Die Renovierung

  • Ich hörte die Aufgaben meines Herrn.


    "Herr, verzeiht die Frage!
    Aber sollten Maximian und ich nicht die Positionen tauschen?"


    Ich hatte lediglich Bedenken es könnte dem jungen Herrn etwas passieren wenn ihn die Kraft verlassen würde.

  • Maximian sah zwischen Rufus und Martinus hin und her, dann erschien ein Grinsen auf dem jungen Gesicht und in allem Übermut klopfte der junge Mann den beiden weitaus erfahreneren Männern kräftig auf die Schultern.


    "Lasst es mich versuchen und ich werde euch beweisen, dass ich auch diese Aufgabe schaffen kann."


    Mit geradezu feierlicher Miene ließ Maximian dann die beiden los und war schon drauf und dran eine der Staffeln zu packen, um sie ans Gerüst zu schleppen, als er in über dem Balken gebeugter Haltung den Kopf hob und Rufus suchte.


    "Na los, worauf wartest du?"

  • "Es kann los gehen!" rief ich vom Gerüst herab und war gespannt ob der junge Herr die notwendigen Kräfte aufbringen wird können ohne sich dabei zu verletzen.

  • 'Na dann mal los...', dachte Maximian bei sich und hob die erste der Staffeln an. Schnell erkannte er, dass die einiges an Gewicht hatte, doch er bekam sie hoch und mit breiten aber sicheren Schritten ans Gerüst herangetragen. Dort wartete nun die schwerere Aufgabe auf ihn, denn Rufus stand weit oben - und genau dort hinauf musste das schwere Stück Holz.
    So vorsichtig es ging ließ Maximian seine Fracht nach vorn über kippen und als es den Boden mehr oder weniger sanft berührt hatte, stemmte er sich dagegen, sodass es zusehends aufrechter stand.
    Als er das geschafft hatte, stellte er sich nah an das Holz und sah nach oben zu Rufus, der ihm mit einer winkenden Bewegung seine Bereitschaft zusicherte. Nun hielt Maximian die Luft an und fing an den länglichen Klotz Stück für Stück vom Boden zu heben. Anfangs war diese Aufgabe zwar schwer, aber es klappte. Später jedoch, als der Balken sich immer mehr vom Boden entfernte und dem Dach bzw Rufus Armen näher kam, musste Maximian balancieren, damit er unter dem Gewicht nicht einfach nach hinten umkippte. Mit der Masse des Balkens auf sich drauf wäre das äußerst schmerzhaft geworden.


    Mit angehaltener Luft, aufeinander gepressten Lippen aber nur wenig schaukelndem Balken erreichte die "Spitze" der Staffel schließlich Rufus' Höhen, sodass er den Balken unterstützend halten und hochziehen konnten. Erleichtert bemerkte Maximian, wie die Last auf seinen Gelenken, die leicht schmerzten, nachließ, während er den Balken nun nur noch hochdrücken und von unten abstützen brauchte.


    Als Rufus ihn gefasst hatte, ließ Maximian erleichtert und die Luft aus den Wangen lassend, die Arme sinken und atmete auf. Er konnte es doch! Angestrengt atmend wandte er sich mit leichtem Lächeln an Martinus.


    "Was sind diese Holzstaffeln doch schwer..."

  • Die Angst war mir ins Gesicht geschrieben doch Maximian meisterte auch dies.
    Mit ein wenig Erleichterung sagte ich zu ihm:


    "Bravo! Bravo! Kompliment!
    Aber......" ich musste ein wenig schmunzeln und fuhr fort
    "Aber siehst du die restlichen ca. 20 Stück Staffeln da drüben, auch die müssen nach oben. Denkst du du schaffst die auch noch alle?"


    Maximians Gesichtsausdruck in diesem Moment war unbeschreiblich.
    Die Motivation war ein wenig gesunken und in ein wenig Verzweiflung übergegangen.
    Marciana stand mittlerweilen neben mir und hielt meine Hand.


    "Was sagst du Marciana, ist Maximian nicht toll?"

  • "Super gemacht Maximian." rief ich begeistert, mein Blick fiel dabei auf den kleinen Stapel an Holzstücken.


    "Ist das nicht viel zu schwer für ihn ?", fragte ich Martinus leise, "Und es sind noch so viele."


    Leicht ungläubig starrte ich immer noch auf das viele Holz.

  • Interessiert schaute ich ebenfalls eine Weile nach oben. Solche Arbeiten hatte ich noch nie aus der Nähe betrachten können.


    "Das wird bestimmt toll, wenn alles fertig ist."


    Ich hielt noch immer Martinus Hand und mein Herz schien in seiner Nähe immer schneller zu schlagen wie sonst.

