[Forum Romanum] Ianusbogen

  • Erst als der Mann sich zu einem etwas dunkleren Fleck auf dem Plaster vor dem Ianusbogen begab, bemerkte sie, dass sich dort jemand genähert hatte und zuckte etwas zusammen. Sie hatte ihn nicht einmal kommen gehört, zu sehr war sie in Gedanken gewesen, aber nun weckte er ihre Neugierde, zumindest für den Augenblick, um sich nicht mit ihren eigenen Sorgen auseinander setzen zu müssen. So folgte ihm ihr Blick, als er vor trat und den Strauß Rosen ablegte, mit ruhigem Schritt, getragenen Bewegungen, die sie ihn ihrer Sparsamkeit an jene ihres verstorbenen Gemahls zu erinnern wussten. Die Haltung indes deutete eine gewisse Niedergeschlagenheit an, der geflüsterte, aber doch hörbare Namen, der in einer Atempause des Stadtgeräuschs ausgesprochen wurde ...


    Sie atmete unterdrückt aus, als er die Klinge offenbarte, wohl ein schmaler Dolch, aber genau konnte sie es nicht erblicken. War er in Trauer? Verzweifelt? Was wollte er nur mit dieser Waffe? Sie wusste genau, sie sollte sich nicht einmischen, aber ... "Du willst Dir doch nichts antun, oder?" sagte sie schnell und trat an die Seite des Fremden, den sie dann mit einem Erstaunen und erst jetzt durch das Mondlicht als einen der Kandidaten von der Rostra erkannte - sie hatte ihm sogar eine Frage gestellt. Unter dem durchsichtigen Stoff der Palla konnte man nun das Funkeln ihrer Augen recht gut erkennen.

  • Seine linke Hand hatte die Klinge umgriffen, ganz leicht schnitt sie auch in seine Haut ein, doch er spürte keinen Schmerz. Zwei kleine Tropfen fielen auf den Boden.


    Erst als die Frau ihn ansprach, bemerkte er sie wirklich. Sofort verschwand der kleine Dolch in seinem Mantel und Tribun Tiberius Vitamalacus richtete sich zu seiner vollen Grösse auf. auch wenn er das Gesicht der Frau kaum erkennen konnte, die Stimme erkannte er sofort.


    "Antun ? Nein, sei unbesorgt. Ich würde meinem Leben nur ein Ende setzen um dem Imperium eine Schande zu ersparen, nur wenn ich in den Händen unser Feinde wäre !"


    Die Stimme des Tribuns war klar und fest. Auch wenn er innerlich genau in diesem Moment Nova vorwarf, das sie unnötigerweise ihrem Leben an diesem Ort ein Ende bereitet hatte, nichts davon klang in seiner Stimme mit. Seine Haltung wurde fast automatisch militärisch steif, seine Hände verschränkten sich hinter seinem Rücken.


    "Quintus Tiberius Vitamalcus, Tribun Legio IX.,"stellte er sich knapp vor," doch ich nehme an, das dies dir bekannt ist..."

  • Irgendwie war sie erleichtert, auch wenn sie den Mann vor sich nicht wirklich kannte. Vielleicht auch, weil sie nicht in den Zugzwang gekommen war, einen Selbstmord eines Unbekannten zu verhindern - letztendlich hätte es sie auch nicht zu interessieren gehabt, aber wie es immer war, sie konnte selten unbeteiligt bleiben. Dass er die Waffe sofort weggesteckt hatte, war seltsam beruhigend, auch wenn sie sich nicht vor der Waffe selbst fürchtete. Eher vor dem, was ihn dazu veranlasst haben mochte, so spät Rosen zum Ianusbogen zu bringen und sich selbst zu verletzen.


    "Verzeih, ich wollte Dich nicht stören, aber ... für einen Moment sah es so aus, als ..." Sie hob etwas unsicher die Hände und verlegte sich auf etwas, was sie in diesem Moment besser vermochte als zu erklären: Lächeln. Wenngleich es ein recht unsicheres, fast verlegenes Lächeln nun war, bei dem sie ihre Voreiligkeit verwünschte. "Iulia Helena, die Magistrata von Ostia ... ich habe Deine Rede auf dem forum gehört, wie auch die aller anderen ... und ich bin froh, dass ... naja. Dass Du das nicht tun wolltest." Damit deutet sie kurz in die Richtung, in der die Klinge verschwunden war.

