Praefectus Vehiculorum

  • Nach einem Gang zum Tabularium war mir nun der Name Titus Albius Severinus ein Begriff und ich fühlte tiefes Mitleid. Andererseits war mir leicht ums Herz. Es war einfach komisch, entsetzlich komisch. Ich lachte nicht und klopfte.

  • Mein Kopf lag schwer auf die Hand gestützt, welche sich schon förmlich in meine Backe bohrte. Meine Schwester war dieser Tage zu Besuch in Rom, samt ihrem Schwager aus Carnuntum. Wer jemals einen Mann aus Pannonia hat Wein trinken sehen, der weiß, dass einer aus Rom, so wie ich, keine Chance im Wettrinken hat. Und trotzdem versuchte ich es jedes mal wieder und jedes mal lag ich am Ende der Nacht unter dem Tisch und wachte mit einem Schädel auf, in welchem ganze Heerscharen ihre Tubicines und Cornicines bliesen.


    Vielleicht war auch dieses Klopfen nur ein Gespinst meiner Einbildung, doch wer wusste es schon? Ich nicht, und um es herauszufinden musste ich darauf reagieren. Ich setzte mich auf, nicht zu schnell, und blickte starr bis zur Tür. "Herein!"

  • Ich trat ein
    Salve! Ich bin Spurius Sergius Sulla und ich möchte zwei Schreiben nach Germania versenden. Bitte als Eilpost mit Rückantwort. Was kostet mich der Spaß?

  • Ich schaute den Mann fragend an. "Mit Rückantwort?" Da ich die Frage nicht so stupide im Raum hängen lassen konnte, fuhr ich fort. "Du meinst als Einschreiben mit Empfangsbestätigung? Das würde dann pro Brief fünfzig Sesterzen, gesamt also einhundert kosten."

  • Nein ich meine kein Einschreiben. Ich bezahle die Antworten da ich mir welche erhoffe. Es sind im ganzen dann vier Eilbriefe, was kostet das?

  • "Oh, das funktionniert leider nicht. Der Antwortschreiber gibt die Briefe ja beim Cursus Publicus Germania ab. Die Aufteilung des Cursus Publicus auf die einzelnen Provinzen ist nicht nur räumlich, sondern auch organisatorisch, wir haben hier keinerlei Einsicht in die Einnahmen oder Wertkarten der übrigen Provinzen, genau wie auch umgekehrt."

  • Dann werde ich den Obolus für die Rückantwort den Briefen beilegenn und zahle jetzt erstmal zwei Eilbriefe. Hier sind sie:

    Praefectus Castrorum Caius Iulius Seneca,
    Legio IX Hispana / Colonia Claudia Ara Agrippinensium / Germania Inferior / Provincia Germania


    Ave Seneca,
    ich grüße Dich aus dem frühlingserwachenden Rom und wende mich in ähnlicher Angelegenheit an Dich, habe ich doch die Ehre gehabt Deine Nichte Iulia Helena zu treffen, die ich als wunderbaren Menschen erlebte den ich gerne näher kennenlernen möchte. Deswegen bitte ich das Du, als ihr Pater Gentis, mir die Erlaubnis gibst um sie zu werben. Ich schwöre stets nur ihr bestes zu erstreben und alles zu tun um die Ehre der Gentes Iulia und Sergia zu mehren. Mit gleicher Post und Absicht wende ich mich heute an Marcus Iulius Lepidus. Ich stelle euch frei Erkundigungen über mich einzuziehen, mein Curriculum Vitae lege ich als Information bei.
    Mit vorzüglicher Hochachtung
    Vale
    Spurius Sergius Sulla, Eques


    Magistratus Marcus Iulius Lepidus,
    Mogontiacum / Germania Superior / Provincia Germania


