- Officium XXV

  • Livianus trank den letzten verblieben Schluck in seinem Becher aus und stellte ihn dann auf den Tisch des Iuners, nachdem er sich erhoben hatte.


    "Natürlich. Wir wollen Palma doch nicht verstimmen. Nach dir Silanus."


    Mit einer einladenden Geste deutete er Richtung Türe und ließ den Procurator den Vortritt. Er war bereits sehr gespannt auf das nun folgende Gespräch mit Palma. Gerade das Ende ihres letzten Treffens, bei dem er dieses Thema noch anschneiden wollte, verlief nicht gerade zu seiner Zufriedenheit und auch war fraglich, in wie weit der Cornelier tatsächlich interessiert daran war, seinen Adoptivsohn Serapio mit der Zuerkennung eines entsprechenden Amtes zu rehabilitieren. Doch demnächst würde er mehr wissen. Schon in Gedanken vertieft folgte er seinem Klienten und die beiden Männer verließen das Officium in Richtung Officium Imperatoris.

  • Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus


    Der Scriba entschuldigte sich kurz und ging in das Officium des Procurators, um kurze Zeit später wieder mit der Bestätigung zu erscheinen, dass der Procurator Zeit hatte und den Primicerus weiter zu bitten. Silanus stand bereits vor seinem Schreibtisch und erwartete den Kollegen, an den er sich noch gut erinnern konnte.


    "Salve Iulius. Bitte komm herein und nimm Platz. Was kann ich für dich tun?"


    Crassus ließ sich von dem Notarius gerne weiter bitten und verließ dann das Vorzimmer um in das Officium des neuen Procurator a libellis zu betreten. Er hatte sich ja bereits im Vorfeld schon das eine oder andere Mal mit diesem unterhalten und bisher einen echt guten Eindruck gewonnen. Nun aber wollte er sehen, wie er sich bisher so eingerichtet hatte, nach seiner Rückkehr in die kaiserliche Kanzlei. Ob sich sehr viel verändert hatte, zu damals?


    ,,Salve Iunius.", begrüßte er den Procurator und kam dann seiner Bitte gerne entgegen und setzte sich auf den ihm angebotenen Platz. ,,Wie gehts dir? Hast du dich inzwischen gut eingelebt? Kommst du mit der Arbeit klar? Es wird sich sicher vieles verändert haben, seit deiner letzten Tätigkeit in meinem Ressort hier in der Kanzlei, oder?", fragte er dann in einem freundlichen plauderton.

  • "Ich denke, dass ich mich soweit eingearbeitet habe. Aber du hast vollkommen Recht. Es hat sich einiges verändert. Dennoch habe ich das Gefühl gewonnen der Kaiser versucht sich eher an die Regierungsform der Ulpier zu halten, als das er all zu viel vom Usurpator übernommen hätte. Doch auch da gäbe es einige reformbedürftige Punkte. Aber ich bin noch zu kurz im Amt, um darüber zu viel zu jammern."


    Der Iunier schmunzelte verschmitzt.


    "Aber sag, wie geht es dir? Gibt es irgendetwas Interessantes aus den Provinzen oder den Einheiten?"


    Da Silanus eine lange Zeit seines Lebens beim Exercitus verbracht hatte, galt diesem immer noch sein besonderes Interesse. Es war daher nicht verwunderlich gewesen, dass er sich eigentlich für den Posten des Procurator ab epistulis beworben hatte. Doch auch der des a libellis machte Spaß und mit einem Gesprächspartner wie den Iulier, war es halb so schlimm. Man hielt sich eben gegenseitig am Laufenden.

  • Nickend verfolgte Crassus die Worte des Procurators. Es war gut zu hören, dass er der Ansicht war, dass die Absichten, oder Verhaltensweisen, des neuen Princeps eher dem des Valerianus glichen, als seinem direkten Vorgänger. Auch wenn Crassus die Zeiten unter Valerianus nur am Rande mit erlebt hatte, denn auf seinem Weingut in Hispania war es wesentlich unpolitischer zugegangen, hatte er bei diesem Vergleich ein gutes Gefühl. Es musste schließlich alles besser sein, als unter diesem fetten Scheusal von Vescularius.


