Aufbahrung der Viola Annaea

  • Traurig schaut Lucilla auf das blasse Gesicht der Viola Annaea und eine Träne rollt ihre Wange hinab.


    'Sie war so schön gewesen. Und so jung.'


    Lucilla hatte veranlasst, dass der Leichnam aus dem Valetudinarium in die Casa gebracht und auf einem Totenbett aufgebahrt worden war. Kurz danach hatte sie auch Klageweiber und Musikanten bestellt, die den Tod in den nächsten Tagen beklagen würden.


    Gedankenverloren rückt Lucilla einen Blumenkranz zurecht. Sie war froh darüber, dass sie Viola nicht näher gekannt hatte, denn dann wäre der Schmerz noch größer. Und dennoch betrübte sie diese Sache so sehr.


    Nach einem letzten Blick, der Lucilla bestätigte, dass alles wunderbar arrangiert war, nimmt sie die grünen Zweige und verlässt den Raum. Sie braucht nun ein wenig frische Luft.


    Sie befestigt die immergrünen Zweige, die zeigen, dass das Haus in Trauer ist, an der Eingangstüre und geht in Richtung des Stadtparkes davon.

  • Maximian, der von Violas Unfall noch nichts mibekommen hatte, lief während einer Pause der Bauarbeiten ahnungslos der Bahre entgegen. Als er erkannte, um was für eine Art von Bahre es sich handelte, weil er klar und deutlich die Umrisse eines Körpers erkennen konnte, verlangsamte er seine Schritte. Seine Stirn lag in nachdenklichen Falten und seine Augen waren weit geöffnet. War denn jemand gestorben? Aus der Familie vielleicht?
    Blinzelnd über diese Gedanken, denn niemand hatte ihn über einen Todesfall in der Gens informiert, ging der junge Maximian näher. Schritt für Schritt kam die Bahre näher, Schritt für Schritt die Gewissheit, dass es eine Frau war, die aufgebahrt lag, damit man Abschied von ihr nehmen konnte. Angestrengt und auch ein bisschen ängstlich tat Maximian den letzten Schritt. Den Schritt, der ihn erkennen ließ, wer dort lag.


    Viola.


    Maximian spührte einen Kloß in seinem Hals aufkommen und blinzelte aus großen Augen auf das Gesicht herab, das seiner Freundin gehört hatte. Sein Atem ging heftig, denn er konnte nicht nachvollziehen, was das zu bedeuten hatte und von einem Instinkt ergriffen drehte er sich stürmisch von der Bahre weg und flüchtete eiligen Schrittes zu einer der nächsten Türen. Er wollte nur raus hier, das musste ein schlechter Scherz sein!
    Doch mit jedem Schritt, den er tat, fingen die Gedanken wieder an sich zu ordnen und je weiter er von der Totenbahre wegkam, desto gelähmter fühlte der junge Mann sich - bis er schließlich stehenblieb, völlig außer Atem und nach Luft schnappend, als hätte er einen Sprint hinter sich gehabt.


    Viola.


    Alle Kraft seiner Gedanken aufbringend, konnte Maximian seine Atmung wieder unter Kontrolle kriegen und auch die Starre seines Körpers auflösen. Mit hängendem Kopf und in sich gesackten Schultern drehte er sich langsam wieder zur Bahre herum. Dort lag sie. Immernoch waren ihre Augen geschlossen, die Haut fahl, der Kopf zur Decke gerichtet. Schlief sie nicht letztenendes doch nur?
    Es kostete ihn große Überwindung, sich dann, nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war und während der er den Blick starr auf das Gesicht der vermeintlich schlafenden Frau gerichtete hatte, von dem Fleck, auf dem er stand, wieder loszureißen. Mit schlürfenden, kleinen Schritten trat er auf sie zu und jeder weitere Schritt ließ erneut Wasser in die Augen schießen und den Kloß im Hals größer werden.


    Viola. Er wusste, dass sie tot war. Er konnte es ihr ansehen. Alles Leben war von ihrem Gesicht gewichen. Es schien dünner, die Haut nur noch wie ein dünnes, blasses Tuch. All das konnte er sehen, auch wenn er noch nie zuvor einen Toten gesehen hatte.
    Mit dieser Beobachtung bließ Maximian vor der Bahre der jungen Frau, die mit ihm vor kurzem noch - ihm erschien es erst wie vorhin - Homers Odyssee aufgesagt hatte, im Schnee, wo sie sich Bälle zugeworfen hatten.
    Wortlos und regungslos starrte er auf sie herab. Es schien fast so, als wolle er warten, bis sie ihr Spiel aufgab, die Augen öffnete und ihn anstrahlte, weil sie ihn reingelegt hatte. Ein winziges Zucken der Mundwinkel, eine Bewegung unter den Augenlidern - nur ein Anzeihen dafür, dass sie immer noch atmete.
    Dann, ganz unvermittelt, nach einer weiteren Ewigkeit, kämpften sich Tränen frei und strömten über die Wangen des junges Mannes, der irgendwann seine Hand auf die Violas gelegt und den Kopf gesenkt hatte.


    Viola war nicht mehr.


    Irgendwann, die Tränen waren versiegt und Maximian fühlte sich ausgelaugt, verabschiedete er sich vom Leichnam seiner Freundin und schlich ungesehen in sein Cubiculum. Jetzt wollte er alleine sein.

  • Still stand ich neben Viola und sprach ein stummes Gebet für sie.


    Welch ein trauriges Schicksal, es führte mir vor Augen, wie verletztlich wir doch sind.


    Eine Weile stand ich so da, Martinus neben mir. Unwillkürlich griff ich nach seiner Hand.

  • Stumm legte ich meine Rose neben Viola. Gerne hätte ich sie gekannt. Zu spät, wir sehen uns jenseits des Styx

  • Zitat

    Original von Fabia Marciana
    Eine Weile stand ich so da, Martinus neben mir. Unwillkürlich griff ich nach seiner Hand.


    Still kam Mercator von hinten auf die beiden zu und legte seine Arme um die zwei. Er flüsterte den beiden zu.


    „Ich werde Maximian nach Rom mitnehmen. Er stand Viona sehr nahe. Er braucht jetzt sicher etwas Abstand.“


    Dann löste er sich von den beiden und ging nach vorne um einen Blumenkranz vor die Barre zu legen auf der Viona aufgebart war. Dann ging er ein paar Schritte zurück und sprach leise ein Gebet.

  • Ich stand Hand in Hand mit Marciana vor der Bahre.
    Die Tränen rollten über mein Gesicht.


    Als Vater zu uns kam um uns mitzuteilen dass er Maximian nach Rom mitnehmen würde nickte ich nur denn der Worte war ich zu diesem Zeitpunkt nicht fähig.


    Danach schritt ich nach vorne, legte ein Bündel Blumen neben Viola ab und ging wieder zurück zu Marciana um dort sofort wieder nach Halt zu suchen.


    Ich setzte meine Gebete fort.

  • "Ist gut." sagte ich leise zu Mercator und nickte als Zeichen, das ich ihn verstanden hatte.


    Dann trauerte ich noch eine Weile stumm weiter. Schließlich sagte ich flüsternd zu Martinus.


    "Ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns ja bald wieder."


    Sanft küßte ich ihn zum Abschied auf die Wange und ging dann leise hinaus.

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