- Officium XXV

  • Callidus nahm die Mitteilung des Praetorianers entgegen und las den auf dem Papyrus stehenden Text. Jedoch verstand er nicht recht.


    > Wer war der Mann? Ich kenne seinen Namen nicht. Ist der Brief an mich gerichtet? Ist er noch hier oder hinterließ er, wo er hingehen wird? <


    Callidus schaute nochmals etwas irritiert auf den Brief, der nur wenige Informationen enthielt.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Es war ein Peregrinus, der unbedingt den jenigen Sprechen wollte, der hier das Sagen hat. Es ging ihm wohl darum, dass er für die Kaiserlichen Verwaltung arbeiten will. Da laut Anweisung Peregrini den Palast nicht so ohne weiteres betreten dürfen, sagte ich ihm, er könne eine Nachricht hinterlassen, die dann an die entsprechende Stelle weitergeleitet würde. erklärte der Miles.


    Er hat gesagt, er würde in eine Taverna drüben in Trans Tiberim gehen.

  • Der procurator a libellis fuhr sich mit der Hand durch den Bart und wirkte nachdenklich.


    > Aha. <


    ...waren also seine Worte auf das Gesagte des Praetorianers hin.


    > Eine gewagte Vermutung, dass er, als Unbekannter aus Syracus anreisend, in der kaiserlichen Verwaltung eine Anstellung bekommt. Vielleicht sollte der Mann es besser einmal bei Privatleuten versuchen. Schließlich ist die Nachfrage nach fähiegn Verwaltern und Sekretären durchaus nicht gering. <


    Philosophierte der Aelier eher im Monolog vor sich hin.


    > Ich danke dir. Ich glaube jedoch kaum, dass irgendein Mann hier fähig sein wird, irgendeine Taverne auf dem anderen Ufer des Tiber zu finden, in der er sich aufhält... sei es drum; wenn er beharrlich ist, wird er wiederkehren. Dann aber schickt ihn zur domus Aeliana! <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Das die Garde natürlich durchaus in der Lage war, erwähnte der Miles an dieser Stelle der Einfachheithalber nicht. Stattdessen nickte er.


    Falls er zurückkehren wird, wird er zur Domus Aeliana gebracht. bestätigte er.

  • Ein wenig tat mir der Soldat am Tor doch leid. Andauernd Besuch, aber niemand will etwas von ihm, immer nur von anderen Leuten - man will die Begegnung so knapp wie möglich halten: Augen zu und durch. Daß ich keineswegs mich über irgendeine "indebiti condictio" mit Aelius Callidus zu unterhalten gedachte, ein Thema das bereits in jeder Hinsicht erschöpfend in 32 Büchern abgehandelt worden war und außer den seligen Autor auch nie mehr irgendwen interessieren würde, lastete zusätzlich auf meinem Gewissen, allerdings nur solange, als bis ich die Hallen meines Vorfahren betrat. Ich zögerte den Gang zu Callidus' Büroräumen hinaus, indem mir erst die eine und dann die andere Sandale aufging, der Soldat wartete jedesmal geduldig und besah sich meine Übung aufmerksam. Hielt ich wahrscheinlich für einen ausgemachten Trottel, degenerierter Patrizier oder so. Den Einfall, eine Verletzung vorzutäuschen und so den Weg zeitlich noch zu verlängern, verwarf ich, mein Pensum an Schauspielerei hatte ich verbraucht, zu viel ist immer zu viel.


    Der Soldat pflanzt sich neben einer Doppeltür auf - offensichtlich ist die Besichtigungstour erstmal zu Ende. Ich raffe meine Toga und meinen Mut und klopfe.

  • Dem Prätorianer folgte ich den Weg entlang, betrat hinter ihm das Gebäude und kurz darauf den Korridor, in welchem das officium des Aeliers lag, wie ich bereits von einigen Besuchen hier wusste. Dankend nickte ich der Wache zu und klopfte an die Tür. Der Soldat wartete noch einen Moment, dann ging er wieder seines Weges, wohl zurück zum Eingang, um auch den nächsten Besucher zielsicher an seinen Bestimmungsort zu führen.

  • Die Reaktion auf mein Klopfen folgte augenblicklich. Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. "Salve, Aelius", grüßte ich den procurator a libellis hinter seinen papyri und tabulae . "Ich hoffe, du kannst ein wenig Zeit für mich erübrigen?" fragte ich mit Blick auf seine viele Arbeit und trat näher an den Schreibtisch heran.


    "Ich komme wegen zweierlei Dinge. Es geht zum einen um einen Vorschlag zur Standeserhebung, zum anderen um deine Fähigkeiten als Architekt", eröffnete ich ihm. Wenn er keine Zeit haben würde, konnte ich ihn auch privat noch einmal aufsuchen.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    Callidus blickte auf und erhob sich sogleich von seinem Platz, nachdem er den Besuch erkannt hatte.