    ,,Sobald einige Zeit vergangen ist, kannst du diese Reformen ja auch gleich anpacken. Gibt es denn dabei etwas bestimmtes, dass dir schon vorschwebt?", fragte der junge Primicerius interessiert.


    ,,Ich kann mich eigentlich nicht wirklich beklagen...", antwortete Crassus etwas unkonkret auf die Frage des Procurators. ,,Nachdem wir der Auxiliarkavallerie in Germania Superior einen neuen Praefectus spendiert haben, darf der die gesamte Truppe gleichmal zum Standort der Legio Secunda verlegen. Die sollen mehr Hand in Hand arbeiten, hieß es. Ansonsten gibts momentan weniger aufregendes. Ich versuche mir momentan ein Bild über die Stärken und den Rekrutierungsstand bei den Einheiten zu machen, die am schwersten im Bürgerkrieg mitgemischt hatten.", erzählte Crassus dann ein wenig über sein Aufgabengebiet und über die Themen die ihn gerade beschäftigten.

  • "Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass der Kaiser sehr viel Zeit in seinem Officium verbringt und sich mit unzähligen Berichten, Urkunden und Personalentscheidungen herumschlagen muss. Das ist doch nicht die Aufgabe eines Kaisers, wenn du mich fragst.


    Mir ist natürlich noch nicht ganz klar ob es ihm Freude bereitet oder ob er es als mühevolle Pflicht ansieht. Vielleicht wäre es überlegenswert die unter Kaiser Valerianus begonnene Zentralisierung unseres Regierungsapparates wieder ein wenig zu lockern und mehr Verantwortung zurück an die Kommandeure und Statthalter zu geben."


    antwortete Silanus auf die Frage seines Kollegen.


    "In deiner Abteilung muss das doch noch um einiges schlimmer sein. Ihr bekommt doch für jeden angehenden Centurio ein Beförderungsansuchen habe ich gehört. Legt ihr die wirklich alle dem Kaiser vor?"

  • ,,Für jeden Centurio bekommen wir schon ein Beförderungsgesuch, allerdings werden die in der Regel nach Aktenlage entschieden und zumeist durchgewunken. Diese lasse ich nicht dem Kaiser mehr vorlegen. Das wäre wirklich zuviel des Guten.", antwortete er dem Procurator auf dessen Frage hin. ,,Erst ab der Stabsebene werden diese noch vom Kaiser persönlich abgenickt, bevor sie die Administratio verlassen.", setzte er dann nochmal nach.


    ,,Um mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, würde ich aber sagen, dass es dabei in letzter Zeit auch an engagierten Procuratoren gemangelt hatte. Welche für eine solche Dezentralisierung der Verwaltung unabdingbar sind. Doch scheinen wir mit dir ja einen Gewinn diesbezüglich gemacht zu haben.", endete Crassus seine Aussage noch mit einer kleinen Schmeichelei.

  • Bisher hatte sich Titus davor gesträubt den neuen/alten Procurator persönlich kennen zu lernen. Vielmehr war er daran interessiert nicht zu sehr aufzufallen. Vor allem, da er wahrscheinlich unter Beobachtung stand. Immerhin hatte er vor einiger Zeit seinen Ordo verloren. Und nur, weil er tüchtiger war als die anderen am Palatin. Ein Schuft wie der beinahe gefallende Pompeius Imperiosus musste man sein, um weiter zu kommen, nun ja...


    Trotz des Unbehagen klopfte er an die Tür.

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Crassus
    ,,Um mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, würde ich aber sagen, dass es dabei in letzter Zeit auch an engagierten Procuratoren gemangelt hatte. Welche für eine solche Dezentralisierung der Verwaltung unabdingbar sind. Doch scheinen wir mit dir ja einen Gewinn diesbezüglich gemacht zu haben.", endete Crassus seine Aussage noch mit einer kleinen Schmeichelei.


