Ein Gastmahl unter Freunden

  • Der Blick wandte sich nicht von seinem Gesicht, der Hausherr schaute ihn weiterhin geduldig an, musterte ihn wohl gar zu genau. Paulus hatte den Brief gelesen, konnte ihn hier aber nicht als Eintrittskarte verwenden, wahrscheinlich würde es in Windeseile ganz Rom wissen und das wollte er nun auf jeden Fall vermeiden.
    Mit scharfen Auge schaute er an dem Mann vorbei, bis zu dem Raum waren es höchstens zwanzig Meter, einen ungehobelten Auftritt seinerseits wollte er seinem Herren aber auch nicht zumuten, wer weiß was dieser für Strafen bereit hielt.
    Mit treuherzigen Blick schwor er sich also auf den Mann ein und hoffte, das dieser endlich den Weg frei gab, schließlich war es wichtig!

  • Er wurde wieder unruhig, Magnus ließ sie auf Kohlen sitzen und der Besucher hielt ihn lange auf.


    "Ich brauche frische Luft." Schnell stand er auf und schritt Richtung Tür. Felicia kannte ihn und war ebenfalls schnell, jedoch nicht schnell genug...

  • Nach etwa der Hälfte des Weges hatte ich ihn ein: "Du bist unmöglich..."



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Nach den Rätsels Lösung besiegte die Neugierde auch sie, sie blieb stehen und lauschte der Begegnung.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • *Räusper*


    Er holte den Brief aus dem Umhang. Schützend trug er ihn an der Brust.


    "Das Schreiben kam heute und ich..."


    Nachdem er es hin gereicht hatte, senkte sich sein Blick.

  • Medicus las die Zeilen, überflog sie. Hastig griff er nach der Schulter seines Sklaven, auch Felicia war schnell zur Stelle. Wenig später jedoch saß er auf der kalten Eingangsstufe. Das Schreiben auf dem Schoß und Felicia in der Hand.


    Sehr leise, die Stimme voller Trauer lispelte er: "Wir müssen zu ihm, ich hoffe er ist stark, sehr stark... aber ich fürchte nein!."


    Er wischte sich eine Träne weg und stand auf. "Warte hier, wir müssen uns verabschieden..."



    *hüstel,hust,schnief*


    ...


    Er kehrte zur Gesellschaft zurück, versuchte gerade zu stehen, dann dachte er kurz nach. Sie würden es nicht glauben, nein sie durften es nicht wissen, nicht jetzt, nicht heute... später vielleicht, wenn Traianus es wöllte. Dann schaute er sie an. Fest und entschlossen.


    *hüstel* Es war eine Notlüge, es würde nicht auffallen, sicher nicht...


    "Wir haben schwere Kunde aus Germanien erhalten, unser ähm unser Gut ist darnieder gebrannt, wir werden sofort reisen.
    Adria kannst du dich in der Zeit ein wenig um meine Tochter kümmern? Nich viel nur das sie weiß, sie ist nicht allein. Ich wollte sie sprechen, noch heut, aber wir, wir müssen eilen...."


    Er wartete nicht auf Antwort, presste seine Tränen weg, drehte sich um und hob schwach den Arm zum Abschied. Dann eilte er hinaus in die Sänfte und zurück zur Casa Sedulus.

  • Erschrocken schaute sie ihn an und blickte dann auf Hungaricus, wie er reagierte.


    Sie hatte Avarus noch nie so aufgelöst gesehen. Es musste ja einiges dort passiert sein. Sie war doch verwundert, dass sie gleich mitten in der Nacht aufbrechen wollten.


    "Schlimme Nachrichten. Das tut mir so leid."


    Auf die Bitte, auf Preziosa aufzupassen, nickte sie nur.

  • Ich vernahm die Ankündigung von Avarus. Ich blieb recht kühl, aber bedauerte es innerlich zutiefst, daß er bereits gehen mußte.
    Ich ging zu Avarus und sagte:


    "Senator, deine Anwesenheit bei meiner Cena hat mich sehr geehrt und ich hoffe, daß auch Du es genossen hast. Umso bedauerlicher, daß dein Aufenthalt so abrupt enden mußte. Ich wünsche Dir noch alles Gute für die Reise nach Germania und deinen weiteren Aufenhalt. "


    Nachdem der Senator mit seiner Frau die Casa wieder verlassen hatte, ging ich wieder zurück ins Triclinium. Der Hauptgang war fast beendet. Grüner Kohl, Würstchen auf weisser Mehlsosse, und Bohnen mit Speck hatte es gegeben. Die verbliebenen Gäste schienen recht zufrieden mit dem Essen gewesen zu sein, zumindest hoffte ich das.
    Als nächstes sollte das Dessert verteilt werden. Ich guckte mich um nach Maximus. Wo war er denn schon wieder geblieben ?
    Der Abend neigte sich dem Ende und ich wollte noch etwas verkünden. Aber dabei wollte ich, daß alle dabei waren, insbesondere Maximus.

