[Forum Romanum] Ianusbogen

  • Sie lachte bei seinen Worten leise auf, ein warmer, melodischer Klang, und auch sie war erleichtert - einfach nur froh darüber, dass er den Scherz locker weiterführte und anscheinend seine Freude daran fand.
    "Das hat Titus auch immer gesagt, wenngleich nicht ganz so deutlich. Aber irgend etwas in diese Richtung war es ganz bestimmt. Ich kann Dir also schon aus diesem Grunde schlecht an den Karren fahren, so etwas kann man ja als aufrechte römische Bürgerin nicht verantworten, nicht auszudenken, was sie mit Dir machen würden."


    Er sah mit einem Male deutlich lockerer aus, viel gelöster, fast in einer seltenen Weise zufrieden, und sie stellte fest, dass ihr die eigene Last der Gedanken mit einem Mal viel leichter erschien, als hätte das Gespräch auch ihre Sorgen ein wenig vertreiben können. "Ich danke Dir, Tiberius Vitamalacus," sagte sie mit einem offenen Lächeln. "Vielleicht wird es nicht das letzte Kompliment sein, das Du einer Frau in den nächsten Tagen und Wochen sagst, wir Römerinnen lieben freundliche Worte von den Lippen eines stattlichen Mannes ... und ... was gibt es schöneres, sich ein wenig Freude mit angenehmen Worten zu gönnen?" Sie legte den Kopf etwas schief und blickte ihn sinnierend an. "Carpe diem, sagen die Weisen, und ich finde, sie haben Recht."

  • Das leise Lachen gefiel ihm, zu lange hatte er nicht mehr solche ein freundliches und warmes Lachen gehört. Im Castellum herrschte ein rauerer Klang und ausserhalb hatte er seit langem jeden auf Distanz gehalten.


    "Ich war nie gut darin, Komplimente zu verteilen. Mein Grossvater erzog mich dazu, die Wahrheit zu sprechen oder zu schweigen. Und zu leicht kann ein Kompliment dazu genutzt werden, die Wahrheit zum Eigenen nutzen zu schönen.... So sah ich es jedenfalls bei einem alten Freund. "


    Lucius hatte es immer geschafft, mit seinen schönen Worten jede Frau für sich zu gewinnen. Und wenn der Tribun ehrlich zu sich gegenüber war, hatte er seinem Freund das eine oder andere Mal die Fähigkeit geneidet hatte, mit seinen geschickt platzierten Worten Frauejn für sich zu gewinnen.


    "...aetas: carpe diem, quam minimum credula postero..." zitiert er leise Horaz aus dem Gedächniss. "Diese Passage ist unter dem wenigen, was mein Grosvater mir an Lyric lehrt. Und auch nur, mir zu verdeutlichen, das ein Soldat jeden Tag sein Leben lassen könnte."

  • "Horaz ..." sagte sie lächelnd und anerkennend. "Mir ist das direkte Zitat nicht mehr eingefallen, aber dass Du es kennst, ehrt Dich. Man findet selten einen Offizier mit Bildung, zu viele scheinen die Klassiker zu meiden wie der einfache Soldat die schmutzige Lupa." Kurz zuckten ihre Mundwinkel empor, denn entweder würde er bei so klaren Worten aus dem Mund einer Frau nun empört sein, oder aber amüsiert, weil es nun einmal so war und jeder, der bei der Armee gewesen war, solche Zustände kannte. Dafür hatte sie zu lange in einem castellum gelebt, um sich vor solchen Zuständen noch in irgendeiner Form zu fürchten oder davor zurückzuschrecken.