    Natürlich ging die letzte Aussage des Primicerius runter wie Öl, doch Silanus sah in sich keinesfalls den großen Heilsbringer, der nun im Alleingang die Administratio reorganisierte. Noch dazu wo die meisten seiner Ideen den anderen großen Bereich der kaiserlichen Bürokratie betraf und nicht seinen eigenen. Er machte also eine beschwichtigende Handbewegung.


    "Warten wir einmal ab. Zuerst muss ich mich um dringendere Angelegenheiten kümmern. Die Prätorianer bereiten mir in der letzten Zeit Sorgen. Letztens haben sie es sich erdreistet den Consul nach Waffen zu durchsuchen. Und das obwohl ich sogar einen Befehl gefunden habe, ich glaube sogar von dir verfasst, dass Senatoren von diesem erniedrigenden Vorgang auszuschließen sind. Den Consul! Kannst du dir das vorstellen?


    Außerdem gab es vor einiger Zeit kaiserfeindliche Schmierereien in der ganzen Stadt. Sogar auf der Palastmauer haben wir eine entdeckt. Ich habe die Prätorianer mit einer Untersuchung beauftragt. Bisher gab es keine Rückmeldung. Ich weiß nicht was die dort treiben, seit sie keinen Präfekten mehr haben. Apropos… weißt du irgendwas? Gibt es schon Kandidaten?"


    Hinter der letzten Frage stand mehr als nur die bloße Neugierde. Ein Posten wie der des Praefectus Praetorio war wohl schlussendlich das Ziel eines jeden Eques. Da schloss sich Silanus nicht aus. Seine Zeit dafür war noch nicht gekommen, da hatte ihm der Bürgerkrieg einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch sich am Laufenden zu halten schadete nicht.

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Varenus
    Trotz des Unbehagen klopfte er an die Tür.


    Silanus saß gerade hinter seinem Schreibtisch und bereitete sich auf die heutige Besprechung mit dem Princeps vor, als es an der Türe klopfte. Er richtete daher seine Aufmerksamkeit auf den Eingangsbereich.


    "Herein!"

  • ,,Ja genau. Eine meiner erstem Amtshandlungen als Primicerius.", kommentierte Crassus die Ahnung des Procurators Iunius und hörte ihm dann weiter zu. ,,Das ist eine absolute Frechheit.", dass die Palastwachen den Consul auf Waffen untersucht hatten, zauberte eine leicht angewiderte Fratze auf Crassus Gesicht. ,,Den Consul?", Crassus konnte nur den Kopf schütteln. Ausgepeitscht gehörten solche Soldaten und nicht zur Elite gehören.



    ,,Ohoho,", lachte Crassus kurz, ehe er lächelnd weitersprach. ,,Es tut mir leid, aber diese Positionen befinden sich wirklich weit über meiner Gehaltsstufe. Will sagen, selbst mir hat der Procurator dahin gehend keine Informationen fallen lassen. Vermutlich wird der Kaiser sich bei solch einem wichtigen Posten, auch nicht nur auf den Rat seines Ab Epistulis verlassen wollen.", antwortete er dann und gab noch seine persönliche Einschätzung dazu zum Besten. Doch wissen konnte er es natürlich nicht, dazu hatte der Cornelius noch zu wenig durchblicken lassen.



    Da sich das Gespräch sowieso schon aus dem ursprünglichen Rahmen herausbewegt hatte, schien es dem jungen Iulier auch nicht mehr unhöflich erneut das Thema zu wechseln. Doch dieses Thema wäre eine für ihn persönlich eher delikate Angelegenheit. ,,Ich habe auch noch eine persönliche Angelegenheit und Frage auf dem Herzen.", sagte er erst einmal vielsagend und versuchte sich dabei die nächsten Worte im Kopf zurecht zu legen. ,,In die Finanzabteilung hier am Palatin und von dieser bis zur Beförderung zum Primicerius in meiner jetzigen Abteilung habe ich es bereits geschafft. Doch bin ich damit jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich denke, dass ich es nicht mehr ohne einen entsprechenden Förderer schaffe. Als wir uns dann bei mir im Officium unterhielten und ich mir auch deinen Werdegang angeschaut hatte, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass du engagiert und ambitioniert bist und definitiv das Können und den Einfluss dafür hast. Daher bin ich überzeugt, dass du der Richtige bist um meine Karriere in die richtigen Bahnen zu lenken, oder ihr den entscheidenden Schub zu verpassen. Ich würde dich und die deinen selbstverständlich ebenfalls bei allem erdenklichen unterstützen, wie es die Pflicht eines guten Klienten ist.", schloß er dann seinen kleinen Monolog und beobachtete dann interessiert die Reaktion seines hoffentlich zukünftigen Patrons.