  • Erst jetzt als sie und Hungaricus alleine im Raum waren, war ihr aufgefallen, dass die beiden immer näher zueinander gerutscht waren. Und es war ein schönes Gefühl, sie wollte nichts daran ändern und genoss den Abend ... ihm schien es ähnlich zu gehen.


    Da kam auch schon Magnus wieder zu ihnen.


    "Wunderbar war das Essen bisher.


    Aber jetzt spann uns doch nicht noch länger auf die Folter. Was wolltest du uns sagen? Worum geht es?
    Heirat? Politik?"

  • Der Abend wurde immer merkwürdiger... Adria und Hungaricus sprachen zwar kaum miteinander, dennoch waren da einige Gesten, Blicke und Momente, die Hungaricus nicht ganz deuten konnte.


    Er war froh, als Magnus wieder kam.


    Ja, Magnus. Nun sag schon, was du ankündigen willst. Spann uns nicht so auf die Folter.


    Sim-Off:

    Aber jetzt im Ernst, Magnus: Mach keinen Hitchcock daraus...:D

  • Das Gastmahl neigte sich dem Ende. Die Tänzerinnen hatten sich verabschiedet und die Musiker unterbrachen ihr Spiel, als sich der Pater Familias und Gastgeber von seiner Liege erhob.
    Die Gäste blickten zu ihm und warteten auf seine Worte. Die letzten Reste vom Dessert wurden noch weggekratzt und ein Sklave ging mit einer Schale mit lauwarmen Wasser zu den Gästen, daß sie ihre Finger darin säubern konnten.
    Ich räusperte mich und glättete nochmals meine Toga, die vom Liegen ein wenig zerknittert war. Ich war sehr nervös, doch so begann ich zu sprechen.


    "Liebe Gäste, liebe Freunde


    zuerst einmal, ich freue mich, daß ihr alle so zahlreich erschienen seid, auch wenn einige von euch unter sehr bedauernswerten Umständen schon gehen mußten, aber das soll den Abend keineswegs schmälern. Ich hoffe, daß er euch allen gefallen hat, daß ich euch ein wenig amüsieren konnte mit Speiß' und Trank bei guter Musik und tänzerischen Einlagen.
    Ich hoffe, das Essen hat euch gemundet. Wie ich während des Essens vernommen habe, stieß der Wein auf starkes Wohlwollen. Dafür möchte ich meinem Vetter Maximus danken, der reichlich Wein von seinem Gut in Germania mitgebracht hat. Vielen Dank !


    Lange ist es her gewesen seit ich als junger Grieche in die Metropole der Welt gelangte in einer völlig neuen Stadt, in einer komplett neuen Umgebung. Und heute, speiße ich mit Senatoren und mächtigen Personen des Reiches in meiner Cena.
    Viel hat sich in der Zeit getan. Und doch oder gerade deswegen wird es jetzt Zeit für einen Einschnitt. Was ich euch heute abend sagen will, weshalb ich dieses Gastmahl veranstaltet habe, betrifft die nächste Zeit.


    Maximus ! Komm an meine Brust !
    Gerade daß du hier bist, freut mich am meisten !


    Ich möchte Dir daher das Wort übergeben, um noch einige Worte zu sagen, bevor ich fortfahre."


    Damit trat ich einen Schritt zurück und machte Platz für Maximus.

  • Ich war gespannt, was Magnus zu sagen hatte. Es hörte sich alles sehr mysteriös an und ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
    Nun sprach der Vetter von Maximus. Er mußte aus dem helvetischen Zweig der Familia kommen, denn ich hatte von ihm noch nichts gehört.