    "Dein Großvater muss ein weiser Mann gewesen sein," sagte sie nachdenklich und nickte beifällig zu seinen Worten über die Wahrheit. "Wenngleich die Politik sich einen Sport daraus gemacht zu haben, gerade noch an der Wahrheit entlang zu schlendern, um sie bisweilen zu verlassen - und damit durchzukommen. In der letzten Zeit scheinen mir die Selbstdarsteller ohne wirkliche Ziele auf der rostra zugenommen zu haben, aber das ist nur mein Eindruck. In der Verwaltung einer Stadt sind viele andere Dinge bedeutend wichtiger als direkte politische Einflüsse." Dann, unvermittelt, machte sie einen Gedankensprung. "Kennst Du Ovids Werke?" Seltsam, wie leicht es ihr fiel, mit einem eigentlich vollkommen Fremden mitten in der Nacht auf der Straße über Wahrheit, Politik und Bildung zu diskutieren - es hatte ein so absurdes Gefühl, das Ganze, aber aus einem Grund, der ihr selbst nicht wirklich ersichtlich war, fand sie Spaß daran.

  • Bei ihrem Vergleich schmunzelt der Tribun sichtlich, aber die Frau vor ihm steigt auch in seiner Achtung vor ihr. Zum einen hat sie eine Auftreten, welches ihrer Gens zur Ehre gereicht, zum andern verfügt sie scheinbar auch über genug Lebenserfahrung, dass sie auch die weniger behütetet Seite des Lebens kennt und auch mal pikante Vergleiche nicht scheut.


    "Mein Grossvater war ein Soldat, Legatus Legionis in Thracia. Er lehrte mich die Geschichte des Imperiums, vornehmlich aus militärischer Sicht. So hat er mich auch zu einem Soldaten erzogen und nicht zu einem Politiker. Was mich mehr ärgert als unklare äusserungen Mancher ist Wankelmut. Politker, die probieren auf der Rostra ungedingt dem Volk und jene die sie für einflussreich halten nach dem Mund zu reden."


    Heftig schüttelt er den Kopf.


    "Wie ein Soldat in der Schlachtreihe zu seinen Kameraden steht, muss auch ein Politiker zu seine Worten stehen. Wankelmut ist die schlimmste Sorte der Feigheit..."


    Doch dann blickt er in ihr Gesicht und fast augenblicklich wird sein Ausdruck wieder Versöhnlich und bei den Gedanken an Ovid muss er leise lachen...


    "Mein freund Lucius und ich hatten mal eine Ausgabe von Ovid in die Casa meines Grossvater geschmuggelt. Wir waren vielleicht 14 Jahre alt und wollten wissen, ob all die Gerüchte stimmten... Leider wurden wir erwischt und als Strafe musste wir ein halbes Jahr Catos `De agri cultura` lesen.... Damals konnte ich den Text auswendig..."

  • Seine Worte klangen wohlüberlegt und es fiel ihr nicht schwer, sich diesen ohne Zögern anzuschließen. Einige der Reden auf der Rostra hatten sie nicht gerade wenig geärgert - und mehr als einmal hatte sie sich dabei überlegt, wie es wohl wäre, selbst oben zu stehen, ein politisches Programm vorzustellen und mit jenen zu diskutieren, die es in Frage stellten. Schnell schob sie den Gedanken beiseite und lächelte etwas.
    "Damit hat er, denke ich, ein gutes Werk getan. Deine Rede war sehr prägnant und klar, sie hat mir die Fragen beantwortet, die ich an einen Kandidaten im Allgemeinen hatte - diese Qualität besaßen einige der anderen Kandidaten leider nicht. Und die ewige Diskussion über die Rolle der Frau in der Politik ... nun ja. Es gibt doch wirklich wichtigere Probleme im Reich als ausgerechnet Frauen in der Politik." Zu seinen Worten über Wankelmut konnte sie nur nicken, in diesem Punkt teilte sie seine Ansichten absolut.


    Bei der Erzählung über den Ovid-Text musste sie allerdings lachen - das klang verdächtig nach den Dingen, die ihr kleiner Bruder Constantius und sie selbst immer angestellt hatten, wenngleich es sich nicht unbedingt um erotische Literatur gehandelt hatte. "Also von Ovid ist der Sprung zu Cato schon ein sehr gemeiner," sagte sie amüsiert. "Ich bin mir sicher, Du würdest jetzt ein sehr guter Bauer werden, aber ich fürchte, was die Komplimente angeht, ist Ovid hilfreicher. Nicht, dass man alles tun sollte, was er schreibt, aber die in seinen Worten liegende Lebenslust ist doch etwas wundervolles." Für einige Momente lang irrten ihre Gedanken in die Richtung Victors, die Erinnerung, die sie derzeitig am liebsten zu verdrängen versuchte. Lebenslust ...