    Ave Lepidus,
    ich grüße Dich aus dem frühlingserwachenden Rom und wende mich in ähnlicher Angelegenheit an Dich, habe ich doch die Ehre gehabt Deine Tochter Iulia Helena zu treffen, die ich als wunderbaren Menschen erlebte den ich gerne näher kennenlernen möchte. Deswegen bitte ich das Du, als ihr Pater Familias, mir die Erlaubnis gibst um sie zu werben. Ich schwöre stets nur ihr bestes zu erstreben und alles zu tun um die Ehre der Gentes Iulia und Sergia zu mehren. Mit gleicher Post und Absicht wende ich mich heute an Caius Iulius Seneca. Ich stelle euch frei Erkundigungen über mich einzuziehen, mein Curriculum Vitae lege ich als Information bei.
    Mit vorzüglicher Hochachtung
    Vale
    Spurius Sergius Sulla, Eques

  • Ich hab Lepidus die 40 Sesterzen mit klopfendem Herzen, verpackte das Rückporto, dankte und verließ das Officium.


    Sim-Off:

    Überwiesen

  • Nachdem ich die Briefe und Sesterzen verwahrt hatte, machte ich mich daran, wieder mit offenen Augen weiterzuschlafen. Bis zum Abend musste ich wieder fit sein, denn dann wartete das Revanchetrinken mit meinem Schwager auf mich. Und um mich heute unter den Tisch zu saufen müsste dieser elende Pannonier schon ganze Säulen leertrinken, da war ich mir sicher!

  • Mit einem Lächeln auf den Lippen trat eine junge Frau an die Tür des Officiums und hob die Hand, um zu klopfen - sie war ausgesprochen guter Laune und hielt eine gerollte Schriftrolle in der Hand, die ordnungsgemäß verschnürt und versiegelt war.
    "Salve!" rief sie aus, die Türe öffnend, um dann in das Büro hinein zu blicken, ob jemand anwesend sein mochte - und mit ihr kam ein guter Schwung Sonnenlicht des hellen Tags mit herein.

  • Jössas! Wollte mich diese Person umbringen? Ich erschrak beinahe zu Tode, als sie so in das Officium stürmte - und wie man von vielen Postofficien im ganzen Reich munkelte, so wäre ich nicht der erste gewesen, der tot hinter dem Schreibtisch umkippte. Doch zum Glück war ich noch jung und hielt einiges aus, so blickte ich denn mit großen Augen zur Tür. Und was ich dort sah, das entschädigte mich für doch gleich für alles. Viel war das zwar ersteinmal nicht, doch es war die Silhouette einer wohlgeformten Frau und sie war umringt von Licht, wie die Erscheinung einer freundlichen Nymphe. Natürlich wurde mir recht schnell klar, dass hier in der Curia der falsche Ort für eine Nymphe war und als sie weiter in den Raum trat erkannte ich das Spiel aus Licht und Schatten, welches durch die Tageszeit und meinen noch immer etwas dicken Kopf geprägt war. Dass sie keine Nymphe war, machte aber auch nichts, denn sie stellte sich als ganz schön fesches Geschöpf heraus und dies bewirkte, dass ich augenblicklich wieder munter wurde.


    "Salve, schöne Frau! Ich bin Gnaeus Postumius Rufus, Tabellarius Dispositus von Beruf. Doch während der Inspektionsreise der Praefecta vertrete ich diese." Das schindete sicher Eindruck, immerhin bedeutete es, dass ich genau so viel Ahnung hatte wie ein Praefectus. "Was kann ich für dich tun?"

  • "Dann bist Du genau der Mann, den ich jetzt brauche!" verkündete die nymphenhafte Römerin und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das mit dem Sonnenschein von draußen fast mühelos konkurrieren konnte. Es gelang ihr sogar dabei, es so klingen zu lassen, dass man an ziemlich viele Dinge denken konnte, wofür ein Mann gut sein mochte - nicht nur das Übergeben eines Briefes in die fernen Provinzen. Was genau sich Postumius Rufus dabei denken würde, lag jedoch ganz allein innerhalb der Grenzen seiner Phantasie bemessen ...