  • Tribun Tiberius Vitamalacus blickt auf die Frau herunter, direkt in ihr Lächeln. Eine Iulia also... Eine Verwandte seines Freundes Numerianuns und des Praefectus der IX.


    "Ich weiss, ich habe deine Stimme sofort erkannt."


    Seine Stimme klingt absolut sachlich, fast gefühlsfrei. Scheinbar ignoriert er fast den Ort und die Zeit zu der sie sich getroffen haben, sein Tonfall past eher zu einen nüchternen Gespräch in einem Officium.


    Doch dann blickt er sie noch einmal an, direkt in ihr leicht verlegenes Lächeln...


    "Ich würde es nie tun.... auch wenn SIE es hier tat.."


    Diese Worte klingen hart, fast vorwurfsvoll gegen über der Frau die er liebte, die Frau, dier die Frau vor ihm nicht kennt, vorwurfsvoll gegenüber allen Frauen...

  • Still blickte sie ihn an, die aufrechte, militärische Haltung, das gereckte Kinn, als müsse er ihr zeigen, wie aufrecht ein Offizier zu stehen imstande war. Seltsam, gerade bei einem Fremden etwas Vertrautes zu entdecken, denn an seiner Erscheinung, der Haltung, wenngleich nicht dem Gesicht, erinnerte sie einiges an Titus, eine Haltung, die er oft eingenommen hatte, um seine Gedanken in sich zu verschließen, wenn er mit etwas zurecht kommen musste, das ihn sehr beschäftigte, aber das er nicht zeigen durfte. Fast hätte sie wehmütig gelächelt, aber sie erinnerte sich rechtzeitig daran, dass es der falsche Ort und die falsche Zeit waren.


    "Du musst sie sehr geliebt haben," sagte sie leise und blickte auf den Boden, dorthin, wo nun seine Blumen lagen und doch den dunklen Fleck nicht verdecken konnten, der auf dem Pflaster zu sehen war. "Und wie verzweifelt muss man sein, um einen solchen Weg zu wählen. Ich wünsche ihr, dass sie dort, wo sie nun ist, glücklich mit ihren Lieben vereint ist." Es war kein Trost, und sie wusste es, dass diese Worte kein Trost sein würden - es tröstete sie ja auch nicht, wenn sie an Titus dachte, und kein Wort würde seinen Verlust wettmachen können. Den Blick wieder zu ihm hebend, wünschte sie, sie hätte etwas besseres sagen können, aber für solche Dinge gab es kein Wort, keinen Trost. "Es ehrt Dich, dass Du hierher zurückkehrst," sagte sie leise und atmete tief ein.

  • Irgendwie war es seltsam, Tiberius Vitamalacus blickte die junge Frau an und scheute sich nicht nicht von Nova zu reden. Woran es lag, konnte er nicht sagen, es war einfach so. Er vergass den Ort und wie fremd die Frau vor ihm, ihm eigentlich war.


    "Ich komme immer hierher, wenn ich in Rom bin.... "


    Was sollte er ihr noch sagen ? Das er Nova immer noch liebte ? Das er selbst manchmal nicht wusste, warum sie es getan hatte ? Das er sie in manch dunklen Nachtstunden für ihre Schwäche fast hasste ? Sich fragte, warum siec denn nicht etwas durchhalte Willen bewiesen hatte ? Das er sich selbst manchmal hasste, weil er es nicht gewagt hatte, gegen seinen Grossvater zu rebellieren ? Oder gegen den Pater Gentes ?
    "Ich tue es noch immer.... " war alles, was er leise sagte.

  • "Die Liebe endet doch auch mit dem Tod nicht," sagte sie leise und atmete tief ein, während sie den Blick schnell wieder auf die Rosen senkte. War es diese Erkenntnis, vor der sie sich in den letzten Jahren immer gedrückt hatte? Dass aus der einst arrangierten und sicherlich nicht glücklichen Ehe mit den Jahren eine Gemeinschaft geworden war, die vielen Stürmen getrotzt hatte - und mit dieser Gewissheit der Nähe, des Verständnisses schließlich Liebe geworden war? Und dass es diese Liebe war, die sie ihn so sehr vermissen ließ, auch jetzt noch, zwei Jahre nach seinem Tod? Langsam blickte sie zu ihrem Gesprächspartner auf und wusste tief im Inneren, dass sie ihn auf eine seltsame Weise verstand - auch wenn Titus gefallen war, sich nicht selbst getötet hatte wie die verlorene Liebe des Tribuns.