    > Ich grüße dich, Aurelius Corvinus. Selbstverständlich habe ich Zeit für dich. Bitte setz dich doch! Ich möchte mir gern deine Anliegen anhören, zumal eines von diesen geschäftlicher Natur ist. <


    Der Aelier bot dem Quaestor mit einer Handbewegung freundlich einen Platz an.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Zitat

    Original von Appius Tiberius Iuvenalis


    Warten musste Appius Tiberius Iuvenalis jedoch keineswegs lange. Sogleich wurde er hereingebeten und durch den procurator a libellis begrüßt.


    > Tiberius Iuvenalis, bitte tritt doch ein! <


    ...sagte Callidus, während er auf den Mann zutrat.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Ich danke dir", erwiderte ich und folgte der Geste, indem ich Platz nahm. "Sicher ist viel zu tun, seit Iulians Tod? Ich hörte, sein Sohn sei bereits auf dem Weg hierher. Es dauert bestimmt nicht mehr lang, bis er in Rom ankommt. Nun ja, ich möchte dir auch gar nicht viel Zeit stehlen, dir gleichsam allerdings meine Hilfe anbieten, wo sie vonnöten ist und du sie annehmen möchtest. Als quaestor urbanus ist mein Aufgabenbereich zwar deutlich umrissen, doch habe ich bereits nach diesen wenigen Wochen seit meiner Wahl festgestellt, dass mir selbst mehr Zeit zur Verfügung steht als während dem Vigintivirat", sagte ich und lächelte.


    "Nun ja. Ich wollte meine Empfehlung meinen Klienten Artorius Reatinus betreffend an dich herantragen. Er dient derzeit der legio Secunda Germanica als centurio. Während meines Tribunats in Germanien habe ich mir ein umfassendes Bild über seine Fähigkeiten machen können - damals war er noch optio. Er ist ein kaisertreuer Mann mit viel Potential und großen Ambitionen. Ich kann mich nur pro Artorius aussprechen und bin mir sicher, dass auch sein Legat eine Standeserhebung befürworten würde", trug ich vor.


  • Der Alte hatte Glück. Zum einen das der Aelier in seinem Officium war und zu anderen das er nicht hatte lange warten müssen.
    So betrat er das Officium seines Vorgesetzten.


    Salve Procurator a libellis Callidus. Du hattest nach diesem Schreiber gefragt welcher den Artikel über unserem verstorbenen Imperator geschrieben hatte. Sein Name ist Duccius Lando. Er ist wohl germanischen Ursprungs und wohnt in Mogontiacum.

  • Ein Bote betrat nach Aufforderung das Officium des Procurator a libellis und übergab ihm zwei Schreiben. Dann wartete er auf eine eventuelle Antwort:


    Der Praefectus Praetorio grüßt den Procurator a libellis!


    Nachdem er die weltlichen Überreste des verstorbenen Cäsar Augustus in die Castra Praetoria hat bringen lassen, bekam er kürzlich folgenden Brief (s. Anhang).
    Da du ihn darum batest, die Urne in die Castra Praetoria zu bringen und dort aufzubewahren, fragt er dich nun, wie du weiter verfahren möchtest.


    Der Überbringer dieser Botschaft ist angewiesen deine Antwort entgegenzunehmen.


    Er bedankt sich schon im voraus und verbleibt mit besten Grüßen


    gez.
    i.A. des Praefectus Praetorio


    Cladius Rufus




    Cn. Fabius Antistes Rex Sacrorum Praefecti Praetorio C. Caecilio Crasso s.d.


    Im Namen des Collegium Pontificium erinnere ich dich hiermit daran, dass es nach unserer Väter Sitte für Sterbliche vorgeschrieben ist, dass ihr Leib nach ihrem Tode bis zur Beisetzung in ihrem Grabe im Atrium des eigenen Hauses aufgebahrt wird, aufdass alle Familiares und Klienten Abschied nehmen können von ihm.


    Daher empfehle ich dir, die Asche des verstorbenen Imperator Caesar Augustus und Pontifex Maximus Lucius Ulpius Iulianus nicht in der Castra Praetoria, sondern im Atrium der Domus Augustana bei seiner Familie aufzubewahren, wie es die Sitte unserer Vorfahren vorsieht.


    Wenn dies geschehen ist, bitte ich dich, das Collegium Pontificium davon in Kenntnis zu setzen, aufdass wir unserem verstorbenen Oberhaupte unsere Aufwartung machen können.


    Mögen die Unsterblichen Dich behüten


    -Siegel des Cn. Fabius Antistes-


    ANTE DIEM IV NON APR DCCCLVIII A.U.C. (2.4.2008/105 n.Chr.)

