Domus Aeliana - Tablinum

  • Die Reaktion des Aelius ließ schon einmal auf mehr hoffen. Quarto schien dem Griechen ein recht gesitteter und vor allem bodenständiger Römer und Senator zu sein, was Lucius durchaus zu schätzen wusste.


    "Meine Familie stammt aus verschiedenen Gegenden. Vor Jahren erlangte bereits ein Eprianer das Bürgerrecht für unser Geschlecht, Marcus Eprius Alexander sein Name, der seinen Ursprung in Sparta hat. Ich selbst und mein Teil der Familie wurde in Argos, einer Stadt im Nordosten der Peloponnes geboren."

  • “Argos in der Argolis? Du bist also ein echter Grieche reinsten Blutes? Und als solcher hast du unter dem Adler gedient und dir das römische Bürgerrecht verdient?
    Wie ungewöhnlich! Wirklich ungewöhnlich aber auch beeindruckend. Es gibt wohl nicht viele wie dich, oder? Griechen in den römischen Truppen sind eine Seltenheit, es sei denn als Ärzte oder als Bogenschützen, nicht wahr?
    Aber du warst bei den Reitern. Und jetzt bist du Praepositus Stationariorum... mmh.“


    Wieder spitzte Quarto nachdenkend die Lippen. Dann entschied er sich.


    “Also gut, einverstanden! Du wirst mein Klient und ich werde dein Patron sein!“

  • "Sehr wohl, ich bin ein Grieche reinsten Blutes, der seinen Weg nach Germanien gesucht hat um sich dort für seine Familie das römische Bürgerrecht zu erkämpfen. Auch wenn ich vielen Römern aufgrund ihres fehlenden Respektes gegenüber der griechischen Welt und der Leistungen, die der Hellenismus erbracht hat, lange bevor Rom aus seinen Fesseln entbrach, abgeneigt bin, gehöre ich nach der langen, römischen Herrschaft über unsere Landen doch zu der Generation von Griechen, die der römischen Welt offener und liberaler gegenübersteht", erklärte Seleucus. Quarto schien ihm allerdings ein Römer zu sein, der die Leistungen der Griechen vor allem in Bezug auf Kultur und Wissenschaft sehr wohl zu schätzen wusste.


    "Es ehrt mich, Senator, dass du auf meinen Wunsch eingehst. Vielleicht sollten wir doch mit einem Becher Wein auf das neue Verhältnis anstoßen, Patron!"


    Immerhin hatte der Aelier bisher nicht den Eindruck gemacht, dass er es sehr eilig hatte und das Gespräch möglichst schnell zu einem Ende führen wollte.

  • “Oh, Griechen und Römer sind doch gleich Brüdern; unterschiedlich in ihrer Natur und doch von verwandter Art. In einer Welt voller Barbaren sind die römische Kultur, und die griechische, wie zwei Flammen, die miteinander verschmelzen, sich ergänzen und gegenseitig anfachen, um die Dunkelheit zu erhellen.“, meinte Quarto freundlich.
    Er hatte seine Jugend in Achaia verbracht, so dass ihm nicht ganz fremd war, wovon er sprach.


    “Ein Wein, ja, wir sollten auf unsere Verbindung anstoßen.“



    Zu einem seiner Sklaven umgewandt: “Bring uns Wein. Den hellen Falerner, den bring uns!“

  • Der Eprianer lächelte zufrieden. Das Gespräch verlief genauso, wie er es sich erhofft hatte.


    "Es ist beruhigend, dass du ähnlich denkst wie ich. Dies kann man leider nicht von allen, aber zumindest von manchen, erfahrenen Römern behaupten."


    Es vergingen nur wenige Sekunden, ehe der Sklave den Wein hineinbrachte und die Becher mit der hellen Flüssigkeit füllte. Lucius nahm das Gefäß vom Tisch und hielt es seinem neuen Patron entgegen.


    "Auf unsere neue Verbindung!"


