Bis nach Corsica drang die Nachricht, daß der Laeca auf Rom marschierte.
Zur Feier des Tages nahm ich ein Bad. Der Wein stand griffbereit. Das Leben war schön- auf Corsica.
Corsica: Insel der Verbannung
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Sim-Off: LOL, Stil hast Du, das muss man Dir lassen.
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Sim-Off: Stil? Ich weiß im Moment gar nicht, wofür ich eigentlich gekämpft habe.
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Da Vibullius offenbar anderweitig beschäftigt war und mit Leichtigkeit auf meine Anwesenheit verzichten konnte, begab ich mich auf den Weg zurück nach Rom.
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http://www.magieheim.at/jade/baum.jpg
Unter meinem Lieblingsbaum ließ es sich aushalten. Zumal die Sonne mir direkt in das Gesicht schien.
Amicus certus in re incerta cernitur. sagte ich zu mir und schlief ein.
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Unter meinem Baum sitzend nahm ich das Buch "Über die Politik" des Aristoteles. Als Provinzfürst von Corsica mußte ich mich ja weiterbilden, um mein Amt als gewissenhafter und pflichtbewußter Römer ausfüllen zu können.
Ich las:
... ferner gehört es zum Wesen der Tyrannis, dahin zu streben, daß ja nichts verborgen bleibe, was irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn belauschen, ferner alle Welt miteinander zu verhetzen und Freunde mit Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter sich. Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Maßregeln, die Untertanen arm zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Muße haben, Verschwörungen anzustiften. Ferner aber auch solche hohe Einkommensteuern, wie die in Syrakus auferlegten, denn unter Dionysios hatten die Bürger dieses Staates in fünf Jahren glücklich ihr ganzes Vermögen in Steuern ausgegeben. Und auch beständig Kriege zu erregen, ist der Tyrann geneigt...
Mir gefiel das Buch sehr.
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Sim-Off: Übertreib es nicht ..... ein guter Rat!
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Sim-Off: Nettes Buch!
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Ich las weiter. Diesmal den Epictet.
Nachdenklich runzelte ich meine Stirn beim lesen.
1.Der Standpunkt und das Kennzeichen
eines gewöhnlichen Menschen ist dies: er erwartet
niemals von sich selbst Nutzen oder Schaden, sondern
von äußerlichen Dingen; der Standpunkt und das
Kennzeichen eines Philosophen: er erwartet allen
Nutzen und Schaden von sich selbst.
2. Kennzeichen eines Fortschreitenden sind: er tadelt
niemand, er lobt niemand, er beschuldigt niemand,
er klagt niemand an, er spricht nicht von sich
selbst, als sei er etwas, oder als wisse er etwas. Ist
ihm etwas beschwerlich, oder hinderlich, so klagt er
sich selbst an. Lobt ihn jemand, so lacht er bei sich
selbst über den, der ihn lobt, und wenn er getadelt
wird, so verteidigt er sich nicht. Er geht einher, wie
die Kranken und fürchtet sich, etwas, das kaum erst
eingerichtet worden ist, zu bewegen, ehe es Festigkeit
erlangt hat.
3. Die Begierde hat er ganz aus sich entfernt, den
Widerwillen aber nur auf das gelenkt, was der Natur
der Dinge zuwiderläuft, die in unserer Gewalt sind.
Von dem Trieb macht er in allem nur mäßigen Gebrauch.
Ob man ihn auch für dumm oder unwissend
hielte, er achtet es nicht; und, um es kurz zu sagen, er
bewacht sich selbst wie einen Feind, und wie einen,
der ihm Netze stellt. -
Das Schiff lief ein und ich stand am Kai. Die Ladung wurde gelöscht und ich sah zu. Die Leinen wurden losgemacht und ich sah wie das Kielwasser schäumte.
Vielleicht war es doch nicht richtig jetzt zu gehen. Vibullius schien zwischen tiefer Depression und wahnwitzigen Ideen hin und herzuschwanken. So jedenfalls konnte er nicht gesunden. Sicher schadete ihm die Einsamkeit.
Seufzend drehte ich um und bestieg erneut die Anhöhe. Hoffentlich stand in Rom alles zum besten. Für die Interessen der Factio wollte ich noch einen Vorstoß wagen. Ich wollte Vibullius für die Albata gewinnen.
Nach einem längeren Aufstieg erreichte ich die Behausung, doch Vibullius war nicht zu sehen. Ein Pfad führte von hier weg und ich folgte ihm.