  • Silanus nickte verständnisvoll. Der Kaiser würde sich vermutlich tatsächlich selbst seine Gedanken machen und eher einen engen Vertrauten auf die Position des Praefectus Praetorio setzen, als das er die Abteilung des ab Epistulis nach geeigneten Kandidaten suchen lies. Er überlegte dabei kurz sogar, ob er selbst vielleicht Chancen auf diesen Posten hätte. Vermutlich nicht, dazu war er erst zu kurz wieder in Rom und in seinem derzeitigen Amt. Aber zumindest verschaffte ihm dieses die Möglichkeit, sich selbst in den Kreis der kaiserlichen Vertrauten einarbeiten zu können. Vielleicht bot sich ja irgendwann eine ähnliche Gelegenheit, die er dann nutzen konnte.


    Seine Gedanken wurden jedoch mit einem Schlag unterbrochen, als sein Gegenüber plötzlich ein ganz anderes, höchst interessantes Thema anschnitt. Er fragte Silanus nach seiner Patronage. Man konnte die Überraschung des Iuniers deutlich aus seinen Gesichtszügen lesen. Damit hatte er nicht gerechnet, doch es war eine freudige Überraschung. Natürlich hatte er mit seiner Position am Kaiserhof und einem frischgebackenen Consular als Patron eine gewichtige Rolle eingenommen. Es war daher zu erwarten, dass solche Anfragen in nächster Zeit unter Umständen häufiger vorkamen. Freundlich lächelte Silanus seinen Gesprächspartner an.


    "Dein Angebot ehrt mich Iulius und ich bin geneigt es anzunehmen. Wenn du es tatsächlich möchtest, so kannst du mich ab heute deinen Patron nennen. Selbstverständlich wird ein treuer Klient auch immer mit meiner Unterstützung rechnen können.


    Dieser Schritt war gewiss gut durchdacht. Ich nehme an, du hast dir im Zuge dessen auch über deinen weiteren Karriereweg Gedanken gemacht. Wie stellst du dir diesen vor?"


    [SIM-OFF]Patronageangebot ist im Control Panel eingegeben[/SIM-OFF]

  • Nach dem 'Herein' trat er auch ein. Schwungvoll riss er die Tür auf und schloss sie anschließend wieder hinter sich. Als würde er dem Procurator symbolisieren, dass ohne Varenus nichts zu machen ist. Vor allem in Fragen des Finanzwesen. Der ehemalige Procurator der auch eine Zeitlang sein Patron war, war alles andere als bescheiden. Wie dieser hier tickte, musste Varenus erst herausfinden. "Salve Procurator Iunius. Primicerius Decimus aus der kaiserlichen Finanzabteilung. Ich wollte dich persönlich begrüßen. Und ich hoffe du beehrst uns länger als dein Vorgänger.", sagte er mit einer leichten zynischen Art. Hatte er doch erfahren, dass der Iunius schon vor einiger Zeit am Palatin als Procurator ab epistulis diente und das doch recht kurz. Des Weiteren war dieser ein Anhänger des Militärs, das ja bekannterweise Varenus wortwörtlich zum Kotzen brach.