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus


    > Es stimmt. Oft ist es doch wesentlich zeitintensiver alles zu koordinieren, wenn der princeps nicht in Rom weilt, als wenn man einfach nur seine Räumlichkeit aufsuchen muss. Viele Dinge müssen unbearbeitet bleiben. Vieles wartet hier auf den Caesar, der - wie du schon sagtest - auf dem Weg nach Rom ist. <


    Genaueres zum derzeitigen Aufenthaltsort des caesar verriet Callidus jedoch nicht.


    > Ich danke dir für dein zuvorkommendes Angebot hilfreich zu unterstützen. Sollte der Kanzlei durch den Caesar etwas angetragen werden, was den Staat betrifft, so werden Senat und Magistraturen des römischen Volkes natürlich einbezogen. Wobei der Caesar bei allem, was eben den Staat beträfe, den Senat direkt anschreiben wird. <


    Dass der Caesar und auch die Augusti vor ihm hauptsächlich ihre Procuratoren wirken ließen und die Verwaltung längst eine gewisse Eigendynamik entwickelt hatte, sollte vor einem Magistrat des Volkes, der den Senat anstrebte keine Erwähnung finden.


    > Ich werde dein Anliegen behalten und dem Caesar Ulpius Aelianus Valerianus zukommen lassen. Verzeih jedoch, dass dies angesichts der derzeitigen Lage länger dauert, als es dies gewöhnlicher Weise tut. <


    Callidus kritzelte den Namen des Genannten auf eine tabula.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Zitat

    Original von Appius Tiberius Iuvenalis


    > Ganz Recht. <


    ...entgegnete der Aelier, um dann jedoch äußerst erstaunt zu entgegnen...


    > Ein Germane? Aus Mogontiacum? Wie interessant! Ein Barbar also verfasst die Lebensgeschichte unseres Augustus, bevor es ein echter Römer, ein Schriftsteller aus unseren Reihen tut. Sind wir so träge geworden, Iuvenalis, oder zivilisierten wir die Horden aus dem Norden besser, als es uns bewusst war? <


    Mit einem Schmunzeln stellte Callidus die Frage.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Zitat

    Original von Appius Silurius Crotilo


    Callidus las die Briefe und fuhr sich durch den Bart.


    > Sag deinem praefectus, dass er die Praetorianer anweisen soll, die Urne ohne großes Aufsehen zum Palatin bringen zu lassen. Die Priester sollen später davon erfahren. Niemand soll Anstoß daran nehmen können, dass man die Sitten nicht eingehalten habe. Dennoch wird niemand Zugang bekommen, solange der Caesar nicht in Rom weilt. Wir werden es hinauszögern. Die Ehrungen für den verstorbenen Iulianus werden einhergehen mit den Ehrungen, die sein Sohn empfangen wird. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.


  • Der Alte zuckte mit den Schultern und meinte jedoch.


    Als ich dies hörte ging mir ähnliches durch den Kopf. Leider vermag ich auf deine Frage nicht zu antworten denn ich weiß es nicht. Aber wahrscheinlich sind wir einfach nur zu träge. Unsere Vorväter hätten so etwas nie zugelassen. Ich sage dir, so werden wir unterwandert und keiner merkt es. Es wird wieder wie damals unter Augustus als dieser Germane dem unglückseeligen Varus Honig um den Bart schmierte und dann in sein Verderben marschieren ließ. Und so wird es wieder kommen... Denke an meine Worte Callidus.


    Und viele, viele Jahre später sollten sich die Worte des Alten bewahrheiten... 8)

  • Viel mehr, als auf Callidus' Worte hin zu Nicken, blieb mir nicht, es war bereits alles gesagt. Dann beobachtete ich ihn dabei, wie er den Namen meines Klienten auf eine Tafel schrieb. "Ich bin davon überzeugt, dass Artorius Reatinus sich darüber im Klaren ist, dass auf den Caesar hier in Rom Dinge von wichtigerem Ausmaß warten als Standeserhebungen", versicherte ich dem procurator. "Ich werde ihm in der Zwischenzeit berichten, dass sein Anliegen in den besten Händen ruht. Hab Dank für deine Mühe, Aelius. Sollten diesbezüglich noch Fragen auftauchen, die ich die beantworten kann, zögere nicht, an mich heranzutreten."


    Ich lächelte und lehnte mich etwas zurück. "Mein zweites Anliegen ist geschäftlicher Natur. Wir sprachen ja bereits unverbindlich über den Anbau, den ich gern vornehmen lassen würde. Nun würde ich das gern konkretisieren und dich bitten, mir ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten." Immerhin war die Gelegenheit günstig, die villa erweitern zu lassen, während verhältnismäßig viele Sklaven mit Ursus in Germanien weilten. "Legst du auch Mosaike oder kannst jemanden empfehlen, den ich ansprechen könnte?" fragte ich und meinte natürlich nicht Callidus selbst, sondern seinen Betrieb.

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