    Nachdem angestoßen und getrunken wurde, wurden die Becher wieder abgestellt. Der richtige Zeitpunkt für Seleucus, ein weiteres Thema anzusprechen, das mit dem vorangegangenen in Verbindung stand.


    "Es ehrt mich sicherlich nicht, dass ich direkt die erste Bitte hervorbringe, allerdings scheint mir dieser Moment ein guter Zeitpunkt zu sein. Wann werde ich sonst wieder die Ehre haben in diesem Raum zu stehen. Wie du weißt, bin ich seit einigen Wochen Praepositus Stationarium in Ostia. Ich habe Erfahrung im Militär und kürzlich das Examen Primum der Academia Militaris abgeschlossen. Da ich weiß, dass du eine enge Verbindung zum Kaiser hast, hätte ich ein großes Ziel erreicht, wenn du mich für den Posten des Praefectus Viatorum empfehlen könntest. Ich bin mir sicher, dass ich dieser ehrenvollen Position gewachsen wäre und dieses Amt mit Pflichtbewusstsein und Engagement ausführen würde. Zusätzlich würde ich nicht mehr regelmäßig zwischen Ostia und Rom pendeln müssen und könnte mich besser um meine Familie kümmern, die mir erst kürzlich nach Rom gefolgt ist und bis jetzt vergeblich nach einer Eingliederung ins öffentliche Leben sucht."


    Lucius hoffte, dass dem Aelius nicht der Anschein kam, der Grieche wolle ihn nur ausnutzen. Denn Seleucus war ein Mann, der auch zu gegebenen Zeitpunkt versuchte sich erkenntlich zu zeigen.

  • “Mmh...“, machte Aelius Quarto da und strich sich in der für ihn so typischen Geste über den Bart.
    “Ich helfe dir natürlich gerne. Dafür ist ein Patron schließlich da. Und auch wenn ich dich noch nicht gut kenne, zweifel ich nicht daran, dass du für diesen Posten geeignet wärst. Ja, bestimmt würdest du deine Sache gut machen.
    Doch leider hat – ein dummer Zufall – genau dieses Amt bereits ein anderer meiner Klienten im Sinn. Und ich habe ihm bereits zugesagt, ich würde mich für ihn einsetzen, dass er berufen wird. Nun kann ich schlecht zwei Männer für ein und dasselbe Amt empfehlen.“

    Er machte ein bedauerndes Gesicht.


    “Aber vielleicht käme noch etwas anderes infrage?“

  • "Ein anderer Klient? Ich...verstehe."


    Lucius überlegte kurz. Wenn das so war änderte dies Seleucus Zukunftspläne rapide. Er überlegte kurz, vielleicht sollte er Quarto selbst zu Rate ziehen.


    "Was meinst du, Patron, wenn ich fragen darf? Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich mich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich von den Lebenden scheide, um eine Erhebung in den Ritterstand bemühen will. Ich weiß, dass ich als ehemaliger Peregrinus normalerweise kein Kandidat für eine solche Würde bin und noch weit von meinem Ziel entfernt bin, doch ich will diesen Weg auf mich nehmen. Wie soll ich deiner Meinung nach meine Karriere fortführen, wenn ich dieses Ziel vor Augen habe, Senator?"

  • “Gegen dieses Ziel ist nicht einzuwenden, nein, gar nichts.“


    Er zupfte mit spitzen Fingern an den Falten seiner Toga, während er kurz nachdachte.
    Dann sah er auf und seinen neuen Klienten direkt an.


    “Die Vigiles!“, sagte er unvermittelt. “Die Vigiles von Rom! Dort werden viele Peregrini beschäftigt. Du hättest deshalb bestimmt keine Nachteile, wegen deiner griechischen Herkunft. Und sie suchen immer gediente Männer, die mit der Waffe umgehen und zupacken können. Sie werden von Numerius Scaevius Camerinus angeführt, dem Praefectus Vigilum. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Mit einer Empfehlung von mir sollte er dich wohl nehmen und ich könnte mir denken, dass die Vigiles einem fähigen Mann durchaus gute Aufstiegschancen bieten – wenn er die Nacht nicht fürchtet.
    Mit welchen Rang wurdest du entlassen, sagtest du?“

  • In Seleucus' Ohren hörte sich der Vorschlag seines Patrons durchaus überlegenswert an. Und da der Grieche keinen Tag zögern wollte, bestätigte er seine Zustimmung direkt mit einem Nicken.