  • Bedächtig nickt der Tribun, er hasst es, wenn unbedeutende Nebenschauplätze die wichtigen Themen verdrängen.


    "Aber es scheint uns auch gut zu gehen, wenn dies die einzige Sorge ist, das das politische Rom beschäfftigt. Als Hanibal vor den Toren Roms stand, redete der Senat auch nicht über die Farbe der Kopfbedeckung der Flamen...."


    Plötzlich stockt er,... spricht erst nach einer kleinen Pause weiter...


    "Doch was ist, wenn es so ist ? Die Feinde des Imperiums drohen einzubrechen und die Politik Roms kümmert sich um etwas anderes...."


    Er schüttelt den Kopf. Nein, das durfte nicht sein, das konnte nicht sein !
    Wie um sich zu beruhigen lächelt er Helena freundlöich an, blickt in ihre Augen.


    "Ich denke, jeder Römer sollte auch ein Bauer sein und ein Mann des Schwertes. Ich selbst besitze einige Wälder, Bienenstöcke und Weingüter in Hispania."


    Er grinst.


    "Aber selber war ich nie da, ein Klient verwaltet sie."


    Auf die Vorzüge Ovids geht er nicht ein, die Lebenslust, von der sie spricht lag ihm bisher fern. Sein Sommer mit Nova war geprägt von unschuldiger Liebe,... und jene Nächte, in welchen er mit Lupus mutter das Bett geteilt hatte, liessen sich an einer Hand abzählen. Und angenehm hatten sie beide diese `Pflichterfüllung`nicht empfunden.

  • "Ich denke, diese Konzentration auf eigentlich unwichtige Themen liegt daran, dass es dem Reich gut geht, vielleicht zu gut. Sobald der Frieden zu lange währt, herrscht Müssiggang und die Menschen haben zu viel Zeit über Sachen nachzudenken, die eigentlich nicht wichtig sind. Vielleicht fehlt Rom wirklich wieder richtiger Ärger an den Grenzen, damit sich die Politik endlich wichtigeren Themen zuwendet."
    Sie schüttelte etwas den Kopf, denn die Verwirrtheit so mancher Politiker würde sie wohl nie verstehen, die ihre eigenen Positionen an solchen Fragen festmachten. "Aber solange Männer wie Du in den Legionen dienst tun, sehe ich keine ernsthaften Gefahren für das Reich, und so werden auch weiterhin unsere Politiker über Nichtigkeiten streiten."


    Dass er mit der Lebenslust Ovids nicht allzu viel anzufangen schien, erstaunte sie nicht wirklich, aber als schade empfand sie es doch - dennoch wollte sie das Thema nicht unbedingt vertiefen, wenn er dem schon selbst auswich.
    "Hispania ... ach, ich glaube, ich war das letzte Mal in meiner Jugend dort. Irgendwie erscheint es mir auch heute noch wie ein Land voller Sonne und süss duftender Blumen. Du solltest Deine Besitztümer wirklich einmal besuchen, vielleicht entdeckst Du Dort einen kleinen Schatz? Manchmal erinnere ich mich sehr gerne an meine Zeit dort - und die Menschen in Hispania sind zumeist viel freundlicher als hier in Rom. Zum Ausruhen ist es das ideale Land ..." Sie klang schwärmerisch und seufzte dann leise vor sich hin, hatte sie doch fast nur positive Erinnerungen an die Casa der Iulier in Tarraco, wenn ihr Vater und ihre Mutter dort zu Besuch gewesen waren und die Kinder mitgenommen hatten.