  • Ja, Crassus wollte es wirklich. Schließlich war die Zeit gekommen um die Karriereleiter weiter zu erklimmen und aus seinem noch recht jungen Leben etwas zu machen.
    ,,Nun, mich interessiert besonders der ritterliche Cursus Honorum, wobei mir die verwaltungstechnischen und administrativen Posten doch eher liegen werden, ob jetzt in den Provinzen, oder auch hier in der Kanzlei. Doch fehlt mir dazu natürlich noch der namensgebende Status eines Eques, wie du einer bist.", führte Crassus einen eher groben Umriss seiner Zukunftspläne aus, bewusst ohne sich sich auf einen möglichen nächsten Posten sofort festzulegen. Diese Entscheidung lag noch immer beim Kaiser persönlich, sollte Crassus den Rang eines Eques denn erreichen. Und auf keinen Fall wollte er zuschnell vorpreschen und sich einen Posten offiziell ausgucken, falls dann nur ein anderer frei wäre und er für diesen nicht in Betracht gezogen werden würde. Er wollte vorankommen, das war ihm momentan einfach am wichtigsten. Zu lange war die Zeit bereits, in der er seine bisherigen Stellen ausgeübt hatte.

  • Ein älterer aber durchaus fit wirkender Mann betrat das Officium des Iuniers und stellte sich als Primicerius Decimus vor. Vielleicht sogar ein Verwandter von Silanus Patron Decimus Livianus? Freundlich lächelnd erhob er sich daher aus seinem Stuhl und nahm die Begrüßungsworte des unerwarteten Besuchers entgegen. Beim letzten Satz zog er jedoch leicht verdutzt eine Augenbraue nach oben, sah in ihr jedoch, trotz des leicht zynischen Wortklangs, keineswegs eine böswillige Unterstellung, was seine zukünftigen Karriereabsichten betraf. Ganz im Gegenteil hatte er im Laufe seines Lebens schon häufiger erlebt, dass Männer diesen Alters, ganz gleich ob Soldaten oder Beamte, sehr ähnlich auf jüngere Vorgesetzte oder Höherrangige reagierten, die sie vor die Nase gesetzt bekamen. Es war sicher nicht einfach, sein Leben lang brav seinen Dienst zu versehen, selbst aber immer noch einen mittelmäßigen Posten inne zu haben und mitanzusehen, wie wesentlich Jüngere, oft auch auf Kosten der Älteren, Karriere machten und die Posten bekamen, in denen man sich nur zu gerne selbst sehen wollte. Vorzugsweise versuchten Männer wie dieser Decimer dann auf ihre zynische oder manchmal auch störrische Art und Weise anzuecken und aufzufallen. Silanus nahm es jedoch gelassen und sogar mit etwas Humor in der Stimme, als der dem Primicerius die Hand entgegenstreckte.


    "Sei auch mir gegrüßt Primicerius. Es freut mich dich kennen zu lernen. Ich kann dir versichern, dass ich mein Amt so lange ausführe, wie es der Kaiser von mir wünscht. Und so weit mir bekannt, hat mein Vorgänger doch einige Jährchen hier in diesem Officium residiert. Da wir beide uns nicht kennen, nehme ich an, du bist während des Bürgerkriegs unter dem Ursupator in die kaiserliche Finanzabteilung berufen worden?"

  • Mit den ritterlichen Ambitionen des Iuliers hatte er bereits gerechnet. Doch Silanus musste schmunzeln, als er den präferierten Zweig hörte, war es doch genau das Gegenteil von seinen bisherigen Karrierestationen. Doch es war keinesfalls verwerflich, noch sah der Iunier darin einen Makel, friedlichere Lebensziele zu verfolgen. Nicht jeder war für die Krieg oder das Abenteuer geschaffen, dass eine militärische Karriere oftmals mit sich brachte. Und selbst wenn das Schicksal einen doch dort hin verschlagen sollte, so wuchs man meistens in die Aufgabe hinein, wie der Iunier aus eigener Erfahrung wusste. Als junger Mann hatte er sich selbst kaum Träumen lassen, eine derartige Karriere zu machen, als er als einfacher Privatsekretär bei dem damaligen Legatus Legionis Decimus Livianus seinen Dienst antrat. Und nun war er bereits zum zweiten Mal hier, als einer der obersten Beamten des Kaiserhofs. Mit einem aufmunternden Lächeln nickte er seinem neuen Klienten zu.


