum hast du das alles hinter dir gelassen und bist nach Rom gekommen, wo sich niemand für gemanische Dialekte interessiert, aber dafür eine Menge Menschen herumlaufen, die Latein und Griechisch sprechen?"

  • Carbo war etwas überrascht davon, dass ein Postbediensteter sich sträubte ein etwas umfangreicheres Schriftstück durchzulesen, um die Kompetenzen eines Bewerbers nachzuprüfen (wobei, andererseits...), doch auf die zweite Frage hatte er keine Schwierigkeiten zu antworten: "Gewiss, ich hatte einen guten Start und ich habe keineswegs vor dies alles entgültig hinter mir zu lassen, im Gegenteil. Private Angelegenheiten führten mich nach Italia und ich werde noch gut ein, zwei Jahre hier verweilen. Diese Zeit möchte ich nutzen, um mir hier in Rom das nötige Kleingeld für den Ordo decurionum Mogontiacums zu verdienen, damit ich als wohlhabenderer Mann, als ich es jetzt bin, in den Norden zurückkehren kann, um meine Karriere in der Lokalpolitik fortzusetzen. Bestimmt wirst auch du mir zustimmen, dass man in der Hauptstadt leichter an Geld kommt, als in der Provinz. Viel mehr Angebote, noch bessere Gelegenheiten. Außerdem möchte ich als Stationarius neue Leute kennenlernen, vielleicht erhalte ich so ja auch neue nützliche Kontakte, die mir später noch sehr weiterhelfen werden. Jedenfalls will ich mich als ersten Schritt dafür bei dir als Stationarius bewerben, für ein festes Einkommen und damit einhergehend etwas Sicherheit in der Fremde zu erhalten. Ich verspreche, du wirst von meiner Einstellung nur profitieren."

  • Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum machte nicht den Eindruck, dass ihn der Plan seines Gegenübers sonderlich begeisterte oder überhaupt nur überzeugte. Auf der anderen Seite schien er die Diskussion auch nicht vertiefen zu wollen, da seine Zuständigkeit das Postwesen war und nicht die allgemeine Karriereberatung.


    "Solange deine Arbeitsqualität nicht unter deinen persönlichen Plänen leidet, soll es mir Recht sein", antwortete Mallius daher mit einem Schulterzucken. "Du möchtest also gerne einer Station zugeteilt werden, die in oder zumindest nahe an Rom liegt? Habe ich dich da richtig verstanden?"

  • "Nein, natürlich nicht!", versicherte Carbo "Zeit meiner Anwesenheit hier in Rom werde ich als Stationarius immer darin bestrebt sein vortreffliche Arbeit abzuliefern, bei meiner Ehre!" Carbo war schon seit jeher ein sehr gründlicher Mensch gewesen und natürlich würde er auch jetzt nicht anfangen nur halbe Sachen zu machen. Wenn, dann ordentlich. So war er in seiner Zeit als Scriba Mogontiaci verfahren, als dieser eine Sklave damals ihn als Fährtenleser auf der Suche nach Thula angeworben hatte und zuletzt jetzt als Magister Vici.


    Als es dann um die Zuteilung einer konkreten Station als künftigen Arbeitsort ging, war sich Carbo in seinen Absichten auch hier sicher. "Genau, ehrenwerter Praefectus. Eine Station direkt hier in Rom wäre ideal, falls sich das einrichten ließe." Es wäre schön mitten in der Stadt arbeiten zu können, so wäre er immer direkt zwischen all den Menschenmassen hier und entsprechend der Lage seines zukünftigen Arbeitsortes, könnte er sich vielleicht auch bald nach einer eigenen kleinen Wohnung umsehen.

  • Sextus Mallius Numida


    Der Praefectus Vehiculorum kannte seinen Gegenüber erst seit dem Beginn des Gesprächs und wusste daher nicht, wie wichtig dieser es mit seiner Ehre nimmt, aber er entschied sich für eine wohlwollende Auslegung und nahm die Aussage als festes Versprechen an.


    "Nun, dann müssen wir mal schauen. Unbesetzt ist gerade nichts, aber wir müssen dich ja ohnehin einarbeiten", antwortete Mallius daher ohne weitere Verzögerungen zum zweiten Punkt. Mit dem Finger fuhr er eine Liste entlang, die er sich vom Tisch genommen hatte. "Hier, das wäre vielleicht gut. Da kann dich der Stationarius Germanicus Cerretanus einarbeiten und wenn es gut läuft, übernimmst du die Station. Er möchte nämlich eventuell versetzt werden. Mein Schreiber gibt dir die Beschreibung, wo die Station liegt, einverstanden?"

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