  • "Ich fürchte mich vor dem Tag, da immer weniger Römer zum Dienst an der Waffe bereit sind. Wenn die Verteidigung der Grenzen Roms in der Hand von Ausländern liegt. Dann könnten uns Niederlagen wie dsie des Varus bereitet werden..."


    Kurz legt sich trauer auf sein Gesicht, die Sorge um das Imperium und den Frieden, welches es garantiert, ist einfach zu gross und zu ernsthaft. Aber seit er mit Helena spricht, möchte er einfach nicht trübsal blasen, irgendwie spürt er eine ungewohnte leichtigkeit, wenn er mit ihr spricht.


    "Ich war kaum dort, die meiste Zeit verbrachte ich in Germania und im Norden Galliens. Und ich muss gestehen, Blumen konnte ich nie viel abgewinnen, ausser Rosen....."


    Rosen waren ihre Blumen gewesen. Nova hatte die Rosensträucher um die Casa Rustica in Gallien geliebt.


    "Obwohl,.... es gibt zwei Bäume in Tarraco,.... Die würde ih gerne wieder sehen,.... Unter ihnen fanden wir uns wieder...."


    Der hochgewachsene Soldat sieht zu der Frau herunter, ein Lächeln des Bedauerns liegt auf seinem Gesicht ...


    "Verzeih, ich stehe hier und rede mit einer schönen Frau,... und alles was ich tue, ist das ich von meiner traurigen Vergangenheit rede."


    Ganz nebenbei streift seine freie Hand über ihre Wange

  • Sie bewegte nachdenklich den Kopf etwas hin und her und meinte dann, in einem etwas sinnierenden Tonfall:
    "Ich denke, wir haben aus der Niederlage des Varus gelernt, immerhin mussten wir einen blutigen Zoll für eine solche Fehlentscheidung bezahlen. Die Hilfstruppen der Verbündeten und Freunde werden nicht umsonst immer gemeinsam mit Legionen in den Krieg geschickt und übertreffen diese nicht an Zahl, wenn ich mich nicht irre. In sofern werden die Hilfstruppen immer auf dem zweiten Rang nach den Legionen bleiben, und das ist auch ut so."
    Sie sprach mit dem Selbstverständnis einer Frau mit vielen Brüdern und Familienangehörigen in der Legion, und insgeheim konnte sich Iulia Helena auch nicht wirklich vorstellen, dass es irgendwann anders sein würde. Die Legionen waren stark, auf ihnen beruhte nicht umsonst die Macht des Reiches.


    Doch dass er von diesem sorgenvollen Thema abkam, war ihr durchaus recht, sie wollte nicht unbedingt gern daran erinnert werden, wieviel Leid das Soldatentum schon über ihre Familie gebracht hatte. Es gab schönere Themen, und nachdem das Leid der Vergangenheit so viel Raum in beider Unterhaltung gefunden hatte, mochte die Zukunft erfreulicher aussehen. "Rosen sind auch wundervolle Blumen - die gab es bei der Casa Iulia ganz in der Nähe meines Zimmers, wenn wir dort zu Besuch waren. Es ist herrlich gewesen, mit diesem Geruch aufzuwachen ..." Der Blick schweifte zu ihm, den weich gewordenen Zügen, wenn er von seiner verstorbenen Liebe sprach, und in diesem Moment war sie sich auch sicher, dass sie hier nicht vor einem verbitterten Mann stand, der die Welt nur schlecht finden konnte. "Besuch sie doch, und trage die Erinnerung in deinem Herzen. Solche Augenblicke sind es doch, die wir niemals vergessen ... ich denke, es hat seinen Grund, warum heute, unter dem Bogen des Ianus, ein solches Gespräch zustande kam." Sie blickte kurz zum Himmel hinauf, und diesmal flüsterte sie nur: "Was in der Vergangenheit liegt, ob schön, ob traurig, sieht er, genau wie er in die Zukunft blickt ... wie könnte ich Dir da zürnen, dass Du über die Vergangenheit sprichst, hier, unter den Augen des Ianus?"