Nach einem kurzem Fußmarsch entdeckte ich Vibullius unter einem imposanten Baum. Leise trat ich heran und kauerte mich daneben.„Ich habe es mir anders überlegt und leiste dir noch etwas länger Gesellschaft, wenn du willst. Du liest ein Buch? Darf ich es sehen?“
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Unbemerkt von mir stand Crispina wieder hinter mir, als sie mich ansprach und mich um mindestens 10 Jahre meines noch so jungen Lebens altern ließ. Nachdem ich mich langsam von meinem Schock erholte, sah ich wohl genauso aus wie Anton, wenn er aus dem Bette stieg.
Wortlos zeigte ich ihr den Abschnitt, den ich gerade las:
Bedenke, daß du Schauspieler bist in einem
solchen Stück, wie es eben dem Dichter beliebt; ist es
kurz, in einem kurzen; ist es lang, in einem langen.
Will er, daß du einen Bettler vorstellen sollst, so stelle
auch einen solchen naturgetreu dar. Ebenso einen
Lahmen, einen Herrscher, einen gemeinen Mann.
Deine Sache ist es nämlich, die Rolle, welche dir
übertragen worden ist, gut zu spielen; sie anzuwählen,
Sache eines Andern. -
„Und? Hältst du dich selbst an diesen Ratschlag? Du bist als Patrizier geboren, aber benimmst du dich auch so? Ähnelst du manchmal nicht mehr einem schlecht erzogenem Gassenjungen oder gar Aufständischem.“ Ich zwinkerte Vibullius mit einem Lächeln zu. Es sollte nicht ganz so hart klingen.
Wieder ernst fuhr fort:
„Mir scheint, gerade dir übertrugen die Götter eine große Last. Die, zu kämpfen für deren Ehren und Huldigung. Sehr wohl weißt du davon, aber lebst du auch danach? Gehst du die richtigen Wege, um an dieses Ziel zu gelangen?“
Fragend blickte ich Vibullius an. Ob er sich selbst wohl richtig einschätzen würde?
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Gassenjunge? .... Patrizischer Gassenjunge? ich sprang auf und verlor wohl das 1. Mal im Leben meine Beherrschung und warf den Epiktet in hohem Bogen weg, um mit meinen Armen meine Worte besser unterstreichen zu können.
Ist es nicht Recht, gegen Korruption zu kämpfen? Wo war denn dieser Kaiser, als es darum ging, für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen? Wo waren denn seine Beamten, als es darum ging für das Volk dazusein? Wo war denn der Aufschrei des Volkes, als dieser eine Censor die Moral mit Füßen trat? Wo, so frage ich dich: WO?Schon ruhiger fuhr ich fort:
Patrizisch und Ehre. Was soll das schon bedeuten? Meine Schwester bereichert sich an meinem Eigentum und bietet es irgendwelchen Leuten an, um sich Lieb Kind zu machen. Mein Onkel ließ mich im Stich und schreibt noch nicht einmal, obwohl er weiß, wie ich ihn vermisse und selbst mein Vetter Lucidus verriet schmählich seine Familie, indem er sich nie für sie einsetzte und schließlich verließ. Und die Spitze Deiner patrizischen Ehre ist mein Bruder.... , der selbst die intrigantesten Götter vor Neid erblassen ließ mit seinem Handeln!Ich drehte mich um und schaute aufs Meer.
