Domus Aeliana - Tablinum

  • “'err!“, sagte der Sklve Nakhti, nachdem er das tablinum betreten hatte, um dann zu vermelden: “Da ein Mann ist, der Annaeus Florus 'eißt und Senator ist, er sagt. Er mit dir etwas geschäftliches besprechen will.“

  • Ich folgte dem Sklaven ins Tablinum, wo ich bereits den Senator Aelius Quarto sah, bevor die Distanz eine Begrüssung zuliess. Er schien gerade noch etwas beschäftigt, las in einer Rolle, so dass ich eine Unterbrechung unangebracht fand und daher auf sein erstes Wort wartete. Immerhin stand er in der innersenatorischen Hierarchie viele Stufen weiter oben als ich, so dass sich dieses Verhalten nicht nur gehörte, sondern auch Sinn machte. Ich kam ja schlussendlich als Bittsteller.

  • Aelius Quarto ließ die Schriftrolle sinken, in der er ohnehin nur zum Schein gelesen hatte, um Geschäftigkeit vorzutäuschen. Er erhob sich und legte sie weg. Dann trat er auf seinen Gast zu.


    “Salve Senator Annaeus Florus!“, begrüßte er ihn lächelnd.

  • Senator Aelius Quarto, salve! Ich danke dir, dass du Zeit findest, mich zu empfangen.


    Ich wäre froh, wenn wir ein ziemlich heikles Thema besprechen könnten. Immerhin hat es unter Anderen auch mit dem Kaiser und diesem Vescularius zu tun. Konkret geht es um mich als Klienten.


    Ich rannte praktisch mit der Tür ins Haus, doch was wollte ich hier um den heissen Brei herumreden? Es war ein schwieriges Thema, eines das man am besten direkt anfasste. Im schlimmsten Fall verlor man dabei die Hand, im besten ... naja.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • “Ähm... ich schlage vor, wir setzen uns, Senator. Im Sitzen redet es sich bequemer.“, antwortete Aelius Quarto und bot seinem Gast einen Stuhl an.


    Er schien ehrlich daran interessiert zu sein, was Annaeus Florus zu ihm geführt hatte. Die Stichworte 'Kaiser' und 'Vescularius' ließen ihn aufhorchen. Doch was hatte Florus' Klientelverhältnis damit zu tun? Nun, er würde es sicher gleich erfahren.

  • Aelius Quarto machte einen durchaus interessierten Eindruck und bot mir einen Stuhl an. Diesen nahm ich dankbar an und setzte mich.


    Senator, sicher weisst du, dass mein Patron, Decimus Meridius sich aufs Land zurückgezogen hat und daher nicht mehr wirklich aktiv als mein Patron wirken kann. Ich habe mir daher überlegt, wer meine Interessen in Rom vertreten könnte, respektive auf welche Seite ich mich setzen kann und will. Als stets loyaler Offizier unseres Kaisers liegt mir eigentlich nichts näher, als jemanden zu suchen, der ebenfalls dieser kaiserlichen Fraktion angehört.


    Dabei stehen sowohl meine Interessen, da ich gerne den Cursus Honorum wieder aufnehmen würde, als auch diejenigen des Kaiserhauses in meinen Überlegungen ganz weit vorne. Obwohl Vescularius vom Kaiser in seine momentane Position erhoben wurde ist mir sein Benehmen in den letzten Senatssitzungen nicht ganz geheuer.


    Ich wollte daher anfragen, wie du diese Situation siehst und ob du es für klug halten würdest, den Patron zu wechseln.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • “Nun ja.“, meinte Aelius Quarto zunächst scheinbar zögerlich.


    Dann wurde er aber doch konkreter: “Mir liegt es fern, dir Senator Decimus Meridius abspenstig machen zu wollen. Aber wie du richtig sagst, hat er sich aufs Land zurückgezogen und dem öffentlichen Leben offensichtlich den Rücken gekehrt. Für einen ambitionierten Mann ist es aber wichtig, einen Patron zu haben, der am gesellschaftlichen und politischen Geschehen aktiv teil nimmt. Darum verstehe ich deine Überlegung gut und kann dir nicht reinsten Herzens davon abraten. Bestimmt würde Meridius diesen Schritt auch gut verstehen.“


    Er machte eine kurze Pause.


