Domus Aeliana - Tablinum

  • Centho nickte und setzte sich auf eine der Klinen und machte es sich gleich etwas bequem. Immer hin stand dieser Besuch unter einem Günstigem Stern denn es war seine erste Aufwartung bei seinem Patron nach der Wahl.


    “Ich Freue mich das wir diesmal über positiveres reden können als das was man tun kann wenn man eine Wahl verloren hat. Sondern uns angenehmeren Themen zu widmen können.”


    Sagte er mit einem nicht zu über sehendem Lächeln über die Wahl. Auch wenn er noch lange nicht am Ende seines Weges wer war hier doch ein großes Stück gemeistert.

  • “Ja mein Leben scheint in die richtigen Bahne zu gelangen. Erst die Verlobung die ja schon ein Glück für sich war. Dann die Wahl auch wenn es wieder knapp war ich hatte mir eineindeutigeres Ergebnis gewünscht. Ich hoffe dir hat die Feier gefallen. Ich hatte ja ehr nichts mit der Planung zu tun.”


    Sagte Centho dann die Freude über den Wahlerfolg war ihm aber hier bei deutlich an zu sehen.


    “Ich werde jetzt sehn was mir mein Amt für neue Erfahrungen bringt, ich bin mir sicher das mich das etwas in denn Blickpunkt einiger Senatoren rücken wird.
    Aber ich hab noch ein Anliegen. Du weist das Sextus Iulius Frontinus Augur war und das seit dem kein Iulia mehr in diesem Collegium ist. Nun ich hab in letzter Zeit in der Hausbibliotheca gestöbert und einige seiner Aufzeichnungen zur Deutung von Zeichen gelesen. Ich möchte mich mehr in den Dienst der Götter stellen und würde gern diesem Collegium beitreten. Und dich als meinen Patron dazu um deinen Meinung bitten. Wenn du natürlich da gegen bist und andere Vorschläge hast bin ich bereit andere Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.”


    Natürlich war Quarto nicht sein Vater der bestimmen konnte was er zu tun und zu lassen hatte, aber es war üblich bei wichtigen Entscheidungen erst seinen Patron zu befragen. Außerdem war Quarto mehrfacher Consul und kannte sicher auch hier die richtigen Leute. Und wenn er einverstanden war wehre es für ihn leichter etwas in der Richtung zu unternehmen.

  • “Augur? Oh, nein, warum sollte ich dagegen sprechen? Wenn du dich dazu berufen fühlst, den Willen der Götter zu ergründen und fähig siehst, diese Erkenntnisse zu erlangen, und willens bist, sie zum Wohle Roms einzusetzen, dann will ich alles tun, um dir den Weg ins Collegium zu ebenen. Wenn ich es denn kann... mmmh....“
    Er tippte sich nachdenklich ans Kinn.
    “Allerdings amtieren Auguren ein Leben lang, solange sie das Amt nicht aus freien Stücken abgeben oder sich unehrenhaft verhalten und, was die Sache noch schwieriger macht, ist die Zahl der Auguren festgelegt und nur der Kaiser kann sie erhöhen.“

  • Centho nickte und war froh das Quarto ihn auch diesmal wieder unterstützen würde. Allerdings war ihm die Thematik mit dem Amt eines Augur schon bewusst und das das Collegium bereits voll besetzt war wusste er auch. Er sah nur wieder eine Möglichkeit.


    „Du weist das ich meine Energie für Volk und Senat ein setzten will. Und ich Glaube das mir die Götter dabei helfen werden. Aber ich weis das ich mich auch ihnen mehr verschreiben will und sehe darin meinen Weg vor mir liegen. Darum bitte ich dich erneut deinem Bruder zu schreiben. Es dürfte ja noch allzu gut bekannt sein das Sextus Iulius Frontinus diesem Collegium gut gedient hat und das seit seinem Tot kein Iulia mehr in diesem Collegium ist.“


    Centho hoffte das sein Patron auc diesmal wieder sein Verbindung zum Kaiser nutzen konnte. Es Könnte Jahre dauern bis ein Mitglied des Collegiums Verstarb und dieser müsste ihn dann schon vor seinem Tot als Nachfolger Vorgeschlagen haben. Und das war ein sehr schwieriges unterfangen.

  • Der Gast war schnell ins tablinum geschafft und Caius informiert worden. Er hatte gerade bei Axilla herumgesessen und ihr versichert, dass die Frisur schön genug und das Kleid wirklich hübsch war. Caius wusste ja, dass Axilla sich da ein paar Sorgen machte wegen der Gastgeberschaft und so, und ein paar verteilte Komplimente waren da bestimmt nicht fehl am Platz. Dann war Pisos Kommen angemeldet worden, und Caius schnappte sich Axilla an der Hand und zog sie direkt mit sich.


    Seite an Seite betraten sie das atrium und schwenkten dann um ins tablinum, wo man Piso hingebracht hatte.
    »Salve Pi«, grüßte Caius vielleicht eine Spur zu überschwangslos und vorsichtig. Statt seinen Freund zu umarmen, blieb er auch mit Axilla zwei Schritte vor ihm stehen und sah ihn zögerlich an.
    »Schön dass du schon...da bist«, sagte er und schob ein kurzes Lächeln hinterher. Bona Dea, was hatte er Bammel, seinem besten Freund von der Sturmhochzeit zu erzählen!