  • Während Marciana begeistert nach oben blickte um sich ein Bild von den Arbeiten zu machen konnte ich meine Blicke nicht von ihr lassen.
    Ich sah sie die ganze Zeit an.
    Völlig vertieft in ihren Anblick überhörte ich sie


    "Entschuldige, was meintest du?"

  • "Wie ? Ich sagte gerade, das es bestimmt sehr schön sein wird, wenn die Arbeiten fertig sind."


    Unsere Blicke trafen sich.

    "Gehen wir ein wenig in den Garten oder kannst du hier nicht weg ?"

  • Ich sah in Marcianas wunderschöne Augen.


    "Ja, gerne! lass uns in den Garten gehen."


    Ich blickte zu Maximian und zu Rufus:


    "Macht doch eine Pause! Ich komme ein wenig später wieder. Entschuldigt mich kurz!"


    Dann blickte ich nochmals zu Maximian und sagte:


    "Maximian, sei vorsichtig. Bitte mach auch eine Pause und überschätze deine Kräfte nicht!"


    Dann nahm ich Marcianas Hand und ging mit ihr in den Garten

  • Ja... Noch 20 dieser Holzstaffeln waren eine ganz schöne Arbeit, abeeer seinen Stolz hatte Maximian schon. Nu hatte er den Mund voll genommen, also musste er den Brei auch runterschlucken. Also beschloss er, dass er so viele Staffeln wie möglich nach oben befördern wollte, wie nur möglich. Den Rest konnte dann ja Rufus erledigen.


    So sah Maximian Martinus und seiner Begleiterin mit einem schelmischen Grinsen hinterher und blickte, kaum dass das Pärchen das Atrium verlassen hatte, zu Rufus nach oben.


    "Wir haben noch nicht einmal richtig angefangen und sollen schon wieder pausieren. Was hälst du davon, wenn wir doch weitermachen? Martinus wäre sicherlich erstaunt, wenn er wiederkommt und keine der Staffeln mehr am Boden liegend vorfindet. Achtung, hier kommt der nächste Balken."


    Ohne eine Antwort Rufus' abzuwarten hatte Maximian sich den zweiten schweren Klotz genommen und hatte ihn aufgerichtet, sodass er er nun anfing, das schwere Teil nach oben zu stemmen. Wieder war das eine äußerst große Anstrengung, aber ein weiteres Mal gelang es ihm ohne große Probleme, das lange Stück Holz in Rufus Reichweite zu bringen und ihm dabei zu helfen, es dort oben in schwindelnder Höhe zur Seite zu legen.
    Mit dem nächsten Balken war die Sache dann schon wieder viel schwieriger. Die Arme zeigten erste Zeichen von Ermattung und auch die Beine leisteten schwere Arbeit, doch schließlich war auch dieser Klotz dort angelangt, wo er verarbeitet werden würde.
    Bevor Maximian die dritte Staffel aufnehmen wollte und konnte, ließ er sich darauf nieder und verschnaufte ein paar Minuten. Herrje. Da hatte er gerade einmal 3 Staffeln bewältigt und war schon außer Atem. Das wollte der junge ehrgeizige Mann natürlich nicht auf sich beruhen lassen und schnappte sich Balken nummero 4, den er wie die anderen vor dem Gerüst abkippte, senkrecht aufstellte und dann anfing langsam hochzustemmen. Nur diesmal geriet er ordentlich ins Schwanken, weil er aus Versehen einen Zipfel seines Mantels gefasst hatte und diesen langsam mit nach oben gezogen hatte. Schließlich, mit einem Rucken, wurde Maximian dieses Ungeschick bewusst...

  • Lucilla betrat das Atrium. Auch, wenn Martinus und Maximian alles sorgfältig geplant hatten, für sie sah die Baustelle aus wie ein einziges Durcheinander von Baustoffen, vor allem Holz.


    Und mittendrin stand Maximian und schwankte bedenklich. Lucilla sah sich um, konnte Martinus jedoch nirgends erblicken.


    "Maximian, ist alles in Ordnung? Wo ist Martinus."

  • Mit weit aufgerissenen Augen blickte Maximian nach oben zu der schwankenden Staffelspitze, als er Lucilla hörte. Lucilla!


    "Tante! Du kommst wie gerufen.", ächzte er unter der Anstrengung, die nun wirklich all seine Kraft forderte, denn der Balken wankte nun schon samt seinem Träger sehr beträchtlich. "Der Mantel hat sich verfangen! Kannst du -".


    Maximian kam nicht weiter, bog er sich unter dem Gewicht der Staffel doch gerade gefährlich weit nach hinten.

  • Lucilla eilte sofort zu Maximian, als sie seine Not erkannte. Mit einem Ruck befreite sie den Mantel und half dann ihrem Neffen mit dem Balken, so weit es ihr möglich war.