    Hauchzart glitten die Finger über ihre Haut, und diese unerwartete Berührung ließ sie zusammenzucken, so deutlich fühlte sie seine Finger - für einen Moment lang war sie deutlich aus dem Konzept gebracht, während gleichzeitig das alte Sehnen, die Erinnerungen an Victor, diese verbotenen Erinnerungen, wieder zurückkehrten und sie kurz zittern ließen. Langsam erhob sie die freie Hand, berührte die seine nur sehr kurz, aber lange genug, um deren Kurs zu korrigieren und sie von ihrem Gesicht fort zu führen. Es war nicht der Moment, nicht die Zeit ... nicht so. Sie atmete leise ein, den Blick auf den Boden herabsenkend, und wieder einmal fühlte sie alles zurückkehren, mitsamt all den Fragen, die nicht gelöst werden konnten.

  • Und wieder beeindruckte den Tribun, welches Wissen diese Frau über das Militär hatte. Für einen Offizier und Vollblutsoldaten war es immer schwierig, über seine Berufung zureden, wenn man nicht sicher sein konnte, ob man sein Gegenüber nicht langweilte.
    Nova hatte ihm immer Interessiert zu gehört, doch sich nur wenig an Gesprächen beteiligt. Und mit Lupus Mutter hatte er in fast einem Jahr ehe kaum 5 Sätze gewechselt.


    "Wenn es meine Pflicht erlaubt, werde ich sicher nach Hispania reisen."


    Da war sie wieder, seine Pflicht. Dieser Pflicht hatte er immer alles geopfert. Doch er bereute es nicht, ausser eben dieser einen Sache, das er nicht für Nova da gewesen war.


    "Es ist aber unhöflich, immer wieder dich mit meiner Vergangenheit zu belasten..."


    Erst jetzt wird ihm bewusst, zu welch einer Geste er sich unbewusst hat hinreissen lassen. Sofort lässt er seine Hand sinken. Warum tat er das ? Was ist da in ihm gefahren ?


    "Verzeih...." stammelt er unsicher.

  • Als ehemalige Offiziersgattin war es für Iulia Helena leicht, ein Gespräch über das Militär zu führen, im Gegensatz zu so manch anderem Militär hatte es Titus mit der Zeit sehr gerne gemocht, abends mit ihr über seine Arbeit zu sprechen und ihr die grundlegenden militärischen Strukturen, Ränge und Taktiken zu erklären - nichts war für ihn besser gewesen, als Ideen mit jemandem zu besprechen, der nicht die Sicht eines Soldaten besaß, aber wusste, worum es ging. In sofern tat sie sich mit Legionsthemen nicht schwer, sie wünschte sich manchmal sogar, etwas mehr darüber sprechen zu können, was aber zumeist an den männlichen Gesprächspartnern scheiterte.
    "Ich wünsche Dir, dass Du die Zeit für diese Reise findest - gerade im Herbst oder Winter hat Hispania einen besonderen Reiz. Sobald es nicht mehr so furchtbar heiss ist, wirkt der Zauber des Südens viel mehr."


    Seine Verlegenheit indes ließ sie lächeln, wenngleich nicht höhnisch oder verärgert, eher sanft, fast freundlich. Es war eigenartig, einen so gestandenen Mann überhaupt verlegen zu sehen, als sei dies wirklich normalerweise nicht seine Art, nichts, was er sonst tat oder womit er zu viel der Erfahrung hatte. "Es gibt nichts zu verzeihen," sagte sie leise und blickte zu ihm auf, offen, ohne Scheu oder Zorn. "Du trägst eine Last mit Dir herum, und ich die meine, dass wir in diesem Moment unsere Lasten ein wenig miteinander teilen, ist nicht verwerflich. Manche Dinge müssen einfach gesagt werden, sonst platzt man vor lauter Schmerz und Leid ..." Es war offensichtlich, was sie versuchte - seine Geste schlichtweg zu überspielen und die Bitte um Verzeihung auf die vorherigen Worte über die Vergangenheit zu beziehen - eine kleine Hintertür, die ihm weit offen stand.