  • Piso trat ins Tablinium hinein, nachdem ihm der Weg vom Sklaven bei der Porta hingewiesen worden war. Kummerumwolkten Gesichtes trottete er durch die Domus, bis er schließlich das Tablinium erreichte, schweren Fußes. Dort angekommen, versuchte er sich einen Ruck zu geben und halbwegs normal dreinzuschauen. Und trotzdem, die geradezu überquellende Lebenslust, mit der er, wenn nicht schon Fremden, dann immer Freunden, auftrat, die war dahin. Piso wirkte eher müde. Als hätte er 3 Tage lang kein Auge zugekriegt (wird auch wohl so stimmen, wenn man drüber nachdenkt).
    Er erblickte Axilla und Archias. Was für ein Bild des Friedens sie abgaben. War das eine Art pränuptiale Verunstaltung? War wohl so. Ein wenig Bammel hatte er davor, Axilla gegenüber zu treten, vermutlich genauso viel, wie sie es selber hatte. Obwohl, Angst war ein schlechter Ausdruck. Eher Unwohlsein. Obwohl, dieses gefühl wurde relativiert von all den anderen Gedanken, die in ihm ihr Unwesen trieben.
    “Salvete...“ Er rang sich mit Müh und Not ein Lächeln ab, das aber nicht bis zu seinen Augen hinaufreichte. Und trotzdem, durch seine Worte klang eine ganz kleine Spritze Angefressenheit durch. “Ähm ja.... herzlichen Glückwunsch zur Verlobung, euch beiden... schätze ich mal.“ Und an nichts besseres konnte er denken, zu sagen. Er war schon ein toller und ganz spitzenmäßiger Politiker, dachte er sich leicht selbstmitleidig. Eines viel ihm aber auch auf. Archi wirkte ebenfalls nicht glücklich. Bereute er es vielleicht, Seiana verlassen zu haben? War eine Möglichkeit.

  • Caius knautschte Axillas Hand in seiner und ließ sie dann los, um sich mit der Hand durch die Haare zu fahren. Plötzlich wirkte er mehr nervös und schlechtgewissenhaft als alles andere. Er benetzte sich sogar mit der Zungenspitze die Lippe (was das Programm wohl perfekt machte).


    »Also Pi, hör zu...« begann er und zog eine Grimasse, bei der die Augenbrauenen einen durchgängigen Bert-Balken bildeten. Es war zwar nicht nett, aber Axille ließ er da gerade einfach mal so stehen und machte einen weiteren Schritt auf Piso zu.
    »Ich...wir... Also, ich muss dir was sagen!« verhaspelte er sich und setzte den vertrauenerweckendsten Dackelblick aller Zeiten auf.
    »Sei bitte nicht sauer oder so... Ähm.« Er sah kurz zu Axilla und dann wieder zu Piso.
    »Wir haben geheiratet. Ganz spontan! Bei den Rennen. Ich wollt ja wirklich, dass du dabei bist... Eigentlich war niemand dabei, deswegen gibt es heute auch die cena und...« Kaum ausgesprochen, ergoss sich ein Schwall aus Entschuldigungen aus Caius' Mund und über Pisos Kopf.
    »...gesagt, dass wir das trotzdem machen, das alles, und dass...hörst du mir zu?« Caius Bert-Brauen ließen seine Augen ganz traurig aussehen, als er noch mal nachhakte, ob Piso überhaupt hörte, was er sagte.

  • Leander fehlte ihr. Leander fehlte ihr furchtbar. Archias sagte zwar, dass sie wirklich toll aussah, und die Ornatrix des Hauses Aelia hatte auch wirklich was auf dem Kasten, aber... Leander hätte Axilla ganz ehrlich gesagt, wie sie wirkte, und er hätte sicher Verbesserungsvorschläge für ihre Garderobe gehabt. Er hatte gewusst, welche kleinen Accessoires ihr standen und was albern wirkte. Nur er war tot, und Axilla hatte niemanden, den sie nach sowas fragen konnte. Sie fragte Archias zwar, aber der fand irgendwie alles toll. Und das war nicht sehr hilfreich.


    So mehr als nur nervös in einem Kleid aus hellgrüner Seide ließ Axilla sich hinter ihrem Mann herziehen und betrat das Tablinum. Piso war bereits hereingeführt worden und stand nun da. Axilla begegnete seinem Blick und konnte ihre Nervosität wohl nur schwer verbergen. “Salve“, meinte sie fast eine Spur zu leise und hoffte inständig, dass sie das ganze hier heil überstehen würde.


    Da löste sich dann auch schon Archias von ihr und ging auf seinen Freund zu. Axilla blieb einfach stehen und bemühte sich, möglichst unsichtbar zu sein. Sie wusste, was Archias Piso sagen würde. Und nachdem er so komisch bei seinem Glückwunsch eben geklungen hatte, glaubte sie nicht, dass ihn das besonders freuen würde. Am liebsten wäre Axilla jetzt gerade einfach zu Nebel verpufft, um so unauffällig und unsichtbar wegzuwehen.

  • Der Flavier war schon ohne dem Käse, den Archi abließ, bedrückt. Er war es schon vorher gewesen. Jetzt auch, als er bemerkte, dass Archi ganz komisch zu herumtun anfing. Was hatte er bloß? Archi wollte sich wohl dafür entschuldigen, dass er und Axilla sich verlobt hatten. Piso hätte da wohl all seine Toleranz, in Hinblick auf ihre alte Freundschaft, aufgebracht, und hätte Archi gesagt, er sollte stecken lassen. Schließlich war es ja keine Hochzeit. Auch wenn er innerlich ziemlich erbost gewesen wäre. Aber für Archi hätte er das gemacht.
    Und dann, dann kam das.
    Pisos Mund öffnete sich, einhergehend mit dem selben Gesichtsausdruck, den ein Pankrationgymnast hatte, den man in die Eier getreten hatte. “Du... was? Wenn das ein Witz sein soll, habe ich schon bessere gehört.“ Aber Archi redete weiter, überhäufte ihn mit Entschuldigungen, jammerte, flehte... “Das... ist kein Witz... oder?“ Piso wurde kalkbleich (er hatte ja schon einiges an Erfahrung darinnen). Er blcikte zuerst auf Axilla, dann wieder auf Archi.
    Das war der Moment, in dem Piso nicht mehr an sich konnte. “Aber...“ Wie sollte er jetzt reagieren? Was sollte er jetzt tun? Archi und Pi hatten sich ihre Zukunft schon in ganz frühren Jahren ausgemalt... die Hochzeiten. Die Opferungen. Dass die Frau vom ersten, der heiraten würde, die Pronuba beim anderen sein würde. Das riesige Bankett danach. Und natürlich ein legandärer Junggesellenabschied. Alles dahin. Alles beim Orcus.
    Er presste die Lippen zusammen. Seine Augen wurden wässrig, er drückte sie mit aller Macht nieder. “Wie... wie konntest du mir das nur antun? Wie nur...? Er blickte auf, atmete gehetzt, seine Augen weiteten sich. “WIESOOOOOOOO!?“, brüllte er auf einmal, wollte schon Archi packen und ihn rütteln – doch auf halbem Wege hielt er inne und blickte auf seine schon halb geballte Faust. Er zog sie zurück, und seine Mundwinkel erreichten ihren Nadir, was das Runterhängen anging. “Hast du all das vergessen, was wir einst ausgemacht hatten? All das?“ Aus seinen Augen strahlte plötzlich eine ungewohnte, beklemmende Leere, und er ließ die Schultern sinken. Wieso nur...?“, wiederholte er sich.

