• Alle Vorbereitungen für deine Reise nach Alexandria waren getroffen. Er hatte eine günstige Passage gefunden, auch wenn der Kapitän nicht gerade in besonderem Maße von Poseidon gesegnet zu sein schien, machte er doch den Eindruck, diese Reise nicht zum ersten mal zu unternehmen. Hippocrates richtete sich unter unter Deck ein, verstaute seinen teilweise lebenden Proviant und trat dann an die Reling um einen letzten Blick auf die Gestade zu werfen, die er irgendwann wiederzusehen gedachte.
    Der Hafen und die Küste war in die Farben der untergehenden Sonne getaucht, die allmählich der Dunkelheit wichen. Hippocrates überkam ein Frösteln, wie eine dunkle Ahnung. Er lies seine Schultern zucken, doch das unheimliche Gefühl blieb. Ob es mit seiner Zukunft zu tun haben mochte? Mit jener Zukunft, die er mit dem Studium der Medizin in Alexandria verbringen wollte? Doch was sollte da schief gehen? Da die Küste aus seinem Sichtbereich verschwand, begab er sich unter Deck, wo er auf seinem einfachen Lager in unruhigen Schlaf fiel. Auch in den nächsten Tagen schlief er ziemlich unruhig, bis zu dem Tag als sie Leptis Magna hinter sich ließen..


    Hippocrates stand an der Reling, als er den gewaltigen Sturm auf das Schiff zukommen sah. Er blickte sich um, doch trotz des hellen, ja gleißenden Tageslichts, war kein Mannschaftsmitglied zu sehen. Ja nicht einmal das Steuerruder war besetzt. Allmählich ergriff ihn die Panik. Wo waren die nur? Die mussten doch nun irgendwie reagieren... Planlos lief er auf dem Deck herum bis er sich endlich einer der Luken zuwandte. Dieses öffnete sich, als er darauf zuging. Er wollte gerade den Seemann ansprechen, als er bemerkte, dass dieser anstelle eines Gesichts eine grauenhafte Fratze auf seinem Hals spazieren trug. Hippocrates wollte aufschreien doch,... erwachte.


    Schweißgebadet setzte er sich auf und rieb sich die schmerzenden Glieder. Lange saß er so da und hing Gedanken über den Traum von eben und sein seltsames Gefühl vom Tag der Abreise nach. Dann hörte er etwas. Es klang wie leise Stimmen, seltsam gedämpft. Er lauschte doch es schien sich nicht zu wiederholen. Gerade als er sich fast wieder beruhigt hatte, hörte er es erneut, wenngleich erheblich deutlicher. Sofort schoss ihm das Blut in den Kopf und er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Er tastete sich im Halbdunkel einer schwachen Öllampe, die hinter ihm an der Wand befestigt war, zu der Decke, die wie ein Vorhang in den Raum gehängt war, um für die Passagiere verschiedene Räume zu schaffen, obwohl er auf dieser Fahrt der einzige war. Er hatte sie gerade erreicht, als ein heftiger Schlag auf den Kopf, nur unmerklich von der Decke gebremst, ihn zu Boden streckte. Sprachfetzen drangen an sein Ohr, doch ehe er sie begreifen konnte verlor er sein Bewusstsein.


    "Da ist ja doch ein Passagier. So ein Depp. Mit dem Licht im Rücken auf diesen Lumpen zuzuschleichen, ha. Das war ja noch leichter als bei der Mannschaft. Ist ja fast zu einfach. Was sollen wir mit ihm machen, Jugurtha?"


    "Murks ihn ab, und halt hier keine Volksreden. So wie der aussieht zahlt für den keiner ein Lösegeld. Und dann zurück in die Boote, nichtmal den Kahn zu verscherbeln lohnt, Scheißtag."


    Und damit beendete der schartige Dolch eines Küstenkaperers das Leben von Hippocrates von Pergamon.

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