    "Ich möchte nämlich einen Brief nach Germanien schicken, zu meinem Vater ... und ich hoffe sehr, er wird bei Dir in guten Händen sein ..." fügte sie sanft an und blinzelte etwas, um sich an das Halbdunkel des Officiums zu gewöhnen, in dem sie den Tabellarius Dispositus nur nach und nach erkennen konnte. Während er sich von einem Schemen unter vielen zu einer Person mit scharfer Silhouette veränderte, trat sie auf ihn zu und wedelte schmunzelnd mit dem Brief umher.

  • Mir blieb fast die Spucke weg. Mich brauchte sie jetzt? Ja Wahnsinn! Oh ja, ich würde alles für sie tun, sogar ihre Briefe transportieren. Dieser warme Officiumsstuhl war keinen Pfifferling mehr wert, wenn ich dafür die Briefe, die sie mit ihrer eigenen, nymphenhaften Hand geschrieben hatte, dafür durchs Imperium tragen durfte! Und wie sie mich anschaute, doch, es war ganz sicher, nur ich durfte diese Briefe transportieren, nur mir wollte sie sie übergeben. Ich fühlte mich, ohne blasphemisch zu werden, wie ein junger Gott!


    "Ich werde ihn bis ans Ende der Welt transportieren, wenn es sein soll!" Ich schaute sie aus große Augen an und vergaß vor lauter Begeisterung ganz darauf, sie zu fragen, welche Versandart es überhaupt werden sollte.

  • Mit so einem durchschlagenden Erfolg hatte sie dann doch nicht gerechnet, aber als die Iulierin leise auflachte, versäumte sie es nicht, dem Mann vor ihr einen flatternden Augenaufschlag zuzugedenken, der mit einem entzückenden Lächeln garniert wurde. "Ah, nicht bis an das Ende der Welt, dann kann ich ja nie wieder einen Brief zu Dir bringen. Nur bis Germanien ..." fügte sie schnell an und schmunzelte sanft.


    "Wie lange braucht dieser Brief denn, bis er Mogontiacum erreichen würde? Ich kann mir die Reisezeiten nie merken, ich hoffe, du siehst mir das nach ..." Ihre Hand machte eine flattrige, leichte Geste, die für einen Moment an eine Tänzerin erinnern mochte, aber wohl eher etwas wie Unsicherheit ausdrücken sollte. "... und es liegt mir sehr viel daran, dass mein Vater weiss, wie es mir geht."

  • Sie würde wiederkommen! Wegen ihm! Hoffentlich würde die Praefecta noch lange in JWD herumbummeln, oder vielleicht... nein, so weit ging er dann doch nicht, dazu war ihm seine Praefecta zu schade, obwohl sie ihn verschmäht und jetzt den LACP hatte.


    Er räusperte sich. "Wenn er Rom verlässt, dann braucht der Brief zwischen fünf und zehn Tage, das kommt ganz auf die äußeren Umstände an. Witterung, wie gut die Pferde sind, die der Tabellarius erwischt und so weiter. Aber ich werde so schnell sein, wie kaum einer vor mir! Wenn es eilig ist, dann empfehle ich dir einen Eilbrief. Dieser geht heute noch auf die Reise und kostet zwanzig Sesterzen. Andernfalls kostet der Brief fünf Sesterzen, geht jedoch erst mit der nächsten regulären Sendung raus, was noch ein paar Tage dauern könnte." Hoffentlich würde sie einen Normalbrief nehmen. Je länger er hier liegen würde, desto länger könnte ich mich daran erfreuen.

  • Für einige kurze Momente lang war sie fast perplex - zwanzig Sesterzen für einen Eilbrief! Das war ein halber Wochenlohn ... aber andererseits, sie hatte eine halbe Ewigkeit keine Zeit gehabt, ihrem Vater zu schreiben und er würde zu Recht verstimmt sein, würde sie noch einen weiteren halben Monat vertrödeln, weil sie sparsam sein wollte. Innerlich seufzend nahm sie Abschied von dem Gedanken an die neue Tunika, die sie sich in dieser Woche noch hatte kaufen wollen, und dachte daran, wie lange es her war, dass sie ihren Vater gesehen hatte - fast zweieinhalb Jahre nun, und sie stellte fest, dass sie ihn doch mehr vermisste, als sie es gedacht hatte.