  • Caius alterte direkt vor Pisos und Axillas Augen innerhalb von zwei Sekunden um sechzig Jahre. Seine Mundwinkel spiegelten eins zu eins die von Piso wieder. Caius hätte sich am liebsten irgendwo plumpsen lassen.
    »Nein«, sagte Caius bedröppelt und wagte einen Blick zu Axilla hin, bevor er Piso wieder ansah. Dem schien es die Sprache verschlagen zu haben, und Caius fühlte sich ganz arg an seinen Besuch bei Piso erinnert wegen dieser Siebenmännersache.


    »Bona Dea...heulst du etwa?« murmelte Caius gerade, als Piso schnell die Augen zumachte. Und dann zuckte er erschrocken zusammen, als Piso so brüllte, dass im Nebenraum jemandem etwas aus der Hand fiel und zu Bruch ging. Caius beäugte nur skeptisch die geballte Faust, die Piso dann wieder zurück nahm.
    »Quatsch.« Caius wuschelte sich noch mal durch die Haare und kniff die Augen zu. Natürlich hatte er das nicht vergessen! Gut, war vielleicht wirklich blöd gewesen von ihm... Aber Caius hatte eben irgendwie auch Schiss gehabt wegen der Sache mit Pi und Axila und... Er seufzte tief.
    »Gar nix hab ich vergessen. Nur... Also...« Caius wünschte sich jetzt doch, er hätte nicht darauf bestanden, dass Axilla gleich direkt dabei war, wenn er mit Piso redete. Aber wer hätte denn auch ahnen können, dass er darüber reden würde, auch noch gleich am Anfang! Caius sah zähneknirschend zu Axilla. Scheiß' drauf, sie war seine Frau!


    »Der Germ... Der...jemand hat ihren Sklaven getötet«, würgte er raus und wackelte viel sagend mit den Bert-Brauen. Piso erinnerte sich bestimmt noch an ihr letztes Gespräch bei ihm in der Hütte.
    »Und wenn du mich fragst, dann war der Sklave nicht das Ziel! Jedenfalls ist dabei, also, was passiert...« Caius streckte jetzt die Hand wieder nach Axilla aus. Er wollte sie an sich ziehen oder ihr zumindest die Hand drücken.
    »Sie...sie hat unser Kind verloren«, sagte Caius.
    »Ich wollt nicht mehr warten. Und...wie, wieso? Naja, ist doch eigentlich klar. Oder?« Caius runzelte die Stirn und sah ganz ernst aus. Vielleicht konnte Piso das alles ja irgendwie schon verstehen. Aber Caius wollte vor Axilla nicht sagen, dass er sie so schnell geheiratet hatte, um sie einfach wieder lächeln zu sehen. Ein Stück weit hatte das ja auch geklappt, und der Termin war ja auch echt egal gewesen, ob jetzt oder später.

  • Als Piso auf einmal anfing, zu brüllen, zuckte Axilla deutlich sichtbar zusammen. Sie hatte ja schon gedacht, dass er wütend sein würde, aber so sehr? Sie bereute, dass sie Archias das hier nicht allein hatte machen lassen, denn sie kam sich ganz schrecklich fehl am Platz vor. Das hier war eine Sache zwischen den beiden Männern, sie war nur Zaungast. Sie hatte hier nichts zu suchen, das mussten die beiden unter sich ausmachen. Sie sollte eigentlich gar nicht hier sein.
    Sie woltle gerade schon eine Ausrede erfinden, sich zu verabschieden und die beiden unter sich zu lassen, als Archias dann auf einmal zu ihr schaute und seine hahnebüchene Theorie nun auch Piso angedeihen ließ. Axilla stand einen Moment lang der Mund offen, als sie Archias so reden hörte. Er hatte sie nur wegen dem Überfall geheiratet? Weil er sie vor Vala in Sicherheit bringen wollte? Das war der Grund? Das?
    Ein klein wenig Zorn stieg bei diesem Gedanken in Axilla auf, die andere Gründe angenommen hatte. Dass er einfach mit ihr endlich zusammensein wollte, und nicht mehr warten wollte. Dass er nicht mehr wie mit einer Konkubine mit ihr schlafen wollte, sondern wie es sich gehörte mit seiner Frau. Dass er sie liebte, bei den Göttern! Nicht wegen Vala.


    Nun ging sie doch zwei Schritte vor, und sah sich gezwungen, doch etwas zu sagen. Das konnte sie so nicht stehen lassen. Vala hatte nichts gemacht. “Aber Vala hat doch gar nichts gemacht, Caius. Das war ein Überfall. Ein ganz normaler Überfall. Vala war ja nicht einmal in der Nähe von dem Ganzen!“ War er denn so eifersüchtig auf den Germanen, dass er ihr da so gar nicht glauben wollte?
    Und dass sie das Kind verloren hatte war auch etwas, was Axilla eher zähneknirschend realisierte. Sie hatte ja nichtmal gewusst, dass Piso von dem Kind gewusst hatte. Falls er es gewusst hatte und nicht eben jetzt erfahren hatte. Dass Archias da so mit seinem Freund drüber reden würde, das hatte axilla nicht geahnt, und sie kam sich ein wenig verraten vor. Immerhin ging es hierbei auch um ihre Ehre! Selbst wenn sie alle 3 wussten, dass es mit der nicht so weit her war. Dennoch! Am Ende glaubte Piso gar noch, das Kind wäre von ihm gewesen...