    "Möchtest Du mir von ihr erzählen? Manchmal hilft es ein wenig, an die zu denken, die man verloren hat ... dann fühlt man sich nicht ganz so alleine." Es war eine vermessene Frage, denn sie kannten sich nicht, aber gleichzeitig wusste sie auch, dass es ihm vielleicht danach wirklich besser gehen würde. Sie selbst empfand es immer als tröstlich, von Titus sprechen zu können, als würde er noch leben ... und es würde auch ihre Gedanken etwas ablenken, von den Entscheidungen, von den Erinnerungen, von allem. Ianus, der zweigesichtige Gott, schien heute weit in die Vergangenheit zu blicken, aber auch in eine Zukunft, wie er es stets tat ... zwei Seiten, und irgendwo musste die Mitte sein.

  • Tribun Tiberius Vitamalacus überlegt kurz. Soll er er der Frau vor ihm, einer Fremden von seiner Nova berichten ? Wem hat er schon von ihr erzählt ? Seinem besten Freund Numerianuns,... sonst niemand. Nicht einmal sein Sohn weis genaueres über Nova und ihn.
    Und ist die der richtige Ort ? Obwohl, hier ist der Ort an dem sie ins Elysium übertrat.


    "Sie war die Liebe meines Lebens, doch unsere Familien waren dagegen..."


    Die Stimme des Soldaten ist leise und bewegt, aber dennoch fest.


    "Es ist eine komplizierte Geschichte,... doch meine Nova war die wundervollste Frau im Imperium."

  • "Ihr ist diese Entscheidung sicher nicht leicht gefallen," meinte sie leise und blickte abermals auf den dunklen Fleck herunter, der wie ein Mahnmal aus einer noch nicht allzu alten Vergangenheit wirkte. Eine stetige Erinnerung an eine Tat, die besser verhindert worden wäre, aber dennoch passiert war.


    "Doch eines glaube ich auch, und das ist fast wichtiger als alles andere: Wenn sie Dich so sehr geliebt hat, wie Du sie noch immer liebst, dann wird sie sich sicher nicht gewünscht haben, dass Du über ihrem Tod verzweifelst. Sie hat für sich entschieden, aber nicht für Dich mit ..." fügte sie nachdenklich an. Der Tod beendete so manches mit einem klaren, kalten Schnitt. Aber alle anderen mussten weiterleben. Irgendwie.

  • Quintus Tiberius Vitamalacus schüttelt leicht den Kopf.


    "Nein, verzweifelt bin ich nicht. Zornig trifft es eher...."


    Leise ist seine Stimme jetzt, da er zum ersten Mal den Panzer um den Panzer um sein Herz wirklich etwas öffnet. Warum er er es tut, warum an diesem Ort und warum vor einer eigentlich Fremden ? Er weiss es nicht und er fragt es sich auch nicht...


    "Zornig auf mich, weil ich nicht für sie da war, mir die Pflicht vor meinen Ahnen und dem Imperium wichtiger erschein... Zornig aud sie, weil sie nicht die Kraft und Geduld hatte auf mich zu warten,... das sie nicht das Vertrauen hatte, das ich ihr ihren Fehler verziehen hätte,.. Zornig auf unsere Familie, auf unsere Schwester, das sie nicht da war für sie..."


    Er spricht leise, doch impulsiv. Normalerweise hätte er nie vor einer fast Fremden erwähnt, das Nova und er Geschwister vor dem Gesetz waren, auch wenn sie nur Adoptivgeschwister gewesen waren.

  • "Und doch wird Dein Zorn nie verebben, weil es niemanden gibt, den Du ihm zeigen könntest," sagte sie nachdenklich und hob den Blick zu seinem Gesicht, blickte ihn forschend und doch auch mitfühlend an. "Möchtest Du denn ewig zornig sein? Oder Dich lieber mit Liebe an sie erinnern, die Erinnerung in Deinem Herzen auf angenehme Weise wach halten? Ich fände es sehr traurig, würdest Du darob verbittern und gar nicht mehr lächeln können ... der Tod ist schrecklich, aber irgendwann muss man wieder beginnen zu leben. Zu lächeln. Der Sonne begegnen ..."