    "Dann würde ich vorschlagen, wir bemühen uns deine Karriere in die entsprechende Richtung zu lenken. Ich werde den Kaiser in den kommenden Tagen bei einer passenden Gelegenheit ansprechen. Ich gehe davon aus, dass du dir Nichts zu Schulden kommen hast lassen, was dem Kaiser verärgert haben könnte oder dich in ein schlechtes Bild gerückt hat? Verzeih mir bitte die recht indiskrete und direkte Frage, aber ich gehe lieber auf Nummer Sicher und frage nach, bevor mich der Kaiser selbst erbost über mein Anliegen aus seinem Officium wirft, wenn du verstehst."

  • Da wagte sein Gegenüber den Ball zurückzuspielen. Der machte nämlich eine klare Andeutung darauf, dass Varenus ein Sympathisant des Dicken gewesen sein soll. Die Annahme kam nicht von ungefähr, denn tatsächlich konnte Varenus dem Ursupator in vielen Zügen einiges abgewinnen, vor allem war dieser Entscheidungsfreudiger und nicht so steif wie der derzeitige Augustus. Und nicht zu vergessen, den Dank, an die Knüppelattacke durch die Anhänger von Palma. Welch Leid hatte doch Varenus dadurch erleiden müssen. "Dein Vorgänger stand mit einem Fuß im Gefängnis." Der sich so geschickt aus die Affäre gezogen hatte. Größtenteils war dieser Umstand deren Ehefrau zu verdanken, die im letzten Moment so dir-nix das Testament herausrückte.


    Die Iunier allgemein waren Varenus weiterhin ein Dorn im Auge, wenn auch nicht aus der Motivation heraus wie es zum Beispiel seine Verwandte Seiana oder sein Verwandter Serapio tat. Dieses Liebesgesülze lies ihm weiterhin kalt. "Genau, berufen. Berufen durch Procurator a rationibus Plennius, der schon unter den Ulpier im Amt war. Im Gegensatz zu vielen anderen Abteilungen hatte die kaiserliche Finanzabteilung so absolut gar nichts mit dem Bürgerkrieg zu tun." Die letzte Aussage war wie gewohnt gelogen.


    Fast jeder neue Vorgesetzte hatte die Eigenart seine eigene Duftmarke zu hinterlassen. "Sind denn Änderungen jeglicher Art am Palatin zu befürchten?"

  • Silanus deutete salopp auf einen der Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen und bot dem Gast einen Platz an, ehe er seine Frage beatwortete.


    "Soweit mir bekannt, sind keine großen Veränderungen am Kaiserhof vorgesehen. Ich kann auch nur für meine Abteilung sprechen und da bin ich doch sehr auf das Wohlwollen und den täglichen Gemütszustand des Kaisers angewiesen. Also werde ich auch hier nicht viel Spielraum für eigenständige Veränderungen haben. Schließlich entscheidet der Kaiser selbst, wie viele Besucher er jeden Tag empfangen möchte oder wann er sich in die Öffentlichkeit begibt. Dementsprechend wird sich auch das Protokoll und meine Arbeit an die Wünsche des Kaisers anpassen müssen.


    Dennoch habe ich vor, den Kaiser dazu zu bewegen, sich ein wenig mehr dem Volk zu zeigen. Der erste Auftritt nach fast über einem Jahr am Festtag der Concordia hat mir gezeigt, dass er dem auch nicht abgeneigt ist, wenn die Vorbereitungen ordentlich gemacht wurden.


    Wie sieht es in der Finanzabteilung aus?"

  • ,,Es gab bisher nicht viele Gelegenheiten, bei denen ich mir persönlich etwas zu Schulden habe kommen lassen können.", erläuterte er seinem Gegenüber mit einem etwas verschmitzten Lächeln. ,,Von daher wüsste ich nichts, was der Kaiser gegen mich persönlich haben könnte." Da er es jetzt zweimal extra betont hatte, musste Crassus noch ausführen, gegen was der Kaiser eventuell etwas haben konnte.
    ,,Allerdings bin ich näher mit zwei Vertretern meiner Gens verwandt, die Beide eher unschön aufgefallen sind, bis zum Ende des Bürgerkriegs.", viel mehr wollte Crassus garnicht zu diesem leidlichen Thema ausführen. Er wusste zwar nicht unbedingt, ob der Iunius soviel über die Familie des Iulius wusste, doch waren die Namen wie der von Centho, doch beinahe allgegenwärtig. Auch heute noch. Und stets mit einem Makel behaftet.