  • Ja. Heulte er jetzt etwa? Gute Frage. Er fühlte sich noch um einiges elender als vorher, und das wollte was heißen. Es war einfach zuviel für ihn, ohne dass Archi noch mit irgendwelchem Quark kam. Von wegen Heiraten. Für Piso war eine Welt zusammengestürzt. Immer hatte er gedacht, das würde so sein, dass er bei Archis Hochzeit in vordester Reihe sitzen würde. Ihm war irgendwie schlecht. Am Liebsten hätte er sich umgedreht und in eine Vase hineingekotzt.
    Stattdessen aber hörte er sich an, wie ihm jetzt um alles in der Welt Archias das erklären wollte. Dabei blickte er noch immer so unglücklich drein wie das Krümelmonster, dem man die Kekse weggenommen hatte.
    Gar nichts hatte Archias also vergessen. Nur, wieso war dann das alles so gekommen? Was sagte er da? Sklaven umgebracht?
    Gerade wollte Piso aufbrausen, dass es ihm einen verfluchten Dreck interessierte, ob ein x-beliebiger Sklave abgespeckt worden war – dann kam ihm allerdings wieder, was der aelische Hochzeitseinladungsverweigerer ihm in der Villa Flavia gesagt hatte. Ein Germane. Duccius Vala. Er steckte dahinter. Er steckte hinter dem allen.
    Und dann kam was Unerwartetes. “Euer Kind? Ihr habt also... ihr habt... und ich... was war dann mit...?“ Die Faktenlage präsentierte sich ihm so – er hatte Axilla geschwängert, jene hatte Magna Mater sei Dank das Kind erfolgreich abgetrieben (schließlich hatte Archias ihm das so erzählt), dann hatte Archias sie gehirschelt und dann hatte der Duccius sie so verwundet, dass dieses gestorben war. Aber das war doch nicht möglich. “Nach so einer kurzen Zeit kann man doch nicht feststellen, ob Axilla schwanger war... oder... aber... hat die Abtreibung nicht funktioniert?“, brachte er heraus, mit bleichem Gesicht, und blickte unsicher zwischen dem frisch erkorenen Ehepaar hin und her. Deshalb hatte Archi Axilla geheiratet? Weil er sich Sorgen um sie gemacht hatte? Und weil er sie als Ehemann besser schützen konnte, oder wie?
    Irgendwie kam ihm Seiana in den Sinn. Für Piso war noch immer unverständlich, wieso Archi sie fallen gelassen hatte. Die Decima hatte alles, was eine Dame benötigte – patrizisch sollte sie sein, und sie wäre die absolute Perfektion. Axilla hingegen... er hatte das Gefühl, sie machte für alle die Beine breit, was ihr über den Weg lief und ein Gemächt zwischen den Beinen baumeln hatte.
    “Ne, ist nicht klar...“ Piso schüttelte zwar seinen Kopf, wirkte aber schon etwas ruhiger als vorher. Zu allem Überfluss kam noch Axilla hinzu und quatschte irgendwelche Verteidigungsreden über den Germanen, die fest gegen die Meinung gingen, die Piso, und auch Archi, schon in sich etabliert hatten.
    Er schenkte ihr einen verwunderten Blick. Jetzt war sie seine Frau, verdammt, auch wenn ihm das gegen den Strich ging! Da hatte sie mit ihm gemeinsam eine Meinung zu vertreten! Er mochte sie gar nicht mehr Ernst nehmen. Irgendwie war das ganze wie eine Posse, eine üble Farce, da konnte er jetzt auch gleich gehen, wenn das so weitergehen sollte. Aber er konnte nicht. Er hatte zwei Sachen zu deponieren. Nein, jetzt mehrere.
    Piso blickte auf Archi, mit undefinierbarem Blick. “Also, war es dieser Germane oder nicht?“ Er hatte diese Charaden satt. Er blickte dann auf Axilla. “Wieso hast du keine Anzeige erstattet? Hast du denn nicht einmal den Stadtkohorten etwas gesagt? Hättest wenigstens eine Denunziation bei mir abgeben können. Sachbeschädigung, Körperverletzung, und vielleicht hätte man Mord auch noch reinpacken können.“ Das hätte ein saftiges Gewette ergeben, stellte er konsterniert fest.
    Anschließend wanderte sein Blick wieder zu Archi. “Das bedeutet jetzt, alles, was wir uns einst vorgenommen haben, für die Katz.“

  • Caius hatte es ja versucht. Wirklich. Das hatte man sogar raushören können. Aber TROTZDEM musste Axilla den wieder verteidigen, trotzdem! Und mit welchem Tonfall! Caius kniff kurz die Augen zusammen und gab sich echt Mühe, da jetzt nicht zurückzuschappen. Er sah da lieber Piso an. Und der sah zurück. Und die zwei verstanden sich, auch ohne dass Caius Axilla über den Mund fuhr oder haarklein noch mal darlegte, warum er eben doch der Meinung war, dass es der Germane gewesen war. Das lag denen eben im Blut, zumindest einigen von ihnen. Allen bestimmt nicht. Caius seufzte leise.


    »Ja, ich... Achso, das weißt du ja gar nicht. Äh, also, das hat nicht geklappt.« Caius schielte zu Axilla hin, als er das resigniert erzählte. Er hatte ihr eigentlich nicht offenbaren wollen, dass er mit Piso drüber geredet hatte. Aber er war nun mal sein bester Freund! Und mit irgendwem hatte er einfach reden müssen. Caius rubbelte sich mit den Händen kurz übers Gesicht.
    »Es war noch da. Bis dahin, jedenfalls.« Und als er das sagte, klang Caius echt kalt-wütend. Axilla wusste ja, dass er nicht dachte, dass das ihre Schuld war. Sondern die von wem anders, aber das war ihr ja auch nicht recht. Jedenfalls war Caius erstmal ein wenig verwirrt.
    »Kurze Zeit, huh?« machte er und runzelte die Stirn.
    »November ist ja nicht erst gestern gewesen?« Er hob die Schultern und ließ sie dann wieder runterfallen. War ja auch egal. Jetzt war es weg und damit mussten sie leben. Auch wenn Caius die ganzen Sachen nit weggeworfen, sondern in ein leeres Zimmer hatte karren lassen.


