- Officium XXV

  • "Weil ich das Gefühl habe, dass doch mehr von meinem Vater in mir steckt als ich dachte. Seine Lust am Rennsport hat scheinbar doch ein wenig auf mich abgefäbrt und mich hat die Idee gepackt aktiv in einer Factio mitzumischen." antwortete Balbus und trank dann einen Schluck.

  • Ahhh Crassus nickte verstehend. Du hast also vor mehr als nur ein Zuschauer von Tausenden zu sein und willst einer Factio deiner Wahl unter die Arme greifen? Eine sehr löbliche Einstellung und es freut mich ganz besonders, dass du dabei offenbar an die Factio Praesina gedacht hast - was ich dir einfach mal unterstelle, weil du mich ja sonst sicher nicht aufsuchen wolltest.

  • Crassus nickte weiter eifrig und stellte den gerade geleerten Becher auf dem Schreitbisch ab.


    Und wie kommt es, dass dir die Praesina am reizvollsten vor kommt? Sicher gibt es viele Sachen die die Praesina von den anderen Factiones besonders hervorhebt, welche hat für dich den Ausschlag gegeben?

  • Eine mehr oder minder schwere Frage.
    "Die Praesina finde ich reizvoll, weil sie unter den Factiones derzeit ein kleines Bisschen eine Randstellung einnimmt. Es gibt derzeit nur einen grünen Fahrer, der noch zu jung ist um ein wirklich herausragender Fahrer zu sein, aber andererseits schon gezeigt hat, dass er für größeres bereit ist." sagte er.
    "Und ein Stück weit spielt es sicherlich auch eine Rolle, dass mein Vater ein fiebernder Anhänger der Purpurea war, deren Fahrer mir persönlich ein wenig zu arrogant durch den Circus fahren."

  • Nachdem Tiberius Durus keine Hinweise vom wachhabenden Prätorianer erhalten hatte, hatte er beschlossen, dass der Kaiser zweifelsohne nicht in der Domus Flaviana auf ihn wartete. Also sollte man sich vielleicht doch an passender Stelle anmelden - der a libellis war sicher die passende Adresse. So stand er nun in seinem warmen Wintermantel in dem Gebäude, in dem er vor langer Zeit selbst gearbeitet hatte. Es war nicht schwierig, das Amtszimmer des Balbus zu finden, wo er direkt klopfen ließ (sein ägyptischer Sklave hatte ihn ja begleiten dürfen!).


    *KLOPF KLOPF*

  • Crassus lauschte den Ausführungen Balbus aufmerksam zu und nickte ein, zwei mal. Interessant, dass du gerade den Punkt anführst der lange Zeit gerade anders herum ein Argument war: nämlich, dass wir von den Fahrern her derzeit eher hinterherhinken. Noch vor wenigen Monaten waren wir nämlich mit Plinius, Lupus und Marsyas die bestimmende Factio im Rennsportgeschehen. Derzeit stehen wir nicht ganz so gut sortiert da, das stimmt, aber wird sich in der nahen Zukunft sicherlich auch ändern.
    Crassus nickte abermals und mehr zu sich selber als zu Balbus:
    Soll ich deine offizielle Ernennung als Mitglied in die Wege leiten? Dann würde ich sagen wir besprechen alles weitere in den Räumen der Factio, wenn du mal ein wenig Zeit hast? Das würde ich dann zum Anlaß nehmen mich wieder tiefer in die Geschäfte einzuarbeiten.

  • Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus


    Balbus nickte. "Wenn dies so unkompliziert möglich wäre, dann gern." sagte er. "Und natürlich bin ich mir sicher, dass es schon bald wieder so sein wird, dass die Praesina den Circus dominieren wird."

  • Als er hereingebeten wurde, öffnete der Sklave dem Tiberier die Tür. Einen Augenblick überlegte Durus, ob er seinen Mantel abnehmen sollte - dies erschien ihm jedoch dann zu umständlich, denn dann müsste man das Darunterliegende richten und es würde schlichtweg zu lange dauern. Das konnte man immer noch regeln, wenn man in die Domus Flaviana hinüberging.


    Folglich trat er direkt ein und erblickte einen offensichtlich sehr beschäftigten Balbus. Noch gut erinnerte er sich an ihr letztes Zusammentreffen: Die Hochzeit, bei der Durus dem Prudentier geholfen hatte.


    "Salve, Prudentius! Ich wurde vom Kaiser geladen."


    begrüßte er den Procurator.

  • Als er hörte, wie jemand den Raum betrat, blickte er dann doch auf und ein leichter Anflug eines Lächelns erschien in seinem Gesicht, als er seinen Lieblings-Tiberier erkannte.


    "Salve, Tiberius." erwiderte er, ebenfalls auf etwaige Titel verzichtend. Allerdings schaute er dann auch direkt ein wenig irritiert, als dieser ihm eröffnete, dass der Kaiser in geladen hatte. Er wusste, dass er selbst den Tiberier zu sich gebeten hatte, aber das der Kaiser ihn ebenfalls persönlich hatte eingeladen war ihm neu.


    "Bitte nimm doch Platz." sagte er und deutete auf den leeren Stuhl vor seinem Tisch. "Verzeih, wenn du mich etwas verwirrt siehst, aber ich wusste nicht, dass der Kaiser dich persönlich geladen hat."