  • Ich hatte lange geschwiegen, lag auf meiner Liege, aß und trank. Beinahe apathisch lag ich da und dachte einfach nur nach. So viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich dachte an meine Zeit in der Flotte, an meinen Kommandanten Nauticus. Ja, er war beinahe so etwas wie ein Vater für mich geworden, nachdem mein leiblicher Vater sehr früh bereits ums Leben gekommen war.
    Ich wurde hellhörig als ich Magnus vernahm wie er im ruhigen Ton seine Ansprache an die Gäste hielt. Als er meinen Namen erwähnte, richtete ich mich auf und ging auf ihn zu.
    Ein herzliche Umarmung, dann ergriff ich das Wort. An der Seite der Tunika von Magnus sah ich etwas metallenes herausblitzen. Ich guckte Magnus streng an. Jetzt würden wir es also durchziehen. Es würde kein Zurück geben.
    Ich begann zu sprechen.


    "Liebe Gäste
    ich freue mich, das ihr alle gekommen seid und wir in der Casa meines Vetters Magnus gemeinsam gespeißt haben. Das Essen war sehr gut. Magnus, ein Kompliment an dich. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letztemal so gut gespeißt habe. Auch als Trierarchus in der Flotte des Kaisers ist die Verpflegung nicht so gut.
    Ja, die Flotte. Sie ist zu einem Teil meiner Heimat geworden. Bin ich doch einst zwangsversetzt worden und dabei aufs Übelste beschimpft worden, habe ich in der Classis meine Berufung gefunden. Es konnte mir nichts besseres passieren. An meiner Meinung von damals halte ich aber immernoch fest. Auch wenn der Imperator die Christen toleriert, so halte ich das trotzdem für falsch. Wir können nicht ein Volk tolerieren, dass uns in keinster Weise toleriert. Vielleicht ist es die Strafe der Götter, das jetzt so viele Gefahren, Aufstände, feindliche Legionen über Rom herüber prasseln. Hätten wir ihnen nur die geforderter Ehrbietung erbracht.
    Aber wir sollten so einen Abend nicht mit einem solch brisanten Thema wie Religion oder Politk ausklingen. Mein Vetter, der mir immer wie ein Bruder war, hat euch etwas wichtiges zu sagen und ich schließe mich diesen Worten an.
    Magnus, es liegt an dir ! Der letzte Schritt muß getan werden."

  • Während der Rede von Maximus stand ich andächtig neben ihm, berührte ihn an der Schulter und senkte das Haupt. Als er fertig mit seiner Ansprache war, trat ich einen Schritt vor. Wir beide standen jetzt in Reih und Glied nebeneinander. Hinter uns lag die Liege. Alles guckte gespannt auf uns.


    "Liebe Freunde,


    ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, was der Grund für dieses letzte Abendmahl war. Wir, Magnus und Maximus, möchten uns von euch allen verabschieden. Es wird Zeit zu gehen.


    Wie Maximus schon sagte, so viele Gefahren stürzen über uns herein. Rom hat sich verändert. Es ist nicht mehr das Rom meiner Jugend. Frohen Mutes kam ich einst nach Rom. Ich schwom mit im rießigen Strom der hungrigen Mäuler. Doch was mußte ich feststellen ist aus mir geworden. Ich habe meine griechische Seele, meine Wurzeln verkauft. Für Römische Machtbesessenheit und Dekadenz.
    Ein junger Römer vom vornehmen Blute gab mir den ersten Hinweis, als er mich einst in meinem Büro besuchte. Und ich mußte feststellen, wie ich mich verändert hatte.
    Damit soll jetzt Schluß sein. Zeus möge meine Seele reinwaschen."


    Ich drehte mich um zu Maximus. Wir standen uns gegenüber, blickten einander in die Augen. Mit der einen Hand greiften wir des anderen Schulter.
    Ich schob meine Toga ein wenig zur Seite und griff nach dem Dolch, der in einer Scheide an meiner Tunika baumelte. Auch Titus griff nach seinem Dolch.
    Wir setzten ihn uns gegenseitig an die Halsschlagader. Ein letzter Blick. Die Gäste konnten es nicht fassen. Sie waren wie gelähmt. Lysias war geschockt. Theodores verstand die Welt nicht mehr. Und Adria und Hungaricus waren wie versteinert.


    Lebt wohl, auf daß wir uns im Elysium wiedersehen.


    Narrator dixit:
    Dann stachen sie beide zu. Zeitgleich. Der Dolch bohrte sich tief in die Haut des anderen. Das Blut spritzte auf die Gewänder der beiden, den Tisch, auf das Essen. Auch die Wand bekam was ab. Das schmerzverzerrte Gesicht. Das Blut quoll heraus. Die beiden brachen zusammen. Fielen auf die Liege. Da lagen sie nun. TOT.
    Stille war im Haus.

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