    Und die Verwunderung ging weiter.
    »Nicht?« fragte er dann nämlich, als Piso sagte, dass es ihm nicht klar war, warum er Axilla so schnell weggeheiratet hatte.
    »Naja, also...« Mann, selbst vor seinem Freund davon zu reden, war echt eine harte Nummer. Wo die meisten doch nichts drauf gaben.
    »Ich liebe sie halt.« Das war dann die Erklärung, schlicht und einfach. Und ja, natürlich konnte er auch so besser auf sie aufpassen (lassen)! Aber das war halt nicht der Hauptgrund. Und sie war so traurig gewesen wegen Leander. Caius knirschte mit den Zähnen. Ihm gefiel auch nicht, wie Piso Axilla ansah. Gar nicht so, als würde er sie in die nächste Ecke drängen wollen (gut, das hätte ihm auch nicht gefallen!), aber auch nicht sonderlich nett. Sondern irgendwie...skeptisch und als würde er sie nicht mögen. Was ja angesichts ihres Techtelmechtels nicht wirklich ein überzeugender Eindruck war. Piso sah Caius irgendwie komisch an.


    »Ich kann's nicht beweisen!« jammerte er dann, bevor Axilla dazu was sagen konnte.
    »Mich würde doch keiner ernst nehmen, Pi. Keiner hat die Drohung mitbekommen und keiner hat den Duccius da in der subura gesehen. Ich mein, natürlich hat den da keiner gesehen, so einer macht sich doch nicht die Finger schmutzig.« Caius seufzte entnervt und machte sich schon auf das nächste Theater von Axilla gefasst. Und selbst wenn es zu einer Anzeige gekommen wär, so wie Axilla sich da verhielt als Zeugin und Geschädigte, würde doch kein Richter des Imperiums den Germanan schuldig sprechen. Wo das Opfer doch vehement beteuerte, dass der Kerl ein Lamm war!
    »Und Axilla glaubt ja nicht, dass er's war. Hast du ja gehört.« Caius klang wieder resigniert. Ihm ging das alles so auf den Sack. Er wünschte, er hätte nicht mit Serrana darüber geredet! Jetzt musste er immer dran denken, wie sie behauptet hatte, Axilla sei in Vala verliebt (gewesen?).


    »Ach Mann, Pi. Bockmist. Wir ziehen das durch. Ich wollt heut Abend rumfragen, wer mitmachen will. Wenn du noch magst. Und wenn du willst, dass wir das nicht alleine machen.« Caius hatte inzwishcen tiefe Furchen auf dem Gesicht. Das war der Gram, und außerdem war er es einfach leid, zu streiten. Würde ja ein toller Abend werden. Axilla war ihm ja offenbar auch wieder sauer. Seine hingestreckte Hand hatte er ja unverrichteter Dinge wieder zurückgezogen. Die baumelte jetzt an seinem Körper runter.

  • Einen Augenblick lang stand Axilla nur konsterniert da. Zum einen war sie baff, dass Piso von der Abtreibung wusste, und dann zum zweiten, als Archias nichts besseres zu tun hatte, als dem aufgebrachten Flavier zu erklären, dass eben jene nicht geklappt habe. Und das mit der kurzen Zeit verstand sie ja nun überhaupt gar nicht. Und Archias offensichtlich auch nicht. Allerdings setzte der dem ganzen dann die Krone auf und verkündete auch noch, wann das Kind denn entstanden war! Warum malte er es denn nicht gleich für alle sichtbar an die Wand? Iunia Axilla hat sich bereits vor einem halben Jahr an einen damals verlobten Mann hergegeben....
    Am liebsten hätte Axilla ihren Ehemann in diesem Moment angefallen. Er redete mit Piso, als wäre sie überhaupt gar nicht da! Und dieser antwortete auch genau so, als könne Axilla nicht hören, was hier gesprochen wurde. Da war es auch nicht unbedingt tröstlich, zu hören, dass Archias sie 'halt liebte'.
    Und dann ging Piso sie auch noch direkt an. Warum sie keine Anzeige erstattet hatte. Ja, worüber denn? Dass sie angegriffen worden war und der Täter danach getötet worden war? Was hätte sie da denn bitteschön anzeigen sollen? Und Leanders Tod als Sachbeschädigung zu betiteln ließ auch einen schalen Beigeschmack zurück. Gut, als Sklave war Leander de facto eine Sache gewesen, aber.... nein, sie konnte so nicht von ihm denken. Aber noch ehe sie ihm an den Kopf knallen konnte, das sie mal lieber gegen ihn Anzeige erstattet hätte, als er sie betrunken gemacht und dann ins Bett gezerrt hatte, kam Archias auch schon dazwischen und fing schon wieder damit an, rumzulamentieren, dass sie ihm bei Vala nicht glaubte. Und schon wieder verbreitete er seine völlig haltlose These. Männer! Die hörten einem einfach nicht zu. Nein, schlimmer noch, sie behandelten einen wie Luft.
    Axilla sah zwischen den beiden hin und her, ballte die Hände so sehr zu Fäusten, dass sie zitterten und drehte sich dann mit einem wütenden Knurren einfach um. Die beiden behandelten sie wie Luft, also würde sie sich in eben selbige auflösen. Sie wollte hier nicht stehen und von beiden fertig gemacht werden, wollte nicht wieder und wieder erklären, dass Vala unschuldig und das alles nur ein Hirngespinst von Archias war. Schon gar nicht wollte sie vor einem anderen, ganz egal, wer es war, Partei gegen Archias ergreifen, aber diese Kerle ließen ihr ja gar keine andere Wahl!