  • Das Angebot nahm er dankend an und setzte sich. Manieren hatte der Procurator auf dem ersten Blick. 'Soweit mir bekannt,...' Der Pompeius hätte solchen Satzbeginn nicht über seine Lippen gebracht, war er doch davon überzeugt, allein verantwortlich zu sein, sogar über dem Augustus stand. Sprach er doch immer von 'mein Palatin'. "Es ist nicht sogar die Pflicht, dass sich der Augustus zeigt? Sein Vorgänger war immerhin in dieser Hinsicht ein Vorzeige-Bild. Nahm an vielen Zeremonien teil. Präsentierte Spiele und heiterte die Stimmung auf, wenn auch ein wenig paradox, da er keine Gegenstimmen duldete. Aber ich denke, dass erwartet wohl jeder Augustus." Er sass weiterhin, stützte jedoch seine Handflächen auf dem Tisch ab und wippte ein wenig. Als wäre er ein wenig ungeduldig. "In der Finanzabteilung läuft alles wie gewohnt. Die Kassen klingeln von Woche zu Woche mehr. Trotzdem fehlen weiterhin viele Einnahmen aus diversen Provinzen. Hauptsächlich Provinzen die Palma folgten. Das soll nun keine Beschuldigung sein, sondern eine Feststellung." Er blickte sich kurz um. "Wie gut kennst du den Procurator Plennius Flamininus?"

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Crassus
    ,,Es gab bisher nicht viele Gelegenheiten, bei denen ich mir persönlich etwas zu Schulden habe kommen lassen können.", erläuterte er seinem Gegenüber mit einem etwas verschmitzten Lächeln. ,,Von daher wüsste ich nichts, was der Kaiser gegen mich persönlich haben könnte." Da er es jetzt zweimal extra betont hatte, musste Crassus noch ausführen, gegen was der Kaiser eventuell etwas haben konnte.
    ,,Allerdings bin ich näher mit zwei Vertretern meiner Gens verwandt, die Beide eher unschön aufgefallen sind, bis zum Ende des Bürgerkriegs.", viel mehr wollte Crassus garnicht zu diesem leidlichen Thema ausführen. Er wusste zwar nicht unbedingt, ob der Iunius soviel über die Familie des Iulius wusste, doch waren die Namen wie der von Centho, doch beinahe allgegenwärtig. Auch heute noch. Und stets mit einem Makel behaftet.


    Das eine oder andere über so manche bekannte Familie Roms hatte Silanus selbstverständlich gehört und auch in diversen Unterlagen des Palastes nachgelesen, doch war er sich dabei keiner Zusammenhänge bewusst geworden, die negativ auf Crassus zurückfallen konnten. Vor allem nichts, dass ihrem geplanten Vorhaben entgegenwirken konnte. Er machte daher eine beschwichtigende Handbewegung.


    "Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Dieses Problem hat wohl fast jede Gens in Rom. Ich bin mir sicher, dass auch der Kaiser darüber hinwegsehen wird, wenn er mit dir und deiner Arbeit zufrieden ist. Schade dabei finde ich nur, dass der Palast dich nach dieser Ernennung wohl als Mitarbeiter verlieren wird. Die entsprechenden Posten im Palast sind leider nicht für Einsteiger in den ritterlichen Cursus Honorum gedacht. Es wird also einige Zeit dauern, ehe du wieder hinter diesen Mauern deinen Dienst versehen kannst, sofern du das dann überhaupt noch möchtest. Doch wenn einverstanden bist, dann werde ich bei dieser Gelegenheit auch gleich mit dem Kaiser über eine mögliche Versetzung in ein Ritteramt sprechen."

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