    "Ich denke du hast Recht, Patron. Die Vigiles könnten das Richtige für mich sein. Die Ala habe ich im Range eines Eques verlassen."


    Lucius hoffte, dass ihn die Zeit als Praepositus und das Bestehen des Examen Primum zusätzlich angerechnet werden würden.

  • “Als Eques.“, meinte Aelius Quarto nachdenklich.
    “Nun bin ich kein Militärfachmann. Aber ich denke, man würde dich sicherlich als Optio nehmen. Vielleicht sogar als Centurio, aber damit solltest du nicht fest rechnen.“

  • “Ich könnte etwas schreiben, eine Art Empfehlungsschreiben in dem ich deine Fähigkeiten preise und zum Ausdruck bringe, dass ich mich über deine Berufung in den Dienst bei den Vigiles freuen würde. Das würde ich dir für Numerius Scaevius Camerinus mitgeben. Es ist letztlich ein Geschäft, eine Gefälligkeit, um die ich ihn bitte und für die er irgendwann einmal eine Gefälligkeit bei mir einfordern kann. Das ist der übliche Gang der Dinge.“, meinte Aelius Quarto.


    “Also: Ich würde das Schreiben aufsetzen, du gehst damit zum Praefectus Vigilum. Wenn er dir sagt, er nimmt dich, dann bittest du beim Praefectus Viatorum um deine Entlassung als Praepositus und anschließend kann Scaevius Camerinus dich ernennen.“

  • “Ja... ähm... ja, ja, so machen wir es. Ich werde einen Sklaven mit dem Schreiben zu dir schicken.“, antwortete Aelius Quarto.


    Dann fasste er sich an den Kopf.


    “Ach! Ich vergaß dich ganz zu fragen: Wo kann dich mein Sklave denn finden?“

  • "Nun, ich konnte vor einigen Wochen eine kleine Casa erwerben. Es wird wohl am besten sein, wenn du ihn dorthin schickst."


    Lucius wartete einen Moment, ehe er fortsetzte.


    "Ich denke ich sollte dich dann auch nicht weiter aufhalten. Gibt es von deiner Seite noch etwas, das ich für dich tun könnte?"


    Immerhin würde Seleucus versuchen seinem Patron baldmöglichst einen Gegengefallen zu tun.

  • “Für mich? Ähm... nein. Nein, zurzeit nicht. Aber ich lasse es dich wissen, wenn es etwas gibt. Vorher aber, wirst du den versprochenen Brief bekommen.“


    Quarto stand auf, um sich von seinem neuem Klienten zu verabschieden.


    “Ich danke dir für deinen Besuch. Es war interessant und ich bin guter Dinge, dass wir heute einen Bund geschlossen haben, der für uns beide vorteilhaft sein wird.“

  • "Ich hoffe doch, dass ich mich für deine Bemühungen irgendwann erkenntlich zeigen kann, Patron. Ich wünsche dir noch einen erholsamen Tag. Es war mir eine Ehre. Vale, Senator!"


    Lucius verbeugte sich noch leicht und verließ dann das Tablinum in Richtung Casa Epria.

  • “'err!“, sagte Nakhti, nachdem er das Tablinum der domus Aeliana betreten und sich tief verbeugt hatte.


    “Titus Aurelius Ursus dich zu sprechen wünscht, 'err.“

  • Heute wurde Ursus im Tablinum empfangen, Aelius Quarto war bereits anwesend. "Salve, Aelius Quarto. Hab Dank, daß Du Zeit für mich erübrigst." Nach seiner langen Abwesenheit von Rom war es für Ursus die erste Gelegenheit, mit dem Aelier zu sprechen, dessen Rat er außerordentlich schätzte.

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