  • Auch als Soldat, erkennt er den Ausweg, welche sie ihm bietet. Ganz automatisch verschränkt er seine Hände auf seinem Rücken, so wie Befehlshaber, der unzuverlässige Truppenteile zurück in die Reserve nimmt.


    "Und ich danke dir dafür,... "


    Natürlich meint er ihre Nachsicht, doch er führt seine Worte anders fort.


    "...., das du so charmant meinen Worten lauscht."


    Er ist aber gerade Ratlos. Gerne würde er dieses Gespräch an einen angenehmeren Ort verlegen, oder auch sich einfach mit ihr zu einem Abendessen treffen,... Doch wie sollte er sie Fragen ?
    Es war eine Situation, die so ungewohnt für ihn war. Sicher hätte er einfach mit dem Kopf durch die Wand gekonnt,... einfach fragen. Doch eines wollte er, aus einem ihm unerklärlichen Grund nicht : Das sie ihn zurückwies....


    "Es ist spät geworden,.... "


    War dies ein kluger Satz ? Ein Satz, der ihm seinem Ziel näher brachte ? Kannte er dieses Ziel überhaupt ?

  • Die Haltung hätte sie fast auflachen lassen - nicht, weil er lächerlich aussah, sondern weil es so typisch soldatisch war, beim Erscheinen einer Schwierigkeit diese frontal mit der ganzen Brust und den Armen auf dem Rücken zu nehmen. Eine Gestik, die Titus ebenfalls nicht fremd gewesen war, die sie bei fast allen in der Legion dienenden Männern ihre Familie früher oder später hatte sehen müssen - es schien zu einer standardisierten Ausbildung zu gehören, sich genau so hinzustellen und nicht anders.


    "Ich führe gerne unverhofft interessante Gespräche bei Sternenlicht und Mondschein," entgegnete sie lächelnd und blickte ebenfalls in den Himmel. "Du hast Recht, ich habe ganz die Zeit vergessen - wie schnell sie zu vergehen scheint, wenn man erst einmal ein gutes Thema gefunden hat, nicht wahr? So muss ich mich nun auch auf den Heimweg begeben, sonst hat Ostia morgen eine schlafende Magistrata." Sie schmunzelte bei dem Gedanken, wie ihr Scriba sie in Schlafhaltung auf ihrem Schreibtisch entdecken würde, sein Gesicht wäre sicherlich ein Relief zum Festhalten des Ausdrucks wert. Doch auch ein kleiner, leiser Wunsch meldete sich in ihrem Hinterkopf zu Wort und fand Beachtung.


    "Wenn Du möchtest, würde ich mich freuen, Dich in der Casa Iulia empfangen zu dürfen - mein jüngster Bruder ist unglaublich interessiert an der Legio und ich bin mir sicher, ihr hättet viele gemeinsame Themen ... natürlich weiss ich, dass Du in den nächsten Wochen sicher viel zu tun haben wirst, aber wenn es Dich einmal nach Abwechslung verlangen sollte, bist du herzlich willkommen." Natürlich konnte sie ihn weder zu einem stillen Zweierabendessen einladen - das schickte sich auch als Witwe nicht - oder ihm irgendeine Art Verabredung anbieten, um das Gespräch fortzusetzen, das sie gern fortsetzen wollte, aber wofür gab es Hintertürchen? Ausserdem würde es Constantius sicherlich erfreuen, mit einem verdienten Offizier sprechen zu können.

  • Als er ihr Lächeln sah, wurde er wieder etwas lockerer, auch wenn er weiter die Hände auf dem Rücken verschränkt hielt. Jahrelangen Militärdienst konnte er einfach nicht nicht verbergen. Seit frühester Kindheit war er so erzogen worden, diese Haltung als bequem zu empfinden.