    “Es gibt natürlich keine Alternative zur Seite des des Imperators Caesar Augustus. Opposition ist sinnlos und es gibt auch gar keine Rechtfertigung dafür. Wie du dir denken kannst, stehe ich selbst fest zu ihm und bin ihm in tiefer Loyalität verbunden.“

  • Dessen bin ich mir eben bewusst. Die grosse Frage für mich persönlich lautet dabei bloss, wie siehst du die Situation mit Vescularius? Sein Verhalten an der letzten Sitzung des Senates war eher dasjenige eines Caesars, als eines Praefectus Urbi.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • “Um offen zu sein, lässt das Verhalten des praefectus urbi im Senat für mich vor allem den Schluss zu, dass er für den Senat und die Senatoren ganz allgemein nicht viel übrig hat.
    Denkst du er strebt an, dass der Imperator Caesar Augustus ihn zu seinem Nachfolger, also zum Caesar ernennt?“

  • Das ist eine sehr heikle Frage und wenn die falschen Personen an meine Äusserungen geraten, so fürchte ich, dass es um meine Karriere sehr schnell geschehen sein könnte.
    Zumindest glaube ich, dass der Praefectus Urbi niemanden ausser sich an die Macht lassen wird. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Kaiser wirklich bei jeder von Vescularius kommunizierten Entscheidung eingeweiht ist. Ich fürchte fast, sein Kuraufenthalt in Misenum hat dem Praefectus Urbi hier schön in die Karten gespielt.

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • “Du kannst unbesorgt sein. Was du hier, unter meinem Dach, in diesem Zimmer, im Vertrauen auf meine Verschwiegenheit sagst, dass wird auch unter uns bleiben.“, sagte Aelius Quarto beschwichtigend.


    “Aber mit deinem Misstrauen bist du nicht alleine. Andere Männer, die dem Kaiser ohne jeden Zweifel treu sind, haben sich mir gegenüber schon ähnlich und noch viel deutlicher geäußert. Es gibt einige, die befürchten, Potitus Vescularius Salinator könnte seine eigenen Interessen über die des Staates stellen, die Wünsche des Imperators Caesar Augustus missachten und sein Vertrauen missbrauchen.
    Wie würdest du darüber denken, wenn der Kaiser seinen Sohn Publius Ulpius Maioranus zum Caesar und designierten Nachfolger ernennt? Er ist noch ein Knabe und sicherlich viel zu jung, um bereits die schwere Bürde der vollen Verantwortung zu tragen. Aber wir alle hoffen schließlich, dass der Tag noch fern ist, an dem er seinem Vater nachfolgen muss.“

  • Der Sklave Nakhti betrat das Tablinum, wo er, wie erhofft, seinen Herrn vorfand.


    “'err!“, sagte er und verbeugte sich tief.
    “'err, da ein Mann ist der dich sprechen will. Ein privates Anliegen er 'at. Sein Name Lucius Eprius Seleucus ist.“

  • Vom Ianitor des Hauses wurde der Eprianer zum Tablinum geführt. Für den Besuch beim Senator hatte sich Lucius extra noch einmal stattlich hergerichtet und seine Dienstkleidung angelegt. Der Senator war bereits im Raum, als Seleucus zu ihm stieß. Es folgte eine leichte Verneigung und ein freundliches Nicken.


    "Salve, ehrenwerter Senator Quarto. Es freut mich, dass du mich empfängst."

  • “Salve Lucius Eprius... ähm... Seleucus? Sei mir willkommen.“, sagte Aelius Quarto routiniert, bei dem ihm bisher unbekannten Namen kurz stockend, aber durchaus freundlich.
    “Bitte, nimm doch platz. Darf ich dir etwas bringen lassen? Wein? Eine Kleinigkeit zu Essen?“

  • "Richtig, Lucius Eprius Seleucus. Aber es ist wohl nicht verwunderlich, dass dir mein Name unbekannt ist. Ich habe erst kürzlich das Bürgerrecht für meine Familie erlangt", erklärte der Eprianer und schüttelte dann den Kopf.


    "Nein, danke. Ich will dich nicht zu lange aufhalten."


    Es folgte eine Pause, ehe Lucius zu seinem eigentlichen Anliegen überging.


    "Erst einmal freut es mich, dass du mich empfängst, Senator. Wie du dir sicherlich denken kannst, ist es für einen Neubürger wie mich schwierig, den Einstieg in den Alltag Roms zu finden. Durch meinen Dienst bei der Ala II Numidia in Germanien habe ich vor kurzer Zeit das Bürgerrecht erlangt und diene nun als Praepositus Stationarium der Stadt Ostia. Nun will ich allerdings auch in Rom Fuß fassen und suche deshalb einen starken Patron, der mir zur Seite steht und dem ich meine Dienste erweisen kann. Als genau solcher, erscheinst mir du, ehrenwerter Senator Aelius und deswegen wäre es mir eine Ehre dir als Klient zur Seite zu stehen."

  • Aelius Quarto spitzte die Lippen.


    “Ein Neubürger bist du also? Und du hast dir in Germanien das Bürgerrecht verdient? Mmh... gut, gut.“


    Er strich sich nachdenklich und noch etwas zögernd über den Bart. Scheinbar war er durchaus gewillt, sich etwas länger Zeit für Eprius Seleucus zu nehmen.


    “Dein Ansinnen ehrt mich.“, sagte er, fragte dann aber: “Wenn du nicht als Römer geboren wurdest, bitte verzeih mir meine Neugierde, aber von woher stammst du dann?“


    Die griechischen Elemente im Namen seines Gegenüber waren für jeden deutlich erkennbar, aber die griechisch geprägte Welt war groß.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!