    "Dann möchte ihn gern als einen Eilbrief schicken, auch wenn Du eine arme Scriba aus Ostia fast ruinierst," scherzte sie mit dem Tabellarius Dispositus und verabschiedete sich in Gedanken bereits von den zwanzig Sesternzen - das Lächeln des Mannes machte diesen Verlust wenigstens halbwegs wieder wett. "Es macht doch hoffentlich nichts aus, dass es ein recht langer Brief geworden ist? Nicht dass ich da eine Überlänge bezahlen muss oder etwas in der Art ..." Ihre Wangen röteten sich etwas bei der Vorstellung, sie könnte zuviel geschrieben haben, zumindest würde es ihren Vater freuen, eine etwas ausführlichere Beschreibung ihres Lebens zu erhalten.

  • "Oh, das macht gar nichts. Nicht auf die Länge kommt es an..." Je mehr sie geschrieben hatte, desto mehr würde ich von ihr tragen. "... sondern auf die Worte." Ich nickte bestätigend und blinzelte zu ihr auf. Warum stand sie überhaupt noch? Ich Idiot! Hatte ich etwa vergessen, sie zu bitten Platz zu nehmen? Ich überlegte fieberhaft, doch nun war es eindeutig zu spät dafür. Doch sie würde wieder kommen und dann, ja dann würde ich sie sitzen lassen, dann würde ich ihr Wein und Wasser einschenken und ihr das Postsystem von hinten bis vorne und nocheinmal andersherum erklären.


    "Ich weiß, dass zwanzig Sesterzen recht viel sind und ich würde dir den Brief gerne kostenlos befördern..." Immerhin musste ich selbst dafür eine ganze Woche ackern, von einem Ende der Welt bis zum anderen reiten, durch Regen, Schnee und heißen Sonnenschein, durch Flussfurten, durch Sumpfgebiete und manchmal sogar durch Wüstensand. Wenn jemand wusste, wie hart zwanzig Sesternzen verdient waren, dann sicherlich ein Tabellarius Dispositus wie ich. "Doch leider mache ich die Preise nicht, sondern der Legatus Augusti Cursu Publico." Den Cheffe konnte ich ruhig direkt mal schlecht machen, immerhin hatte er mir die Praefecta vor der Nase weg geschnappt. "Und wir müssen leider jeden Brief genauestens verzeichnen, mit Datum und Preis." Ein entschuldigendes Lächeln lag auf meinem Gesicht, ich hoffte so sehr, dass sie mich verstehen und mir nicht zürnen würde.

  • "Du bist zu freundlich zu mir," hauchte die Iulierin lächelnd in die Richtung des wackeren Botenreiters und fächelte sich mit dem Brief kurz ein wenig frische Luft zu, bevor sie ihm diesen überreichte. "Und so vertraue ich dir meinen Brief nur zu gern an, weiss ich doch nun, dass er bei Dir in guten Händen sein wird .. auch wenn ich diesem Legaten, sollte ich ihn irgendwann einmal antreffen, sagen werde, was ich von seinen Preisvorstellungen halte," ergänzte sie mit einem vergnügten Lächeln.


    "Da darf man wirklich kein Vielschreiber sein, oder man muss reiche Verwandte haben." Sachte legte sie ihre Hände ineinander und blickte ihn lächelnd an. "Wenn Du einmal Post für den Duumvir oder den Magistraten zu Ostia hast, komm doch in meinem kleinen Officium vorbei, ich werde Dir gern einen gewässerten Wein bereitstellen - das Herumreiten auf den staubigen Straßen muss ja wirklich schrecklich sein jetzt im Sommer."