    Axilla verstand nur eins, Piso mochte sie nicht leiden. Zumindest nicht als Archias Frau. Als Betthäschen war sie ihm wohl gut genug gewesen, aber nicht als Frau seines Freundes. Axilla hatte ja schon erwartet, dass es schwierig werden würde, aber das war ihr dann doch zu viel Druck auf einmal. Das wollte sie sich jetzt nicht antun. “Ich seh mal nach dem Essen“, maulte sie nur unbestimmt als Ausrede und ließ die beiden Kerle dann alleine. Archis letzten Satz bekam sie dabei gar nicht mehr mit. Zum Glück, sonst hätte sie bei dieser Wortwahl noch nachgefragt, ob er sich mit den Gästen zu einem Mord verschwören wolle. Als Iunia wusste sie, wie fürchterlich sowas enden konnte, und nicht nur aus diesem Grund hätte sie wohl sofort eingegriffen, ehe ihr Mann sich noch in etwas verrannte.

  • Archias schien nicht ganz so recht darüber erbaut zu sein, dass Axilla so herumnervelte, und Piso konnte das nachvollziehen. Es war eben deshalb, dass er sich konzentrierte, auf Archias zu blicken, und ihm zuzuhören. Und was jener sagte, trieb ihm den Schweiß auf die Stirne.
    “Nicht funktioniert?“, krächzte er. Das war ja... aber... dann wäre er Vater geworden, wenn nicht dieser Duccier gewesen wäre. Eigentlich sollte er froh sein, dass dieser Germane sich des Bastards angenommen hatte, und er sich jetzt nicht mehr mit einem ledigen Kind herumschlagen müsste. Also, was hieß herumschlagen. Es wäre an Axilla kleben geblieben. Und an Archi, der vermutlich es nie übers Herz gebracht hätte, das Kind auszusetzen, oder einfach in den Tiber zu werfen und es um sein Leben schwimmen zu lassen.
    Und dann kam der nächste Schlag. Axilla war schwanger seit... November. “November? Nein, nicht November, bei der Faun...“ Er brach mitten im Wort ab und stierte auf Archi. “Dann war das Kind... von DIR?“ Seine Augen wurden groß, als er über die Implikationen dessen nachdachte.
    Seine Erklärung, warum er Axilla geheiratet hatte, viel für Pisos Geschmack ein wenig zu dürftig aus. Er liebte sie? Bei Seiana hatte er das auch gesagt. Aber das sagte Piso nicht. Das wäre tief unter die Gürtellinie gegangen. Und trotzdem konnte er es sich nicht verkneifen, weiterzugranteln. “Hals über Kopf, ohne irgendjemanden was zu sagen... ich könnte niemanden genug lieben, als dass ich vergessen würde, dich herzuzitieren.“ Ja, er war noch immer eingeschnappt, aber er hatte keine Mordgelüste mehr. Womöglich rührte es auch daher, dass er mit Axilla heute einfach überhaupt nicht konnte. Es war fast so, als ob Piso eifersüchtig auf sie wäre.
    Archias schaltete sich dann auch ein, was den Duccier anging. Der Flavier hörte ihm aufmerksam zu, und ihm entfleuchte dann und wann ein “Mhm...“ und ein “Aha...“ Dann zog er die rechte Augenbraue hoch. “Schon seltsam, und so was läuft ungestraft herum!“ Er fragte sich, warum Axilla den Kerl verteidigte. Roch er da schon das nächste Anzeichen von Untreue? Auf jeden Fall, Archi hatte Recht, mit so einem Opfer könnte man niemanden verfolgen. Und außerdem war sie die einzige, die Anzeige erstatten konnte – und zu ihrem Glück konnte man sie leider nicht zwingen. Es war also auch für Piso jenseits aller vernünftigen Zweifeln klar, dass der Duccius da seine Finger im Spiel hatte.
    In diesem Moment drehte sich Axilla um, und lief fort, unter irgendeiner fadenscheinigen Ausrede. Piso blickte ihr kurz nach. Es war nicht so, dass er Axilla als Person nicht mochte. Sie war gebildet, ganz nett und gut im Bett. Aber... als Matrona? Als solche war sie komplett unfähig, dass sah er von weitem. Er dachte an seine Auserkorenen, wo der Gedanke an sie ihm schon einige Stunden seines Schlafes geraubt hatten. Prisca befand sich auf einem so höheren Niveau schon als Seiana, und Axilla befand sich da nochmals um einiges weiter unten. Dabei hatte sich Piso schon darauf gefreut, Seiana irgendwann als Pronuba zu haben – sie hätte dies mit der absoluten Perfektion durchgezogen, die er sich von einer Pronuba erwarten würde. Axilla würde vermutlich alles falsch herum machen, wenn sie denn überhaupt erscheinen würde, weil sie vorher noch einmal zum Duccier ins Liebesnest schlüpfte. Vielleicht speisten sich all diese Gedanken nur aus seiner Frust, dachte er sich, aber er hatte ein verdammtes Anrecht drauf, so zu denken. Die Gedanken sind frei!
    Es war aber schon ganz erleichternd, als Archi sagte, der Junggesellenabend wäre nicht abgeblasen. Aber trotzdem, ob Piso ihn mit dem selben Enthusiasmus begehen würde, den er normal gezeigt hätte? Na ja, er musste einfach genug Wein trinken, und dann wäre es schon erträglich. Ob man andere dazu einladen sollte? “Sicherlich. Zu zweit wäre es vielleicht ein bisschen langweilig. Schauen wir, wer denn sonst noch Lust hat.“
    Er seufzte und blickte gen Himmel, bevor er wieder zum Aelier schaute. “Echt, das war jetzt nur der Gipfel an dem, was mir widerfahren ist in letzter Zeit. Ist echt alles nur Kacke. Der ganze Schmarren mit den Ämtern... und ich verknalle mich hoffnungslos... und dann auch noch Seiana... uff...“, kam aus ihm zusammenhangslos heraus.