    "Ja, es ist eine gute Zeit für Gespräche und Gedanken Wenn nach dem Trubel des Tages die Ruhe der Nacht kommt und man den eigenen Gedanken lauschen kann. Manche meiner Kamaraden waren erstaunt, wenn ich mich immer wieder freiwillig zur Nachtwache meldete. Doch es ist einfach wunderbar, mitten in der Nacht das Intervallum entlang zu gehen."


    Natürlich ist er etwas enttäuscht, das es wirklich schon Zeit ist für sie, nach Hause zu gehen, doch das zeigt er nicht, denn als sie die Einladung in die Casa der Familie ausspricht, legt sich ein Lächeln auf sein Gesicht, das sogar kurz in seinen Augen aufblitzt.


    "Gerne besuche ich dich und deinen Bruder in deiner Casa, ich werde dafür die Zeit finden. Und auch wenn ich es bedauere, das schon so spät ist, dafür, das Ostia eine schlafende Magistrata hat, will ich nicht verantwortlich sein. Allerdings erlaube mir, das ich dich sicher zu deiner Casa geleite. Ich bin dafür verantwortlich, das du erst jetzt dich auif diesen Weg machst, daher nuss ich sicherstellen, das du sicher nach Hause kommst."


    Auch wenn dies natürlich bedeutet, das er noch etwas länger ihre Gesellschaft geniessen darf, ist dies nicht der Auslöser seines Angebotes. Als aufrechter Soldat und Patrizier ist es einfach seine Pflicht, für ihre Sicherheit zu sorgen. Und die Gassen Roms waren sicherlich das sicherste Pflaster des Imperiums.

  • "Nachts kann man einfach freier und besser denken," meinte sie lächelnd, denn auch ihr war dies einmal aufgefallen. Seitdem verrichtete sie die meiste Aktenarbeit vor allem am Abend, wenn es im Haus stiller geworden war und sie sich nur auf ihre Arbeit konzentrieren musste, nicht auf die Sklaven, Gäste oder irgendwen sonst.
    "Wenn die ewige Stadt leiser zu werden beginnt, fällt es auch mir leichter, meine Gedanken zu sammeln und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die viel Aufmerksamkeit bedürfen." Sie konnte es sich richtig gut vorstellen, wie der Tribun nachts durch das castellum lief, oder die Mauern einer Festung entlang, um seine Gedanken frei von der Last des Tages zu machen.


    "Glaube mir, ich begebe mich nicht ohne Schutz durch diese Straßen, tribunus," meinte sie lächelnd und klatschte zweimal knapp in die Hände. Aus dem Dunkel neben dem Ianusbogen schälte sich die massige, breite und vor allem muskulöse schwarze Gestalt des sonstigen ianitors der Casa Iulia, der Nubier Wonga - und bei einer solchen Statur, wie er diese aufweisen konnte, machten zumindest die meisten römischen Tagediebe einen weiten Bogen um ihn und die Iulierin selbst. Man hätte ihn wohl auch mit Leichtigkeit in die Arena schicken können, darauf vertrauend, dass er nicht nur einen Sieg nach Hause bringen würde. "Aber ich würde mich freuen, wenn Du noch in Richtung des Forums mitkommst, ein wenig können wir unsere Unterhaltung gern noch fortsetzen."

  • Als der Nubier in Erscheinung tritt, lächelt der Tribun fast frech.

    "Da bin ich dankbar dafür, das dein Schatten mich nicht für einen gemeinen Dieb oder gar schlimmeres hielt. Sonst hätte mein Schatten in Erscheinung treten müssen."


    Kaum merklich sind seine letzten Worte etwas lauter, doch tritt, auf der anderen Seite des Bogens eine Gestalt hervor und schiebt eineKapuze vom Kopf. So kommen Titus blonde Haare zum vorschein, die neben seiner Grösse für seine germannische Abstammung spricht.


    "Zwar fürchte ich keine Angriffe, doch es geht sich gelassener, wenn man zwei vertraute Augen im Rücken hat. Und Titus hat mit mir schon einige kritische Situationen erlebt und ich kann mich auf ihn verlassen..."


