- Officium XXV

  • Verus nickte. Dieser Mann hatte ihn durchschaut. Er selbst betrachtete sich ja als wertlos und war deswegen nur bedingt überrascht.


    "Da magst du recht haben," sagte Verus. "Vielleicht sollte ich mir einen Einstand suchen. Einen Posten, der mir entspricht. Indem ich erneut lernen kann, was heißt in der Verwaltung zu arbeiten."


    Verus strich sich durch den Bart.


    "Gibt es einen Posten, indem ich meine militärischen Erfahrung mit Verwaltung kombinieren kann," fragte Verus direkt, da er nun eine Alternative suchte, da Balbus offentsichtlich recht hatte. "Ein Posten auf dem ich mich für den Procurator qualifizieren kann, der derzeit vakant ist?"


    Er trank einen Schluck.

  • Balbus musste einen Moment lang überlegen und brummte dabei etwas vor sich hin. Dann setzte er zu einer Antwort an: "Also was ritterliche Posten angeht, bei denen dir militärische Erfahrung hilfreich wäre, da gäbe es den Posten des Subpraefectus Vigilum, wo es glaube ich derzeit eine Vakanz gibt. Allerdings könnte ich darauf nicht schwören. Wenn es etwas nichtritterliches sein darf, dann geht soweit ich gehört habe der Praefectus viatorum von Italia bald in den Ruhestand."


    Er überlegte noch kurz weiter.


    "Da du schon Erfahrungen gesammelt hast als Magister Scriniorum, böte sich vielleicht auch der Posten des Curator Calendarii an. Einer von denen ist meines Wissens nach derzeit ebenfalls vakant. Allerdings wäre deine militärische Erfahrung da völlig unerheblich."


    Er blickte den Decimer an.


    "Gut wäre es natürlich, wenn du einen Patron hättest, der sich für dich ausspricht. Das Schreiben von Annaeus Florus ist zwar auch eine Empfehlung, aber da er als Flottenpraefect abgelöst wird, wird sein Wort hier in Rom bald vermutlich nicht mehr so schwer wiegen wie bisher."

  • Verus leerte seinen Becher. Die Nervösität war nun gänzlich von ihm abgefallen, da sich Balbus nicht als Pluto erwiesen hatte. Die Frage nach dem Patron bohrte sich in Verus Fleisch, wie konnte er nur all die Jahre soetwas Wichtiges vergessen?


    Er überlegte kurz und strich sich dabei nachdenklich durch den Bart. "Der Praefectus viatorum würde mir zusagen, leider sehe ich darin aber eher eine Endstation, da ich momentan keinen Patron besitze."


    Verus überlegte weiter. "Ich tendiere momentan eher zum Curator Kalendarii. Ich denke dieser Posten würde mich ausfüllen. Ein Posten, der mir hilft, wieder in der Verwaltung Fuß zu fassen."
    Er schaute Balbus an. "Ich bevorzuge den Posten des Curators, werter Procurator."


    Den Posten des Subpraefectus ließ Verus bewusst außenvor, da dieser ihm überhaupt nicht zusagte.

  • "Hmm.." machte Balbus. "Der Name deiner Familie mag dir viele Türen öffnen, Decimus Verus, aber glaube mir, dass ein gut ausgewählter Patron dir noch viele mehr öffnen kann." Balbus wusste das selbst nur zu gut.


    "Aber das soll allein deine Sorge sein." sagte er. "Ich werde deinen Namen für diesen Posten ins Gespräch bringen. Allerdings kann ich dir nichts versprechen."

  • Verus nickte. "Das ist mir bewusst, ich wundere mich selbst, warum ich diese Sache all' die Jahre schleifen ließ."


    "Ich danke dir!" - Verus lächelte dankend.


    "Sofern der Posten der Curators mir nicht offensteht, könntest du mich informieren," fragte Verus vorsorglich, wie er war. "Alternativ würde ich dann einen anderen Posten erfüllen wollen."

  • "Naja," sprach Verus mit einem leichten Grinsen. "Der Präfekt schläft etwas. Er möchte noch Rückfrage halten und meine Entlassung einleiten. Ich weiß nicht, ob schon eventuelle Briefe eingetroffen sind."


    Verus schaute etwas perplex. "Eigentlich sollte meine Dienstzeit längst herum sein. Ich denke es geht nur um das Entlassungsgeld."


    Verus nickte verharmlosend. "Ich werde wohl bald entlassen."

  • "Danke mir nicht zu früh, denn es ist nicht meine Entscheidung, ob dir diese Chance gewährt wird, oder nicht." sagte er.


    "So, du verzeihst mir bitte, aber es wartet noch eine Menge Arbeit auf mich." sagte er dann, wobei er aufstand, um den Decimer zu verabschieden.

  • Verus stand ebenso auf. "Wollen wir bei den Göttern das Beste hoffen..."


    "Natürlich," sprach Verus und grüßte Balbus zum Abschied. "Vale, Procurator!"


    Er nickte noch einmal verstehend und verließ dann das Officium munteren Schrittes. Es war geschafft.

  • Als der Decimer weg war, setzte Balbus sich wieder an seinen Platz und seufzte leicht. Wieder hatte er etwas mehr, das er mit dem Praefectus Urbi besprechen musste, was ihn dazu zwang Zeit mit jenem Mann zu verbringen.
    Er seufzte nochmal und widmete sich dann wieder der Arbeit.

  • Mattiacus war wieder aus Ägypten zurück. Er wollte dem Kaiser Bericht erstatten, wie es ihm und Meridius ergangen war.