    Sie machte eine leichte Handbewegung zum Himmel hinauf und fügte, leise, nun fast flüsternd hinzu: "In Deinen Worten höre ich viel von dem, was ich empfand, als mir die Nachricht vom Tod meines Gemahls gebracht wurde. Man ist so hilflos, man kann nichts tun, ausser es irgendwann zu akzeptieren, dass man nun alleine ist ... und man wird so wütend darüber, dass die ganze Welt einem ungerecht erscheint. Dass alles falsch wirkt, was vorher richtig war." Sie atmete tief durch und blickte still zu ihm, das Gesicht von der Erinnerung überschattet. "Irgendwann macht der Zorn einen bitter ... und das ist sehr traurig."

  • Bei den Worten der jungen Frau, über das Lachen und das Zeigen der Gefühle, denkt der Tribun unweigerlich an seinen Grossvater, den alten Legatus. Nie zeigte er eine Regung, stets war das Gesicht des alten Mannes regungslos. Nur manchmal, wenn sie in den späten Abendstunden die Strategien der grossen Feldherren besprachen, hatte sein Grossvater ein leicht traurigen Blick gehabt. Damals war er zu jung gewesen, es zu Hinterfragen, heute war es zu spät...


    "Mein Grossvater lehrte mich, das es einem römischen Soldaten und Patriziers nicht zu steht, die eigenen Gefühle zu zeigen."


    Das erste Mal hatte er es erlebt, als seine Mutter starb. Die Ohrfeigen, welche er als 5 jähriger vom Centurio seines Grossvaters bekommen hatte wegen der Tränen, hatte er nie vergessen.


    Er blickt zu der Frau herunter und sein Gesichtsausdruck ist für ihn äusserst Mitfühlend.


    "Dein Mann weilt auch im Elysium ? Und ich, verzeih mir, rede nur über das was mich betrifft. Erlaube mir die Frage, wie es zu diesem Schicksalsschlag für dich kam ?"

  • "Dein Großvater war sicher ein Soldat, denn solches habe ich meinen Mann auch sehr oft sagen hören - die Kontrolle, die Disziplin sind wichtig für einen Mann, für einen Krieger, von dessen Kraft so vieles abhängt. Aber ich glaube, dass man ab und an auch einfach einmal lachen muss, oder weinen können dürfen, um nicht an allem zu ersticken, was man mit sich trägt. Zorn .. Hilflosigkeit ...all das," sie hob die Hände ein klein wenig und atmete tief ein. Warum unterhielt sie sich ausgerechnet mit einem Patrizier über solche Dinge? Mit einem vollkommen Fremden? Aber es tat seltsam gut, wenigstens zugeben zu dürfen, dass sie manchmal verzweifelt war, dass es manchmal alles nur schmerzte und sie sich hilflos fühlte. Ihr Bruder hätte sich nur zu viele Sorgen gemacht, und bei diesem Fremden hatte sie das merkwürdige Gefühl, es aussprechen zu können, ohne zu verlieren. Wahrscheinlich würden sie sich nie wieder treffen ... das machte es leichter.


    "Mein Gemahl war Offizier ... und ich wurde mit fünfzehn mit ihm verheiratet. Wie alle Offiziere führte ihn sein Leben an viele Orte, und ich reiste mit ihm und seiner Legio mit - bis er schließlich als Praefectus Castrorum endete .. und im Kampf starb." Sie sprach schlicht, fast neutral der Klang der Stimme, doch dann seufzte sie leise. "Es ist nun zwei Sommer her, zwei lange Sommer und ich vermisse ihn noch immer, als sei es erst gestern gewesen, dass mir die Nachricht seines Todes gebracht wurde. Er starb sicher so, wie er es sich gewünscht hätte, im Feld, nicht im Bett - aber es ändert nichts daran, dass er tot ist und ich noch lebe."

  • "Mein Grossvater war Soldat, wie schon sein Grossvater es war, genau wie mein Vater und nun ich und auch mein Sohn..."


    Diese Tradition war lang, sehr lang.... Der Tribun seufzt leise.


    "Es muss schwer sein, für die Frauen der Stabsoffiziere. Immer wieder riskieren ihre Männer den Tot in Erfüllung ihrer Pflicht. Und als Offizier tut man es, ohne darüber nachzudenken, wen man damit in Angst versetzt."