  • Offensichtlich freute Balbus sich, ihn zu sehen - ob jedoch aus Sympathie oder einem anderen Grund, doch im Grunde war Durus dies egal - Balbus mochte zwar der Sohn eines Consuls sein, doch er selbst hatte sich für die weitaus weniger ehrenvolle Ritter-Karriere entschieden - ein Fehler in den Augen des Tiberiers.


    So nahm er Platz und war nun seinerseits etwas verwirrt. Er hatte den Brief vor einiger Zeit gekommen und ganz überlesen, dass Balbus ihm den Befehl mitteilen würde. Nur eine Entscheidung des Kaisers zu seiner Person war ihm in Erinnerung geblieben. Und in seinem Selbstbewusstsein als Praetorier und Pontifex ging er davon aus, dass wenn der Kaiser es schon nicht schriftlich mitteilte, er es ihm persönlich sagen wollte.


    "Nein, Du hast mir diesen Brief geschrieben!"


    erwiderte Durus. Ob Balbus ihn vergessen hatte?

  • Da ging dann bei Balbus doch das Öllämpchen an und er wusste, warum der Tiberier hier war. Scheinbar war hier soetwas wie ein kleiner Kommunikationsknoten entstanden, aber das liess sich ja doch lösen.


    "Ah, dann ist es klar. Verzeih mir, dann hatte ich dich wohl einfach nur falsch verstanden." sagte er und nahm natürlich die Schuld auf sich, da man einem Senator niemals einen Fehler unterstellte. Zumindest war das etwas, dass sein Vater ihm immer gesagt hatte.


    Er kramte kurz ein wenig auf seinem Tisch und holte eine Notiz hervor.
    "Es geht um eine Entscheidung des Kaisers, die schon etwas länger zurückliegt und wohl im Officium des Procurator a memoria untergegangen war." begann er.
    "In seiner grenzenlosen Weisheit und seiner grossen Weitsicht hat der Kaiser entschieden dir eine Aufgabe hier am Hof zu übertragen." sagte er. "Wie du sicherlich weisst begleitet Decimus Mattiacus den Triumphator Decimus Meridius bei seiner Mission im Osten, was dazu führt, dass die Position des Procurator a cognitionibus hier in der Kanzlei vakant ist."


    Er legte die Notiz wieder auf den Tisch.


    "Die Aufgaben eben jenes Procurators trägt der Imperator nun dir an."

  • Natürlich. Es gibt im Reich schon genug unnötig verkomplizierte Abläufe, da ist es ja nicht nötig, dass wir so eine Förmlichkeit ebenso komplizierter machen als sie ist. Crassus wartete nach diesem Satz noch einen Moment und machte dann Anstalten sich zu erheben: Dann freue ich mich dich schon bald als neues aktives Mitglied Willkommen heißen zu können. Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Sonst möchte ich nämlich gar nicht weiter deine kostbare Zeit stehlen.


  • Durus nickte zufrieden - offensichtlich erinnerte sich Balbus doch! Dann rückte er aber gleich mit dem Grund seines Besuches heraus: Der Kaiser brauchte einen Rechtsberater, wie es schien! Natürlich hatte er erfahren, dass Mattiacus Meridius auf seiner Reise begleitete und natürlich war er sich im Klaren, dass er als letzter auf diesem Posten als Vertretung besonders infrage kam. Allerdings der Posten eines Procurators? Für einen Diener des Kaisers fühlte er sich inzwischen eigentlich zu schade, das war eines Senators nicht angemessen...


    "Ich weiß nicht, ob das Amt eines Procurators für einen Senator geeignet ist...wenn der Kaiser allerdings Hilfe braucht, wäre ich natürlich bereit, ihn zu beraten!"


    gab er daher zu bedenken. Wenn der Kaiser ihn bat, ihn gewissermaßen unverbindlich zu beraten, wenn er rechtliche Fragen hatte, ohne dass er den Posten antreten musste, war der Tiberier trotz aller Kritik für den Kaiser selbstverständlich bereit! Denn die Nähe eines so kränklichen Mannes bedeutete fast automatisch auch mehr persönliche Macht!

  • Balbus hatte irgendwie das Gefühl, dass der Tag schon viel zu lange dauerte und er gleich einfach mal Feierabend machen sollte. Er fühlte sich unverstanden, aber das war ja einfach nichts neues. Innerlich seufzte er.


    "Ich befürchte, ich habe mich missverständlich ausgedrückt." sagte er. "Es geht nicht darum, dass du das Amt des Procurators übernehmen sollst, sondern dass du dich während der Abwesenheit von Decimus Mattiacus um die Aufgaben des Procurators kümmerst. Immerhin hast du selbst dieses Amt dereinst ausgefüllt."

  • Das Officium des Balbus zu finden war nicht schwer gewesen. Es war nicht sehr weit entfernt vom Quartier der Aelier.
    Er trat zum Buero hin und klopfte dreimal kraeftig an.

  • Schön, schön. meinte Crassus ein wenig geistesabwesend während er sich erhob und seinem Freund die Hand reichte: Dann wünsch ich dir einen noch fleißigen Arbeitstag und bin mir sicher, dass wir uns schon bald wieder sehen werden. Vergess die Grüße an den Kaiser nicht. er zwinkerte ihm zu und machte dann Anstalten das Officium zu Verlassen.

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