    Freundlich lächelt er ihr zu.


    "Gerne begleite ich dich in Richtung des Forums,... "

  • Als der germanische Vertraute des Tiberius Vitamalacus so unverhofft auftauchte, musste sie lachen - anscheinend hatten der Tribun und sie doch so manche Dinge gemeinsam, wenn man von verstorbenen Lieben einmal absah. Die Art seines Humors versprach zumindest noch eine Menge interessanter Unterhaltungen, und was wollte man schon mehr? Selten hatte sie jemanden unter ungewöhnlicheren Umständen kennengelernt, und vielleicht hatten die Götter es ja auch an diesem Abend so gefügt, dass aus einem Zufall etwas Besonderes wurde.


    "Du verlässt Dich also auch nicht auf Zufälle oder das Glück, eine sehr gesunde Einstellung," meinte sie dann schmunzelnd und nickte Titus leicht zu, während Wonga hinter ihr stehen blieb und die Arme vor der Brust verschränkte, wohl abwartend, dass sie sich in Bewegung setzte, was sie dann auch tat, darauf vertrauend, dass der Tribun ihr folgte.
    "Rom ist selten wirklich still. Wenn man eine Weile in der Provinz gelebt hat, ist Rom fast wieder ein Kulturschock - ich glaube, ich werde mich nie wieder an die Enge und die vielen Menschen hier gewöhnen. Wie ist es in Germanien? Lebt man dort sehr viel anders als hier? Mein Vater schreibt leider nie viel über sein Leben dort, eher über seine Pflichten, sodass ich nur raten kann..." Sie schlug einen leichten Plauderton an, während sie voran schritt, der vom Mond erhellten Straße entgegen.

  • Als sie lacht, muss er mitlachen, leise zwar, aber er tut es. Und es tut gut. So leicht wie in diesem Moment fühlte er sich schon lange nicht mehr. Es ist kein Vergleich zu der schwere, die ihmn noch umfangen hatte, als er den Ianusbogen aufgesucht hatte.


    "Als Soldat muss ich mich auf dem Schlachtfeld oft genug auf mein Glück und den Zufall verlassen, weil es einfach nicht anders geht. Da muss ich es nicht unnötig strapazieren. Titus deckt mir den Rücken und im ernstfall verdoppelt er meine Kampfkraft."


    Titus und er waren im waffenlosen Kampf immer noch gleichwertige Gegner, so wie damals, bei ihrem ersten Kräftemessen in Tarraco. Was Titus mehr an Kraft hatte, glich der Tiberia mit Schnelligkeit und Wendigkeit aus.
    Der Hüne näherte sich etwas, blieb dann stehen und wartet das es weiter gehen würde.


    "Ich mag in der Provinz gelebt haben, doch als Soldat wohne ich eben im Castellum und wirklich ruhig wird es auch nur in späten Nachtstunden. In den Häuser der Stabsoffiziere mag es noch ruhig sein, aber wer schon einmal in einer Unterkunft zusammen mit 7 Kameraden geschlafen hat, weiss, das es nie ruhig wird."


    Mit einer kleinen Geste weisst er auf Titus.


    "Diese Riese schnarcht schrecklich laut..."


    Er setzt sich neben sie und passt seine Schritte routiniert den ihren an, auf die Strasse...


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    Link eingefügt

  • An seiner Seite bleibend, schritt sie gemächlich auf der Straße einher, mit dem sicheren Wissen, von gleich drei wehrhaften Männern begleitet zu sein, was konnte man sich bei Nacht in Rom schon mehr wünschen? Dass er seinen Begleiter allerdings des Schnarchens bezichtigte, ließ sie abermals leise auflachen.


    "Und schnarchst Du auch, Tiberius Vitamalacus? Denn ich bin mir sicher, er würde es dir niemals sagen, auch wenn Du den ganzen Wald Germanias absägtest im Schlaf ..." meinte sie vergnügt und folgte an seiner Seite dem Verlauf der Straße, in die dunklen Gassen des nächtlichen Roms hinein.

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