    Irgendwie intuitiv legt er tröstend seine rechte Hand auf die Schulter der Frau. Sein Grossvater hatte es immer gesagt, ein Offizier darf sich Gefühle nicht leisten. Und er selbst erfuhr es, wie sehr diese Gefühle schmerzen können.


    "Dein Mann starb wie ein Soldat und liess dich zurück.. So wie mich meine Nova zurückliess... Manchmal denke ich, mein Grossvater hatte recht, als er sagte, ein Soldat solle sich nicht mit Gefühlen belasten."

  • "Es gehört wohl zum Leben eines Soldaten ... irgendwann im Kampf zu sterben," sagte sie leise und atmete tief ein. "Genauso, wie es zum Leben der Frauen gehört, sich um Ehemänner, Väter und Brüder zu sorgen, die in den Krieg ziehen, das wird sich wohl auch nie ändern." Erst nach einigen Momenten bemerkte sie, dass seine Hand warm auf ihrer Schulter lag, und sie wusste auch, sie hätte es eigentlich nicht zulassen dürfen, hätte sich fortdrehen müssen, um diesen Körperkontakt zu vermeiden, der zwischen Fremden nicht stattzufinden hatte. Aber es fühlte sich so tröstlich an, so warm, als könnte die Berührung ihr für einen kurzen Moment diese Gedanken erleichtern, die sie seit zwei Jahren mit sich schleppte und mit niemandem wirklich teilen konnte. Er verstand es, und machte nicht zuviele Worte darum .. es tat seltsam gut. Es erleichterte sie auf eine Weise, die sie nicht recht in Worte fassen konnte.


    "Ich glaube nicht, dass ein Soldat ohne Gefühle ein besserer Soldat ist," erwiederte sie nach einer Weile. "Titus hat einmal gesagt, dass er erst, wenn er merkt, dass er langsam Angst bekommt, wenn die Schlacht unmittelbar bevorsteht, merkt, wieviel Kraft er besitzt, um sich dennoch in den Kampf zu wagen, seine Männer anzuführen - und genau zu wissen, dass es für einige den Tod bedeuten wird. Ein Mann, der nie Angst hat, wird auch irgendwann das Gefühl für die Gefahr verlieren, für Veränderungen, für kleine Anzeichen drohender Übergriffe - und damit zur größeren Gefahr, als es ein ängstlicher Mann jemals sein wird. Und vielleicht ist es auch mit den Gefühlen so," fuhr sie leise fort. "Hätten wir keine, wüssten wir nicht, wie kostbar uns manche Menschen sind. Würden wir sie nicht vermissen, was wären wir dann? Steine?"

  • Vor den Augen des Tribuns erscheint wieder jener Barbar in Germanicum, der die junge Frau zur Geisel nahm. Und wie er, nur weil er in ihr seine Nova sah, den Barbaren töten konnte.


    Natürlich ist dem Tribun klar, das er seine Hand nicht auf die Schulter der Frau Frau legen sollte, doch er nimmt sie trotzdem nicht herunter. Es erinnert ihn an seine Amme Mara, die nur mit einer kleinen Geste so tröstend sein konnte.


    "Du hast recht, mir hilft es zu wissen, wofür ich mein Leben und das meiner Männer riskiere... Es ist vermessen zu sagen, wir kämpfen nur für die Ehre und unsere Ahnen..."


    Bei diesen Worten legt sich ein freundliches Lächeln auf seine Lippen, das im Mond licht leiht aufblitzt.


    "Wirklich kämpfen wir dafür, das unsere Familien in Frieden, Wohlstand und Sicherheit leben können. Doch verrate es nicht weiter,..."


    Ungewohnt schelmisch ist das Lächeln des hochgewachsenen Soldaten.

  • "Ganz bestimmt wird das von mir niemand erfahren," sagte sie leise, aber mit einem deutlichen Lächeln auf den Lippen. So sah sie also doch einen Teil des Tribuns, den er wohlweislich anderen Menschen vorenthalten mochte - einen interessanten Teil, der den Menschen vielleicht weitaus mehr ausmachte als alles andere sonst. Und er konnte sogar lächeln, es gab nach wie vor Überraschungen. Noch immer ruhten seine Finger auf ihrer Schulter, tröstlich und warm, und so hob sie sachte ihre Hand an, sie auf seine legend, um den Druck zu erwiedern. Nichts Vermessenes lag in der Geste, die schlanken Finger langen behutsam auf den seinen, als gelte es, die wichtigeren Worte allein mit dieser Berührung zu sprechen.


