„Unser Kulturkreis hat niemals angemessen zu schätzen gewusst, was er diesem Reich im Osten zu verdanken hat. Was für eine Chance hätte Europa ohne diese große östliche Bastion des Christentums gegen die Heere der Perserkönige im siebten oder die der Kalifen von Bagdad im achten Jahrhundert gehabt. Welche Sprache würden wie wohl heute sprechen und welchen Gott verehren? Auch auf kulturellem Gebiet verdanken wir dem Reich viel. Nach dem Einfall nichtrömische Stämme und dem Fall des Kaisers in Rom erlosch das Licht der Gelehrsamkeit im Westreich fast vollständig, sieht man von den wenigen Leuchten in den Klöstern ab. An den Gestaden des Bosporus erstrahlte es jedoch weiter in vollem Glanz und bewahrte das klassische Erbe. Vieles von dem was wir über die Antike wissen, insbesondere über die griechische und lateinische Literatur und das römische Recht, wäre ohne die Gelehrten, Schreiber und Kopisten in Konstantinopel auf immer verloren.
Diese hervorragenden Leistungen hat man als selbstverständlich hingenommen, aber nicht gewürdigt. In unseren Tagen erinnert nur noch der Glanz der byzantinischen Kunst an die einstige Größe des Reichs. Niemals wieder in der Geschichte des Christentums – ja, vielleicht sogar aller Weltreligionen - hat eine Kunstrichtung so innige Spiritualität in ihre Werke eingebracht.
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JULIAN APOSTATA
Erbarmungslos getrieben von der persischen Kavallerie, schleppte sich das Heer das linke Tigrisufer entlang nach Nordwesten. Am 26. Juni wurde es kurz nach Samarra überraschend in heftige Kämpfe verwickelt. Wieder wurden die gefürchteten Elefanten eingesetzt, wieder schwirrte die Luft von Speeren und Pfeilen. Ohne sich die Zeit zu nehmen, den Brustpanzer anzulegen, stürzte sich Julian mitten ins Kampfgetümmel und feuerte seine Leute mit großem Geschrei an. Gerade als sich das Schlachtenglück zu ihren Gunsten wendete und die Perser den Rückzug antraten, traf ihn ein gezielter Wurfspeer in die Seite. Beim Versuch. Ihn herauszuziehen durchtrennte er die Sehnen der rechten Hand; die Männer in seiner Nähe hoben ihn auf und trugen ihn in sein Zelt. Der Speer, der tief in der Leber steckte, wurde zwar entfernt, aber es half ihm nicht mehr. Kurz vor Mitternacht starb er.
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Schließe die Tore der Stadt und regiere darin, denn alles außerhalb der Mauern ist mein.
Sultan Bajasid zu Manuel II.
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Habt ihr von einer Stadt vernommen, an deren einen Seite Land ist und an deren anderen beiden Meer? Die Stunde des Gerichts schlägt nicht, bis siebzigtausend Söhne Isaaks sie erobern.
Der Prophet Mohammed, gemäß islamischer Überlieferung
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Nun stürzte sich die türkische Flut durch die geschlagenen Breschen in die Stadt. Konstantin, der gesehen hatte, dass die Situation an der Kerkoporta aussichtslos war, stand wieder auf seinem alten Posten am Lykos. Dort kämpfte er ... mit dem Mut der Verzweiflung, so lange er konnte, um das Tor zu halten, durch das Giustiniani getragen worden war. Doch er musste schließlich einsehen, dass alles verloren war. Er schleuderte die kaiserlichen Insignien von sich und stürzte sich, noch immer in Begleitung seiner Freunde, dort in den Kampf, wo das Handgemenge am dichtesten war. Niemand hat ihn danach wieder gesehen.“
So fiel am 29. Mai 1453 Konstantin XI., letzter Kaiser des Römischen Imperiums, welches diesen Titel nie abgelegt hatte im aussichtlosen Kampf um die Hauptstadt des Reiches, Konstantinopel. Die westlichen Königreiche vor dem Untergang bewahrt, doch von ihnen dem Feind ausgeliefert und heute sogar fast gänzlich in Vergessenheit geraten, erlosch nach über zweitausend Jahren der Lebensfunke des glorreichen Imperium Romanum für immer.
„Spinnen weben die Behänge im Palast der Caesaren“
Das Byzantinische Reich. Was meint ihr dazu?