    Daher kam er zum Officium des procurator a libelis um zu erfragen, ob er eine Audienz beim Kaiser bekommen könnte.


    *KLOPF KLOPF*

  • ...wurde Balbus vorgelegt. Dieses Mal verliess der Notarius, der selbe wie letztes Mal, nicht das Officium gleich wieder, sondern starrte Balbus an. Ob er die Post wenigstens dieses mal richtig zugestellt hatte?


    Ad
    Imperator Caesar Augustus
    C Ulpius Divi Iuliani F Aelianus Valerianus
    Palatium Augusti



    Pontifex pro Magistro M' Tiberius Durus Imperatori Caesari Augusto C Ulpio Divi Iuliani F Aeliano Valeriano Censoriae potestate s. p. d.


    Ich schreibe Dir aufgrund einer unerhörten Handlung, die sich während der Sitzung des Senates ANTE DIEM VIII ID APR DCCCLIX A.U.C. (6.4.2009/106 n.Chr.) zugetragen hat. Möglicherweise hat der ehrenwerte Consular Aelius Dir bereits davon berichtet, doch da ich nicht nur in meiner persönlichen Ehre, sondern auch der meiner Familie stark gekränkt wurde und die Ehre und Würde des Senates in Gefahr sehe, wende ich mich dennoch an Dich in Deiner Funktion als Wächter über sie Mores Maiorum.


    Im Laufe jener Sitzung hat jener Quintus Germanicus Sedulus, der ANTE DIEM IV NON SEP DCCCLVIII A.U.C. (2.9.2008/105 n.Chr.) von Dir mit der Würde eines Senators geehrt wurde, nachdem er seine Quaestur absolviert hatte, nachdem er sich, anstatt der Sitzung zu folgen, ständig ungerechtfertigte Einwürfe gegeben hatte, sich plötzlich von der diskutierten Sache abgewandt und ist in wüste Beleidigungen verfallen. Insbesondere bezeichnete er mich als verschwenderischen Faulenzer und die gesamte Gens Tiberia, die Dein göttlicher Vater einst aufgrund ihrer zahlreichen Verdienste um die Res Publica unter die Patrizier adlegierte, als ein Geschlecht von "Erbsenzählern". Abgesehen davon, dass er damit indirekt Deine Entscheidungen und die Deines Vaters, meiner Gens und mir derartige Ehren zuteil werden zu lassen, wie es getan wurde, als falsch und ungerechtfertigt abtut, verletzt er damit die Sitten unserer Vorväter aufs Schärfste, indem er einen deutlich ranghöheren Senator in aller Öffentlichkeit beleidigt.


    Besonders schwer wiegt dieser Frevel jedoch, weil er nicht etwa in einer Gasse der Subura oder in einer Taverne, sondern in einer Versammlung des Senates, jener heiligen und ehrwürdigsten Institution der gesamten Res Publica, in der die besten und weisesten Männer des Reiches versammelt sind, getätigt wurde. In Deiner Funktion als Träger der censorischen Gewalt und als Wächter über die Mores Maiorum bitte ich Dich daher, gegen eine derartige Beleidigung des Staates vorzugehen.



    Mögen die Götter Dich behüten und Dir ein langes Leben schenken!
    [Blockierte Grafik: http://img157.imageshack.us/img157/6083/siegelmtdsenatorhc0.gif]

  • Balbus nahm den Brief und schaute kurz darüber, dann nickte er zum Zeichen, dass der Notarius diesmal den richtigen Empfänger gefunden hatte. Mit einem kurzen Wink entliess er den Schreiber und widmete sich dem Geschriebenen. Er hatte die Befürchtung, dass der Inhalt nicht unbedingt fröhlicher Natur war, da der Tiberier sonst eine etwas kürzere Form der kaiserlichen Anrede nutzte.
    Er seufzte leicht, bevor er sich dann vollends dem Lesen des Schreibens widmete. Er las den Brief aufmerksam und konnte dabei nur den Kopf schütteln. Einmal mehr fragte er sich, was seinen Vater dazu getrieben hatte, den Weg in den Senat zu beschreiten, denn seiner persönlichen Ansicht nach waren die meisten dort sitzenden Senatoren nichts anderes als zänkische Waschweiber, wie es sie auch in der Subura gab.
    Er las den Brief noch ein zweites Mal und legte ihn dann zur Seite, da er ersteimal darüber nachdenken musste, was er damit tun sollte.

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
    "Mattiacus, Salve, willkommen zurück." sagte er und schob den Käse ein Wenig zur Seite.


    "Bitte, komm, setz dich." Er deutete auf die leeren Stühle vor seinem Tisch. "Was kann ich für dich tun?"


    Mattiacus kam der Bitte nach und setzte sich auf einen der Stühle.


    "Danke. Es ist gut, wieder in Rom zu sein. Ägypten ist zwar ein schöner Ort, aber viel zu heiß für mich." sagte er und pustete erstmal durch.


    "Um auf deine Frage zurückzukommen. Ich möchte gerne mit dem Princeps sprechen...wegen Livianus, Meridius und Ägypten."

  • Balbus hörte zu und war fast ein wenig verlegen, weil er den Decimer nun würde enttäuschen müssen.
    "Das könnte ein Problem werden." sagte er. "Der Princeps befindet sich nicht in Rom. Er ist nach Misenum gereist um die dortige Luft zur Erholung zu nutzen."


    Was er jetzt sagen würde, tat ihm sogar etwas weh.
    "Du wirst dich wohl an den Praefectus Urbi wenden müssen. Er hat die Verantwortung."

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