    "Aber ich fürchte, Du wirst mir auch einen guten Grund liefern müssen, warum ich es nicht weiter sagen soll - immerhin könnte ich dies an alle Deine Wähler verraten und Dich damit bloßstellen," fügte sie neckend an, auch wenn diese Offenbarung sicher nichts an seinem Erfolg verändern würde - sie wollte nur nicht, dass dieses schelmische Lächeln allzu schnell wieder verschwand.

  • Wie lang ist es her, das Tribun Tiberius Vitamalacus die Hand einer Frau so auf seiner gespürt hatte. Es war fast in einem anderen Leben. Seit er damals das letzte Mal seine Nova gesehen hatte, hatte niemand mehr so dicht an sich heran gelassen, schon gar keine Frau.
    Und ohne der Geste mehr Bedeutung zu zu messen, als ihr zukommt, hellt sich das Gesicht des Offiziers weiter auf.


    "Nun, du hast mich in der Hand, da ich dir ein grosses Geheimniss von uns Soldaten verraten habe. Ich kann nur an dein Ehrgefühl ermitteln, denn wer weis, was meine Kameraden mit mir anstellen, wenn sie erfahren, das ich unsere Geheimnisse so ausplaudere."


    Auch wenn seine Stimme ernsthaft besorgt klingt, das schelmische Lächeln verschwindet nicht. Sogar seine Augen Lächeln mit, doch es ist schon recht Dunkel, sodass es fraglich ist, ob seine Gesprächspartnerin dies erkennen kann.

  • Noch immer ruhten ihre Finger auf den seinen, seine Hand auf ihrer Schulter, gleichsam Trost spendend und eine Brücke zwischen zwei sich vollkommen fremden Menschen schlagend. Es lag nichts Anstößiges in dieser Geste, zumindest nicht für die Iulierin, eher ein gemeinsam geteilter Gedanke, ein stilles Vertrauen, das nicht ausgesprochen werden musste - und so erwiederte sie lächelnd, was dem Klang ihrer Stimme durchaus noch anzuhören war, auf seine Worte:
    "Welche Frau träumt nicht davon, einmal einen Tribun in der Hand zu halten? Aber ich will noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen und Dein Geständnis für mich behalten, um weder Deinen Ruf noch Dein Ansehen vor Deinen Männern zu beflecken. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, diese Macht aus meinen Händen zu geben ..."


    Sie hatte einen scherzhaften Ton angeschlagen, und blickte zu ihm hinauf, soweit sie sein Gesicht in der Dunkelheit noch erkennen konnte. um dann mit der freien Hand ihren Schleier ein wenig zur Seite zu ziehen und ihm zum ersten Mal an diesem Abend ihr Gesicht zu zeigen - getragen von der Überlegung, dass es leichter fiel zu sprechen, wenn man sein Gegenüber wirklich sehen konnte. "So gefällst Du mir besser," meinte sie dann, sanfter nun. "Das Lächeln steht Dir."

  • Tribun Tiberius gibt seiner Stimme einen solchen Klang, als ob ihm wirklich ein Stein vom Herzen fällt.


    "Ich danke dir, nicht auszudenken, wie meine Kameraden mich zerfleischt hätten....Die Männer in der Legion brauchen immer eine harte Hand."


    Er merkt, wie angenehm es ist, ihre Hand auf seiner zu spüren. Das erste Mal seit Jahren öffnet sich der Panzer um das Herz des Tribuns wirklich.
    Nicht das er plötzlich irgendwelche romantischen Gefühle hat, nein, das nicht, vielmehr ist es einfach offene und ehrliche Sympathie für sein Gegenüber. Auch wenn er die Frau nicht richtig kennt, aus irgendeinem Grund vertraut er ihr.


    Dann öffnet sie leicht ihren Schleier und zum ersten Mal blickt er in ihr Gesicht. Eigentlich wollte er gerade zu sprechen ansetzen, doch irgendwie kommen die Worte nicht mehr von den Lippen.


    "Dein,... dein Lächeln steht dir auch gut...." Er stammelt irgendwie vor sich hin, bis er plötzlich leise lacht.


    "Verzeih, es ist zu lange her, das ich einer Frau ein Kompliment gemacht habe... "

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