    Nachdem alles wieder stabilisiert war, wandte sich Lucilla vorwurfsvoll an ihn: "Maximian, hast du etwa ohne Martinus angefangen? Ich kann ja verstehen, dass du sehr froh bist, dass du ihm helfen kannst, aber in deinem jugendlichen Leichtsinn solltest du dich nicht überschätzen!"

  • Maximian sah noch eine Weile lang angestrengt nach oben, um die Staffel an Rufus übergeben zu können und so sein ganz leicht vor Scham, weil er sich überschätzt und auch noch Hilfe geholt hatte, errötetes Gesicht zu verbergen. Dann erst, nachdem Rufus den Balken schon wieder hinlegen wollte, wandte sich Maximian seiner Tante zu und war die Unschuld in Person.


    "Tante... Ich habe schon 4 Balken zusammen mit Rufus auf das Gerüst geschafft und als Martinus Besuch bekam, dachte ich mir...", er unterbrach kurz auf der Suche nach der möglichst profitabelsten Ausdrucksweise, senkte dabei den Kopf, sodass sich seine Stirn in Falten legte, ließ aber mit seinen grünen nicht von Lucillas Augen ab. "Nun ja, ich dachte mir, er würde sich freuen, wenn er wiederkäme und die Arbeit schon so gut wie getan ist."


    Seine Worte mit einem Nicken und dem wohl aufrichtigsten Blick, den ein junger Mann leisten konnte, unterstützend (man sah aber auch, dass er sich nicht so wohl fühlte in seiner Haut momentan), suchte er anschließend nach noch einem weiterem schlagkräftigen Moment, um Lucilla zu besänftigen.
    Und wenn man Maximian in die Augen sah, dann konnte man sich denken, dass er nur wenige Augenblicke suchen musste, ehe ihm auch schon eines einfiel.


    "Außerdem war es wirklich nur ein dummes Missgeschick, dass mir der Mantel da reingeraten ist, Tante Lucilla. Ich war wohl einen Moment lang unachtsam."


    Nun sah er wirklich wie ein begossener Pudel aus - dieser dumme Mantel! Kleinlaut setzte er noch hinzu, wobei er erstmals den Blick senkte:


    "Es ist ja nicht so, dass ich es nicht ohne deine Hilfe auch geschafft hätte..."


    Ja, das hörte sich doch wirklich gut an. Maximian lobte sich für die überaus plausiblen und überzeugenden Worte. Wäre er Lucilla gewesen, hätte er sich verstanden und wäre nicht weiter böse gewesen. Nun forschte der Sohn von Meridius mit einem Blick, der seinem letzten Satz entsprechend aussah (eine Mischung aus "sieh mich doch an - ich schaffe alles" und "das ist zwar nicht ganz wahr, aber ich hätte es überlebt"), in den Blicken seiner Tante.

  • "So?" fragte Lucilla streng. "Das sah mir aber nicht danach aus. Es sah eher danach aus, als würdest du schon in arge Bedrängnis geraten. Ich weiß ja nicht, was du gemacht hast, als du noch nicht hier wohntest, aber wenn du kein Akrobat gewesen bist..."


    Sie schüttelt missbilligend den Kopf. Er war genau so ein waghalsiger Draufgänger wie sein Vater in seiner Jugendzeit. Als Lucilla an Meridius dachte, musste sie schmunzeln. Nach dem Tod ihres Vateres hatte er für Lucilla die Vaterrolle übernommen, obwohl er selbst erst 14 gewesen war. Und genau wie Maximian hatte er immer zuviel ungenutzte Energie in sich gehabt.


    "Ich will nur nicht, dass dir etwas passiert, Maximian." fuhr Lucilla in einem milderen Tonfall fort. "Also pass besser auf dich und deinen Mantel auf." Sie lächelte nun schon wieder.

  • "Ach, das war doch halb so wild...", untertrieb Maximian gespielt gelangweilt und vor allem leise, als er die nicht wirklich entspannten Gesüchtszüge seiner Tante beobachtete. Doch als sich plötzlich eine Regung tat und sie sogar ein wenig lächelte, ließ Maximian auch langsam den Schelm in seinen Augen heraus.


    "Aber das tu ich doch die ganze Zeit. So, und jetzt sollte ich weitermachen...", erwiderte er ihr auf ihre fürsorgliche Belehrung hin, tat einen Moment so, als würde er sich herumdrehen wollen, um den nächsten Balken zu schleppen, hielt dann aber inne und grinste breit, als er den Gesichtsausdruck Lucillas gesehen hatte. Er schaukelte auf seinen Füßen vor und zurück.


    "Vielleicht sollte ich damit doch auf Martinus warten. Sag, Tante, hast du gerade etwas zu tun?"

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