    Der Brief selbst war sehr fest verschlossen, als wollte sie sichergehen, dass niemand darin lesen würde, für den die Worte nicht bestimmt waren - eine nicht ungewöhnliche Vorsichtsmaßnahme. "Er ist an den Magistraten von Mogontiacum ..."


    Magistratus Marcus Iulius Lepidus
    Mogontiacum / Germania Superior
    Provincia Germania


    Salve mein geliebter Vater,


    ich hoffe, Du verzeihst mir, dass ich so lange nicht schrieb, doch die letzten Wochen waren voller Aufregungen und Anstrengungen, sodass mir kaum die Zeit blieb, meine Gedanken für einen Brief an Dich zu sammeln. Doch nun, da die Verhältnisse in der Casa Iulia in Rom endlich wieder einer geordneten Linie folgen, sollst Du erfahren, wie es Constantius und mir ergangen ist, seit wir in die Hauptstadt des Reiches zurückgekehrt sind. Du wirst nicht glauben, wo wir überall Spinnenweben und sonstiges Getier gefunden haben, seit Imperiosus aus der Casa ausgezogen ist, hat sich niemand wirklich darum gekümmert und die Sklaven haben die Gelegenheit nur allzu bereitwillig genutzt, es sich gut gehen zu lassen. Doch nach einigen antreibenden Worten und Anleitung ist die Casa wieder repräsentabel hergerichtet, und ich hoffe sehr, dass die Verwandtschaft, so sie denn auch in Rom erscheint, uns besucht, um zu sehen, dass die Iulier wieder in Rom einen Fuß in der Türe haben.


    Constantius hat sich bei den Cohortes Urbanae beworben und wurde natürlich als Rekrut angenommen - der nächste Mann in der gens, der sich unserer Familientradition widmet, mit einer Waffe in der Hand auszuziehen und alles, was entfernt aussehen könnte, als sei es uns feindlich gesinnt, damit niederzuschlagen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er dabei seine Freude und Erfüllung finden wird, wenigstens sind es nicht die Legionen geworden, die mir den letzten Bruder damit entrissen hätten. So kommt er immer wieder in der Casa vorbei, auch wenn er in der Kaserne schlafen muss. Obwohl er bisweilen recht müde wirkt, glaube ich doch, dass er sich wacker schlägt und Dir und unserer Familie Ehre machen wird - vielleicht lässt Du ihn wissen, ob Du mit seiner Entscheidung für die Cohortes einverstanden bist? Er würde sich sicher über ein Zeichen der Freude sehr glücklich schätzen.


    In Rom habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Kontakte zu knüpfen und mich unter diejenigen zu mischen, die in der Stadt Einfluss und Macht besitzen, aber auch jene, die danach erst noch streben, um Constantius, sollte es notwendig sein, Steine aus seinem Weg zu räumen. Er ist eben noch ein wenig jünger als ich und der Umgang mit Fremden fällt ihm noch nicht so leicht, dass ich darauf verzichten könnte. Wir haben in Mantua die Ludi Florales und in Rom die Ludi Martiales besucht, und amüsanterweise war es mir bei beiden Festen möglich, interessante Bekanntschaften zu machen, unter anderem den Magistraten zu Mantua, Titus Aurelius Cicero, einen sehr höflichen und patrizisch wirkenden Mann. Er lud uns gar in sein Gästehaus ein, um die Nacht dort zu verbringen, und ich muss gestehen, dass er ein sehr guter Unterhalter ist. Aber auch Rom bot interessante Menschen auf, unter anderem den Septemvir Vibius Valerius Victor, dessen Vorliebe für die Wagenrennen von Constantius geteilt wird, und den Magistraten zu Misenum, Manius Tiberius Durus, der ebenfalls vom Rennfieber angesteckt scheint.