  • Caius schüttelte bestätigend den Kopf, als Piso den Fehlschlag wiederholte. Piso war irgendwie seltsam schockiert darüber, wie ihm auffiel. Aber das war ja eh egal, eigentlich, mit dem Kind. Also, es hätte keine Schande gebracht, weil er und Axilla ja jetzt eh verheiratet waren. Bestimmt hatte Piso das erst vergessen. Allerdings war sich Caius da nicht mehr ganz so sicher, als sein bester Freund die Augen aufriss und ihn gerelrecht in Grund und Boden starrte. Wie, nicht November? Welcher Faun? Wieso redete Piso nu auch von Faunen und Nymphen? Caius kniff verwirrt die Augen zusammen und vergaß dabei ganz, gehörig zerknirscht auszusehen.


    »Äh«, machte er zum Auftakt der Erkenntnis. Und dann war er selber es, der Piso in den Boden starrte, und zwar entsetzt.
    »Wen wem denn sonst? Ich mein, natürlich! Ach, du dachtest... Moment. Das dachtest du nicht wirklich....« Caius blinzelte ungläubig. Jeder Schuss ein Treffer oder wie? Caius war ja schon irgendwie baff. Und er tauschte noch einen Blick mit seiner Frau, ehe die sich wenig originell verabschiedete und davonrauschte. Caius sah ihr nach und seufzte dann tief, als sie verschwunden war. Piso plapperte derweil einfach weiter, und Caius hörte mit anderthalb Ohren hin.


    »Och Pi, es tut mir wirklich leid... Dafür, äh, also... Wir wollten eh noch Juno opfern. Magst du uns da vielleicht helfen? Du kannst das doch. Und die Hochzeit war nicht mehr als eine ganz einfache deductio in domum, das war echt alles. Wär natürlich noch toller gewesen, wenn die Blauen gewonnen hätten...« Caius zuckte mit den Schultern und sah Piso dann hoffnungsvoll an. Er war doch jetzt so ein Götterfutzi, dann würde er sich bestimmt doch besänftigen lassen mit dem Opfern. Oder? Sonst war seine spontan-gewitzte Erfindung mit der Opferei einfach umsonst.


    Caius seufzte. Wieder mal. Und sah dann nach, ob Axilla nicht vielleicht doch noch zuhörte...
    »Weißt du, das macht mich echt krank. Die Sorge, mein ich. Ich hab ihr fünf Leibwächter besorgt. Aber damit ist sie einfach nicht zufrieden! Sie redet von einem goldenen Käfig und so, und dass sie ihre Freiheit braucht. Ja Mensch, aber wenn doch sie das eigentliche Ziel war! Das versteht sie einfach nicht. Sie sagt, sie mag ihn. Und dass ernett wär!« Caius schüttelte ärgerlich den Kopf.
    »Was soll ich denn machen? Ich will sie ja auch nicht anlügen und sagen, dass ich ihr keinen mitschick, aber dann die Leute versteckt hinterher schicke. Das wär ja mies, das will ich nicht. Aber ich kann halt auch nicht überall mitgehen, ich muss ja auch arbeiten und so.« Caius wippte ahnungslos mit den Schultern und strich sich dann wieder durch die Haare.


    Zum Junggesellenabschied nickte Caius nur. War sicher witziger, mit den anderen dabei, das würden sie machen. Wär's halt ein Frischverheiratetenwillkommen. War doch egal, wie man das nannte! Caius hörte Piso dann aufmerksam zu. Die Informationen waren fast ein paar zu viel.
    »Schmarrn mit Ämtern? Und und und...wieee jetzt, verliebt? Und was ist mit Seiana?« stammelte Caius vor sich hin und sah Piso begierig an.

  • Archias begann auf einmal sehr verwundert dreinzuschauen, als ob der Flavier ihm erzählt hätte, er wäre ein lustiges grünes Männchen in einer fliegenden Untertasse. Was war jetzt bitte so seltsam? Er hatte Archias doch lang und breit erzählt, was... äh, halt. Hatte er nicht. Aber der Aelier hatte doch gesagt, dass... was hatte er eigentlich gesagt? Piso konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Nur, das wusste Piso, er hatte Archias nie explizit erzählt, was zwischen ihm und Archias‘ jetziger Frau passiert war. Nun, es wäre ja nicht passiert, wenn Archias sie schon zureichend demarkiert hätte! Also halt verlobt. Aber damals war Archias ja noch mit Seiana verlobt gewesen... das hieß also... er hatte Seiana hintergangen und ihr dann den Laufpass gegeben? Sollte es nicht andersrum sein? In ihm erwachte eine Art anwaltliches Gefühl für Seiana. Er musste sich für ihre Interessen einsetzen. Dass dies nicht ohne Preis für Seiana sein würde, war klar. Aber es dürfte sich lohnen.
    So sagte er nichts. Er schwieg nur. Archias wusste, wie die Antwort lautete.
    Noch einmal versuchte Archias sich an einer Entschuldigung, und Piso entgegenete sie ihm mit einem langen Blick. Bevor er dann seufzte. “Was getan ist, ist getan, nicht wahr? Aber trotzdem, ich verstehe es nicht, kann ich einfach nicht. Ich meine... das war so was von unmöglich von dir, das kannst du dir kaum vorstellen!“ Der Patrizier schnaufte aus und schüttelte seinen Kopf. Für ihn war Archias‘ Aktion idiotisch gewesen. Aber seine Freundschaft wollte er jetzt doch nicht aufs Spiel setzen. Nicht einfach so. Also verbiss er sich einen weiteren Kommentar und blickte nur auf den Boden. Aufs Opfer ging er erstmal gar nicht ein.
    Das Thema kam aber nun auf etwas anderes, nämlich den Germanen. Längst schon hatte Piso jegliche vernünftige Zweifel daran, dass es der Duccier gewesen war, hinter sich gelassen. “Fünf? Fünf Leibwächter? Ist ja klar, dass sie das nicht will! Und sie scheint ja auch nicht einzusehen, dass der Duccier es wieder versuchen wird! Und nein, das kannst du echt nicht machen. Damit ist eine Ehekrise schon vorprogrammiert.“ Er beugte sich etwas näher zu Archias hin. Seine Stimme wurde leiser. “Das, was ich dir einmal gesagt habe... also, dass du diesen Vala einfach aus dem Spiel nimmst... hast du dir das nochmal durch den Kopf gehen lassen? Denn das würde die Wurzeln des Problemes lösen.“ Ein Flavier dachte nie sonderlich lange nach, bevor er solche Optionen erwägte, das mochte im familiären Blut begründet sein.
    Archias schien dann aber heillos überfordert mit den Informationen, die ihm Piso gab. Der Flavier seufzte. “Also. Zuerst mal, bin ich froh, dass ich bald mit meinem Vigintivirat zu Ende bin... das schlaucht vielleicht. Weißt du, dass ich mir jetzt eine Scriba genommen habe? Bridhe heißt die. Hibernierin. Jetzt komme ich also endlich mit meinem Papierkram vorwärts.“ Er schnaufte. “Und dann ist da noch das Priesteramt... muss ständig rumhetzen und opfern. Das macht mürb, sag ich dir. Zweitens, das mit der Verliebtheit. Hast du richtig gehört. Ich habe mich verknallt.“ Er senkte seinen Blick wiederum. “Wenigstens war ich dieses Mal nicht mehr so bescheuert, mir eine Plebejerin anzulachen. Ne... ist eine Patrizierin. Ihr Name ist Aurelia Prisca.“ Seine Augen bekamen etwas von einem warmen Leuchten, als er ihren Namen aussprach. “Findest du nicht, dass der Name klingt wie der einer Blume? Hach...“ Eine Sekunde lang grinste er zufrieden, dann verzog sich sein Gesicht zu einem Ausdruck tiefster Verzweiflung. “Aber sie hat da einen Tutor, und er hasst mich! Er denkt, ich bin nciht gut genug für sie, obwohl er selber eine Flavierin als Frau hat, ich könnte putzverrückt darüber werden! Sein Name sagt dir sicher was... Aurelius Corvinus. Genau der, in dessen Villa du mit deiner Grütze rumgeschmiert hast.“ Wenn er nur an den dachte, kam ihm ja schon der Ärger. Dieser sture Heini! Sollte eigentlich verboten werden, der!
    “Und dann... was Seiana angeht... nun ja... also... Archi, lass sie sein. Ist am Besten so. Sie ist schon im mein Officium gekommen und hat sich deswegen bei mir ausgeheult. Lass sie einfach sein, ich möchte dich darum bitten.“