Eine Schlange...., welche ihren Verschlupf im Vorhofe eines Landmannes hatte, tötete dessen kleines Kind, worüber die Eltern in tiefe Trauer gerieten. In seiner Betrübnis ergriff der Vater ein Beil und wollte die Schlange, sobald sie hervorkäme, totschlagen. Wie sie nun den Kopf ein wenig herausstreckte, wollte er schnell auf sie loshauen, allein er verfehlte sie und traf nur die Öffnung ihres Schlupfwinkels. Nachdem sich die Schlange wieder in ihr Loch zurückgezogen hatte, glaubte der Landmann, sie denke nicht mehr an die Beleidigung, nahm Brot und Salz und setzte es vor die Höhle. Die Schlange aber zischte ganz fein und sprach. "Nun und nimmer kann Zutrauen und Freundschaft zwischen uns bestehen, solange ich den Stein sehe und du das Grab deines Kindes. -
Aufmerksam hörte ich zu. Vielleicht musste vieles auch erst einmal raus. Ich verstand zwar nicht was der Gassenjunge mit den fehlenden Beamten zutun haben sollte, aber das war mir auch egal. Darauf ging ich nicht näher ein. Ich sagte nur diesen einen Satz:
„Würdest du weniger in Manier eines ungehobelten Gassenjungen kämpfen, sondern in der eines gebildeten und taktisch klug operierenden Diplomaten, wärst du vielleicht schon an deinem Ziel angelangt. So aber entfernst du dich immer mehr davon.“
Interessant fand ich seine Worte zur Familie und die Sage am Ende seiner Rede. Längere Zeit dachte ich nach. Schließlich formulierte ich meine Gedanken:
„Ich kann deine Enttäuschung, was deine Familie betrifft, sehr gut nachvollziehen. Die Gens Tiberia sieht aus wie nach einem Wirbelsturm. In alle vier Himmelsrichtungen trieb es die einzelnen Mitglieder. Und doch“, ich sah ihn eindringlich an, „ist jeder letztlich für sich selbst verantwortlich. Kümmere ich also nicht um die anderen, nehme dir kein Beispiel an ihnen. Es liegt in deiner Macht, den Teil der Tiberier, der durch dich repräsentiert wird, zu patrizischer Ehre zurückzuführen. Niemand verlangt, dass du die zerfallene Familie vereinst. Dafür ist wohl auch zu vieles vorgefallen. Finde einfach für dich selbst den Weg und dann beschreite diesen, ohne dich umzusehen. Die eingeschlagene Richtung der Vergangenheit war dabei nicht mal schlecht, nur eben an Wegen solltest du bessere wählen.“
Ich kannte nicht im Einzelnen die Vorfälle in seiner Familie. Vieles klang fast unglaubwürdig, aber ich wollte auch nicht fragen. Es könnte all zu schnell als neugierig aufgefasst werden.
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Nach meinen Worten verfiel Vibullius in ein langes Grübeln. Ich wollte ihn dabei nicht stören und entfernte mich leise. Wer weiß, vielleicht fanden meine Worte den Weg zu ihm und führten ihn zu neuer Erkenntnis und löblicher Tatkraft.
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http://www.roland-hilbert.com/…lides/Sonnenuntergang.jpg
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
Mein Kopf drohte zu zerplatzen und ich hielt mir die Hände vor das Gesicht.
Hic et nunc adora quod incendisti, incende quod adorast!Die Erde drehte sich... .
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Mit dem Schwert von Antoninus im Gepäck machte ich mich heute auf den Weg nach Corsica.
Schon viel zu lange schob ich diese Reise vor mir her und selbst jetzt war der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Ich wurde ständig in Ostia und im Gestüt gebraucht, war eigentlich unabkömmlich. Hoffentlich fand ich Vibullius schnell und hoffentlich würde mich die Angelegenheit hier nicht allzu lange aufhalten.
Entschlossen schritt ich den Pfad vom Hafen in Richtung Wohngegend. Nach einigem Herumfragen wies mir ein alter Mann den Weg zu Vibullius’ Behausung. Der Aufstieg war mühselig, aber bald geschafft.
Ich hielt inne, denn ich war am Ziel.
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Cadior? Ihn kannte ich gut. Was wollte er denn hier? Mir blieb hier wohl auch nichts erspart. Von wegen einsam auf einer Insel... . Das gabs wohl nur in Sagen und Legenden.
Zum Verschwinden war es wohl schon zu spät. Er hatte mich wahrscheinlich schon gesehen und so faßte ich mir ein Herz und ging geradewegs draufzu.Salve Cadior. Was führt Dich denn hierher? Deandra ist nicht hier, sodaß Du vor meiner Tür Wache schieben mußt.
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Ich stand die ganze Zeit hinter dem Rücken von Cadior, doch nun lugte ich vorsichtig hervor.
Lange konnte ich nicht lächeln, gerade eben gelang es mir wieder.
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"Nichts für Ungut, Vibullius. Ich bin weder nachtragend noch bin ich gekommen, um mit dir zu streiten. Aus meiner Sicht sind wir beide quitt.“
Ich blickte ernst, aber aufrichtig dem Patrizier entgegen, mit dem mich einige Episoden verbanden.
„Ich komme, um den letzten Wunsch von Antoninus zu erfüllen. Kurz bevor er seine letzte Reise antrat, übergab er mir ein Schwert und bat mich, das zu dir zu bringen. Aus diesem Grund bin ich hier. Leider ist mir nur wenig Zeit vergönnt, daher bitte ich darum, es einfach unkompliziert entgegenzunehmen.“
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