    Wir wurden eingeladen, das Haus der Factio Veneta zu besuchen - und ich freue mich auf den Besuch, scheint doch der Rennsport Constantius' Vorsicht mit anderen Menschen ein wenig aufzuweichen. Vielleicht findet er dort Anschluss an Männer seines Alters, ich würde es mir jedenfalls sehr wünschen. Auch ein sehr reizendes Ehepaar, Decimus Artorius Corvinus und seine Frau Artoria Hypathia, konnte ich in Rom kennenlernen, sie ist eine sehr freundliche und weltoffene Griechin, er ein höflicher und vor allem recht gelassener Mann, den so leicht nichts aus der Ruhe zu bringen scheint. Du siehst, für einige Tage war ich also nicht untätig, ich habe auch die Stellung einer Scriba in Ostia angenommen, um unseren Unterhalt hier in Rom zu sichern, ohne allzu sehr auf einen Patron angewiesen zu sein, doch denke ich, wird es in den nächsten Wochen Zeit, dass Constantius sich ein wenig umsieht. Hast Du einen Wunsch, den wir in dieser Angelegenheit berücksichtigen sollen? Eine Familie, der wir in keinem Falle näher treten sollten?


    Aber wenn wir schon bei Familien sind, denen man mit Vorsicht begegnen sollte, so muss ich Dir auch von Spurius Sergius Sulla und seinen Schwestern Messalina und Seia berichten. Durch Zufall lernte ich ihn kennen, und da er ein Medallion verloren hatte, brachte ich ihm dies in Begleitung des Artorius Corvinus zurück - du glaubst nicht, was einem geschehen kann, wenn man einen Höflichkeitsbesuch bei einer althergebrachten Familie macht! Die Sergier scheinen seltsame Sitten angenommen zu haben, denn Sergia Messalina versuchte mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit des Artorius Corvinus auf sich zu lenken und scheute sich nicht einmal davor, einen Sturz auf der Treppe zu inszenieren, um ihn dazu zu bringen, sie zu berühren. Sergius Sulla scheint der älteste Mann der gens Sergia in Rom, und dass seine Schwester sich nicht besser benimmt als eine käufliche Frau aus den billigeren Vierteln Ostias, spricht nicht gerade für die Sergier - auch, dass er mich bei unseren Gesprächen betrachtet, als wolle er mir am liebsten die Stola vom Körper ziehen, lässt mich an seiner Ehrbarkeit zweifeln. Er übergab uns einen Weihestein zu Ehren unseres großen Ahnen, Caius Iulius Caesar, und dessen Rede für die Verteidigung Catilinas, aber ich habe den Eindruck, es könnte sich nur um den Versuch handeln, seine gens wieder ins Gespräch zu bringen und sie im Geiste der Menschen mit dem Namen der Iulier zu verbinden.


    Diese Familie erscheint mir recht sonderbar und ich fürchte, der Unterricht, um den er mich für Benimm und Anstand für seine Schwestern bat, wird wirklungslos an beider Köpfen vorbeischlüpfen. Wäre Titus noch am Leben, so wüsste er, was zu tun wäre, doch selten habe ich meinen Gemahl schmerzlicher vermisst als in solchen Stunden. Vielleicht weisst Du mir einen Rat für diese Angelegenheit? Ich möchte die Sergier nicht direkt vor den Kopf stoßen, aber dies alles fordert mehr Vorsicht denn ungehemmtes Vertrauen. Ich vermisse Dich, Vater, und ich hoffe, dass uns die Götter ein Wiedersehen in diesem Jahr ermöglichen - fühle Dich umarmt von Deiner Tochter


    Iulia Helena

  • "Ich möchte diesen Brief nach Germania senden"


    Iulia Livilla, Moguntiacum in der Provincia Germania


    Vale Livilla, vale liebste Freundin,
    nur kurz schreibe ich Dir denn ich weiß nicht aus noch ein. Was soll ich nur tun?
    Meine Schwester Seia hat mir nämlich gestanden das sie einen Freund hat. Sie hat ihn nicht nur geküsst.
    Doch was mache ich jetzt? Ich muss es doch Spuri sagen, doch das wäre Verrat. Wenn ich es ihm nicht sage ist es auch Verrat.
    So bin ich also eine Verräterin egal was ich tue.
    Rate mir!
    Deine Messalina

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