  • Caius machte ein bedröppeltes Gesicht. Ob schon wieder oder immer noch, wusste nicht mal er. Jedenfalls hatt er ein ganz arg schlechtes Gewissen, weil er Piso nicht noch mal extra eingeladen hatte, wenigstens zu den Rennen.
    »Das war scheiße«, kommentierte er selbst.
    »Ich mein, ich hätt dich wirklich einweihen sollen und alles.« Caius ließ die Schultern hängen. Er hatte Piso enttäuscht, und deswegen fühlte er sich schlecht. Auch wenn die Umstände eben besonders waren. Caius hoffte nur, dass Piso ihm das nicht irgendwie heimzahlen würde. Indem er ihn auf seine eigene Hochzeit nicht einlud oder sowas, obwohl er doch bestimmt pompös feiern würde.


    Piso war genauso entrüstet wie Axilla wegen der Wachengeschichte, und Caius konnte das echt nicht nachvollziehen.
    »Ja, fünf! Und? Ich mein, sie bedeutet mir halt viel. Und als Magistrat oder hohes Tier im Götterkult wirst du auch irgendwann mal mit Calatoren und Wachen und einer Traube Sklaven rumlaufen, Pi.« Caius war ja nicht ganz so auf den Kopf gefallen. Gut, für eine Frau waren fünf Wächter vielleicht eher ungewöhnlich, aber zu viel fand er das nicht!
    »Naja. Ich hab mich schon auf drei runterhandeln lassen.« Oder sowas in der Art zumindest.
    »Die hatten wir schon«, murrte er leise. Auch wenn's nicht deswegen gewesen war.
    »Ja....hab ich. Ich weiß nicht, ich will eigentlich nicht so sein wie er, Pi. Und ich müsste das Axilla sagen. Ich will sie nicht anlügen. Ich glaub kaum, dass sie das gut findet... Aber ich hab da eine andere Idee, pass auf.« Caius lehnte sich ein wenig vor und flüsterte Piso etwas zu.* Anschließend lehnte er sich zurück und betrachtete seinen langjährigen Freund.
    »Und? Was denkst du?« fragte er angespannt und wartete auf eine Reaktion.


    »Und wie, eine Pat... oh... nee« Caius bekam große Augen. Eine Aurelierin! Caius sah sich selbst von der Liste der Hochzeitsgäste streichen, wenn Piso die heiratete! Er machte ein unglückliches Gesicht.
    »Oh Pi!« Caius schüttelte den Kopf. Was musste sich der Kerl auch unglücklich verlieben! Erst eine plebejische Decima, dann eine Patrizierin, die dummerweise eine Aurelia war. Es war zum Haareraufen! Das mit dem Tutor war allerdings ein Silberstreif am Horizont. Bestimmt war das dieser Ursus, der hatte Haare auf den Zähnen. Aber Piso nannte einen anderen Namen. Seianas Patron.
    »Nicht wirklich. Aber ich weiß, dass das Seianas Patron ist. Wieso denkt der denn das? Was hast du denn gemacht?« Irgendwas musste er ja gemacht haben, überlegte sich Caius. Obwohl...so Patrizier mussten ja keinen Grund haben für ihre Launen. Da sollte einen ja nichts mehr wundern. Und im nächsten Moment war der komische Aurelier schon vergessen und Caius sah Piso kritisch an.
    »Äh...sie seinlassen?« wiederholte er.
    »Ich hab gar nichts mit ihr gemacht, seitdem ich...hmmm... Wie meinst du das, Pi? Und...Moment, und wieso war sie bei dir und hat sich ausgeheult?!«


    Sim-Off:

    * PN 8)

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